Amadou Cheiffou
(*
1. Dezember
1942
[1]
[2]
in
Kornaka
; auch
Amadou Cheffou
) ist ein
nigrischer
Politiker und Luftfahrtingenieur. Nach seiner Tatigkeit fur internationale Luftfahrtbehorden war er von 1991 bis 1993
Premierminister
Nigers,
Verteidigungsminister
Nigers und
Oberbefehlshaber
der
Nigrischen Streitkrafte
. Seit dessen Grundung 2004 ist er Parteivorsitzender des
Sozialdemokratischen Bundnisses
(RSD-Gaskiya).
Amadou Cheiffou gehort der Ethnie der
Fulbe
an.
[3]
Er ist der jungere Bruder eines Fulbe-Dorfchefs in
Korahane
.
[4]
Cheiffou besuchte die Grundschule in
Dakoro
und das
Lycee National
in
Niamey
, wo er 1961 das
Baccalaureat
ablegte. Er studierte von 1961 bis 1966 an der
Universitat Dakar
in
Senegal
. Wahrend dieser Zeit engagierte er sich parteipolitisch in der senegalesischen
Parti Africain pour l’Independance
(PAI), war Vorsitzender der Sektion Dakar der nigrischen Studentenvertretung
Union des Scolaires Nigeriens
(USN) und Exekutivsekretar des westafrikanischen Studentenverbands
Union Generale des Etudiants de l’Afrique Occidentale
(UGEAO). Cheiffou schloss sein Studium in Dakar mit einer
Licence
in Naturwissenschaften ab. Anschließend studierte er in
Frankreich
, wo er 1967 eine naturwissenschaftliche
Maitrise
an der
Universitat Toulouse
machte und 1969 ein
Ingenieursdiplom
in ziviler Luftfahrt an der
Ecole nationale de l’aviation civile
erhielt.
Cheiffou war von 1969 bis 1985 fur die afrikanische Luftfahrtbehorde
Agence pour la securite de la navigation aerienne en Afrique et a Madagascar
(ASECNA) tatig. Anfangs wurde er als stellvertretender Kommandant des
Flughafens Douala
in
Kamerun
eingesetzt. Von 1970 bis 1975 war er Reprasentant der ASECNA in Niger. Er ubernahm im Oktober 1970 die Leitung des
Flughafens Niamey
und war von 1973 bis 1974 Verwaltungsratsvorsitzender der Fluggesellschaften
Air Afrique
und
Air Niger
. Im Jahr 1975 wechselte er an den ASECNA-Sitz nach Dakar, wo er zuletzt bis 1985 als stellvertretender Generaldirektor der Behorde tatig war. Cheiffou arbeitete anschließend fur die
International Civil Aviation Organization
in Dakar. Er war zunachst deren stellvertretender Reprasentant, ab 1989 deren Reprasentant fur West- und Zentralafrika.
In Niger kam es Anfang der 1990er Jahre nach Jahrzehnten der Einparteien- und Militarherrschaft zu einem demokratischen Umbruch. Eine von Juli bis September 1991 tagende Nationalkonferenz, der diverse Vertreter der Zivilgesellschaft angehorten, ubernahm die Macht im Staat, um den Ubergang zu einer freien Mehrparteiendemokratie vorzubereiten. Amadou Cheiffou gehorte der Nationalkonferenz als Ersatzmann der Delegierten der Auslandsnigrer an. Am 26. Oktober 1991 wahlte ihn die Nationalkonferenz zum Premierminister einer Ubergangsregierung bis zu den
Parlamentswahlen von 1993
und zum Oberbefehlshaber der Nigrischen Streitkrafte. Cheiffou setzte sich klar gegen
Oumarou Sidikou
, den Favoriten des Regierungslagers,
[5]
und funf weitere Kandidaten durch. Ausschlaggebend fur seine Wahl war seine politische Unbefangenheit, da er dem vorangegangenen Regime unter
Seyni Kountche
und
Ali Saibou
in keiner Weise verbunden war.
[6]
Zu seinen zentralen Aufgaben als Regierungschef gehorte es, die Parlaments- und die
Prasidentschaftswahlen von 1993
vorzubereiten. Bei letzteren durfte er nicht kandidieren, da den bisherigen Staats- und Regierungschefs die Teilnahme untersagt war. Seine Amtszeit als Premierminister endete am 17. April 1993, als nach den Wahlen
Mahamadou Issoufou
zum Premierminister ernannt wurde.
Amadou Cheiffou kehrte noch im April 1993 ins Management der International Civil Aviation Organization nach Dakar zuruck. In Niger wurde er Mitglied der
Demokratischen und sozialen Versammlung
(CDS-Rahama), der Partei des Staatsprasidenten
Mahamane Ousmane
. Als die CDS-Rahama ihren Kandidaten fur die
Prasidentschaftswahlen von 1996
wahlte, ließ sich Cheiffou als Gegenkandidat zu Ousmane aufstellen und musste sich diesem geschlagen geben. Er arbeitete daraufhin als Ousmanes Wahlkampfleiter. Die als manipuliert geltenden Prasidentschaftswahlen wurden von
Ibrahim Bare Mainassara
gewonnen. Beim Parteikongress der CDS-Rahama im August 1999 versuchte Cheiffou erfolglos sich gegen Ousmane als Kandidat fur die
Prasidentschaftswahlen von 1999
durchsetzen, wurde aber zum stellvertretenden Parteivorsitzenden gewahlt.
[5]
Im Jahr 2003 eskalierte der Konflikt mit dem Parteivorsitzenden Ousmane. Amadou Cheiffou verließ die Partei. Er grundete mit sich als Parteivorsitzendem das Sozialdemokratische Bundnis (RSD-Gaskiya), das bei den Kommunalwahlen im Juli 2004 einen Uberraschungserfolg erzielte.
[7]
Cheiffou kandidierte fur den RSD-Gaskiya bei den
Prasidentschaftswahlen von 2004
und wurde mit 6,35 % der Stimmen vierter von sechs Kandidaten. Bei den darauffolgenden
Parlamentswahlen von 2004
zog er als Abgeordneter des Wahlkreises
Maradi
in die
Nationalversammlung
ein. Staatsprasident
Mamadou Tandja
(
MNSD-Nassara
) ernannte ihn 2006 zum Prasidenten des nigrischen Wirtschafts-, Sozial- und Kulturrates (CESOC). Als Tandja 2009 versuchte, eine in der Verfassung nicht vorgesehene dritte Amtszeit als Staatsprasident zu bekommen, gehorte Cheiffou zu seinen Unterstutzern. Der RSD-Gaskiya gehorte zu den wenigen Oppositionsparteien, die die
Parlamentswahlen von 2009
nicht boykottierte. Cheiffou, weiterhin CESOC-Prasident, blieb Parlamentsabgeordneter und gewann außerdem einen Sitz im Gemeinderat seines Geburtsorts Kornaka. Als Staatsprasident Tandja im Februar 2010 gesturzt wurde, verlor auch Cheiffou alle offentlichen Amter.
[6]
Cheiffou trat bei den
Prasidentschaftswahlen von 2011
an und wurde mit 4,08 % der Stimmen funfter von zehn Kandidaten.
[8]
Der neugewahlte Staatsprasident Mahamadou Issoufou ernannte ihn trotz seiner Vergangenheit als Unterstutzer Mamadou Tandjas im August 2011 zum
Mediateur de la Republique
.
[6]
In diesem Amt, das dem eines staatlichen
Ombudsmannes
entspricht, folgte er
Mamane Oumarou
nach.
[9]
Cheiffou war bis 2015
Mediateur de la Republique
. Sein Nachfolger wurde
Ali Sirfi
.
[10]
Cheiffou ging bei den
Prasidentschaftswahlen von 2016
erneut fur den RSD-Gaskiya ins Rennen und wurde mit 1,68 % der Stimmen achter von funfzehn Kandidaten.
[11]
- ↑
[1]
- ↑
https://rulers.org/indexc2.html
- ↑
Myriam Gervais:
Niger: Regime Change, Economic Crisis, and Perpetuation of Privilege
. In: John F. Clark, David E. Gardinier (Hrsg.):
Political Reform in Francophone Africa
. Westview Press, Boulder 1997,
ISBN 0-8133-2785-7
,
S.
96 und 107
.
- ↑
Abdoulaye Mohamadou:
Decentralisation et pouvoir local au Niger
. International Institute for Environment and Development, London 2009,
ISBN 978-1-84369-726-8
,
S.
10
.
- ↑
a
b
Chaibou Maman:
Repertoire biographique des personnalites de la classe politique et des leaders d’opinion du Niger de 1945 a nos jours
. Volume II. Democratie 2000, Niamey 2003,
S.
238?240
.
- ↑
a
b
c
Abdourahmane Idrissa, Samuel Decalo:
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. 4. Auflage. Scarecrow, Plymouth 2012,
ISBN 978-0-8108-6094-0
,
S.
119
.
- ↑
Cherif Ouazani:
Six candidats pour un fauteuil.
In:
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8. November 2004,
abgerufen am 22. Oktober 2013
(franzosisch).
- ↑
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In:
African Elections Database.
30. Oktober 2011,
abgerufen am 13. Februar 2016
(englisch).
- ↑
Mediateur de la Republique: Attributions et fonctionnement.
PlaneteAfrique.com, 9. September 2011,
abgerufen am 22. Oktober 2013
(franzosisch).
- ↑
Historique de l'Institution du Mediateur de la Republique.
Cabinet du Mediateur de la Republique du Niger, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
22. September 2016
;
abgerufen am 22. September 2016
(franzosisch).
- ↑
Resultats globaux provisoires
(
Memento
vom 23. Februar 2016 im
Internet Archive
)