Anna Maria von Baden-Durlach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Anna Maria Markgrafin von Baden-Durlach (allegorische Portratminiatur von Friedrich Brentel , 1645)

Anna Maria von Baden-Durlach (* 29. Mai 1617 in Straßburg ; † 17. Oktober 1672 in Basel [1] ) war eine kunstlerisch tatige Tochter des Markgrafen Georg Friedrich von Baden . Sie beschaftigte sich mit Dichtung , Malerei , Zeichnung und Scherenschnitt .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anna Maria von Baden-Durlach war eine Tochter des Markgrafen Georg Friedrich von Baden aus seiner zweiten Ehe mit Agathe geb. zu Erbach. Nach dem fruhen Tod ihrer Mutter (1621) wuchs sie unter der Fursorge ihrer ?getreuen Starschedelin “ im markgraflichen Drachenschloss an der Ill in Straßburg auf. Ahnlich wie ihre jungere Schwester Elisabeth erhielt sie eine grundliche Erziehung, obwohl dies zu der Zeit stattfand, als sich der Dreißigjahrige Krieg zuspitzte. Sie besaß eine dichterische und kunstlerische Begabung und recht fruh begann sie, zu dichten und zu malen, wovon ihr Nachlass zeugt. [1]

Karl Obser (1935) zufolge war ihre Dichtung beeinflusst von der Straßburger ?Aufrichtigen Gesellschaft von den Tannen“. [1] Sie schrieb Gedichte und Spruche, die sich mit Geschick der damals ublichen Form bedienten. ?Sie sind frei von barockem Schwulst und bringen ihre lehrhafte Weisheit und ihren schlicht-frommen Sinn auf gefallige Art zum Ausdruck. Das poetische Element ist gering, aber die gottergebene Lebensbetrachtung findet und spendet Trost.“ Einige Beispiele der Uberschriften konnen ihre moralische Absicht und die Lebenserfahrung veranschaulichen: Der Zorn ist ein Ubel aller Ubel , Ein treuer Freund ist ein großer Schatz , Lob der Demut , Gedanken von der Ewigkeit , Schonheit vergeht, Tugend besteht . [2]

Anna Maria von Baden-Durlach schrieb auch ein großeres Gedicht uber den schwedischen Konig Gustav Adolf (1647) und eine reizende Bukolika auf ?des Herren President Selmmitzen Feldgut zu Berghausen“. [3] Sie ubersetzte ferner Gedichte aus dem Italienischen und Franzosischen, schrieb Gelegenheitsgedichte zu Namenstagen, Geburts- und Todesfallen und unternahm dramatische Versuche. Ihr literarisches Schaffen wurde zu ihren Lebzeiten nicht veroffentlicht. Eine handschriftliche Sammlung ?Anna Markgrafin zu Baden und Hochberg. Etliche teutsche Reimen-Gedichte, von welchen der Anfang in dem Namen Gottes zu Basel ist gemachet worden. Anno 1647“ befindet sich bei dem Generallandesarchiv Karlsruhe , viele Proben (112 kurze Gedichte) daraus druckte Karl Zell (1842) [4] ab. [2]

Nach Hans Rott (1917) durfte ihr Lehrer auf dem Gebiet der Malerei der 1648 auf dem Baden-Durlacher Hof und spater in Frankfurt a. M. tatige Johan Ludwig Pfannenstiel ? er widmete ihr spater ein Schabkunstblatt Maria mit Christi Leichnam ? oder der um 1630 in Straßburg lebende Isaias Rumpler ? auf seinen Tod dichtete Anna Maria Verse ? gewesen sein. [5] Wahrscheinlicher ist jedoch die Annahme Karl Obsers, dass dieser Lehrer Friedrich Brentel oder zumindest einer seiner Schuler aus seiner Werkstatt war. Es gibt eine unsignierte allegorische Portratminiatur Anna Marias, die aufgrund des Vergleichs mit signierten Werken Friedrich Brentels ganz sicher ihm zuzuschreiben ist. Anna Marias Arbeiten erinnern auch an die von Friedrich Brentel, obwohl sie in der Technik und dem Ausdrucksvermogen das Niveau von seinen Arbeiten bei weitem nicht erreichen. [1] Unter ihren Arbeiten gibt es Rotel- , Tusch- und Federzeichnungen , Portrats, Pausen (d. h. manuell auf Transparentpapier erzeugte Kopien) nach niederlandischen Vorlagen, Tier- und Blumendarstellungen. Ihre Arbeiten verschenkte sie in der Regel an Familienangehorige oder Freunde. [5]

Anna Maria von Baden-Durlach war eng mit ihrer jungeren Schwester Elisabeth verbunden, die ebenfalls kunstlerisch tatig, aber weniger begabt war. Sie arbeiteten an vielen Dingen gemeinsam. Anna Maria unterhielt Kontakte zu zahlreichen Kunstlern. Auf dem Gebiet des Scherenschnitts leistete sie Beachtenswertes. Nachdem sie die Jugend in Straßburg verbracht hatte, lebte spater abwechselnd im markgraflichen Hofen in Basel und in Straßburg. Sie blieb unverheiratet. [1]

Sie starb zwar in Basel, wurde aber in Pforzheim am 1. November 1672 beerdigt.

Anmerkungen und Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b c d e Karl Obser: Oberrheinische Miniaturbildnisse … , S. 16.
  2. a b W. E. Oestering: Geschichte der Literatur in Baden , S. 63/64.
  3. Hans Rott: Kunst und Kunstler … , S. 78.
  4. Karl Zell: Furstentochter des Hauses Baden , S. 59ff; siehe auch S. 47ff.
  5. a b Hans Rott: Kunst und Kunstler … , S. 77.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Karl Obser : Oberrheinische Miniaturbildnisse Friedrich Brentels und seiner Schule . In: ?Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins“, Karlsruhe: Braun 1935, S. 1?25.
  • Hans Rott : Kunst und Kunstler am Baden-Durlacher Hofe bis zur Grundung Karlsruhes , Karlsruhe: Muller 1917.
  • Wilhelm Engelbert Oestering : Geschichte der Literatur in Baden. Ein Abriß, I. Teil, Vom Kloster bis zur Klassik . In: ?Heimatblatter Vom Bodensee zum Main “, 36, Karlsruhe: Muller 1930, S. 3?102.
  • Jakob Franck Elisabeth, Markgrafin zu Baden . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 12?14.
  • Karl Zell : Furstentochter des Hauses Baden. Eine geschichtliche Darstellung zur Feier der Vermahlung … der Prinzessin Alexandrine von Baden mit … dem Erbprinzen Ernst von Sachsen-Koburg-Gotha , Karlsruhe: Braun 1842.
  • Johann Christian Keck : Angst und Trost der Christen, Bey der Durchlauchtigsten Furstin, Prinzessin Annae, Marggraffin … zu Baden und Hochberg, … zu Pforzheim den 1. November 1672 vollbrachter Bestattung , Durlach 1672 Digitalisat bei der Badischen Landesbibliothek .