Anıtkabir

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Anıtkabir
Atatürks Mausoleum

Ataturks Mausoleum

Daten
Ort Cankaya ? Ankara ? Turkei
Architekt Emin Halid Onat , Ahmet Orhan Arda ; Bauleiterin: Sabiha Gurayman
Baustil Neoklassizismus ? ?kinci Ulusal Mimarlık Akımı Zweite nationale Architekturbewegung
Baujahr 1944?1953
Grundflache 750.000 m²
Koordinaten 39° 55′ 30,3″  N , 32° 50′ 13,2″  O Koordinaten: 39° 55′ 30,3″  N , 32° 50′ 13,2″  O

Anıtkabir ( turkisch fur ?Grabdenkmal“) ist die Bezeichnung des Mausoleums des turkischen Staatsgrunders Mustafa Kemal Ataturk in Ankara . Es ist zugleich ein Nationaldenkmal und ein Museum . Das Grab des ersten Ministerprasidenten der Turkei, ?smet ?nonu , befindet sich ebenfalls in der Anlage.

Laut Erinnerungen seiner Adoptivtochter Afet ?nan außerte sich Mustafa Kemal zur Frage, wo und wie er begraben werden wolle, bei einem Tischgesprach folgendermaßen:

?Beni, milletim nereye isterse oraya gomsun. Fakat benim hatıralarımın ya?ayaca?ı yer Cankaya olacaktır [1]

?Mich soll mein Volk dort begraben, wo es ihm gefallt. Meine Erinnerungen aber werden in Cankaya weiterleben.“

Kurz nach seinem Tod im November 1938 wurde eine Parlamentskommission zur Planung der ewigen Ruhestatte Ataturks eingesetzt. Diese schrieb einen internationalen Architektenwettbewerb aus und setzte eine sechskopfige Jury ein, die aus dem Deutschen Paul Bonatz , dem Schweden Ivar Tengbom , dem Ungarn Karoly Weichinger sowie den Turken Arif Hikmet Holtay, Muhlis Sertel (Baudirektor Ankaras) und Muammer Cavu?o?lu (Minister fur offentliche Bauten) bestand. Bis zum Abschluss des Wettbewerbs im Marz 1942 wurden insgesamt 49 Entwurfe eingereicht, davon 22 aus der Turkei. Die Entwurfe mit religiosem Bezug, unter anderem ein turanischer Kuppelbau von Sedat Hakkı Eldem und ein altturkisches Grabmal von Clemens Holzmeister , wurden aufgrund von Ataturks Sakularisierungsreformen als unpassend empfunden. Allgemein dominierte das neoklassizistische Design. Acht Entwurfe kamen in die engere Auswahl: Drei von turkischen Architekten bzw. Entwurfsgemeinschaften (Hamit K. Soylemezo?lu?Kemal A. Aru?Recai Akcay, Emin Onat?Orhan Arda und Feridun Akozan?M. Ali Handan), drei italienische ( Giovanni Muzio , Arnaldo Foschini und Giuseppe Vaccaro?Gino Franzi), ein Deutscher ( Johannes Kruger ) und ein Schweizer ( Roland Rohn ). Aus diesen acht erhielten drei einen mit 3000 Turkischen Lira dotierten ?1. Preis“: Johannes Kruger, Arnaldo Foschini und Emin Onat?Orhan Arda. Die anderen funf erhielten eine mit 1000 Turkischen Lira dotierte ?lobende Erwahnung“. [2] Das letzte Wort hatte das Parlament, das sich fur das neoklassizistische Projekt der turkischen Architekten Emin Onat und Orhan Arda entschied. Am 5. April 1943 beschloss die turkische Nationalversammlung, die Ausfuhrung des Entwurfes von Onat und Arda. [3] [4]

Vor der Realisation des Projektes wurde der von Onat und Arda vorgelegte Entwurf auf Intervention der Jury in einigen Punkten verandert. Die sichtbarste Veranderung war aus statischen Grunden (Erdbebengebiet) das Weglassen eines riesigen steinernen ?Dachgeschosses“,und die dreiteilige Struktur anstelle einer axialen Anordnung.

Entstehungsgeschichte

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33,53 m hoher Fahnenmast aus Edelstahl

Baugrund ist der Hugel Rasattepe in Ankara. Der Hugel wurde im 12. Jahrhundert v. Chr. von Phrygern als Grabhugel kunstlich errichtet. Vor Baubeginn des Monuments wurde er archaologisch untersucht. Die Funde der Ausgrabung sind heute im Ethnografischen Museum Ankara ausgestellt. Die Bezeichnung ?Anıttepe“ (Monumentshugel) erhielt der Hugel erst mit Errichtung der Grabanlage fur Ataturk.

Nachdem die Plane fur das Bauwerk feststanden, wurde am 9. Oktober 1944 in einer feierlichen Zeremonie der Grundstein gelegt. Die Bauarbeiten wurden innerhalb von neun Jahren in vier Stufen fertiggestellt. Die als erste Absolventin der ?stanbul Teknik Universitesi bekannte Sabiha Gurayman fungierte als Bauleiterin. [5]

  1. Erster Bauabschnitt bis Anfang 1950: Der Bau des Fundaments und der Stutzmauern fur den Lowenweg (Arslanlı Yol).
  2. Zweiter Bauabschnitt 1945?1950: Am 29. September 1945 begann der Bau der den Festplatz einfassenden Gebaude, der bis zum 8. August 1950 dauerte. Gleichzeitig wurde die Statik fur das Monument errechnet, das in Beton und Stein ausgefuhrt werden sollte und das Fundament nicht zu sehr belasten durfte. Ende 1947 wurden die Ausschachtungs- und Isolationsarbeiten beendet und eine elf Meter hohe Eisenbetonkonstruktion fur den Unterbau des Monuments geschaffen. Eingangsturme, Wege und Straßen sowie eine Baumschule, die Garten- und Parkgestaltung und die Bewasserungsanlage wurden in diesem Zeitabschnitt fertiggestellt.
  3. Dritter Bauabschnitt 1950: Die Auffahrtswege, der Lowenweg, die Pflasterung des Festplatzes und des Mausoleumbodens, die Anfertigung der Stufen fur die Treppen sowie der Sarkophag wurden in diesen Zeitabschnitt durchgefuhrt.
  4. Vierter Bauabschnitt 1950?1953: In diesem Bauabschnitt (20. November 1950 bis 1. September 1953) wurde die Ehrenhalle ausgestattet und die Wande mit Steinleisten verziert. Das Gewolbe, das die große Ehrenhalle tragt und in dem sich jetzt ein Museum zum Lebenswerk Ataturks befindet, wurde gebaut. Fur die Ehrenhalle war ursprunglich ein Gewolbeabschluss auf Saulen vorgesehen. Um das Projekt zu verkurzen, wurde auf das Gewolbe verzichtet und das Bauwerk um 28 Meter verkleinert. Die Decke wurde flach in Stahlbeton ausgefuhrt und innen mit Mosaik verkleidet, wodurch auch die Belastung fur das Fundament sank. [6]

Im Januar 1952 wurde auf Initiative des deutschen Bildhauers Rudolf Belling , der in Istanbul seit 1936 die Klasse fur Bildhauerei an der Kunstakademie leitete und von 1952 bis 1965 Kunstlerische Grundlehre und Modellieren an der Architekturfakultat der ?stanbul Teknik Universitesi lehrte, ein Wettbewerb unter turkischen Bildhauern fur die Skulpturen am Ataturk-Mausoleum ausgeschrieben. Rudolf Belling wurde mit der Oberaufsicht uber die kunstlerischen Arbeiten am Mausoleum betraut.

Materialien und Details

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Der weiße Travertin fur die Skulpturen, Lowenfiguren und Saulen stammt aus Pınarba?ı , der im Inneren der Turme stammt aus Polatlı und Malıkoy. Aus gelbem Travertin aus Eskipazar ( Cankırı ) wurden die Siegesreliefs, die Außenverkleidung der Ehrenhalle und die Pfeiler der den zentralen Platz umgebenden Hallen gefertigt.

Der cremefarbene, rote und schwarze Marmor , mit dem der Fußboden in der Ehrenhalle ausgelegt ist, stammt aus Canakkale , Hatay und Adana , der grune Marmor aus Bilecik , der tigerfellfarbene Marmor an den Wanden der Ehrenhalle aus Afyonkarahisar . Der große Steinblock fur den Sarkophag stammt aus Osmaniye , seine weiße Marmorverkleidung ebenfalls aus Afyonkarahisar. Das schwarze und rote Gestein fur den Boden des Festplatzes und der Turme kommt aus Bo?azkopru (Kayseri).

Ataturks Trauerzug beim Staatsbegrabnis
Die Lafette des Trauerzugs

Nach seinem Tod 1938 wurde der ?Vater der Turken“ einbalsamiert und vorlaufig im Ethnografischen Museum in Ankara bestattet. Dort wurde am 4. November 1953 sein Grab unter Anwesenheit wichtiger politischer Wurdentrager, unter anderem des damaligen Ministerprasidenten Adnan Menderes und des damaligen Parlamentsprasidenten Refik Koraltan geoffnet und auf den Katafalk gehievt. Anschließend wurde der Sarg mehrere Tage von Generalen bewacht.

Am 10. November (Ataturks 15. Todestag) erfolgte in einer großen zeremoniellen Andacht der Umzug des Sarges nach Anıtkabir. Dafur wurde der Katafalkwagen (eine umgebaute Lafette ) von 136 jungen Offizieren gezogen. Der Umzug erfolgte mit Kanonenschussen, Flugshows, vielen hunderttausenden Trauergasten aus der ganzen Turkei, mehreren Staatsgasten und der kompletten Regierung und Opposition. Um 13:30 Uhr wurde der Sarg in die Erde gesenkt und unter anderen vom Staatsprasidenten Celal Bayar symbolisch mit Erde bedeckt; im Folgenden wurde das Grab von Soldaten vollstandig verfullt. Zum Abschluss erfolgte die Ehrerbietung in der Ehrenhalle. [7]

Aufbau und Organisation

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1. Turm der Unabhangigkeit 2. Freiheitsturm 3. Lowengang 4. Soldatenturm 5. Turm der Gerechtigkeit 6. Zentralplatz 7.  Hauptquartier der Armeefuhrung und Bibliothek 8. Siegesturm 9. Grab Inonus 10. Friedensturm 11. Fahnenmast 12. Turm des 23. April 13. Museum 14. Revolutionsturm 15. Turm der Republik 16. Mausoleum 17. Friedenspark

Anıtkabir befindet sich im Regierungsviertel Cankaya . Die Gesamtflache belauft sich auf etwa 750.000 m² und ist mit einer 1,5 m dicken Mauer umgeben. Davon sind 120.000 m² der bebaute Grabkomplex, die restliche Flache bildet die Grunanlage. Zwei Eingange (Tando?an und Anıttepe) fuhren zum Grabkomplex, welcher in drei Hauptabschnitte unterteilt wird: der Lowenweg, der zentrale Platz und das eigentliche Mausoleum.

Verwaltet wird die Anlage seit 1980 durch den Generalstab der Turkei , den Genelkurmay Ba?kanlı?ı . Sie wird militarisch bewacht.

Der Barı? Parkı ist mit verschiedenen Baumen aus 24 Nationen und Zierpflanzen bepflanzt. Bonatz erklarte die Gartenarchitektur so:

?Am Fuße des Anittepes sollen hohe und machtige Baume eine grune Masse bilden. Je naher man dem Anitkabir kommt, desto niedriger und weniger farbintensiv ist die Begrunung. Sie wendet sich in die niedrige, graue Flora der Steppe, um dann im Angesicht dem imponierenden Bau des Anitkabirs formlich zu erloschen.“ [8]

Im Westteil beherbergt der Park die Kaserne der Wachsoldaten.

Gruppe Mannerstatue mit Lowen

Der Lowenweg ist ein 262 Meter langer und mit Travertin gepflasterter Weg. Er fuhrt vom Eingang Tando?an zum zentralen Platz der Grabanlage. Direkt am Eingang befinden sich zwei Gruppen von Statuen, drei Manner und drei Frauen. Sie wurden von Huseyin Anka Ozkan erschaffen und reprasentieren das Volk. Bei den Mannern sind dies drei Berufsgruppen: Der Bauer, der Lehrer und der Soldat. Die Frauen stellen eine Gruppe Trauernder dar.

Der Weg wird von je zwolf an jeder Seite platzierten namensgebenden Lowen gesaumt. Sie wurden von Huseyin Ozkan aufgrund von Ataturks Interesse an anatolischen Zivilisationen im hethitischen Stil entworfen. Die Zahl 24 symbolisiert die 24 in Anatolien eingewanderten Oghusenstamme ; sie sollen Ruhe und Starke ausdrucken. [6] [9]

Zentralplatz, Bogengang und Turme

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Der zentrale Platz des Komplexes nennt sich Toren Meydanı und hat eine Flachenausdehnung von 129 × 84,25 m. Er kann bis zu 15.000 Besucher aufnehmen. Die in den Boden eingesetzten roten, schwarzen, weißen und gelben Travertinsteine stellen je 373 Teppichmuster dar. [6] Der Platz verdeutlicht die erweiterte Funktionalitat des Grabkomplexes. Sie ist nicht nur ein bloßer Gedenkort, sondern soll große Menschenmassen anziehen und den Blick zum großen Hauptgebaude, dem eigentlichen Mausoleum, lenken. An besonderen Tagen (z. B. dem Todestag) ist der Platz voller Menschen. [10]

Umgeben wird der Platz durch einen Bogengang , dessen Decke ebenfalls mit Teppichmustern verziert ist. Durch die Arkaden ist ein imposanter Blick auf die Stadt moglich. Eingebaut in diesen Bogengang sind einige Raumlichkeiten, unter anderem die Bibliothek und die Militarverwaltung, und an den Ecken und Enden jeweils zehn pavillonartige Gebaude, die Turme genannt werden. Jedes besitzt seine eigene Thematik, und allen gemein sind die auf dem Dach gen Himmel zeigenden Speerspitzen, welche altturkische nomadischen Zeltspitzen reprasentieren. [11]

Turm Position Thematik
?stiklal Kulesi ( Turm der Unabhangigkeit ) Beginn Lowenweg Miniaturmodell der Anlage
Hurriyet Kulesi ( Turm der Freiheit ) Beginn Lowenweg Dokumentation uber Bauprozess, benutzte Materialien
Mehmetcik Kulesi ( Turm des turkischen Soldaten ) Ende Lowengang Kino
Mudafaa-i Hukuk Kulesi ( Turm der Gerechtigkeit ) Ende Lowengang Schriften und Andenken
Zafer Kulesi ( Turm des Sieges ) Sudwestliche Flanke Bahre ( Lafette )
Barı? Kulesi ( Turm des Friedens ) Sudwestliche Flanke Dienstwagen
23 Nisan Kulesi ( Turm des 23. April ) Sudostliche Flanke Mustafa Kemals Cadillac Series 80
Misak-ı Milli Kulesi ( Turm des nationalen Pakts ) Sudostliche Flanke Eingang zum Museum, offizielles Kondolenzbuch
?nkılap Kulesi ( Turm der Revolution ) Sudostliche Flanke Teil des Museums
Cumhuriyet Kulesi ( Turm der Republik ) Nordseite Nachbildung Mustafa Kemals Arbeitszimmer
Ausgestelltes Nationalgemalde: Propagandistische Darstellung des Einmarschs der turkischen Armee in Smyrna

Der Museumsbereich Ataturk ve Kurtulu? Sava?ı Muzesi wurde 1960 eroffnet und 2002 erneuert. Er erstreckt sich oberirdisch von den Turmen und Raumlichkeiten links und rechts des Mausoleums und einem darunter liegenden großen unterirdischen Teil.

Das Museum beherbergt private Gegenstande Mustafa Kemal Ataturks, angefangen von Sabeln, Gewehren und Orden bis zu seinem Muska und Fitnessgeraten. In der Galerie befindet sich eine Vielzahl von Portrats und Gemalden des Unabhangigkeitskrieges. In den folgenden Gangen danach sind die Busten fuhrender turkischer Personlichkeiten des Krieges ausgestellt. Den Abschluss bildet ein Teil von Ataturks Privatbibliothek von 3123 Buchern, [12] die in digitalisierter Form zur Recherche durchsucht werden konnen.

Das Museum ist kostenlos zuganglich.

Sarkophag Inonus

Ismet Inonus Sarkophag befindet sich direkt gegenuber dem großen Mausoleum in sudwestlichen Richtung; er wurde dort am 28. Dezember 1973 beigesetzt und das Grab 1993 und 1998 umgestaltet. Der Sarkophag am Zentralplatz ist wie Ataturks Sarkophag ebenfalls symbolischer Natur. Der Eingang zum eigentlich Grab befindet sich an der Westseite der Arkaden. Er enthalt einen Abschnitt mit Privatgegenstanden, Kleidung und Bildern des ersten Ministerprasidenten. Im Gegensatz zu Ataturks Grabkammer kann an ausgewahlten Tagen des Jahres (sein Todestag, nationale Feiertage) Inonus Grabkammer besichtigt werden. [13]

Zuvor waren auch Cemal Gursels und einige zivile und militarische Opfer der gewaltsamen Absetzung der Menderes-Regierung eine Zeit lang in Anıtkabir begraben. Mit Errichten des Staatsfriedhofs 1985 in Ankara wurde Cemal Gursel dorthin, die anderen Opfer in zivile Friedhofe umgebettet. Es wurde erklart, dass diese Anlage nur fur das Andenken Mustafa Kemals bestimmt ist. Fur ?smet ?nonu als sein enger Gefolgsmann und Waffenbruder wurde eine Ausnahme gemacht. [14]

Das Mausoleum mit dem Sakarya-Relief und Wachsoldaten
Wachsoldat und Ataturks Reden beim Eingang zum Mausoleum

Das Mausoleum ist der hochste Punkt und der Blickfang der ganzen Anlage. Er ist stilistisch in abstrahierter Form einem Tempel der Antike angelehnt. Der quaderformige Bau hat die Maße 72 × 52 × 17 m. Er besitzt vorne und hinten 8 und an den Seiten 14 eckige Saulen. Das Mausoleum ist vom Zentralplatz durch eine 42-stufige Treppe getrennt, in dessen Mitte ein Podest steht, welches folgende Inschrift tragt:

?HAK?M?YET KAYITSIZ ?ARTSIZ M?LLET?ND?R“

? ?Die Souveranitat gehort uneingeschrankt und unbedingt dem Volk“

Rechts und links der Treppe befinden sich Reliefabbildungen mit Darstellungen der Schlachten von Dumlupınar und am Sakarya . Sie sind wie alle Reliefabbildungen in den verschiedenen Turmen des Grabkomplexes im hethitischen Stil gehalten.

Die nach dem Treppenaufstieg am Eingang seitlich am Mausoleum in goldener Schrift gehaltenen Texte sind Ataturks anlasslich des zehnten Jahrestags der Republikgrundung gehaltene Rede Onuncu Yıl Nutku (rechts) und die Ansprache an die Jugend Gencli?e Hitabe (links). Sie wurden erst 1981 hinzugefugt.

Zum Verstandnis, warum ein antiker Tempel als Motiv genommen wurde, ist es wichtig, sich in den Zeitgeist der jungen Republik hineinzudenken. Zum einen ist es ein Motiv der neoklassizistischen Stromung, welches auf das Klassische und zeitlos Gultige Wert legt. Es entspricht dem gangigen Stil seiner Zeit, so ist das stilistisch ahnliche Lincoln Memorial ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Zum einen brach Ataturk politisch und kulturell mit dem untergegangenen Osmanischen Reich . In den fruhen Republikjahren gab es die Bestrebungen, die vorseldschukischen anatolischen Zivilisationen wie die Hethiter und Sumerer mit in die turkische Geschichtsidentitat einzugliedern . Der Architekt Onat erklarte ganz im Sinne seiner Zeit hierzu:

“Akdeniz milletlerinden birco?u gibi, tarihimiz binlerce yıl onceye gidiyor. Sumerlerden ve Hititlerden ba?lıyor ve Orta Asya'dan Avrupa iclerine kadar bircok kavimlerin hayatlarına karı?ıyor, Akdeniz medeniyetinin klasik gelene?inin en buyuk koklerinden birini te?kil ediyordu. Ataturk, bize bu zengin ve verimli tarih zevkini a?ılarken, ufuklarımızı geni?letti. Bizi ortaca?dan kurtarmak icin yapılmı? hamlelerden en buyu?unu yaptı. Gercek gecmi?imizin ortaca? de?il, dunya klasiklerinin ortak kaynaklarında oldu?unu gosterdi. [15]

?Wie auch bei anderen Mittelmeervolkern geht unsere Geschichte tausende Jahre zuruck, sie beginnt bei den Sumerern und Hethitern und vermischt sich mit Volkern Zentralasiens und Europas. Sie bildeten eine der wichtigsten Wurzeln der klassischen Tradition der Zivilisation des Mittelmeeres. Als Ataturk uns die Reichhaltigkeit dieser Geschichte einimpfte, erweiterte er unseren Horizont und tat einen Riesenschritt, um uns vom Mittelalter zu befreien. Unsere wahre Vergangenheit liegt nicht im Mittelalter, sondern in den Wurzeln, die wir mit den klassischen Kulturen der Welt gemein haben. [16]

Symbolisches Grab mit vergoldetem Himmel in der Ehrenhalle
Sarkophag in der Ehrenhalle
Offizielle Kranzniederlegung am Sarkophag

Die Ehrenhalle befindet sich im Mozole . In diesem Raum erweisen Besucher und Staatsgaste Ataturk die Ehre. In nordostlicher Richtung ist ein riesiges vergittertes Fenster die Lichtquelle, welche den symbolischen Sarkophag in der Nische erleuchtet. Blickt man hinaus, so ist in der Ferne die Zitadelle Ankaras zu sehen. Auf den Himmel uber dem Sarkophag wurde ein osmanisches Teppichmuster des 15/16. Jahrhunderts in Gold aufgetragen.

Der Sarkophag wiegt um die 40 Tonnen und besteht aus rotem Marmor. Dieser ist auf einem Marmorgewolbe platziert, auf dem Kranzniederlegungen moglich sind. In den ersten Entwurfen befand sich der Sarkophag zentral im Raum, was den Besuchern die Moglichkeit gab, ihn zu umrunden und nach osmanischer Tradition zu beten. Unter anderem durch Bonatz’ Auffassung, dass das Mausoleum ?nicht die Form eines Turbe eines Sultan haben“ durfe, wurde hiervon Abstand genommen, und der Sarkophag wurde an die nordostliche Seite platziert. [10]

Die Grabkammer Ataturks befindet sich direkt sieben Meter unter dem Sarkophag der Ehrenhalle. Die Kammer hat eine achteckige Grundform sowie eine pyramidenformige Decke und orientiert sich mit der Architektur an der seldschukisch-osmanischen Tradition einer Turbe . [17]

Der Leichnam Ataturks liegt nicht in einem Sarkophag, sondern direkt unter der Erde. Der zentrale sarkophagformige Marmorblock dient lediglich als Verschluss des Grabes. Dieser ist in Richtung Mekka ausgerichtet. Um den Sarkophag sind 83 Gefaße aufgestellt, in denen sich Erde aus allen Provinzen der Republik Turkei sowie Erde aus der Turkischen Republik Nordzypern , aus Aserbaidschan , aus dem Geburtshaus Ataturks in Thessaloniki, aus dem turkischen Soldatenfriedhof in Korea und aus dem Grab Suleyman Schahs befindet. [18]

Die Grabkammer ist fur jegliche Besucher gesperrt. Diese erhalten Einblick in die Kammer an einem Monitor per Live-Schaltung.

Das Anıtkabir ist ein zentraler Ort fur Staatsakte der Turkei. Das Mausoleum ist vor allem fur inlandische Besucher ein oft gewahltes Ausflugsziel. So besichtigten im Jahr 2012 insgesamt 3.351.604 Menschen das Anıtkabir. Dabei waren 3.144.216 der Besucher aus dem Inland und 207.388 aus dem Ausland. [19] Auch Rollstuhlfahrer konnen den gesamten Komplex besuchen, der mit modernen technischen Mitteln behindertengerecht erweitert wurde. [20]

Die Besucher stammen aus allen Bevolkerungsschichten der Turkei ? nicht nur der sakularen. Der Platz ist ebenfalls ein Ort zur Vermittlung von nationalen Werten fur Schulklassen, es kommen viele Eltern mit ihren Kindern. In der Ehrenhalle wird gebetet und getrauert, manchmal erweisen ihm dort junge Brautpaare die Reverenz. Viele zivilgesellschaftliche und staatliche Organisationen legen einen Kranz nieder und beklagen sich uber aktuelle politische Entwicklungen. Obwohl es auch ein touristisches Ziel ist, achtet das Wachpersonal auf die besondere Bedeutung des Ortes und untersagt so z. B. das Mitbringen von Einkaufstuten und das Tragen von Huten in der Ehrenhalle; fur Frauen ist das Kopftuch erlaubt. [21]

Aufgrund der nationalen Symbolik und Ritus und der Bedeutung fur viele Turken wird das Mausoleum von einigen auslandischen Autoren als sakulare ?Pilgerstatte“ bezeichnet.

Das Anıtkabir war Anschlagsziel des selbsternannten Kalifen von Koln . Dessen radikalislamisches Gefolge wollte ein Flugzeug entfuhren und mit 200 kg Sprengladungen am Tag der Republik die versammelte Staatsfuhrung inklusive des Mausoleums in die Luft sprengen. [22]

  • Christopher Samuel Wilson: Beyond Anitkabir. The Funerary Architecture of Ataturk. The Construction and Maintenance of National Memory. Ashgate, Farnham (Surrey) 2003, ISBN 978-1-4094-2977-7 .
Commons : Anıtkabir  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Zitiert nach Afet Inan: Ataturk hakkında hatıralar ve belgeler , Turk Tarih Kurumu Basımevi, 1959, S. 23
  2. Christopher Samuel Wilson: Remembering and forgetting in the funerary architecture of Mustafa Kemal Ataturk: the construction and maintenance of national memory . Diss. Technische Universitat des Nahen Ostens, Ankara 2007, S. 23.
  3. Afife Batur: Anıtkabir. In: Cumhuriyet Donemi Turkiye Ansiklopedisi. Istanbul 1983?1985, Bd. 5, S. 1392.
  4. Matthias Kruger, Isabella Woldt (Hrsg.): Im Dienst der Nation. Identitatstiftungen und Identitatsbruche in Werken der bildenden Kunst. Akademie-Verlag, S. 311?314.
  5. Taylan Yıldırım: Turkiye’nin ilk kadın in?aat muhendisi oldu . In: Hurriyet , 8. Januar 2003, abgerufen am 4. Januar 2014.
  6. a b c Anıtkabir . Website des Ministeriums fur Kultur und Tourismus, abgerufen am 2. Januar 2014.
  7. Tum Yonleriyle Anıtkabir. Ata’nın Anıtkabir’e Nakli . ataturk.net, abgerufen am 2. Januar 2014.
  8. Matthias Kruger, Isabella Woldt (Hrsg.): Im Dienst der Nation. Identitatstiftungen und Identitatsbruche in Werken der bildenden Kunst. Akademie-Verlag, S. 320.
  9. 50 ya?ındaki Anıtkabir’in bilinmeyenleri . ntvmsnbc.com, 13. Dezember 2003, abgerufen am 4. Januar 2014.
  10. a b Matthias Kruger, Isabella Woldt (Hrsg.): Im Dienst der Nation. Identitatstiftungen und Identitatsbruche in Werken der bildenden Kunst. Akademie-Verlag, S. 314.
  11. Anıtkabir'in SIRLARI . hurriyet.com.tr 23. Juli 2013. Abgerufen am 9. Januar 2014.
  12. Christopher Samuel Wilson: Remembering and Forgetting in the Funerary Architecture of Mustafa Kemal Ataturk. The Construction and Maintenance of National Memory. Dissertation, Technische Universitat des Nahen Ostens 2007, S. 33 ( PDF; 7,53 MB )
  13. Ankara Anıtkabir ?smet ?nonu Gallery. Anıtkabir ?nonu Tomb ( Memento vom 4. Januar 2014 im Internet Archive ). Website der ?nonu Foundation, abgerufen am 4. Januar 2014.
  14. Christopher Samuel Wilson: Remembering and Forgetting in the Funerary Architecture of Mustafa Kemal Ataturk. The Construction and Maintenance of National Memory. Dissertation, Technische Universitat des Nahen Ostens 2007, S. 184 ( PDF; 7,53 MB ).
  15. Zitiert nach Genelkurmay Ba?kanlı?ı (Hrsg.): Anıtkabir tarihcesi. Genelkurmay Basımevi, Ankara 1994, S. 21.
  16. Ubersetzung Burcu Dogramaci : Kulturtransfer und nationale Identitat. Deutschsprachige Architekten, Stadtplaner und Bildhauer in der Turkei nach 1927. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-7861-2587-7 , S. 316 f.
  17. Mausoleum Ataturks (Anıtkabir) ( Memento vom 16. Oktober 2007 im Internet Archive ). Website der Turkischen Botschaft, Informationsabteilung fur Kultur und Fremdenverkehr, Wien; abgerufen am 2. Januar 2014.
  18. The Tomb Room ( Memento vom 2. Januar 2014 im Internet Archive ). Informationsportal der Turkischen Streitkrafte, abgerufen am 2. Januar 2014.
  19. Number of Visitors in Anıtkabir ( Memento vom 2. Januar 2014 im Internet Archive ). Informationsportal der Turkischen Streitkrafte, abgerufen am 2. Januar 2014.
  20. Facilities Provided for Disabled Visitors at Anıtkabir ( Memento vom 2. Januar 2014 im Internet Archive ). Informationsportal der Turkischen Streitkrafte, abgerufen am 2. Januar 2014.
  21. Christopher Samuel Wilson: Remembering and Forgetting in the Funerary Architecture of Mustafa Kemal Ataturk. The Construction and Maintenance of National Memory. Dissertation, Technische Universitat des Nahen Ostens 2007, S.& ( PDF; 7,53 MB )
  22. Kaplancıların hedefi Anıtkabir . In: Milliyet , abgerufen am 4. Januar 2014.