Das
Algemeen Handelsblad
(
Allgemeines Handelsblatt
) war eine 1828 gegrundete uberregionale
niederlandische
Tageszeitung
mit Redaktionssitz in
Amsterdam
. Sie ging 1970 nach einer Fusion mit dem
Nieuwe Rotterdamsche Courant
im
NRC Handelsblad
auf.
Die erste Ausgabe des
Algemeen Handelsblad
erschien am 5. Januar 1828. Grunder und erster Chefredakteur war Jacob Willem van der Biesen. Die Zeitung erschien zunachst zweimal die Woche und stellte am 1. Oktober 1830 auf eine tagliche Erscheinungsweise um. Damit wurde sie zur ersten niederlandischsprachigen Tageszeitung, auch wenn sie 1831 kurzzeitig wieder mit nur drei Ausgaben die Woche herauskam.
Bereits in den ersten Jahren positionierte sich das
Algemeen Handelsblad
als uberregionale Zeitung und verkaufte 1835 von ihrer 2.000 Exemplare großen Auflage nur 400 in Amsterdam. Da die Auslieferung zu dieser Zeit noch uber Frachtboote oder Postkutschen erfolgte, konnte die Zeitung außerhalb Amsterdams nicht am Erscheinungstag zugestellt werden, weshalb die Zeitung einen Tag vordatiert wurde. Wahrend der
franzosischen Februarrevolution von 1848
bediente sich das
Algemeen Handelsblad
zur Nachrichtenubermittlung sogar der Hilfe von
Brieftauben
. Zu dieser Zeit erschienen bis zu vier Ausgaben taglich.
[1]
Auch in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts nahm das
Algemeen Handelsblad
eine Vorreiterrolle ein, so war sie 1877 die erste Zeitung, die eine Farbillustration abdruckte. Seit 1882 erschien sie mit zwei Ausgaben taglich. 1885 entsandte das Blatt als wahrscheinlich erste Zeitung der Niederlande
[2]
mit Johan de Meester einen Korrespondenten ins Ausland, in diesem Fall nach
Paris
. Zuvor hatten niederlandische Zeitungen sich im Ausland nur der Dienste von Freien Mitarbeitern bedient. 1887 fuhrte das
Algemeen Handelsblad
als erste niederlandische Zeitung einen taglichen Leitartikel ein.
Mittlerweile war die Zeitung zu einer festen Große in der Medienlandschaft geworden und gehorte mit einer Auflage von 9.000 Exemplaren im Jahr 1882 zu den großten Tageszeitungen der Niederlande. Politisch stand sie den Liberalen nahe und wurde zusammen mit dem
Nieuwe Rotterdamsche Courant
, der im Ubrigen uber die ganze Zeit beider Zeitungen hinweg eine ahnliche Bedeutung wie das
Algemeen Handelsblad
hatte, zum Aushangeschild des liberalen Burgertums in der niederlandischen Medienlandschaft. Bis zum Zweiten Weltkrieg stieg die Auflage auf etwa 50.000 Exemplare.
Zu Beginn der
deutschen Besatzung der Niederlande
ab Mai 1940 hatten die Zeitungen des Landes noch ein Jahr lang ein gewisses Maß an Freiheiten, solange der Inhalt nicht kontrar zu den Absichten der Besatzungsmacht stand. Im Anschluss daran verscharfte sich allerdings die Situation, und Willi Janke, Chef der Presseabteilung des Reichskommissariats, beschloss zusammen mit
Max Blokzijl
, vormals
Berlin
-Korrespondent der Zeitung und nun
nationalsozialistischer
Pressewachter in der Hauptabteilung fur Volksaufklarung und Kunste, an dem als antideutsch geltenden
Algemeen Handelsblad
ein Exempel zu statuieren und ließ die
Sicherheitspolizei
in die Zeitung einfallen. Ein Teil der Archive wurde beschlagnahmt und Chefredakteur
Daniel Johannes von Balluseck
(1895?1976) zusammen mit einem der Direktoren verhaftet. Beide kamen nach einem Monat frei, allerdings wurde ein Redakteur aus den Reihen der niederlandischen Nationalsozialisten
NSB
zum stellvertretenden Chefredakteur ernannt und weitere neue Mitarbeiter aus den Reihen der NSB ins Blatt geholt. Diese erzwungene Nazifizierung kostete das Blatt einen Großteil der Abonnenten.
Nach dem Krieg konnte das
Algemeen Handelsblad
wieder an die alte Bedeutung anschließen, sah sich jedoch zunehmend mit der neuen Konkurrenz durch Fernsehen und Radio konfrontiert, die den Anzeigenmarkt unter Druck setzten. Auch stiegen die Lohn-, Druck- und Papierkosten. 1964 kamen das
Algemeen Handelsblad
zusammen mit dem
Nieuwe Rotterdamsche Courant
bei dem neuen gemeinsamen Herausgeber
Nederlandse Dagblad Unie
(NDU) unter. Letztere Zeitung hatte mit ahnlichen Problemen zu kampfen, worauf NDU gegen den anfanglichen Widerstand der beiden Redaktionen beschloss, die Eigenstandigkeit beider Zeitungen aufzugeben und diese 1970 zum
NRC Handelsblad
zu fusionieren. Trotz anfanglicher Auflagenverluste entwickelte sich diese Zeitung im Anschluss zu einem Erfolgstitel und hatte Mitte der 1990er Jahre einen Auflagenwert erreicht, der den beider Vorgangerzeitungen zusammengenommen bei weitem ubertraf.
- Jan van de Plasse:
Kroniek van de Nederlandse dagblad- en opiniepers/samengesteld door Jan van de Plasse. Red. Wim Verbei
, Otto Cramwinckel Uitgever, Amsterdam 2005,
ISBN 90-75727-77-1
. (niederlandisch; fruhere Ausgabe: Jan van de Plasse,
Kroniek van de Nederlandse dagbladpers
, Cramwinckel, Amsterdam 1999,
ISBN 90-75727-25-9
)
- Rene Kok:
Max Blokzijl: Stem van het nationaal-socialisme
, Sijthoff, Amsterdam 1988,
ISBN 90-218-0231-7
(niederlandisch)
- ↑
Piet Hagen:
Journalisten in Nederland - Een persgeschiedenis in portretten
, S. 161 (niederlandisch)
- ↑
Jan van der Plasse, S. 33