Alt (Stimmlage)

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Stimmlagen fur Chorsanger
Frauenstimmen Mannerstimmen
Tonumfang eines Chor-Soprans
Sopran (S)
Tonumfang eines Chor-Tenor
Tenor (T)
Tonumfang eines Chor-Mezzosoprans
Mezzosopran
Tonumfang eines Chor-Bariton
Bariton
Tonumfang eines Chor-Alts
Alt (A)
Tonumfang eines Chor-Bass
Bass (B)

Der Alt (wie italienisch alto und lateinisch vox alta , ?hohe Stimme“, von altus , ?hoch“ [1] ), Mehrzahl die Alte , in der Schweiz auch die Alte , bezeichnet in der Musik als Stimmgattung oder Stimmlage die tiefere Stimme der Frauen- oder Knabenstimmen (?Knabenalt“) oder die sehr hohe Mannerstimme, historisch gesehen insbesondere auch Kastraten -Stimmen. Der Stimmumfang betragt etwa g?e’’ (auch f?f’’). Im Englischen, Franzosischen und Italienischen bezeichnet Contralto diese Stimmlage, wohingegen im Deutschen besonders tiefe Frauenstimmen auch als Kontra-Alt bezeichnet werden.

Eine Sangerin dieser Stimmlage wird ?Altistin“ oder einfach ?Alt“ genannt. Entsprechende Mannerstimmen werden mit ?Altist“, ?Altus“ oder (nicht ganz korrekt) ? Countertenor “ bezeichnet. Besonders bewegliche, koloraturfahige Altstimmen, wie sie vor allem in der Musik des Barock oder bei Rossini verlangt werden, nennt man auch Koloratur-Alt.

Eine Anzahl bedeutender Altistinnen ist auf der Liste beruhmter Sangerinnen und Sanger klassischer Musik aufgefuhrt.

In Analogie zur Stimmlage Alt gibt es bei Musikinstrumenten die Tonlage Alt z. B. Althorn , Altsaxophon , Altblockflote , Querflote in Altlage , Altposaune , Altgitarre , Altklarinette . Bei Streichinstrumenten entspricht die Bratsche der Altlage und die Partien sind im Altschlussel notiert.

Herkunft und Verwendung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Bezeichnung stammt von lateinisch altus , womit ursprunglich die hohe Stimme uber dem melodiefuhrenden tenor benannt war [2] bzw. vom vierstimmigen Mannerchorsatz (im Brust- und Falsett -Register), in dem die zweite Stimme den Namen Contratenor  altus tragt. Diese hat dabei einen Stimmumfang von ungefahr e?e’’.

Kunstlerisch interessante und bedeutende Partien fur Solo-Alt entstanden vor allem in der Musik des 17. und 18. Jahrhundert, haufig (aber nicht nur) fur Kastratensanger. In der Musik der Klassik und Romantik sind reine Alt-Partien verhaltnismaßig selten.

Bekannte Alt-Partien sind:

Die Stimmlage des Alt kann sowohl von Knabenalt als auch von Frauenstimmen als auch von Mannerstimmen ausgefuhrt werden ? mit jeweils unterschiedlichem Klangbild. Altpartien der Alten Musik werden auch von Countertenoren gesungen, insbesondere bei Auffuhrungen der historischen Auffuhrungspraxis. Dies gilt besonders fur Chormusik der Renaissance und des Barock und englische, franzosische oder z. T. deutsche Kirchenmusik des 17. und 18. Jahrhunderts; aber auch fur Partien in Barockopern, die ursprunglich fur Kastraten oder als Hosenrolle fur Frauen komponiert wurden.

Ubergang zum Mezzosopran und Kontra-Alt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Ubergang zwischen den Stimmlagen Alt und Mezzosopran ist fließend, zumal die Partien in historischen Werken ursprunglich immer einzelnen Sangern und Sangerinnen auf den Leib geschrieben wurden, deren Stimmen nicht selten ganz individuelle Merkmale und Umfange hatten. Es kommt hinzu, dass es im 19. Jahrhundert eine Tendenz gab, die Stimmen (aller Lagen) so weit wie moglich nach oben auszudehnen, was zu Partien fuhrte, deren Schwerpunkt zwar grundsatzlich im Alt-Bereich liegt, die aber kurzzeitige Ausbruche oder ?Hohenfluge“ nach oben verlangen, u. a. bei mehreren Rollen fur Koloratur-Alt von Rossini (siehe unten).

Viele professionelle Sangerinnen haben daher sowohl Alt- als auch Mezzosopranpartien in ihrem Repertoire. Da Sangerinnen mit reiner Altstimme selten sind, werden Altrollen auch von Sangerinnen mit tiefem Mezzosopran gesungen; da auch die Altpartien selbst selten sind, werden Mezzosopranpartien ebenso manchmal von Sangerinnen mit hohem (oder ausgedehntem) Alt ubernommen, was jedoch nicht ganz ungefahrlich ist und zu fruhzeitigen Stimmschaden fuhren kann.

Bekannte Partien fur tiefen Mezzosopran oder Alt mit ausgedehnter Hohe sind:

Es gibt auch sehr tiefe Frauenstimmen, die sich ungefahr in der Stimmlage eines Tenors oder sogar eines Baritons bewegen, diese bezeichnet man als Kontra-Alt . Es gibt jedoch in der klassischen Musik kaum Partien fur solche Stimmen. Ein bekanntes historisches Beispiel ist die venezianische Sangerin Ambrosina, die in sakralen Werken von Vivaldi mitwirkte (z. B. im Beatus vir RV 795). [3] Die Ammen -Rollen in venezianischen Opern des 17. Jahrhunderts (z. B. Arnalta in Monteverdis L'incoronazione di Poppea ) wurden ursprunglich en travestie von Tenoren gesungen, um eine Verfremdung zu erzielen und den komischen Charakter zu unterstreichen.

Knabenalt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Knabenalt wird die Stimmlage bezeichnet, die dem Alt entspricht, jedoch von einem Jungen vor dem Stimmbruch gesungen wird. Eine hohere Jungenstimme wird Knabensopran genannt. Traditionell singen diese jungeren mannlichen Kinder die hohen Stimmlagen in Knabenchoren .

Manche Manner sind auch nach dem Stimmbruch in der Lage Alt zu singen. Dies geschieht meist durch die Benutzung von Kopfstimme oder Falsett -Technik, was aber einen anderen Klang erzeugt als eine Knabenstimme. Lange Zeit wurden Knabenstimmen guter Sanger durch Kastration erhalten. Diese Methode wird heute aus ethischen Grunden nicht mehr praktiziert.

Typische Rollen fur Knabenalt sind z. B.:

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Contraltos  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Alt  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Friedrich Kluge , Alfred Gotze : Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache . 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka . De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck (?21. unveranderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3 , S. 16.
  2. Wieland Ziegenrucker: Allgemeine Musiklehre mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle. Deutscher Verlag fur Musik, Leipzig 1977; Taschenbuchausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, und Musikverlag B. Schott’s Sohne, Mainz 1979, ISBN 3-442-33003-3 , S. 180.
  3. Siehe Booklet-Text (S. 7?8 bzw. S. 31) zur CD: Vivaldi : Sacred Music, Vol. 6 (u. a. Beatus vir RV 795), mit Susan Gritton, Nathalie Stutzmann , Hilary Summers , Alexandra Gibson u. a., The King's Consort , Robert King (hyperion, 2000).