Andrew Murray
(auch
Andrew Moray
; † November
1297
) war ein
schottischer
Adliger und Militar. Er war einer der wichtigsten Fuhrer der Schotten zu Beginn des
Ersten Schottischen Unabhangigkeitskriegs
.
Andrew Murray entstammte der Familie
Murray
, einer ursprunglich aus
Flandern
stammenden Adelsfamilie, die aber seit der Mitte des 12. Jahrhunderts im nordschottischen
Moray
lebte. Er war ein Sohn seines gleichnamigen Vaters
Andrew Murray
, der als
Lord of Petty
Besitzungen bei
Inverness
sowie
Avoch Castle
auf
Black Isle
besaß.
Gipfel des Ormond Hill, wo sich einst Avoch Castle, der Sitz von Murrays Vater befand
Als es 1296 zum Krieg zwischen
England
und Schottland kam, gehorte Andrew Murray wie sein Vater und sein Onkel Sir
William Murray le Riche, Lord of Bothwell
, dem schottischen Heer an, das am 27. April in der
Schlacht bei Dunbar
geschlagen wurde. Sowohl der altere wie auch der jungere Andrew Murray gerieten in englische Gefangenschaft. Wahrend sein Vater als Angehoriger einer einflussreichen Familie im Tower of London inhaftiert wurde, wurde der jungere Andrew Murray nach
Chester
gebracht und gefangen gehalten.
[1]
Vermutlich im Winter von 1296 bis 1297 konnte er der Gefangenschaft entkommen und kehrte nach Moray zuruck.
In Schottland hatte der englische Konig
Eduard I.
nach seinem Sieg den schottischen Konig
John Balliol
zur Abdankung gezwungen und selbst die Herrschaft ubernommen. Die strenge englische Herrschaft fuhrte jedoch in ganz Schottland zu wachsendem Widerstand. Obwohl Murrays Vater noch in englischer Gefangenschaft war, ubernahm Murray Anfang 1297 die Fuhrung des Widerstands in Nordschottland
[2]
und rief die Vasallen seines Vaters zum Kampf gegen die Englander auf.
[3]
Im Mai 1297 versuchte er, zusammen mit den Burgern von Inverness
Urquhart Castle
zu erobern, doch der Angriff scheiterte.
[4]
Nach diesem Ruckschlag hatte er wahrend der nachsten Monate mehr Erfolg. Er fuhrte gegen die von englischen Besatzungen gehaltenen Burgen in Moray einen Kleinkrieg. Bei seinen standigen Angriffen nutzte er geschickt das unwegsame Gelande aus,
[5]
so dass die Burgen bald isoliert waren und die Englander die Kontrolle uber die Region verloren. Uber den genauen Ablauf von Murrays Rebellion gibt es allerdings keine genauen Angaben, doch der Aufstand weitete sich rasch auf weitere Regionen in Nordschottland aus. Dem englischen Statthalter in Schottland,
John de Warenne, 6. Earl of Surrey
, und
Hugh de Cressingham
, dem eigentlichen Leiter der englischen Verwaltung, gelang es nicht, die Rebellion niederzuschlagen. Zahlreiche schottische Magnaten wie
John Comyn, Lord of Badenoch
und
John Comyn, Earl of Buchan
, die angeblich dem englischen Konig die Treue geschworen hatten, verhielten sich ebenfalls zuruckhaltend und kampften nicht gegen die Rebellen, so dass diese bis August 1297 die wichtigsten Burgen in Nordschottland wie
Elgin
,
Banff
und
Inverness
erobern konnten.
Murrays Erfolge in Nordschottland wurden durch die Erfolge von
William Wallace
erganzt, der unabhangig von Murray zum Fuhrer einer Rebellion in Sudschottland geworden war. Als der Earl Warenne und Cressingham endlich ein englisches Heer nach Norden fuhrten, um die Rebellion niederzuschlagen, vereinigten die beiden Rebellenfuhrer vermutlich Ende August 1297 ihre Streitkrafte, die vor allem aus Fußsoldaten bestanden. Gemeinsam wollten sie dem englischen Heer entgegenzutreten. Am 11. September 1297 konnte das von Murray und Wallace zusammen gefuhrte, diszipliniert kampfende schottische Heer dem englischen Heer in der
Schlacht von Stirling Bridge
eine schwere Niederlage beibringen.
[6]
Sowohl die englischen Ritter wie auch die englischen Fußsoldaten erlitten schwere Verluste. Unter den Toten befand sich auch Cressingham, doch auch Murray erlitt in der Schlacht schwere Verletzungen.
Welche Rolle er angesichts seiner Verwundungen nach der Schlacht noch spielte, ist unklar. Er und Wallace bezeichneten sich in einem am 11. Oktober 1297 datierten Brief an die Burgermeister von
Hamburg
und
Lubeck
als Kommandanten des schottischen Heeres.
[7]
Dennoch hatten sie dank ihres militarischen Erfolges faktisch die Rolle der
Guardians of Scotland
ubernommen, die nach dem Tod von Konig
Alexander III.
1286 die Regentschaft gefuhrt hatten. Vor November 1297 gaben sie an, mit Zustimmung der
Community of the Realm
, der Vertretung der Magnaten und Pralaten, zu handeln.
[8]
In einem am 7. November datierten Schutzbrief fur das nordenglische Kloster
Hexham
werden Wallace und Murray wieder als militarische Fuhrer tituliert. Dabei gaben sie stets an, dass sie im Namen des abgesetzten Konigs John Balliol handelten.
[9]
Wahrscheinlich nahm Murray aber aufgrund seiner Verletzungen nicht an den Raubzugen teil, die im Oktober und November von Wallace nach Nordengland gefuhrt wurden. Danach wird Wallace als alleiniger Kommandant des schottischen Heeres erwahnt, so dass Murray vermutlich im November, spatestens vor Ende des Jahres an seinen Verletzungen gestorben war.
[10]
Seine Frau, deren Name unbekannt ist, bekam im nachsten Fruhjahr einen
postum
geborenen Sohn, der ebenfalls
Andrew
getauft wurde.
- ↑
Geoffrey W. S. Barrow:
Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland
. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 105.
- ↑
Ranald Nicholson:
Scotland. The Later Middle Ages (The Edinburgh History of Scotland, Bd. II)
Oliver and Boyd, Edinburgh 1974,
ISBN 0-05-002038-2
, S. 54.
- ↑
Norman Reid:
The Kingless Kingdom: The Scottish Guardianships of 1286?1306
. In:
The Scottish Historical Review
, Band 61 (1982), S. 108
JSTOR
:
25529476
- ↑
Geoffrey W. S. Barrow:
Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland
. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 122.
- ↑
Ranald Nicholson:
Scotland. The Later Middle Ages (The Edinburgh History of Scotland, Bd. II)
. Oliver and Boyd, Edinburgh 1974,
ISBN 0-05-002038-2
, S. 55.
- ↑
Geoffrey W. S. Barrow:
Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland
. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 126.
- ↑
Geoffrey W. S. Barrow:
Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland
. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 128.
- ↑
Norman Reid:
The Kingless Kingdom: The Scottish Guardianships of 1286?1306
. In:
The Scottish Historical Review
, Band 61 (1982), S. 109
JSTOR
:
25529476
- ↑
Geoffrey W. S. Barrow:
Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland
. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 129.
- ↑
Geoffrey W. S. Barrow:
Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland
. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 125.