Akha

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Akha-Siedlung.

Die Akha (auch Aka) sind eine ethnische Gruppe , die in den Berglandern des nordlichen Sudostasien ansassig ist. Sie siedeln in der sudchinesischen Provinz Yunnan , im Shan-Staat Myanmars sowie hochgelegenen Teilen von Nordthailand , Laos und Nordwest - Vietnam . Die Sprache Akha gehort zu den Lolo-Sprachen innerhalb der tibetobirmanischen Sprachfamilie und kennt nur die mundliche Uberlieferung ohne schriftliche Zeugnisse. Man schatzt die Zahl der Akha auf mehr als 400.000. Sie bilden damit eine relativ große Minderheit in den Landern, in denen sie siedeln.

In Thailand sind sie als eines der sieben großeren ? Bergvolker “ anerkannt, in Laos als Lao Sung (?Hochland-Lao“). In der Volksrepublik China und in Vietnam (17.500) werden sie als Teilgruppe der offiziell anerkannten Nationalitat der Hani bzw. Ha Nhi betrachtet. [1]

Hauptsiedlungsgebiet sind heute die Bergrucken oberhalb etwa 1.000 m in Thailand (in den Provinzen Chiang Rai , Chiang Mai , Lampang , Phrae , Tak und Kamphaeng Phet ). Im Jahr 2000 lebten nach einer groben Schatzung rund 50.000 Akha in etwas mehr als 300 Dorfern. Sie stammen nach allgemeiner Auffassung aus dem tibetischen Hochland, sind von dort nach Yunnan gewandert, von wo ein Teil weiter in das nordliche Birma und Laos zog und seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch Thailand erreichte. Selbst heute noch lasst sich eine Migration nach Thailand feststellen.

Akha-Bauern

Die Akha leben als Bauern, die eine Fruchtfolge aus Trockenreis , Weizen, Bohnen, Knoblauch und anderen Gemusesorten betreiben sowie Schweine und Wasserbuffel halten. Diese intensive Landwirtschaft versucht die thailandische Regierung in eine eher extensive Form umzusteuern. Dazu werden Hilfsprojekte durchgefuhrt [2] .

Die Akha leben traditionell in Bambushutten, die auf Holzpfahlen gebaut sind. Ihre Dorfer liegen meist auf hohen Bergrucken in den Hochgebieten Nordthailands, Birmas, Laos und Sudchinas. Sie sind meist umgeben von Dorfern anderer Bergvolker wie z. B. den Lahu oder den Jino . Jedes Dorf hat eine Art ?Burgermeister“, der die Interessen der Akha gegenuber den thailandischen Kommunen vertritt.

Die Akha-Gesellschaft besteht aus einem patrilinearen Verwandtschaftssystem, das bestimmt, welche Gruppe oder welcher Clan Ehefrauen bereitstellt oder annimmt. In diesem System mussen Frauen in Clans einheiraten, die fur sie als ?Ehefrauen annehmende“ klassifiziert sind, und Manner konnen nur Frauen heiraten, die fur sie als ?Ehefrauen gebende“ bestimmt sind. Jedes Individuum ist also beschrankt in seiner Partnerwahl, nicht nur durch das Gebot der Exogamie , sondern auch durch komplexe Regeln fur das Annehmen und Geben von Ehefrauen [3] .

Die Akha treiben fur gewohnlich regen Handel mit den umliegenden Dorfern und Stadten. Sie verkaufen ihre landwirtschaftlichen Produkte auf den ortlichen Markten und decken sich dort mit Konsumgutern oder Kleidung ein.

Akha-Mann mit Opiumpfeife .

In vielen der abgelegenen Dorfern wird auch heute noch Opium angebaut, das insbesondere von den alteren Mannern konsumiert wird und seit Jahrhunderten aus medizinischen und religiosen Grunden in Gebrauch ist [4] . Die thailandische Regierung versucht mit Hilfsprojekten dieses Problem einzudammen.

Kuche mit Feuerstelle

Die Basis jeder Mahlzeit ist Reis. Dazu werden Eintopfe, Gemusebeilagen, Bambus und selbstgemachte Soßen aus Chili serviert. Ab und zu gibt es auch Huhn, Schwein, Fisch und auch Kafer. Dabei werden nach Moglichkeit alle Korperteile der Tiere verzehrt, samt Kopf und Knochen. Wie in Asien ublich essen sie mit den Handen oder mit Stabchen. Suppen loffeln sie aus einer gemeinsamen Schussel. Gegessen wird auf dem Boden auf einem Tischchen aus Bambus. Sehr gerne wird auch der selbstgebrannte Whiskey (Dschibba) zu den Mahlzeiten getrunken. Er ist auch fester Bestandteil gesellschaftlicher Aktivitaten, Abende und Feste.

Akha-Mann beim Fischen

Handwerklich sind die Akha sehr begabt. Sie stellen viele alltagliche Gebrauchsgegenstande wie Korbe, Behalter oder Trinkbecher aus Bambus her. Der Dorfschneider naht die traditionellen Trachten und Hemden sowie Mutzen, Taschen, Geldbeutel oder Armbander. Die traditionelle Tracht der Frauen ist sehr farbig, sie tragen dazu schwarze Mutzen mit Silbermunzen. Die Manner tragen schwarze Hosen mit einer kurzen Jacke, die mit wenigen Knopfen lose zusammengehalten wird. Die Kleidung besteht aus selbstgesponnener Baumwolle. Auch ihre Macheten, Messer und Fischernetze sind haufig Eigenkreationen.

Am Eingang zahlreicher Akha-Dorfer gibt es einen prunkvollen Eingang sowie eine riesige Schaukel, die im August wahrend des ?Schaukelfestes“ benutzt wird. Die Schnitzereien der Eingange weisen traditionelle Themen des taglichen Lebens auf, durchaus auch aus der Neuzeit, wie Autos und Flugzeuge. Diese Tore durfen nicht beruhrt oder respektlos behandelt werden.

Auf Grund ihrer abgeschiedenen Lebensweise sind Akha-Dorfer besonders in Laos oft Ziel von Trekking-Touristen. Hier setzten inzwischen Projekte verschiedener internationaler Entwicklungsorganisationen (zum Beispiel der GTZ ) zur Einfuhrung von nachhaltigem Tourismus an.

Akhas beim Singen
Begrabnis mit geopferter Kuh

Die Akha sind Anhanger einer animistischen Lokalreligion , die Ahnenverehrung und Geisterverehrung umfasst. Sie verstehen sich selbst als Bindeglied zwischen der vorigen und der kommenden Generation. Die Ehrung der Toten und des allmachtigen Geistes durch Opfergaben ist somit der wichtigste Bestandteil ihrer Religion. Jedes Dorf besitzt zwei Tore, die bose Geister aus dem Dorf fernhalten sollen. Jeder Mensch muss das Dorf durch diese Tore betreten. An den Toren findet man aus Holz geschnitzte mannliche und weibliche Skulpturen, deren Geschlechtsmerkmale deutlich hervorgehoben sind. Ein jahrliches Ritual ist die Erneuerung der Dorftore.

Wenn ein Dorfmitglied stirbt, dann gibt es eine funftagige Begrabniszeremonie an der sich das gesamte Dorf beteiligt, zusatzlich herrscht ein Arbeitsverbot. Der Verstorbene wird in seinem Zuhause aufgebahrt und feierlich verabschiedet. Wesentliche Bestandteile der Zeremonie sind:

? das Opfern von Tieren: Dabei wird einem Wasserbuffel ein angespitzter Holzpfahl in den Hals gerammt, um ihn zu toten. Anschließend wird er mit Macheten geschlachtet und von den Dorfbewohnern verspeist. Dazu wird viel Whiskey getrunken.
? das Singen: Dabei singen die Dorfaltesten vier Tage lang rund um die Uhr das gesamte Leben des Verstorbenen von der Geburt an bis zum Tode. Sie sitzen dabei oft stundenlang vor dem festlich geschmuckten Sarg und singen sich in Trance. Der Sarg wird mit Blumen, bunten Stoffen und blinkenden Lichterketten geschmuckt. Einige Frauen tragen zur Zeremonie ihre traditionelle Tracht und laufen singend durch das Dorf.
Schamane

Am Tage vor der Beerdigung muss der Geist des Verstorbenen aus dem Dorf getrieben werden. Er darf sich nicht weiter im Dorf aufhalten, da dies negative Auswirkungen auf das Leben der anderen Bewohner haben konnte. Er kann sich in jedem Haus und in jeder Person ?verstecken“ und muss von einem Schamanen ausgetrieben werden. Dieser ist dazu bunt bemalt und tragt einen großen Holzhammer und einen ubergroßen Holzpenis. Er lauft durch die Straßen und Hauser und treibt den Geist mit Schreien und Schlagen aus dem Dorf. Die Beerdigung findet dann am funften Tage nach dem Tode im Kreise der Familie und außerhalb der Tore des Dorfes statt. Die Graber befinden sich im Wald und sind nicht als solche gekennzeichnet oder geschmuckt.

Infolge des sehr komplexen Glaubens der Akha war die Konvertierungsrate zum Christentum, die die seit 1869 hier praktizierenden Missionare erreichten, sehr gering. Erst 40 Jahre spater konnte der erste Akha uberzeugt werden, und weitere 27 Jahre spater wurde die erste Baptistenkirche bei den Akha eingerichtet (1936). Dennoch treten seit den 1980er und 1990er Jahren vermehrt Akha in die christliche Kirche ein; dies jedoch weniger aufgrund des Wirkens von Missionaren, sondern aufgrund der Tatsache, dass sie aus finanziellen oder kulturellen Grunden keine Moglichkeit mehr haben, ihre traditionelle Religion auszuuben [3] . Es waren einfach keine Familienmitglieder oder Altere mehr da, die den uberlieferten Glauben erklaren konnten.

Teilweise sind bereits uber 60 % der Bewohner konvertiert. Die thailandische Regierung hat flachendeckend Grundschulen in den Akhadorfern gebaut, in denen der gesamte Unterricht auf Thai abgehalten wird. Da der Buddhismus in Thailand Staatsreligion ist, mussen die Schulkinder wahrend ihrer Schulzeit auch die Tempel besuchen und buddhistische Riten praktizieren.

Probleme des Volkes

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Ein Problem der Dorfer ist die Abwanderung vieler junger Akha. Sie kehren ihren Heimatdorfern den Rucken und ziehen in die Stadte. Zuruck bleiben oft nur die Alten und die Kinder.

Es gibt vielerorts bereits asphaltierte Straßen, die die Bergdorfer mit den thailandischen Ortschaften verbinden. Einige Dorfbewohner besitzen Motorroller, teilweise auch Autos. Viele Dorfer verfugen auch uber eine ausreichende Stromversorgung, Satelliten- und Handyempfang. Viele Akha besitzen bereits moderne elektronische Gerate wie Kuhlschranke, Fernseher, DVD-Player und Handys.

Aufgrund der Abwanderung aus den Dorfern und der Tatsache, dass es keine geschriebenen Dokumente in der Sprache der Akha gibt, ist damit zu rechnen, dass die Sprache und Religion eines Tages ganzlich verschwunden sein wird.

Bambushutte

Viele Akha in Thailand und Birma besitzen auch heute noch keine Staatsangehorigkeit. Unbestatigten Berichten zufolge kam es in letzter Zeit immer wieder zu Ubergriffen der ortlichen Polizei und des Militars. Dabei sollen Akhafrauen vergewaltigt und ermordet worden sein. Unabhangige Bestatigungen fur diese Berichte gibt es bisher nicht.

Alkohol und andere Drogen

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Neben Alkoholismus bedroht Opiumabhangigkeit den Stamm. Opium wird heute großflachig von den Bauern angepflanzt. Doch diese Droge war nicht immer ein Bestandteil ihrer Kultur gewesen: Sie wurde erst durch die Kolonialmachte eingefuhrt, und die Akha haben diese fur sich entdeckt. Es gibt zahlreiche Projekte von Außenstehenden, die versuchen, die Akha von dieser Droge abzubringen, doch dies gestaltet sich sehr schwierig, denn das Volk hat sich den Genuss dieser Droge uber Generationen angewohnt.

Ein weiteres zentrales Problem ist erst in den letzten Jahrzehnten entstanden: Der Tourismus wurde und wird immer noch starker in den Gebieten der Akha gefordert. Die Touristen sind ein außerst storender Faktor im Leben der Akha. Viele Akha spezialisieren sich heutzutage auf das Geschaft mit den Touristen. Sie ziehen in traditioneller Tracht durch die Stadte und verkaufen vorwiegend im Norden Thailands Handgemachtes und Schmuck. Es gibt Plane fur die Organisation fur nachhaltigen Tourismus in diesem Gebiet, die dem Volk wieder Zeit lassen wurden, sich auf ihr Leben zu konzentrieren.

Alternativnamen

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Die Akha werden auch bezeichnet als

  • Aka
  • Ahka
  • Aini
  • Ak'a
  • Ikaw
  • Akka
  • Edaw
  • Ekaw
  • Hani
  • Houni
  • Ikho
  • Kaw
  • Kha Kho
  • Kha Ko
  • Kho
  • Ko
  • Woni
Commons : Akha  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. West (2009), Artikel: ?Akha“.
  2. West (2009), S. 37.
  3. a b West (2009), S. 38
  4. West (2009), S. 38.
  • Rolf Bokemeier / Michael Friedel: Verlorene Menschen, Begegnung mit Volkern, die es morgen nicht mehr gibt . Geo im Verlag Gruner + Jahr AG & CO., Hamburg 1984.
  • Barbara A. West: Encyclopedia of the Peoples of Asia and Oceania . Facts on File, New York 2009, ISBN 0-8160-7109-8 .