Albert II.
aus dem Haus
Braunschweig-Wolfenbuttel
(* um 1359/60; †
14. April
1395
in
Bremervorde
[1]
) war
Erzbischof
von
Bremen
.
In den Genealogien des Hauses Braunschweig wurde er Albrecht genannt. Er war der Sohn Herzog
Magnus’ I. Pius
von
Braunschweig-Wolfenbuttel
und Sophie von Brandenburg-Landsberg. Er war der Enkel der Markgrafin Agnes von Brandenburg-Landsberg, einer Schwester Kaiser
Ludwigs des Bayern
.
Albert war zunachst
Domherr
zu
Magdeburg
und
Propst
von St. Paul in
Halberstadt
. Mit Albert begann ein Wettstreit zwischen dem Haus Oldenburg und den Welfen um das Bremer Erzstift. Albert musste sich zunachst gegen
Moritz von Oldenburg
durchsetzen, der noch von
Gottfried von Arnsberg
als
Administrator
eingesetzt wurde. Moritz hatte die Unterstutzung der Stadt
Bremen
und des
Domkapitels
, Albert hatte aber die Unterstutzung der
Kurie
und seiner Familie. 1361 wurde er als Erzbischof anerkannt, nur Moritz widersetzte sich. Erst nach einer Belagerung der
Burg Bremervorde
im Januar 1363 durch ein
Braunschweiger
Heer und
Wilhelm von Luneburg
entsagte Moritz in einem Vertrag dem Stift. Albert duldete in seinem Einflussbereich
Strandraub
Hamburgischer
Schiffe auf der Elbe, von denen er auch maßgeblich profitierte. Damit brach er weltliches und ein seit uber 200 Jahren geltendes kirchliches Recht, wonach das
Trockenfallen
von Schiffen bei
Niedrigwasser
keine
Havarie
im Sinne des
Strandrechts
war. Er missachtete mehrfache dahingehende papstliche Anweisungen, woraufhin der Hamburg Rat 1371 einen Rechtsstreit vor
Papst Gregor XI.
in
Avignon
fuhrte, der 1387 zu Gunsten des Hamburger Stadtrats entschieden wurde.
[2]
Alberts Regierung war ziellos, bei inneren Streitigkeiten blieb er meist untatig. In die
Mandelsloher Fehde
verdischer und bremischer Ministerialen gegen Bremen, die 1381 das ganze Stift verheerte, griff er kaum ein. Nur 1366 versuchte er den Streit zwischen dem
Bremer Rat
und den Zunften der Stadt ? den sogenannten
Bannerlauf
? zu seinem Vorteil zu nutzen, blieb damit aber erfolglos. Bremen und
Stade
machten sich daraufhin von Albert nahezu unabhangig.
Er fuhrte einen verschwenderischen Lebensstil. Um diesen zu finanzieren, begann er Kirchenguter zu verpfanden. Er beschließt die seit Beginn des Jahrhunderte laufende Reihe von Erzbischofen, die ihr Stift zu Grunde richteten, damit, dass er einen selbst dann noch unerhorten Verfall und eine grenzenlose Verwirrung hinterließ. 1369 verpfandete er fur 4150 Mark den Herzogen Wilhelm von Luneburg und
Magnus II.
von Braunschweig das ganze Stift mit allen Schlossern, die er noch hatte und ernannte Daniel von Borch nach ihrem Willen zum Administrator; 1375 verpfandete er das bremische Kirchengut rechts der Elbe an
Graf Adolf von Holstein-Pinneberg
,
Stedingen
versetzte er an die
Grafen von Oldenburg
. Die beiden letzteren Kirchenguter gingen dem Erzstift Bremen dauerhaft verloren.
Der großte Skandal Alberts Regierung war der offentliche Vorwurf, er sei ein
Hermaphrodit
. Dieser Vorwurf erfolgte im Zuge des
Luneburger Erbfolgekrieges
durch den Domdechant
Johann von Zesterfleth
, dem spateren Bischof Johann von
Verden
, um den braunschweigischen Albrecht zu verdrangen.
- Karl Ernst Hermann Krause
:
Albert II. (Erzbischof von Bremen-Hamburg)
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 180 f.
- Friedrich Pruser
:
Albert II..
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953,
ISBN 3-428-00182-6
, S. 126 f. (
Digitalisat
).
- Konrad Elmshauser
:
Der werdende Territorialstaat der Erzbischofe von Bremen (1236?1511).
in: Hans-Eckhard Dannenberg, Heinz-Joachim Schulze (Hrsg.):
Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser.
2 Bande, Stade 1995, Band 2 (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtumer Bremen und Verden 8), S. 159?195.
- Peter Aufgebauer:
Albert II. (Albrecht), Herzog zu Braunschweig und Luneburg.
In:
Horst-Rudiger Jarck
,
Dieter Lent
u. a. (Hrsg.):
Braunschweigisches Biographisches Lexikon
? 8. bis 18. Jahrhundert
. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006,
ISBN 3-937664-46-7
,
S.
32
.
- Arend Mindermann:
Johann von Zesterfleth (†1388).
Ein Altlander Adeliger als Bremer Domdekan und Bischof von Verden 1.:
Der Bremer Domdekan.
in:
Stader Jahrbuch 98.
2008, S. 13?34.
- Arend Mindermann:
Johann von Zesterfleth (†1388).
Ein Altlander Adeliger als Bremer Domdekan und Bischof von Verden 2.:
Der Bischof von Verden (Johann II.).
in:
Stader Jahrbuch 99.
2009, S. 19?43.
- ↑
Peter Aufgebauer:
Albert II. (Albrecht), Herzog zu Braunschweig und Luneburg.
In:
Horst-Rudiger Jarck
,
Dieter Lent
u. a. (Hrsg.):
Braunschweigisches Biographisches Lexikon
? 8. bis 18. Jahrhundert
. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006,
ISBN 3-937664-46-7
,
S.
32
.
- ↑
Theodor Schrader:
Proceß Hamburgs gegen Erzbischof Albert von Bremen wegen Strandraubs (1371?1387)
. In:
Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte
.
Nr.
12
. Lutcke & Wulff, Hamburg 1908,
S.
147?206
.