Air Zaire
war ein
Staatsunternehmen
der Republik
Zaire
(heute
Demokratische Republik Kongo
), das seinen Betrieb im Juni 1995 eingestellt hat. Die international tatige
Fluggesellschaft
wurde im Juni 1961 unter dem Namen
Air Congo
gegrundet.
Im Juni 1960 wurde die belgische
Kolonie Kongo
in die Selbstandigkeit entlassen. Kurz nach der Staatsgrundung erfolgten Planungen zum Aufbau einer neuen nationalen Fluggesellschaft, welche die von den Belgiern eingerichteten nationalen und internationalen Strecken ab Anfang 1961 weiter betreiben sollte. Aufgrund der instabilen Situation im Land konnte die Grundung der
Air Congo
erst am 6. Juni 1961 erfolgen. An dem neuen Unternehmen waren neben der
Republik Kongo
(mit 65 %) auch die belgischen Fluggesellschaften
Sabena
(mit 30 %) sowie
Sobelair
und
Air Brousse
(mit gemeinsam 5 %) beteiligt.
[2]
Sabena
leistete die technische und organisatorische Unterstutzung wahrend der Aufbauphase. Der Flugbetrieb wurde am 28. Juni 1961 aufgenommen.
[3]
Anfanglich bediente
Air Congo
mit Flugzeugen der Typen
Douglas DC-3
und
Douglas DC-4
ein nationales Streckennetz sowie innerafrikanische Routen nach
Luanda
,
Ndola
,
Entebbe
,
Nairobi
und
Lagos
. Zudem wurden Langstreckenflugen nach
Brussel
mit einer
Douglas DC-6
durchgefuhrt.
[4]
Das erste Dusenflugzeug der Gesellschaft war eine von
Sabena
geleaste
Boeing 707
, die ab Marz 1963 auf zwei wochentlichen Flugen nach Brussel zum Einsatz kam.
[5]
Einen Monat spater trat
Air Congo
der
IATA
bei. Ab 1964 wurden auch kleinere Flugplatze in das nationale Streckennetz aufgenommen und mit Maschinen der Typen
Beechcraft Baron
,
Beechcraft 18
und
Cessna 310
angeflogen. Daneben fuhrte die Gesellschaft auch Hilfsfluge fur die
UNO
durch.
[6]
Im Jahr 1967 beendete das Unternehmen seine Zusammenarbeit mit
Sabena
, woraufhin die Republik Kongo die Gesellschaftsanteile der drei belgischen Unternehmen ubernahm.
[6]
Nach ihrer Verstaatlichung investierte die Gesellschaft in modernere Flugzeuge und ubernahm zwei
Sud Aviation Caravelle
, die ab Oktober 1967 auf den innerafrikanischen Routen zum Einsatz kamen. Fur die Langstreckenfluge nach Europa mietete
Air Congo
ab 1969 zwei
Douglas DC-8
von der US-amerikanischen
Pan American World Airways
(
Pan Am
), die auch mit der Wartung der Maschinen beauftragt wurde und die Gesellschaft logistisch betreute.
[7]
Air Congo
erwarb die beiden geleasten Douglas DC-8 im Jahr 1970 und bestellte zudem zwei weitere werksneue Maschinen dieses Typs. Gleichzeitig losten
Fokker 27
die alteren Douglas DC-3 und DC-4 auf den nationalen Strecken schrittweise ab.
[6]
Parallel zur Anderung des Staatsnamens der Republik Kongo wurde das Unternehmen am 25. Oktober 1971 in
Air Zaire
umbenannt.
[8]
In den fruhen 1970er-Jahren baute die Gesellschaft ihr europaisches Liniennetz aus und leitete den Flug nach Brussel taglich wechselnd uber
Athen
,
Madrid
,
Genf
,
Paris
,
Rom
und
Frankfurt
.
[9]
Fur die Langstreckenfluge bestellte die Gesellschaft im Jahr 1972 zwei
Großraumflugzeuge
des Typs
McDonnell Douglas DC-10
. Aufgrund des Konkurses der deutschen
Atlantis
konnte
Air Zaire
bereits am 12. Juni 1973 eine Maschine vorzeitig vom Hersteller ubernehmen.
[10]
Bis zur Auslieferung der zweiten Douglas DC-10 mietete die Gesellschaft eine
Boeing 747
von
Pan Am
. Zudem erganzten ab 1973 drei
Boeing 737
die Flotte.
[11]
Neben regularen Liniendiensten und Frachttransporten fuhrte das Unternehmen zahlreiche Sonderfluge fur die Prasidentenfamilie sowie fur
Mobutu
-Vertraute und Regierungsmitglieder durch. Der
Flughafen Faro
wurde haufig angesteuert, wenn Mobutu sich auf seinem Anwesen an der
Algarve
aufhielt und Staatsbedienstete einfliegen ließ.
[12]
Air Zaire
war ein defizitar arbeitendes Staatsunternehmen, das zeitweise bis zu 6500 Angestellte beschaftigte. Im Jahr 1984 konnte der Konkurs der Gesellschaft nur durch weitere staatliche Finanzhilfen verhindert werden.
[13]
Dem Unternehmen wurde daraufhin ein umfangreiches Sparprogramm auferlegt, in dessen Umsetzung 1985 ein Teil der Flugzeuge verkauft und alle internationalen Linienverbindungen bis auf zwei wochentliche Fluge nach Brussel gestrichen wurden. Gleichzeitig reduzierte die Gesellschaft ihr Personal von 4800 (in 1984) auf 2000 Beschaftigte (in 1986). Die Erlose aus den Flugzeugverkaufen beanspruchte der Staat fur sich, so dass die finanzielle Situation des Unternehmens angespannt blieb.
[14]
Im Jahr 1986 wurde eine Douglas DC-8 in Brussel beschlagnahmt, weil entlassene Piloten der
Air Zaire
ausstehende Gehaltsforderungen vor belgischen Gerichten eingeklagt hatten. Die Maschine wurde von der Fluggesellschaft
Sabena
ausgelost, nachdem der Staat Zaire gedroht hatte, ihr die Landerechte zu entziehen.
[15]
Am 1. Februar 1986 ubernahm die franzosische
Union de Transports Aeriens
(
UTA
) die technische und organisatorische Betreuung der
Air Zaire
, deren Flotte zu dieser Zeit aufgrund von Wartungsmangeln teilweise
luftuntuchtig
war.
[14]
Aufgrund von technisch bedingten Flugausfallen und der Verkleinerung des nationalen Streckennetzes verlor die Gesellschaft zunehmend Passagiere, so dass
Scibe Airlift
zur großten Fluggesellschaft des Landes wurde.
[16]
Ende 1989 bestand die Flotte des Unternehmens aus nur noch zwei Boeing 737, einer Douglas DC-10 und einer Frachtmaschine des Typs Douglas DC-8.
[17]
Ab 1990 fuhrte
Air Zaire
in Erganzung zu den Frachttransporten und nationalen sowie europaischen Diensten auch wieder innerafrikanische Linienfluge nach
Kigali
und
Nairobi
durch.
[6]
Eine zeitgleich getatigte Bestellung uber drei
McDonnell Douglas MD-82
und zwei
McDonnell Douglas MD-11
musste 1992 aus finanziellen Grunden storniert werden.
[17]
Im selben Jahr stellte die Gesellschaft ihre Passagierfluge nach Brussel ein, weil die letzte Douglas DC-10 wegen offener Wartungsrechnungen in
Israel
gepfandet worden war.
[10]
Am 12. Juni 1995 wurde
Air Zaire
von einem belgischen Gericht fur zahlungsunfahig erklart. Zu diesem Zeitpunkt beliefen sich die Schulden des Unternehmens auf 50 Millionen US-Dollar. Die Regierung Zaires protestierte gegen das Urteil. Der Streit konnte beigelegt werden, indem Belgien die Landerechte der
Air Zaire
offiziell auf die Fluggesellschaft
Scibe Airlift
ubertrug, an der die Prasidentenfamilie Beteiligungen besaß.
[18]
Im Lauf ihrer Geschichte setzte die Gesellschaft folgende Flugzeugtypen ein:
[19]
- Am 15. Februar 1970 verungluckte eine
Douglas DC-3
(9Q-CUP)
. Informationen uber den Ort und die Art des Zwischenfalls liegen nicht vor.
[23]
- Am 19. Februar 1970 wurde eine weitere
Douglas DC-3
(9Q-CUD)
zerstort. Genauere Informationen uber den Zwischenfall liegen nicht vor.
[23]
- Am 7. Marz 1974 schlug eine
Douglas DC-4
(9Q-CBH)
in
Gemena
vor der Landebahnschwelle auf. Das Flugzeug wurde als Totalverlust abgeschrieben.
[24]
- Am 9. Januar 1975 uberrollte eine
Fokker 27
(9Q-CLM)
nach einer Landung in
Boende
das Bahnende und rutschte einen Hang hinunter. Bei dem Unfall wurde eine Person getotet.
[25]
- Am 6. Januar 1978 sturzte eine
Fokker 27
(9Q-CLR)
wahrend eines Trainingsfluges in
Kisangani
ab. Die drei Besatzungsmitglieder wurden bei dem Unfall getotet.
[27]
- Am 8. Februar 1980 sturzte eine
Fokker 27
(9Q-CLP)
in
Kinshasa
auf einem Trainingsflug ab. Die Besatzung simulierte wahrend des Starts einen Triebwerksausfall, wobei das Flugzeug außer Kontrolle geriet. Die drei Piloten an Bord kamen ums Leben.
[28]
- Am 2. Januar 1995 verungluckte eine
Boeing 737
(9Q-CNI)
bei der Landung auf dem
Flughafen Ndjili
. Das Flugzeug setzte hart auf und verließ die Landebahn, wobei das Fahrwerk abbrach und die Triebwerke beschadigt wurden. Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschten schlechte Witterungsverhaltnisse. Aufgrund der Schadenshohe wurde das Flugzeug als Totalverlust abgeschrieben. Personen wurden nicht verletzt.
[29]
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