Andrea Mantegna
(*
1431
auf der Isola Mantegna, fruher
Isola di Carturo
, bei
Piazzola sul Brenta
; †
13. September
1506
in
Mantua
) war ein
italienischer
Maler
und
Kupferstecher
. Seine Malerei ist von der Auseinandersetzung mit Werken der
Bildhauerei
, insbesondere des
toskanischen
Bildhauers
Donatello
, beeinflusst.
[1]
Neben seinem Schwager
Giovanni Bellini
war er als Schuler
Francesco Squarciones
der bedeutendste Maler der oberitalienischen
Fruhrenaissance
. Er war Sohn eines Tischlers, stammte aus einfachen, landlichen Verhaltnissen, interessierte sich aber bereits fruh fur die Bildwerke der Antike. Er musste in seiner fruhen Jugend als Viehhirt arbeiten, wurde aber schon im Alter von zehn Jahren als
Waise
[2]
wegen seines Zeichentalents in die Malerschule von Francesco Squarcione in
Padua
aufgenommen, wo er sieben Jahre lang lernte, unter anderem das Zeichnen von antiken Statuen. Sein erstes Werk war ein großes Altarblatt in der
Kirche der heiligen Sophia zu Padua
. Nach einem Zerwurfnis, bedingt durch Eifersucht und Hass, trennte sich Mantegna im Jahr 1447 von seinem Lehrmeister.
Bedeutend fur seinen spateren Werdegang war die Zusammenarbeit mit
Nicolo Pizzolo
(um 1420?1453), einem Gehilfen
Donatellos
an den Fresken der
Cappella Ovetari
in der
Kirche der Eremitani
in Padua (1448?1457). 1449 war er am Hof von
Ferrara
, wo er Werke
Rogier van der Weydens
und
Piero della Francescas
kennenlernte. 1452 kehrte er nach Padua zuruck, um seine Arbeiten an der
Lunette
in der
Basilika des Heiligen Antonius in Padua
zu beenden. 1453 heiratete er Nicolosia Bellini, die Schwester
Giovanni Bellinis
.
Ab 1456 bemuhte sich Markgraf
Luigi III. Gonzaga
von Mantua, Mantegna nach Mantua zu holen. 1456 ernannte er ihn zu seinem Hofmaler. Mantegna blieb danach in den Diensten der Markgrafen von Mantua, ungeachtet seiner Tatigkeiten in
Florenz
,
Pisa
und 1488/89 in
Rom
. Nach Rom wurde Mantegna vom Papst
Innozenz VIII.
berufen, um im
Belvedere
zu malen.
Mantegnas Werk hatte erheblichen Anteil daran, dass die eher unbedeutende Stadt Mantua zu einem Zentrum der bildenden Kunst wurde. Hier eroffnete er eine eigene Malschule. Fur den
Palazzo Ducale
malte er den
Großen Triumph des Julius Casar
(1484?1492), neun großformatige Gemalde, die ab 1506 im Palast San Sebastiano in Mantua untergebracht waren.
[3]
1629 gelangten sie in den Besitz von Konig Karl I. von England,
[4]
seitdem befinden sie sich im
Hampton Court Palace
.
[5]
Mantegna hatte drei Sohne, die ebenfalls Maler wurden, sie gestalteten unter anderem die Kapelle, in der ihr Vater begraben wurde.
Unter Mantegnas Schulern sind
Correggio
und
Raibolini
die beruhmtesten.
Mantegnas Grab befindet sich in der
Basilika Sant’Andrea
in Mantua.
Mantegna gilt als der eigentliche Vollender des von der
Florentiner Schule
aufgestellten Kunstideals: Die Figuren sind monumental, streng, voller Ernst und Wurde; die Gegenstande und Raumbegrenzungen sind in scharfer Zeichnung und mit bewusst angewandten perspektivischen Mitteln (auch oft ubertrieben) dargestellt. Die Farben sind oft hart aneinandergesetzt, das Korperliche in seiner Plastik stark herausgearbeitet, wobei besonders die Anatomie des nackten Korpers prononziert gezeichnet wird. Die Bindung an die Antike zeigt sich besonders stark in der statuarischen Gelassenheit der Figuren, auch findet man Darstellungen antiker Bildteile oder Architekturen in seinen Werken.
Außer den Fresken in der
Eremitani-Kirche
in
Padua
, mit
Darstellungen aus dem Leben des Heiligen Jakobus
und der
Himmelfahrt Maria, begleitet von
Putten
,
gehort zu seinen Hauptwerken der
Hochaltar von San Zeno
in
Verona
(1456?1459), wo zum ersten Mal in der oberitalienischen Kunst der Bildtypus der
sacra conversazione
dargestellt wurde. Sein Hauptwerk aus seiner Zeit in
Mantua
ist die Ausmalung der
Camera degli Sposi
im
herzoglichen Palast zu Mantua
(
Castello di San Giorgio,
1465?1474): Diese ist die erste illusionistische Raumdekoration mit einem Deckenbild, das einen Durchblick in einen freien Raum vortauscht. Auch schuf Mantegna hier das erste Gruppenportrat.
Ausgezeichnet waren auch die
Kupferstiche
Mantegna: Mit ?vortrefflicher Zeichnung“ erzielten sie beim Verkauf seinerzeit gute Erlose.
Die
Darstellung Christi im Tempel
, auf der der Maler sich vermutlich gemeinsam mit seiner Frau Nicolosia dargestellt hat, gilt als ?die fruheste erhaltene Darstellung eines Malerehepaares“.
[6]
- Die
Heilige Jungfrau mit dem Kinde
, in der Kunstgeschichte auch als
San-Zeno-Altar
bekannt: zunachst nach Paris verkauft, spater nach Italien zuruckgekommen und nun in der
San Zeno Maggiore in Verona
ausgestellt.
- Maria mit dem Kind
: Tempera auf Leinwand, 43 × 32 cm, um 1465?1470,
Gemaldegalerie
in
Berlin
.
[7]
- Die Heilige Familie
: Leinwand, 75 × 61,5 cm, um 1485?1490,
Gemaldegalerie Alte Meister
in
Dresden
.
[8]
- Die
Beweinung Christi
(um 1490,
Pinacoteca di Brera
in
Mailand
) ist ein ungewohnlich kuhnes Werk in der Verkurzung, Anatomie sowie in Farbgebung und Reliefwirkung.
[9]
- Ein Werk seiner Spatzeit ist die
Madonna della Vittoria
(1495/96,
Louvre
in
Paris
) mit
Francesco Gonzaga
als Stifter, zeigt die Schutzheiligen von Mantua zusammen mit Marchese Lodovico Gonzaga.
- Sieg der Tugend uber die Laster
, 1502, Louvre, Paris
- Caroline Campbell u. a. (Hrsg.):
Mantegna + Bellini: Meister der Renaissance
. Katalog zu den Ausstellungen in National Gallery of Art, London, 2018 und Gemaldegalerie, Berlin, 2019. Hirmer, Munchen 2018.
- Giorgio Vasari
:
Das Leben der Bellini und des Mantegna.
herausgegeben von
Alessandro Nova
zusammen mit Matteo Burioni, Katja Burzer, Sabine Feser und Hana Grundler, bearbeitet von Rebecca Muller, deutsch von Victoria Lorini, Klaus Wagenbach, Berlin 2010,
ISBN 978-3-8031-5050-9
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- Michele Di Monte:
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In: Mario Caravale (Hrsg.):
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(DBI). Band 69:
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- Andreas Henning (Hrsg.):
Andrea Mantegna. Die Heilige Familie.
Sandstein Verlag, Dresden 2006,
ISBN 978-3-937602-72-1
.
- Thomas Arlt:
Andrea Mantegna ? ?Triumph Caesars“. Ein Meisterwerk der Renaissance in neuem Licht.
Wien 2005,
ISBN 3-205-77298-9
.
- Ortrun Rehm:
Er-lesene Bilder. Untersuchungen zum Text-Bild-Bezug zwischen Inger Christensens ?Det malede værelse? und Andrea Mantegnas ?Camera Picta?
. Rombach, Freiburg im Breisgau 2005,
ISBN 3-7930-9384-0
.
- Alberta de Nicolo Salmazo:
Andrea Mantegna.
DuMont Literatur und Kunst Verlag, Koln 2004,
ISBN 3-8321-7230-0
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- Jan Lauts
:
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Reclams Universal-Bibliothek Nr. 57, Stuttgart 1960.
- Renata Cipriani:
Andrea Mantegna.
1956.
- Erica Tietze-Conrat
:
Andrea Mantegna
. In:
Hans Vollmer
(Hrsg.):
Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart
.
Begrundet von
Ulrich Thieme
und
Felix Becker
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Band
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:
Mandere?Mohl
. E. A. Seemann, Leipzig 1930,
S.
38?39
(
biblos.pk.edu.pl
).
- Wilhelm Boeck
:
Heimbucher der Kunst: Andrea Mantegna. Der Meister der oberitalienischen Fruhrenaissance.
August Hopfer, Burg 1942,
DNB
578919257
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- Ingeborg Dorchenas
:
Andrea Mantegna.
In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993,
ISBN 3-88309-043-3
, Sp. 717?724
(
Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
)
.
- ↑
Mantegna, Andrea.
In:
Enciclopedia on line.
Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 26. Marz 2013.
- ↑
W. Lubke, M. Semran:
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1. Auflage, Nachdruck des Originals, Salzwasser Verlag, Paderborn 1911.
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Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spatmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Koln u. a. 2010. S. 93.
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S. Partsch:
Schau mir in die Augen, Durer! Die Kunst der Alten Meister.
Munchen 2018. S. 113.
- ↑
Werner Schmalenbach:
Uber die Liebe zur Kunst und die Wahrheit der Bilder
. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2004,
ISBN 3-7757-1463-4
- ↑
Harald Marx, Gregor J. M. Weber:
Gemaldegalerie Alte Meister Dresden
. Deutscher Kunstverlag, Munchen 1994,
ISBN 3-422-06103-7
- ↑
Bei Fotos des toten
Che Guevara
wurde eine frappierende Ahnlichkeit zu Mantegnas Darstellung des toten Christus festgestellt, was zu der Inszenierung des Revolutionars als ?Heiliger“ zu passen scheint. Vgl.
Che Guevara: modern saint and sinner
.
In:
The Economist
, 11. Oktober 2007.