Amadou Hampate Ba

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Amadou Hampate Ba (* 1900 / 1901 in Bandiagara , Mali ; † 15. Marz 1991 in Abidjan , Cote d’Ivoire ) war ein malischer Schriftsteller und Ethnologe . Zwischen 1960 und 1970 war er fur die UNESCO tatig.

Amadou Hampate Ba wurde 1900 oder 1901 in Bandiagara ( Mali ) geboren. Als Sohn von Hampate Ba und Kadidja Pate Poullo Diallo entstammte er einer adligen Familie der Fulbe . Nach dem Tod seines Vaters wurde er vom zweiten Mann seiner Mutter Tidjani Amadou Ali Thiam, einem Tukulor , adoptiert. Er besuchte zunachst die Koranschule von Tierno Bokar , einem religiosen Fuhrer der Tidschaniya Bruderschaft, war aber dann auf Grund seiner adligen Abstammung verpflichtet, die franzosische Schule in Bandiagara und spater in Djenne zu besuchen. Im Jahr 1915 folgte er seinem Wunsch, mit der Mutter zu leben, und folgte ihr nach Kati , wo er sein Studium fortsetzte.

Als er 1921 nach Goree zur weiteren Ausbildung fur die koloniale Administration sollte, weigerte er sich. Der Gouverneur versetzte ihn darauf als zeitweiligen Schreiber nach Ouagadougou . Von 1922 bis 1932 bekleidete er mehrere Posten in der franzosischen Kolonialverwaltung in Obervolta (heute: Burkina Faso ). Durch seine adlige Abstammung, seine Menschenkenntnis und qualitativ gute Arbeit gelang es ihm dabei in der Verwaltung aufzusteigen.

Im Jahr 1933 verbrachte er weitere sechs Monate bei seinem spirituellen Meister Tierno Bokar und ging anschließend bis 1942 nach Bamako . Als die Bruderschaft der Tidschaniya ab 1937 von Frankreich verfolgt wurde, war es auch mit dem Aufstieg von Amadou Hampate Ba innerhalb der kolonialen Verwaltung vorbei.

Im Jahr 1942 trat er auf Grund einer Einladung von Professor Theodore Monod in das Institut Francais d’Afrique Noire (IFAN) in Dakar ein. Er nahm an ethnologischen Untersuchungen teil und sammelte mundliche Uberlieferungen von afrikanischen Volkern. Zudem schrieb er eine Studie zum Massina-Reich der Fulbe . 1951 erhielt er ein Stipendium der UNESCO , was ihm erlaubte, nach Paris zu gehen. Dort traf er sich mit Afrikanisten wie Marcel Griaule .

Nach der Unabhangigkeit Malis 1960 grundete er das Institut des Sciences Humaines in Bamako und vertrat sein Land bei den Versammlungen der UNESCO . 1962 wurde er in den Exekutivrat der UNESCO gewahlt. 1966 nahm er an der Ausarbeitung eines einheitlichen Systems fur die Transkription afrikanischer Sprachen teil. 1970 legte er sein Mandat bei der UNESCO nieder.

Die letzten Jahre bis zu seinem Tod am 15. Mai 1991 in Abidjan ( Cote d’Ivoire ) widmete er der literarischen Arbeit. Er bearbeitete seine gesammelten Aufzeichnungen zur mundlichen Tradition Westafrikas und schrieb seine eigene Erinnerung zu seinen ersten 33 Lebensjahren auf.

Literarisches Werk

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Hervorzuheben aus Amadou Hampate Bas literarischem Werk sind die Aufzeichnungen seiner fruhen Lebensjahre: Amkoullel l’enfant peul (dt.: Jager des Wortes), von seiner Geburt und Herkunft bis zur Weigerung, die ihm zugedachte franzosische Ausbildung fortzusetzen, und dem Anschlussband: Oui, mon commandant! , wo er seine Zeit als Beamter in der Kolonialverwaltung Obervoltas erzahlt. Daruber hinaus zahlt zu den bedeutenden Werken L’etrange destin du Wangrin (dt. Das seltsame Schicksal Wangrins), fur den er 1974 den Großen Literaturpreis von Schwarzafrika erhielt.

Alle genannten Werke zeichnet eine positive Grundhaltung Amadou Hampate Bas gegenuber dem Leben aus. Franzosische Kolonialbeamte oder Geschaftsleute werden mit einem zwinkernden Auge gezeichnet, die aus Unkenntnis afrikanischer Gepflogenheiten oder an ihren eigenen zu hoch gesetzten zivilisatorischen Anspruchen scheitern. Ein afrikanischer Held wie Wangrin in L’etrange destin du Wangrin besitzt eine gewitzte Schlauheit, die es ihm erlaubt sich das europaische Geschaftemachen zu Nutze zu machen und seine auslandischen Konkurrenten auszuschalten. Erst als sich Wangrin immer mehr von seiner afrikanischen Tradition entfernt und ihre Gesetze ignoriert, scheitert auch er wie seine europaischen Vorganger vor ihm. In diesem Kontext ist auch Amadou Hampate Bas Werk zu verstehen. Er lehnt die westliche Welt nicht ab, mochte aber die afrikanischen Traditionen als Bestandteil der eigenen Identitat nicht missen.

  • (mit Jacques Daget ) L’Empire peul du Macina, Paris 1955. (Neuauflage: 1984)
  • Vie et enseignement de Tierno Bokar, le sage de Bandiagara, Paris 1957. (Neuauflage: 1980)
  • Kaidara, recit initiatique peul, 1969.
  • L’etrange destin du Wangrin, 1973. (dt.: Wangrin seltsames Schicksal oder die listigen Ranke eines afrikanischen Dolmetschers, Frankfurt 1986.)
  • L'Eclat de la grande etoile, Paris 1976.
  • Jesus vu par un musulman, Paris 1994.
  • Petit Bodiel (conte peul) et version en prose de Kaidara, Paris 1994.
  • Njeddo Dewal mere de la calamite. Contes initiatiques peul, Paris 1994.
  • La poignee de poussiere, contes et recits du Mali, 1987.
  • Amkoullel l’enfant peul. Memoires I, Arles 1991. (dt.: Jager des Wortes. Eine Kindheit in Westafrika. Wuppertal ² 1995.)
  • Oui mon commandant! Memoires II, Arles 1994. (dt.: Oui, mon commandant! In kolonialen Diensten. Wuppertal 1997.)