Anıtkabir
|
![Atatürks Mausoleum](//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b3/Ankara_asv2021-10_img04_An%C4%B1tkabir.jpg/250px-Ankara_asv2021-10_img04_An%C4%B1tkabir.jpg)
Ataturks Mausoleum
|
Daten
|
Ort
|
Cankaya
?
Ankara
?
Turkei
|
Architekt
|
Emin Halid Onat
,
Ahmet Orhan Arda
; Bauleiterin: Sabiha Gurayman
|
Baustil
|
Neoklassizismus
? ?kinci Ulusal Mimarlık Akımı
Zweite nationale Architekturbewegung
|
Baujahr
|
1944?1953
|
Grundflache
|
750.000 m²
|
Koordinaten
|
39° 55′ 30,3″
N
,
32° 50′ 13,2″
O
39.925075
32.837008
Koordinaten:
39° 55′ 30,3″
N
,
32° 50′ 13,2″
O
|
Anıtkabir
(
turkisch
fur ?Grabdenkmal“) ist die Bezeichnung des
Mausoleums
des
turkischen
Staatsgrunders
Mustafa Kemal Ataturk
in
Ankara
. Es ist zugleich ein
Nationaldenkmal
und ein
Museum
. Das Grab des ersten Ministerprasidenten der Turkei,
?smet ?nonu
, befindet sich ebenfalls in der Anlage.
Laut Erinnerungen seiner Adoptivtochter
Afet ?nan
außerte sich Mustafa Kemal zur Frage, wo und wie er begraben werden wolle, bei einem Tischgesprach folgendermaßen:
?Beni, milletim nereye isterse oraya gomsun. Fakat benim hatıralarımın ya?ayaca?ı yer Cankaya olacaktır
[1]
”
?Mich soll mein Volk dort begraben, wo es ihm gefallt. Meine Erinnerungen aber werden in Cankaya weiterleben.“
Kurz nach seinem Tod im November 1938 wurde eine Parlamentskommission zur Planung der ewigen Ruhestatte Ataturks eingesetzt. Diese schrieb einen internationalen Architektenwettbewerb aus und setzte eine sechskopfige Jury ein, die aus dem Deutschen
Paul Bonatz
, dem Schweden
Ivar Tengbom
, dem Ungarn
Karoly Weichinger
sowie den Turken Arif Hikmet Holtay, Muhlis Sertel (Baudirektor Ankaras) und Muammer Cavu?o?lu (Minister fur offentliche Bauten) bestand. Bis zum Abschluss des Wettbewerbs im Marz 1942 wurden insgesamt 49 Entwurfe eingereicht, davon 22 aus der Turkei. Die Entwurfe mit religiosem Bezug, unter anderem ein turanischer Kuppelbau von
Sedat Hakkı Eldem
und ein altturkisches Grabmal von
Clemens Holzmeister
, wurden aufgrund von Ataturks Sakularisierungsreformen als unpassend empfunden. Allgemein dominierte das
neoklassizistische
Design. Acht Entwurfe kamen in die engere Auswahl: Drei von turkischen Architekten bzw. Entwurfsgemeinschaften (Hamit K. Soylemezo?lu?Kemal A. Aru?Recai Akcay, Emin Onat?Orhan Arda und Feridun Akozan?M. Ali Handan), drei italienische (
Giovanni Muzio
, Arnaldo Foschini und Giuseppe Vaccaro?Gino Franzi), ein Deutscher (
Johannes Kruger
) und ein Schweizer (
Roland Rohn
). Aus diesen acht erhielten drei einen mit 3000 Turkischen Lira dotierten ?1. Preis“: Johannes Kruger, Arnaldo Foschini und Emin Onat?Orhan Arda. Die anderen funf erhielten eine mit 1000 Turkischen Lira dotierte ?lobende Erwahnung“.
[2]
Das letzte Wort hatte das Parlament, das sich fur das neoklassizistische Projekt der turkischen Architekten
Emin Onat
und
Orhan Arda
entschied. Am 5. April 1943 beschloss die turkische Nationalversammlung, die Ausfuhrung des Entwurfes von Onat und Arda.
[3]
[4]
Vor der Realisation des Projektes wurde der von Onat und Arda vorgelegte Entwurf auf Intervention der Jury in einigen Punkten verandert. Die sichtbarste Veranderung war aus statischen Grunden (Erdbebengebiet) das Weglassen eines riesigen steinernen ?Dachgeschosses“,und die dreiteilige Struktur anstelle einer axialen Anordnung.
33,53 m hoher Fahnenmast aus Edelstahl
Baugrund ist der Hugel Rasattepe in Ankara. Der Hugel wurde im
12. Jahrhundert v. Chr.
von
Phrygern
als
Grabhugel
kunstlich errichtet. Vor Baubeginn des Monuments wurde er
archaologisch
untersucht. Die Funde der
Ausgrabung
sind heute im
Ethnografischen Museum Ankara
ausgestellt. Die Bezeichnung ?Anıttepe“ (Monumentshugel) erhielt der Hugel erst mit Errichtung der Grabanlage fur Ataturk.
Nachdem die Plane fur das Bauwerk feststanden, wurde am 9. Oktober 1944 in einer feierlichen Zeremonie der
Grundstein
gelegt. Die Bauarbeiten wurden innerhalb von neun Jahren in vier Stufen fertiggestellt. Die als erste Absolventin der
?stanbul Teknik Universitesi
bekannte
Sabiha Gurayman
fungierte als Bauleiterin.
[5]
- Erster Bauabschnitt bis Anfang 1950: Der Bau des Fundaments und der Stutzmauern fur den
Lowenweg
(Arslanlı Yol).
- Zweiter Bauabschnitt 1945?1950: Am 29. September 1945 begann der Bau der den Festplatz einfassenden Gebaude, der bis zum 8. August 1950 dauerte. Gleichzeitig wurde die Statik fur das Monument errechnet, das in Beton und Stein ausgefuhrt werden sollte und das Fundament nicht zu sehr belasten durfte. Ende 1947 wurden die Ausschachtungs- und Isolationsarbeiten beendet und eine elf Meter hohe
Eisenbetonkonstruktion
fur den Unterbau des Monuments geschaffen. Eingangsturme, Wege und Straßen sowie eine Baumschule, die Garten- und Parkgestaltung und die Bewasserungsanlage wurden in diesem Zeitabschnitt fertiggestellt.
- Dritter Bauabschnitt 1950: Die Auffahrtswege, der Lowenweg, die Pflasterung des Festplatzes und des Mausoleumbodens, die Anfertigung der Stufen fur die Treppen sowie der Sarkophag wurden in diesen Zeitabschnitt durchgefuhrt.
- Vierter Bauabschnitt 1950?1953: In diesem Bauabschnitt (20. November 1950 bis 1. September 1953) wurde die Ehrenhalle ausgestattet und die Wande mit Steinleisten verziert. Das Gewolbe, das die große Ehrenhalle tragt und in dem sich jetzt ein Museum zum Lebenswerk Ataturks befindet, wurde gebaut. Fur die Ehrenhalle war ursprunglich ein Gewolbeabschluss auf Saulen vorgesehen. Um das Projekt zu verkurzen, wurde auf das Gewolbe verzichtet und das Bauwerk um 28 Meter verkleinert. Die Decke wurde flach in Stahlbeton ausgefuhrt und innen mit
Mosaik
verkleidet, wodurch auch die Belastung fur das Fundament sank.
[6]
Im Januar 1952 wurde auf Initiative des deutschen Bildhauers
Rudolf Belling
, der in Istanbul seit 1936 die Klasse fur Bildhauerei an der
Kunstakademie
leitete und von 1952 bis 1965 Kunstlerische Grundlehre und Modellieren an der Architekturfakultat der
?stanbul Teknik Universitesi
lehrte, ein Wettbewerb unter turkischen Bildhauern fur die Skulpturen am Ataturk-Mausoleum ausgeschrieben. Rudolf Belling wurde mit der Oberaufsicht uber die kunstlerischen Arbeiten am Mausoleum betraut.
Der weiße
Travertin
fur die Skulpturen, Lowenfiguren und Saulen stammt aus
Pınarba?ı
, der im Inneren der Turme stammt aus
Polatlı
und Malıkoy. Aus gelbem Travertin aus Eskipazar (
Cankırı
) wurden die Siegesreliefs, die Außenverkleidung der Ehrenhalle und die Pfeiler der den zentralen Platz umgebenden Hallen gefertigt.
Der cremefarbene, rote und schwarze
Marmor
, mit dem der Fußboden in der Ehrenhalle ausgelegt ist, stammt aus
Canakkale
,
Hatay
und
Adana
, der grune Marmor aus
Bilecik
, der tigerfellfarbene Marmor an den Wanden der Ehrenhalle aus
Afyonkarahisar
. Der große Steinblock fur den Sarkophag stammt aus
Osmaniye
, seine weiße Marmorverkleidung ebenfalls aus Afyonkarahisar. Das schwarze und rote Gestein fur den Boden des Festplatzes und der Turme kommt aus Bo?azkopru (Kayseri).
Ataturks Trauerzug beim Staatsbegrabnis
Die Lafette des Trauerzugs
Nach seinem Tod 1938 wurde der ?Vater der Turken“ einbalsamiert und vorlaufig im Ethnografischen Museum in Ankara bestattet. Dort wurde am 4. November 1953 sein Grab unter Anwesenheit wichtiger politischer Wurdentrager, unter anderem des damaligen Ministerprasidenten
Adnan Menderes
und des damaligen Parlamentsprasidenten
Refik Koraltan
geoffnet und auf den
Katafalk
gehievt. Anschließend wurde der Sarg mehrere Tage von Generalen bewacht.
Am 10. November (Ataturks 15. Todestag) erfolgte in einer großen zeremoniellen Andacht der Umzug des Sarges nach Anıtkabir. Dafur wurde der Katafalkwagen (eine umgebaute
Lafette
) von 136 jungen Offizieren gezogen. Der Umzug erfolgte mit Kanonenschussen, Flugshows, vielen hunderttausenden Trauergasten aus der ganzen Turkei, mehreren Staatsgasten und der kompletten Regierung und Opposition. Um 13:30 Uhr wurde der Sarg in die Erde gesenkt und unter anderen vom Staatsprasidenten
Celal Bayar
symbolisch mit Erde bedeckt; im Folgenden wurde das Grab von Soldaten vollstandig verfullt. Zum Abschluss erfolgte die Ehrerbietung in der Ehrenhalle.
[7]
1. Turm der Unabhangigkeit 2. Freiheitsturm 3. Lowengang 4. Soldatenturm 5. Turm der Gerechtigkeit 6. Zentralplatz 7.
Hauptquartier
der
Armeefuhrung
und Bibliothek 8. Siegesturm 9. Grab Inonus 10. Friedensturm 11. Fahnenmast 12. Turm des 23. April 13. Museum 14. Revolutionsturm 15. Turm der Republik 16. Mausoleum 17. Friedenspark
Anıtkabir befindet sich im Regierungsviertel
Cankaya
. Die Gesamtflache belauft sich auf etwa 750.000 m² und ist mit einer 1,5 m dicken Mauer umgeben. Davon sind 120.000 m² der bebaute Grabkomplex, die restliche Flache bildet die Grunanlage. Zwei Eingange (Tando?an und Anıttepe) fuhren zum Grabkomplex, welcher in drei Hauptabschnitte unterteilt wird: der Lowenweg, der zentrale Platz und das eigentliche Mausoleum.
Verwaltet wird die Anlage seit 1980 durch den
Generalstab der Turkei
, den
Genelkurmay Ba?kanlı?ı
. Sie wird militarisch bewacht.
Der
Barı? Parkı
ist mit verschiedenen Baumen aus 24 Nationen und Zierpflanzen bepflanzt. Bonatz erklarte die Gartenarchitektur so:
?Am Fuße des Anittepes sollen hohe und machtige Baume eine grune Masse bilden. Je naher man dem Anitkabir kommt, desto niedriger und weniger farbintensiv ist die Begrunung. Sie wendet sich in die niedrige, graue Flora der Steppe, um dann im Angesicht dem imponierenden Bau des Anitkabirs formlich zu erloschen.“
[8]
Im Westteil beherbergt der Park die
Kaserne
der Wachsoldaten.
Gruppe Mannerstatue mit Lowen
Der Lowenweg ist ein 262 Meter langer und mit Travertin gepflasterter Weg. Er fuhrt vom Eingang Tando?an zum zentralen Platz der Grabanlage. Direkt am Eingang befinden sich zwei Gruppen von Statuen, drei Manner und drei Frauen. Sie wurden von Huseyin Anka Ozkan erschaffen und reprasentieren das Volk. Bei den Mannern sind dies drei Berufsgruppen: Der Bauer, der Lehrer und der Soldat. Die Frauen stellen eine Gruppe Trauernder dar.
Der Weg wird von je zwolf an jeder Seite platzierten namensgebenden Lowen gesaumt. Sie wurden von Huseyin Ozkan aufgrund von Ataturks Interesse an anatolischen Zivilisationen im
hethitischen
Stil entworfen. Die Zahl 24 symbolisiert die 24 in Anatolien eingewanderten
Oghusenstamme
; sie sollen Ruhe und Starke ausdrucken.
[6]
[9]
Der zentrale Platz des Komplexes nennt sich
Toren Meydanı
und hat eine Flachenausdehnung von 129 × 84,25 m. Er kann bis zu 15.000 Besucher aufnehmen. Die in den Boden eingesetzten roten, schwarzen, weißen und gelben
Travertinsteine
stellen je 373 Teppichmuster dar.
[6]
Der Platz verdeutlicht die erweiterte Funktionalitat des Grabkomplexes. Sie ist nicht nur ein bloßer Gedenkort, sondern soll große Menschenmassen anziehen und den Blick zum großen Hauptgebaude, dem eigentlichen Mausoleum, lenken. An besonderen Tagen (z. B. dem Todestag) ist der Platz voller Menschen.
[10]
Umgeben wird der Platz durch einen
Bogengang
, dessen Decke ebenfalls mit Teppichmustern verziert ist. Durch die Arkaden ist ein imposanter Blick auf die Stadt moglich. Eingebaut in diesen Bogengang sind einige Raumlichkeiten, unter anderem die Bibliothek und die Militarverwaltung, und an den Ecken und Enden jeweils zehn pavillonartige Gebaude, die Turme genannt werden. Jedes besitzt seine eigene Thematik, und allen gemein sind die auf dem Dach gen Himmel zeigenden Speerspitzen, welche altturkische nomadischen Zeltspitzen reprasentieren.
[11]
Turm
|
Position
|
Thematik
|
?stiklal Kulesi (
Turm der Unabhangigkeit
)
|
Beginn Lowenweg
|
Miniaturmodell der Anlage
|
Hurriyet Kulesi (
Turm der Freiheit
)
|
Beginn Lowenweg
|
Dokumentation uber Bauprozess, benutzte Materialien
|
Mehmetcik Kulesi (
Turm des turkischen Soldaten
)
|
Ende Lowengang
|
Kino
|
Mudafaa-i Hukuk Kulesi (
Turm der Gerechtigkeit
)
|
Ende Lowengang
|
Schriften und Andenken
|
Zafer Kulesi (
Turm des Sieges
)
|
Sudwestliche Flanke
|
Bahre (
Lafette
)
|
Barı? Kulesi (
Turm des Friedens
)
|
Sudwestliche Flanke
|
Dienstwagen
|
23 Nisan Kulesi (
Turm des 23. April
)
|
Sudostliche Flanke
|
Mustafa Kemals
Cadillac Series 80
|
Misak-ı Milli
Kulesi (
Turm des nationalen Pakts
)
|
Sudostliche Flanke
|
Eingang zum Museum, offizielles Kondolenzbuch
|
?nkılap Kulesi (
Turm der Revolution
)
|
Sudostliche Flanke
|
Teil des Museums
|
Cumhuriyet Kulesi (
Turm der Republik
)
|
Nordseite
|
Nachbildung Mustafa Kemals Arbeitszimmer
|
Ausgestelltes Nationalgemalde: Propagandistische Darstellung des
Einmarschs der turkischen Armee in Smyrna
Der Museumsbereich
Ataturk ve Kurtulu? Sava?ı Muzesi
wurde 1960 eroffnet und 2002 erneuert. Er erstreckt sich oberirdisch von den Turmen und Raumlichkeiten links und rechts des Mausoleums und einem darunter liegenden großen unterirdischen Teil.
Das Museum beherbergt private Gegenstande Mustafa Kemal Ataturks, angefangen von Sabeln, Gewehren und Orden bis zu seinem
Muska
und Fitnessgeraten. In der Galerie befindet sich eine Vielzahl von Portrats und Gemalden des Unabhangigkeitskrieges.
In den folgenden Gangen danach sind die
Busten
fuhrender turkischer Personlichkeiten des Krieges ausgestellt. Den Abschluss bildet ein Teil von Ataturks Privatbibliothek von 3123 Buchern,
[12]
die in digitalisierter Form zur Recherche durchsucht werden konnen.
Das Museum ist kostenlos zuganglich.
Sarkophag Inonus
Ismet Inonus
Sarkophag befindet sich direkt gegenuber dem großen Mausoleum in sudwestlichen Richtung; er wurde dort am 28. Dezember 1973 beigesetzt und das Grab 1993 und 1998 umgestaltet. Der Sarkophag am Zentralplatz ist wie Ataturks Sarkophag ebenfalls symbolischer Natur. Der Eingang zum eigentlich Grab befindet sich an der Westseite der Arkaden. Er enthalt einen Abschnitt mit Privatgegenstanden, Kleidung und Bildern des ersten Ministerprasidenten. Im Gegensatz zu Ataturks Grabkammer kann an ausgewahlten Tagen des Jahres (sein Todestag, nationale Feiertage) Inonus Grabkammer besichtigt werden.
[13]
Zuvor waren auch
Cemal Gursels
und einige zivile und militarische Opfer der
gewaltsamen Absetzung der Menderes-Regierung
eine Zeit lang in Anıtkabir begraben. Mit Errichten des Staatsfriedhofs 1985 in Ankara wurde Cemal Gursel dorthin, die anderen Opfer in zivile Friedhofe umgebettet. Es wurde erklart, dass diese Anlage nur fur das Andenken Mustafa Kemals bestimmt ist. Fur ?smet ?nonu als sein enger Gefolgsmann und Waffenbruder wurde eine Ausnahme gemacht.
[14]
Das Mausoleum mit dem Sakarya-Relief und Wachsoldaten
Wachsoldat und Ataturks Reden beim Eingang zum Mausoleum
Das Mausoleum ist der hochste Punkt und der Blickfang der ganzen Anlage. Er ist stilistisch in abstrahierter Form einem Tempel der
Antike
angelehnt. Der quaderformige Bau hat die Maße 72 × 52 × 17 m. Er besitzt vorne und hinten 8 und an den Seiten 14 eckige Saulen. Das Mausoleum ist vom Zentralplatz durch eine 42-stufige Treppe getrennt, in dessen Mitte ein Podest steht, welches folgende Inschrift tragt:
?HAK?M?YET KAYITSIZ ?ARTSIZ M?LLET?ND?R“
?
?Die Souveranitat gehort uneingeschrankt und unbedingt dem Volk“
Rechts und links der Treppe befinden sich
Reliefabbildungen
mit Darstellungen der Schlachten
von Dumlupınar
und
am Sakarya
. Sie sind wie alle Reliefabbildungen in den verschiedenen Turmen des Grabkomplexes im hethitischen Stil gehalten.
Die nach dem Treppenaufstieg am Eingang seitlich am Mausoleum in goldener Schrift gehaltenen Texte sind Ataturks anlasslich des zehnten Jahrestags der Republikgrundung gehaltene Rede
Onuncu Yıl Nutku
(rechts) und die Ansprache an die Jugend
Gencli?e Hitabe
(links). Sie wurden erst 1981 hinzugefugt.
Zum Verstandnis, warum ein antiker Tempel als Motiv genommen wurde, ist es wichtig, sich in den Zeitgeist der jungen Republik hineinzudenken. Zum einen ist es ein Motiv der
neoklassizistischen
Stromung, welches auf das Klassische und zeitlos Gultige Wert legt. Es entspricht dem gangigen Stil seiner Zeit, so ist das stilistisch ahnliche
Lincoln Memorial
ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Zum einen brach Ataturk politisch und kulturell mit dem untergegangenen
Osmanischen Reich
. In den fruhen Republikjahren gab es die Bestrebungen, die vorseldschukischen anatolischen Zivilisationen wie die
Hethiter
und
Sumerer
mit in die turkische
Geschichtsidentitat einzugliedern
. Der Architekt Onat erklarte ganz im Sinne seiner Zeit hierzu:
“Akdeniz milletlerinden birco?u gibi, tarihimiz binlerce yıl onceye gidiyor. Sumerlerden ve Hititlerden ba?lıyor ve Orta Asya'dan Avrupa iclerine kadar bircok kavimlerin hayatlarına karı?ıyor, Akdeniz medeniyetinin klasik gelene?inin en buyuk koklerinden birini te?kil ediyordu. Ataturk, bize bu zengin ve verimli tarih zevkini a?ılarken, ufuklarımızı geni?letti. Bizi ortaca?dan kurtarmak icin yapılmı? hamlelerden en buyu?unu yaptı. Gercek gecmi?imizin ortaca? de?il, dunya klasiklerinin ortak kaynaklarında oldu?unu gosterdi.
[15]
”
?Wie auch bei anderen Mittelmeervolkern geht unsere Geschichte tausende Jahre zuruck, sie beginnt bei den Sumerern und Hethitern und vermischt sich mit Volkern Zentralasiens und Europas. Sie bildeten eine der wichtigsten Wurzeln der klassischen Tradition der Zivilisation des Mittelmeeres. Als Ataturk uns die Reichhaltigkeit dieser Geschichte einimpfte, erweiterte er unseren Horizont und tat einen Riesenschritt, um uns vom Mittelalter zu befreien. Unsere wahre Vergangenheit liegt nicht im Mittelalter, sondern in den Wurzeln, die wir mit den klassischen Kulturen der Welt gemein haben.
[16]
“
Symbolisches Grab mit vergoldetem Himmel in der Ehrenhalle
Sarkophag in der Ehrenhalle
Offizielle Kranzniederlegung am Sarkophag
Die Ehrenhalle befindet sich im
Mozole
. In diesem Raum erweisen Besucher und Staatsgaste Ataturk die Ehre. In nordostlicher Richtung ist ein riesiges vergittertes Fenster die Lichtquelle, welche den symbolischen Sarkophag in der Nische erleuchtet. Blickt man hinaus, so ist in der Ferne die
Zitadelle Ankaras
zu sehen. Auf den Himmel uber dem Sarkophag wurde ein osmanisches Teppichmuster des 15/16. Jahrhunderts in Gold aufgetragen.
Der Sarkophag wiegt um die 40 Tonnen und besteht aus rotem Marmor. Dieser ist auf einem Marmorgewolbe platziert, auf dem Kranzniederlegungen moglich sind. In den ersten Entwurfen befand sich der Sarkophag zentral im Raum, was den Besuchern die Moglichkeit gab, ihn zu umrunden und nach osmanischer Tradition zu beten. Unter anderem durch Bonatz’ Auffassung, dass das Mausoleum ?nicht die Form eines Turbe eines Sultan haben“ durfe, wurde hiervon Abstand genommen, und der Sarkophag wurde an die nordostliche Seite platziert.
[10]
Die Grabkammer Ataturks befindet sich direkt sieben Meter unter dem Sarkophag der Ehrenhalle. Die Kammer hat eine achteckige Grundform sowie eine pyramidenformige Decke und orientiert sich mit der Architektur an der seldschukisch-osmanischen Tradition einer
Turbe
.
[17]
Der Leichnam Ataturks liegt nicht in einem Sarkophag, sondern direkt unter der Erde. Der zentrale sarkophagformige Marmorblock dient lediglich als Verschluss des Grabes. Dieser ist in Richtung
Mekka
ausgerichtet. Um den Sarkophag sind 83 Gefaße aufgestellt, in denen sich Erde aus allen
Provinzen
der Republik Turkei sowie Erde aus der
Turkischen Republik Nordzypern
, aus
Aserbaidschan
, aus dem
Geburtshaus Ataturks
in Thessaloniki, aus dem turkischen Soldatenfriedhof in Korea und aus dem Grab
Suleyman Schahs
befindet.
[18]
Die Grabkammer ist fur jegliche Besucher gesperrt. Diese erhalten Einblick in die Kammer an einem Monitor per Live-Schaltung.
Das Anıtkabir ist ein zentraler Ort fur
Staatsakte
der Turkei. Das Mausoleum ist vor allem fur inlandische Besucher ein oft gewahltes Ausflugsziel. So besichtigten im Jahr 2012 insgesamt 3.351.604 Menschen das Anıtkabir. Dabei waren 3.144.216 der Besucher aus dem Inland und 207.388 aus dem Ausland.
[19]
Auch Rollstuhlfahrer konnen den gesamten Komplex besuchen, der mit modernen technischen Mitteln
behindertengerecht
erweitert wurde.
[20]
Die Besucher stammen aus allen Bevolkerungsschichten der Turkei ? nicht nur der sakularen. Der Platz ist ebenfalls ein Ort zur Vermittlung von nationalen Werten fur Schulklassen, es kommen viele Eltern mit ihren Kindern. In der Ehrenhalle wird gebetet und getrauert, manchmal erweisen ihm dort junge Brautpaare die Reverenz. Viele zivilgesellschaftliche und staatliche Organisationen legen einen Kranz nieder und beklagen sich uber aktuelle politische Entwicklungen. Obwohl es auch ein touristisches Ziel ist, achtet das Wachpersonal auf die besondere Bedeutung des Ortes und untersagt so z. B. das Mitbringen von Einkaufstuten und das Tragen von Huten in der Ehrenhalle; fur Frauen ist das Kopftuch erlaubt.
[21]
Aufgrund der nationalen Symbolik und Ritus und der Bedeutung fur viele Turken wird das Mausoleum von einigen auslandischen Autoren als sakulare ?Pilgerstatte“ bezeichnet.
Das Anıtkabir war Anschlagsziel des selbsternannten
Kalifen von Koln
. Dessen radikalislamisches Gefolge wollte ein Flugzeug entfuhren und mit 200 kg Sprengladungen am
Tag der Republik
die versammelte Staatsfuhrung inklusive des Mausoleums in die Luft sprengen.
[22]
- Christopher Samuel Wilson:
Beyond Anitkabir. The Funerary Architecture of Ataturk. The Construction and Maintenance of National Memory.
Ashgate, Farnham (Surrey) 2003,
ISBN 978-1-4094-2977-7
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Christopher Samuel Wilson:
Remembering and forgetting in the funerary architecture of Mustafa Kemal Ataturk: the construction and maintenance of national memory
. Diss. Technische Universitat des Nahen Ostens, Ankara 2007, S. 23.
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Zitiert nach Genelkurmay Ba?kanlı?ı (Hrsg.):
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Ubersetzung
Burcu Dogramaci
:
Kulturtransfer und nationale Identitat. Deutschsprachige Architekten, Stadtplaner und Bildhauer in der Turkei nach 1927.
Gebr. Mann Verlag, Berlin 2008,
ISBN 978-3-7861-2587-7
, S. 316 f.
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Mausoleum Ataturks (Anıtkabir)
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The Tomb Room
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Number of Visitors in Anıtkabir
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Facilities Provided for Disabled Visitors at Anıtkabir
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Kaplancıların hedefi Anıtkabir
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Milliyet
, abgerufen am 4. Januar 2014.