Alexander Arturowitsch Rou
(
russisch
Александр Артурович Роу
; * 23. Februar
jul.
/
8. Marz
1906
greg.
in
Sergijew Possad
,
Russisches Kaiserreich
; †
28. Dezember
1973
in
Moskau
) war ein
sowjetischer
Filmregisseur
und
Drehbuchautor
.
Er gilt neben
Alexander Ptuschko
als bedeutendster sowjetischer Regisseur von
Marchenfilmen
.
Alexander Rous Vater, Arthur Howard
[1]
Rowe, war ein irischer Ingenieur, der fur die Firma des Muhlenbauunternehmers Henry Simon in Russland arbeitete, aber aufgrund des
Ersten Weltkrieges
1916 in die Heimat zuruckkehrte und seine Familie zuruckließ. Moglicherweise war es aufgrund von Rowes
Alkoholkonsum
aber schon vorher zur Trennung gekommen. Er wanderte spater nach Kanada aus und starb Ende der 30er Jahre. Da Alexanders Mutter, die griechischstammige Eili Keradschordsch (bzw.
Julia Kerageorgija
)
[2]
[3]
schwer krank war, sorgte er durch den Verkauf von Streichholzern und Kammen schon fruh fur den Unterhalt und sparte Geld fur die eigene Ausbildung.
[4]
Nach sieben Jahren Schule besuchte Rou auf Drangen seiner Mutter zunachst eine technische Fachschule. 1921 arbeitete er fur das Agitproptheater
Blaue Bluse
(
Синяя блуза
), studierte danach bis 1930 an der Filmschule ?
Boris Tschaikowski
“ und anschließend von 1931 bis 1934 an der Theaterschule ?
Maria Ermolowa
“.
Als Regieassistent von
Jakow Protasanow
arbeitete Rou an den Filmen
Marionetten
(
Марионетки
, 1934) und
Das Madchen ohne Mitgift
(
Бесприданница
, 1937). In О странностях любви (
O strannostjach ljubwi
) spielte er 1936 seine einzige Filmrolle, wurde aber nicht in den
Credits
genannt. Ab 1937 war Rou beim Unions-Kinderfilmstudio ?
Sojusdetfilm
“ (1948 in
Gorki-Filmstudio
umbenannt) in Moskau beschaftigt, wo er 1938 seinen ersten eigenen Film drehte.
Er erhielt am 23. Marz 1961 den Titel
Verdienter Kunstler der RSFSR
, dem am 13. Marz 1968 die Ernennung zum
Volkskunstler der RSFSR
folgte. 1993 wurde ein Kino in Moskau
[1]
und 1999 der
Asteroid
(5412) Rou
nach ihm benannt. Im Jahr 2011 fand in
Wexford
ein von seinem Cousin David Rowe und dessen Frau initiiertes Filmfestival uber ihn statt.
[2]
[3]
Dem Schaffen von Rou und Alexander Ptuschko ist das 2018 erschienene Buch Птушко. Роу: мастер-класс российского кинофэнтези (
Ptuschko. Rou: master-klass rossiskogo kinofentesi
) von N. J. Sputnizkaja gewidmet.
Der Regisseur hegte neben dem beruflichen auch ein personliches Verhaltnis zu seinem Stammschauspieler
Georgi Milljar
. Diesem riet er zur Ehe mit dessen Nachbarin, vermutlich um Milljars angebliche Homosexualitat zu verbergen und ihm nach dem Tod seiner Mutter eine Bezugsperson zu verschaffen.
[5]
Durch seine ablehnende Haltung zu Alkohol am Filmset stand er jedoch im Gegensatz zu Milljar, der als Gewohnheitstrinker, wenn auch nicht als starker Alkoholiker, galt.
[6]
Rou starb 67-jahrig und wurde auf dem
Babuschkinskoje Friedhof
, Abschnitt 16, Reihe 1, beigesetzt.
[1]
[7]
Seine Witwe Jelena Grigorjewna verkraftete den Verlust ihres Mannes nie und nahm sich einige Jahre spater das Leben.
[8]
In seiner Laufbahn inszenierte Rou 17 Spielfilme. Neben Marchen waren darunter auch Ровно в семь (
Rowno w sem
, 1941, in Kooperation mit Albert Alexandrowitsch Gendelstein), bei dem es sich um den ersten Teil der
Kriegsfilmreihe
Боевой киносборник №7 (
Bojewoi kinosbornik №7
) handelte, sowie die
Abenteuerkomodie
Драгоценный подарок (
Dragozenny podarok
, 1956) und der
Ballettfilm
Хрустальный башмачок (
Chrustalny baschmatschok
, 1960). Außerdem entstanden unter seiner Leitung drei
Dokumentarfilme
.
Rous Werke basieren haufig auf uberlieferten russischen Marchenmotiven und Themen oder Charakteren aus der Folklore, z. B. der
Baba-Jaga
, dem
Kaschtschei
und dem
Vaterchen Frost
. Die fruhen Filme lehnen sich dabei noch eng an die Vorlagen an, spater wurden diese starker kombiniert und durch individuelle Ideen erganzt. Das Marchenhafte kam ab
Abenteuer im Zauberwald
auch durch den Einsatz der von
Anastassija Sujewa
dargestellten Erzahlerin zum Ausdruck, die stets den jeweiligen Film einleitete und am Ende ein
Resume
zog.
Z. T. verarbeitete Rou auch literarische Motive wie in
Das Wunderpferdchen
,
Mainacht
oder
Die Nacht vor Weihnachten
.
Typisch fur seine Filme, insbesondere die spateren Werke, ist die sehr fantasievolle Ausschmuckung, sowohl was das Szenenbild wie auch Kostume und Masken anbelangt. Markant ist auch der oftmals ins Skurrile oder
Groteske
reichende Humor.
Rou drehte meist mit einem wiederkehrenden Stamm an Darstellern. Neben Milljar, der in allen Marchenfilmen Rous sowie in День чудесных впечатлений (
Den tschudesnych wpetschatleni
) und Драгоценный подарок auftrat, gehorten u. a.
Anatoli Kubazki
,
Alexander Chwylja
,
Wera Altaiskaja
und
Lew Potjomkin
dazu.
Seine Filme wurden mehrfach ausgezeichnet.
[1]
Anmerkung: Die Liste beinhaltet alle eigenstandigen Regiearbeiten Rous, sein Wirken als Assistent ist nur auszugsweise wiedergegeben.
In der DDR pragten seine Filme das Bild der heranwachsenden Generationen vom sowjetischen Film und vom Wesen der Sowjetunion. Besser als jedes Umerziehungskonzept schaffte es Rous Marchenwelt, die Fundamente des aus der Zeit des deutschen Faschismus uberkommenen Antislawismus zu untergraben.
- ↑
a
b
c
d
Biografie Alexander Rous
auf
kino-teatr.ru
(russisch), abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑
a
b
Interview mit Alexander Rous Cousin David Rowe
in der
Irish Times
(englisch), abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑
a
b
N. J. Sputnizkaja:
Ptuschko. Rou. Master-class rossiskogo kinofentesi.
ISBN 978-5-4475-9618-7
, S. 162. (online auf
books.google.com
)
- ↑
Biografie Rous
auf
peoples.ru
(russisch), abgerufen am 3. Mai 2020.
- ↑
Marija Dmitrijewa:
Sa tscho choteli posadit Georgija Milljara
in der
Sobesednik
(russisch), abgerufen am 12. November 2020
- ↑
Artikel
Ja ne muschtschina … ja baba-jaga
(
Memento
vom 17. Januar 2021 im
Internet Archive
) in
Argumenty i Fakty
(russisch), abgerufen am 12. November 2020
- ↑
Foto des Grabes
auf
m-necropol.narod.ru
, abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑
Sergei Kapkow:
Metschtal sygrat Syworowa i Woltera
in der
SK Nowosti
(russisch), abgerufen am 25. Oktober 2020