Anne Robert Jacques Turgot, baron de l’Aulne
(*
10. Mai
1727
in
Paris
; †
18. Marz
1781
ebenda; haufig auch in der Schreibung
baron de Laune
) war ein franzosischer Staatsmann und
Okonom
der
Aufklarung
, der zur vorklassischen Okonomie gezahlt werden kann. Er beschrieb die Grundzuge des
Ertragsgesetzes
, aber auch Beitrage zur
Encyclopedie
.
[1]
Jacques Turgot war der jungste Sohn von Michel-Etienne Turgot,
Prevot des Marchands
von Paris, und Madeleine Francoise Martineau. Er entstammte einem Adelsgeschlecht aus der Normandie. Ausgebildet fur die Kirche, wurde er 1749 als ?Abbe de Brucourt“ an der
Sorbonne
angenommen.
Anne Robert Jacques Turgot
Die ersten Anzeichen seines Interesses fur Okonomie finden sich in einem Brief (1749) uber das
Papiergeld
, den er an einen Kommilitonen, den Abbe de Cice, schrieb, und in dem er die Verteidigung von
John Laws
System durch den
Abbe Terrasson
widerlegte. Er mochte die Dichtung und versuchte, die Regeln der lateinischen
Prosodie
in die franzosische Poesie einzufuhren; seine Ubersetzung des vierten Buchs der
Aeneis
in klassischen
Hexametern
bezeichnete
Voltaire
als die einzige Prosaubersetzung, fur die er sich begeistern konnte.
1750 entschloss er sich, nicht die Kirchenlaufbahn einzuschlagen. Gegenuber
Pierre Samuel du Pont de Nemours
nannte er als Grund, er konne es nicht ertragen, sein ganzes Leben uber eine Maske tragen zu mussen. In den folgenden Jahren schrieb er u. a. zwei Abhandlungen
Uber die Bildung der Regierungen und die Vermischung der Volker
und
Uber die Fortschritte des menschlichen Geistes
; beide wurden erst postum im Jahr 1808 herausgegeben. Turgot wurde damit zu einem einflussreichen Vertreter eines vom Optimismus der Aufklarung getragenen Fortschrittsglaubens. 1752 wurde er Substitut des Generalprokurators, dann Parlamentsrat und 1753
Maitre des requetes
. 1754 war er Mitglied der
chambre royale
, die wahrend des Exils des Parlaments tagte; 1755 und 1756 begleitete er Gournay, damals Handelsintendant, bei seinen Touren durch die Provinzen; und 1760, wahrend er im Osten Frankreichs und in der Schweiz unterwegs war, besuchte er Voltaire, der einer seiner besten Freunde und Unterstutzer wurde. In Paris besuchte er die
Salons
, insbesondere die von
Madame Graffigny
,
Madame Geoffrin
,
Madame du Deffand
,
Madame Lespinasse
und der
Marie Louise-Elisabeth de La Rochefoucauld
, Duchesse d'Anville (1716?1797) und verkehrte dort mit den bedeutenden
Personlichkeiten der Aufklarung
.
Angeblich wollte er zu einem bestimmten Zeitpunkt die Nichte von Madame Graffigny, Mademoiselle de Ligniville (?Minette“) heiraten, die den Salon ihrer Tante nach deren Tod ubernahm,
Claude Adrien Helvetius
heiratete und als
Madame Helvetius
ihren Salon ? ab 1772 unter dem Namen ?cercle d'Auteuil“ ? fuhrte und eine lebenslange Freundin blieb. Wahrend dieser Zeit begegnete er den Fuhrern der
physiokratischen
Schule,
Francois Quesnay
und
Vincent Gournay
, und mit ihnen Dupont de Nemours, dem
Abbe Morellet
und anderen Okonomen.
In den
Salon
von Madame Helvetius fuhrte der ?Baron de l’Aulne“ Ende der 1770er Jahre den noch jungen
Pierre-Jean-Georges Cabanis
ein, den sie ?in der Folge wie einen Sohn protegierte“.
[2]
Wahrend der ganzen Zeit studierte Turgot verschiedene Zweige der Wissenschaft sowie alte und moderne Sprachen.
Im Jahr 1753 ubersetzte er die
Questions sur le commerce
von
Josias Tucker
(1713?1799) aus dem Englischen. Zur Unterstutzung der religiosen
Toleranz
schrieb er seinen
Lettre sur la tolerance
(dt. Brief uber die Toleranz) und ein
Pamphlet
,
Le Conciliateur
. Zwischen 1755 und 1756 erstellte er verschiedene Artikel fur Diderots
Encyclopedie
, und zwischen 1757 und 1760 einen Artikel
Valeurs des monnais
, wahrscheinlich fur das
Dictionnaire du commerce
des Abbe Morellet. 1759 erschien seine
Eloge de Gournay
.
Im August 1761 wurde Turgot zum Intendanten der Provinz
Limoges
ernannt, zu der einige der armsten und am hochsten besteuerten Gegenden Frankreichs gehorten; hier blieb er dreizehn Jahre. Er war bereits uberzeugt von den Theorien Quesnays und Gournays und versuchte, sie in seiner Provinz praktisch anzuwenden. Sein erster Plan war, das von seinem Vorganger Tourny begonnene Werk fortzusetzen, eine vollstandige
Landesvermessung
(
cadastre
) durchzufuhren, um zu einer gerechteren Einschatzung der
taille
zu gelangen; auf diese Weise erzielte er eine erhebliche Reduktion der von der Provinz zu leistenden Beitrage. Er veroffentlichte sein
Avis sur l’assiette et la repartition de la taille
(1762?1770), und als Prasident der Societe d'agriculture de Limoges lobte er Preise fur Aufsatze uber die Besteuerungsprinzipien aus.
Quesnay und
Mirabeau
hatten eine proportionale Steuer (
impot de quotite
) befurwortet, Turgot aber eine distributive (
impot de repartition
). Eine weitere Reform war die Ersetzung der
Corvee
durch eine in der ganzen Provinz erhobene finanzielle Steuer, wahrend der Straßenbau an Unternehmer vergeben wurde. Dadurch war Turgot in der Lage, seine Provinz mit einem guten Straßensystem auszustatten und gleichzeitig die Ausgaben fur ihre Unterhaltung gerechter zu verteilen.
1769 schrieb er sein
Memoire sur les prets a interet
anlasslich einer skandalosen Finanzkrise in Angouleme; bemerkenswert ist diese Schrift, weil darin die verzinste Verleihung von
Geld
erstmals wissenschaftlich und nicht nur von einem kirchlichen Standpunkt aus behandelt wurde. Weitere wahrend seiner Intendanz verfasste Werke waren das
Memoire sur les mines et carrieres
und das
Memoire sur la marque des fers
, in dem er gegen staatliche Regulierung und Einmischung protestierte und fur freien Wettbewerb pladierte. Zur gleichen Zeit tat er viel, um die Landwirtschaft und die ortlichen Industrien zu fordern; dazu zahlt auch die Einrichtung einer Porzellanmanufaktur. Wahrend der Hungersnot der Jahre 1770 bis 1771 legte er den Landbesitzern die Verpflichtung auf, den Armen und insbesondere den abhangigen Pachtern zu helfen. Er ließ Werkstatten und Buros grunden, um Arbeit fur die Gesunden und Hilfe fur die Gebrechlichen bereitzustellen, wahrend er gleichzeitig die wahllose Verteilung von
Almosen
verurteilte. 1770 schrieb er seine beruhmten
Lettres sur la liberte du commerce des grains
(Briefe uber den freien Handel mit Getreide), gerichtet an den Generalkontrolleur, den
Abbe Terray
. Drei der Briefe sind verschwunden, da Turgot sie spater an
Ludwig XVI.
schickte und nicht zuruckbekam; die ubrigen zeigen auf, dass freier Getreidehandel gleichermaßen im Interesse der Landbesitzer, Bauern und Verbraucher sei, und verlangen in klaren Worten die Beseitigung jeglicher Restriktionen.
Turgot Statue am
Hotel de Ville
in Paris
Turgots am besten bekanntes Werk,
Reflexions sur la formation et la distribution des richesses
hatte er 1766 angeblich fur zwei chinesische Studenten geschrieben; es erschien 1769 bis 1770 in Duponts Zeitschrift, dem
Ephemerides du citoyen
, und wurde 1776 einzeln veroffentlicht. Dupont nahm jedoch verschiedene Anderungen des Textes vor, um ihn mehr mit Quesnays Doktrinen in Ubereinstimmung zu bringen, was die Beziehungen zwischen ihm und Turgot beeintrachtigte.
Nach einer Skizzierung der Ursprunge des Handels entwickelte Turgot Quesnays Theorie, dass der Boden die einzige Quelle des Wohlstands sei, und teilte die Gesellschaft in drei Klassen, die produktive oder landwirtschaftliche, die Handwerkerklasse, und die Klasse der Landbesitzer. Nach einer Diskussion der Evolution der verschiedenen Anbaumethoden, der Natur von Tausch und Tauschhandel, Geld sowie der Funktion von
Kapital
, stellte er die Theorie des ?impot unique“ vor, nach der nur der Nettogewinn aus dem Land besteuert werden solle. Außerdem verlangte er die vollige Freiheit von Handel und Industrie.
Seine Ernennung zum Minister verdankte er
Maurepas
, dem ?Mentor“ Ludwigs XVI., dem er vom Abbe Very empfohlen worden war, einem gemeinsamen Freund. Seine Ernennung zum Marineminister im Juli 1774 traf auf allgemeine Zustimmung und wurde von den
philosophes
mit Enthusiasmus begrußt. Einen Monat spater, am 24. August, wurde er zum Generalkontrolleur der Finanzen ernannt. Seine erste Handlung war, dem Konig eine Darlegung seiner Handlungsprinzipien vorzulegen: ?kein Bankrott, keine Steuererhohung, keine Verschuldung“. Turgots Politik angesichts der verzweifelten finanziellen Lage war es, in allen Bereichen strenge Sparsamkeit durchzusetzen. Alle Ausgaben mussten dem Generalkontrolleur zur Genehmigung vorgelegt werden, eine Reihe von
Pfrunden
wurde beseitigt und ihre Besitzer entschadigt, der Missbrauch der ?acquits au comptarit“ wurde angegangen, wahrend Turgot personlich beim Konig gegen die verschwenderische Vergabe von Stellen und Pensionen Einspruch einlegte. Er erwog auch eine tiefgehende Reform der ?ferme generale“, begnugte sich aber fur den Anfang mit bescheideneren Ansatzen: er erzwang bestimmte Bedingungen fur neugeschlossene Pachtvertrage, wie effizienteres Personal; er schaffte den Missbrauch einer bestimmten Art von Pensionen (
croupes
) ab, eine Reform, die Terray vermieden hatte, als er herausfand, wie viele Personen in hohen Positionen daran ein Interesse hatten; bestimmte Pachtvertrage wurden aufgelost. Er bereitete auch ein regulares Budget vor.
Durch Turgots Maßnahmen gelang es, das Staatsdefizit betrachtlich zu reduzieren. Die Kreditwurdigkeit des Staates nahm zu, so dass Turgot 1776, kurz vor seinem Sturz, mit hollandischen Bankiers Kredite zu 4 % aushandeln konnte. Dennoch war das Defizit immer noch so hoch, dass er seinen Hauptplan nicht realisieren konnte, die indirekte Besteuerung durch eine einzige Landsteuer zu ersetzen. Frankreichs Beteiligung am amerikanischen Revolutionskrieg lehnte er aus okonomischen Grunden ab, konnte sich aber nicht durchsetzen.
Turgot wollte zunachst den freien Getreidehandel durchsetzen, aber seine am 13. September 1774 unterschriebene Verfugung dazu stieß sogar beim conseil du roi auf energische Opposition. In der Praambel des Edikts fasst er seine Thesen popular zusammen, so dass ?selbst ein Dorfrichter sie seinen Bauern erklaren konne“. Die Ablehnung war heftig. Turgot wurde von denen gehasst, die unter dem Regime Terrays von Spekulationen mit Getreide profitiert hatten, darunter auch die Konigsfamilie. Zudem war der Getreidehandel in den Jahren zuvor ein Lieblingsthema der Salons gewesen. Der dort beliebte italienische Diplomat und Okonom
Ferdinando Galiani
, Gegner der Physiokraten, hatte eine zahlreiche Anhangerschaft. Die Opposition wurde verstarkt durch Linguet und
Jacques Necker
, der 1775 sein
Essai sur la legislation et le commerce des grains
veroffentlichte. Aber Turgots schlimmster Feind war die Missernte 1774, die im folgenden Winter und Fruhjahr zu einem leichten Preisanstieg fur Brot fuhrte. Im April kamen in
Dijon
Unruhen auf, und Anfang Mai fand der so genannte ?
Mehlkrieg
“ (frz.
guerre des farines
) statt. Wegen ihrer sorgfaltigen Organisation kann man diese Aufstande als eine erste Probe der Franzosischen Revolution sehen. Mit Unterstutzung des Konigs gelang Turgot die Niederschlagung der Aufstande. Seine Position wurde vom Eintritt
Malesherbes
in das Kabinett gestarkt (Juli 1775).
Schon langere Zeit hatte Turgot seine beruhmte ?Six Edits“ vorbereitet, die er im Januar 1776 dem conseil du roi vorlegte. Von den sechs Edikten waren vier von geringer Wichtigkeit. Die beiden, die heftigen Widerstand erregten, waren das Edikt zur Beseitigung der
Corvees
und das zur Aufhebung des Zunftzwangs. In der Praambel zu letzterem verkundete Turgot die Abschaffung der Privilegien und die Unterwerfung aller drei Stande unter die Besteuerung; der Klerus wurde auf Bitten Maurepas’ davon ausgenommen. Im Vorwort der Verfugung uber die
Zunfte
betonte er das Recht fur jedermann, ohne Einschrankungen in jedem Beruf zu arbeiten. Er erreichte die Registrierung aller sechs Edikte durch das
Lit de justice
am 12. Marz, aber zu dieser Zeit hatte er fast jeden gegen sich. Seine Angriffe auf die Privilegien hatten ihm den Hass des Adels und der Parlamente eingetragen, seine versuchten Reformen des koniglichen Haushalts den des Hofs, seine Plane zum Freihandel den der Finanziers, seine Ansichten uber die Toleranz den des Klerus, und sein Edikt uber die Zunfte den der reichen Bourgeoisie von Paris. Die Konigin hatte eine Abneigung gegen ihn, weil er sich gegen die Verschwendungssucht zugunsten ihrer Gunstlinge wendete, und bei Madame de Polignac hatte er auf ahnliche Weise Anstoß erregt.
Trotzdem hatte alles gutgehen konnen, wenn Turgot wenigstens das Vertrauen des Konigs behalten hatte. Der Konig konnte aber nicht daruber hinwegsehen, dass Turgot bei den anderen Ministern keinen Ruckhalt hatte. Sogar sein Freund Malesherbes dachte, dass er zu ubersturzt handele; uberdies hatte er selber schon resigniert und dachte daran, zuruckzutreten. Die Entfremdung von Maurepas schritt fort. Ob wegen seiner Eifersucht auf Turgot, wegen dessen Einfluss auf den Konig oder wegen der naturlichen Unvereinbarkeit ihrer Charaktere, jedenfalls neigte er dazu, Partei gegen Turgot zu ergreifen. Die Versohnung zwischen ihm und der Konigin zu dieser Zeit trug dazu bei, dass er von nun an ein Werkzeug der Polignac-Clique und der
Choiseul
-Partei war. Ebenfalls zu dieser Zeit erschien ein Pamphlet,
Le Songe de M. Maurepas
, mit einer bitteren Karikatur Turgots, das allgemein dem Comte de Provence (
Ludwig XVIII.
) zugeschrieben wird.
Vor einem Bericht uber die Umstande von Turgots Fall seien hier kurz seine Ansichten uber das Verwaltungssystem zusammengefasst. Wie die
Physiokraten
war er ein Anhanger des
aufgeklarten politischen Absolutismus
, und er erwartete vom Konig, alle Reformen durchzufuhren. Er lehnte jegliche Einmischung der Parlamente in die Gesetzgebung ab, da sie keine Kompetenz außerhalb der Justiz hatten. Er erkannte die Gefahr einer Wiedereinberufung des alten Parlaments, konnte sich aber schwerlich dagegen wenden, da er mit der Entlassung Maupeous und Terrays verbunden war; er scheint dessen Macht auch unterschatzt zu haben. Er war gegen die Einberufung der
Generalstande
, wie sie von Malesherbes vorgeschlagen wurde (6. Mai 1775), moglicherweise weil die beiden privilegierten Stande darin zu viel Macht haben wurden. Sein eigener Plan findet sich in seinem
Memoire sur les municipalites
, das dem Konig informell eingereicht wurde.
In dem von Turgot vorgeschlagenen System sollten nur Landbesitzer die Wahlerschaft bilden, wobei keine Unterschiede zwischen den Standen gemacht werden sollten. Die Mitglieder der Stadt- und Landmunizipalitaten sollten die Reprasentanten fur die Bezirksmunizipalitaten, diese die Provinzmunizipalitaten, und diese wiederum die ?Municipalite generale“ wahlen. Diese sollte keine legislative Macht haben, sondern sich nur mit der Steuerverwaltung befassen. Damit sollte ein ganzes System fur die Ausbildung und Armenfursorge verbunden sein. Ludwig XVI. schreckte davor zuruck, weil es ein zu großer Schritt ins Unbekannte gewesen ware, und solch ein fundamentaler Meinungsunterschied zwischen Konig und Minister musste zwangslaufig fruher oder spater zu einem Bruch fuhren. Turgots einzige Wahlmoglichkeit bestand allerdings darin, an Details des bestehenden Systems herumzubasteln oder eine vollige Revolution herbeizufuhren; sein Angriff auf die Privilegien, der im Zusammenspiel eines popularen Ministers und eines starken Konigs hatte durchgefuhrt werden konnen, musste jedenfalls Teil eines effektiven Reformplans sein.
Die unmittelbare Ursache fur Turgots Sturz ist zweifelhaft. Einige sprechen von einem Komplott, von gefalschten Briefen mit Angriffen auf die Konigin, die dem Konig als Turgots vorgezeigt wurden; von einer Reihe von Notizen uber Turgots Budget, angeblich von Necker ausgearbeitet, um dem Konig die Unfahigkeit Turgots zu zeigen. Andere schreiben seinen Sturz
Marie-Antoinette
zu; zweifellos hasste sie Turgot dafur, dass er
Vergennes
bei der Abberufung des
duc de Guines
von seinem Botschafterposten in London unterstutzt hatte. Fur dessen Angelegenheit war die Konigin auf Veranlassung der
Choiseul
-Clique leidenschaftlich eingetreten. Wieder andere sprechen von einer Intrige
Maurepas
’. Beim Rucktritt von
Malesherbes
(April 1776), den Turgot durch den Abbe Very ersetzen wollte, schlug Maurepas dem Konig einen unfahigen Mann namens Amelot als Nachfolger vor. Als Turgot das horte, schrieb er einen entrusteten Brief an den Konig, in dem er ihm vorwarf, ihn nicht sehen zu wollen; in energischen Worten wies er auf die Gefahren eines schwachen Ministeriums und eines schwachen Konigs hin; und er beklagte sich bitterlich uber Maurepas’ Unschlussigkeit und seine Abhangigkeit von Hofintrigen. Diesen vertraulichen Brief soll der Konig Maurepas gezeigt haben, dessen Abneigung gegen Turgot sich dadurch noch verstarkte. Bei all diesen Feinden war Turgots Sturz letztlich sicher; er wollte aber vor seinem Rucktritt noch lang genug im Amt bleiben, um seine Reform des koniglichen Haushalts zu beenden. Dies wurde ihm jedoch nicht erlaubt, stattdessen wurde er am 12. Mai aufgefordert, seinen Rucktritt einzureichen. Er zog sich nach
La Roche-Guyon
zuruck, dem Schloss der Herzogin von Anville, kehrte dann aber nach Paris zuruck, wo er den Rest seines Lebens mit wissenschaftlichen und literarischen Studien verbrachte, nachdem er 1777 zum Vizeprasidenten der
Academie des inscriptions et belles-lettres
gemacht worden war.
Turgot setzte sich fur die ?naturlichen Rechte“ der Burger ein, uber die diese aufgrund des ?Naturgesetzes“ verfugen.
August Oncken
lehnte Turgot als schlechten
Physiokraten
ab, wahrend
Leon Say
ihn als Grunder der modernen politischen Okonomie betrachtete, der sich im 19. Jahrhundert trotz seines Scheiterns im 18. Jahrhundert durchgesetzt habe. Als Staatsmann ist er sehr verschieden eingeschatzt worden, es herrscht aber allgemein Ubereinstimmung, dass eine große Anzahl von Reformen und Ideen der
Revolution
auf diesen
Aufklarer
zuruckgehen.
1999 wurde der
Asteroid
(10089) Turgot
nach ihm benannt.
- Reflexions sur la formation et la distribution des richesses
- Œuvres de Turgot et documents le concernant.
Mit Biographie und Anmerkungen von Gustave Schelle, Bd. 5, Paris 1913?1923 (Reprint Glashutten 1972)
- Uber die Fortschritte des menschlichen Geistes
(1750), hrsg. von
Johannes Rohbeck
und
Lieselotte Steinbrugge
, Frankfurt am Main 1990 (stw 657)
- Betrachtungen uber die Bildung und Verteilung des Reichtums
(1766), hrsg. von
August Skalweit
, Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann 1946
- Betrachtungen uber die Bildung und Verteilung der Reichtumer
(1770), hrsg. von
Marguerite Kuczynski
, Berlin: Akademie-Verlag 1981
- Die Ordnung der Geschlechter. Die Wissenschaften vom Menschen und das Weib 1750?1850
. von
Claudia Honegger
, Campus, Frankfurt am Main 1991,
ISBN 3-593-34337-1
, S. 63,153.
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Publications de la Faculte de droit et des sciences economiques de Limoges
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Turgot and the Encyclopedie.
In:
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Recherches sur Diderot et sur l'Encyclopedie Annee (1990) Volume 8 Numero 8 p. 118
- ↑
Die Ordnung der Geschlechter. Die Wissenschaften vom Menschen und das Weib 1750?1850
. von
Claudia Honegger
, Campus, Frankfurt am Main 1991,
ISBN 3-593-34337-1
,
ISBN 978-3-593-34337-2
, S. 153.