Aikid?

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Aikid?

Aikid? [ aikidoː ] ( japanisch 合?道 oder 合氣道 ) ist eine betont defensive moderne japanische Kampfkunst . Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Ueshiba Morihei als Synthese unterschiedlicher Bud? -Disziplinen entwickelt, insbesondere aus dem Dait?-Ry? Aiki-J?jutsu . Die Aikid?-Praktizierenden bezeichnet man als Aikid?ka .

Ziel des Aikid?s ist es, einem Angriff dadurch zu begegnen, dass man die Angriffskraft leitet (Abwehr) und es dem Gegner unmoglich macht, seinen Angriff fortzufuhren (Absicherung). Dies geschieht insbesondere durch Wurf- ( nage waza ) und Haltetechniken ( osae waza oder katame waza ). Der friedlichen geistigen Haltung des Aikid? entsprechend geschieht dies ohne Absicht zum Gegenangriff, sondern vorwiegend durch die Einnahme einer gunstigen Position und standige Kontrolle des Kontakts mit dem Gegner. [1] Zur Ubung werden Angriffs- und Verteidigungsformen aus der Menge standardisierter Aikid?-Techniken vorher ausgewahlt und, einer vorgegebenen Form folgend, ausgefuhrt. Mit zunehmendem Fortschritt der Ausbildung kommen auch die freieren Ubungsformen Jiju-waza, Jiyu-waza und Randori [2] vor. Es folgt damit dem japanischen Sprichwort: ?Trete [sic!] durch die Form ein, und trete [sic!] aus der Form heraus.“ [3]

In den unterschiedlichen Entwicklungsphasen nannte Ueshiba Morihei seine Kampfkunst Aiki- Bujutsu und danach Aiki- Bud? . Erst seit Februar 1942 nannte er sie, einem Vorschlag Hirai Minorus gegenuber dem Dai Nihon Butokukai folgend, auch offiziell Aikid?. [4]

Kanji fur Aikid?

Der Name Aikid? wird aus drei sinojapanischen Schriftzeichen geformt (合?道; Ai ?Harmonie“, Ki ?Lebensenergie“, D? ?Lebensweg“ [5] ) und kann daher in etwa als Der Weg der Harmonie im Zusammenspiel mit Energie , Weg zur Harmonie der Krafte oder Der Weg der Harmonie mit der Energie des Universums ubersetzt werden.

Diese Bezeichnung bezieht sich darauf, dass Aikid?-Techniken dahin zielen, Angriffe durch die Kontrolle ihrer Energie und nicht durch Abblocken derselben zu kontrollieren. Ein haufig genannter Vergleich lautet, dass die flexible Trauerweide einem Sturm durch Biegen widerstehen kann, wahrend die viel stabilere Eiche bricht, wenn der Wind zu stark ist.

Als Schriftzeichen fur Ki kann man sowohl ? als auch 氣 finden, wobei ? die vereinfachte und aktuell verwendete japanische Form des ursprunglichen chinesischen Zeichens 氣 ist, das Ueshiba Morihei verwendete. Obwohl oft zu finden ist, dass ( Ai ) mit Liebe zu ubersetzen sei, ist dies nicht korrekt. Das Missverstandnis geht auf ein Zitat von Ueshiba Morihei zuruck, dass er sich unter anderem deshalb entschlossen habe, seine Kampfkunst Aikido zu nennen, weil 合 genauso ausgesprochen wird wie 愛, was eben Liebe bedeutet. Wahrend der Versuch einer wortlichen Ubersetzung von Aikido etwa das Prinzip ideal koordinierter Energie lautet, sind die in Aikid? vorkommenden Begriffe nicht zuletzt durch die Ausfuhrungen von Ueshiba Morihei sehr stark mit Konnotationen belegt, was die vielen freien Ubersetzungen erklart.

Der Ausdruck Aiki (合氣) wurde bereits in alteren japanischen Kampfkunsten benutzt, insbesondere im Dait?-Ry? Aiki-J?jutsu (大東流合氣柔術), und hatte dort die Bedeutung der ?angemessenen Kraft“ im Sinne eines Mitgehens mit dem Angreifer. Erst Ueshiba erweiterte die Deutung auf eine auch spirituelle Harmonie.

Ueshiba Morihei , Student verschiedener Schwert-, Lanzen- und waffenloser Kampfkunste, entwickelte als Schuler von Takeda S?kaku mit seinem geistigen Mentor und Freund Deguchi Onisabur? durch Zusammenfuhrung verschiedener traditioneller Kampfkunste Aikid? , den Weg der Harmonie. Er grundete in Tokio ( Japan ) das Honbu D?j? (jap.: Haupt-Ubungshalle ), von dem sich Aikid? uber die ganze Welt verbreitete.

Im Jahre 1951 stellte Meister Mochizuki Minoru in Frankreich zum ersten Mal Aikido in einem europaischen Land vor. Im folgenden Jahr begann Meister Tadashi Abe von Marseille aus Aikido in Europa zu verbreiten. 1953 wurde Aikido auf Hawaii durch T?hei K?ichi eingefuhrt. 1956 ging Andre Nocquet als erster Franzose nach Tokio, um im Aikikai Honbu D?j? zu trainieren. 1961 kam Meister Masamichi Noro nach Paris , von wo aus er gemeinsam mit Nobuyoshi Tamura die Verbreitung in Europa vorantrieb. Beide waren Uchi-Deshi von Ueshiba Morihei . Hiroshi Tada verbreitete Aikido von Italien aus. Spater kamen Masatomi Ikeda ( Schweiz ), Yasunari Kitaura ( Spanien ) und Kazuo Chiba ( Vereinigtes Konigreich ) hinzu. In den sechziger Jahren zerstreuten sich Ueshibas Schuler der Nachkriegszeit uber die ganze Welt. Ab 1965 wurde Aikido in Australien bekannt. Heute gibt es fast in allen Landern der Welt Aikido- D?j? .

Um etwa 1960 gelangte die Kampfkunst nach Deutschland . Als wichtigste Einzelpersonen sind hier Katsuaki Asai , der 1965 23-jahrig vom Aikikai als offizieller Vertreter nach Deutschland gesandt wurde, und Gerd Wischnewski zu nennen. Katsuaki Asai grundete den Aikikai Deutschland . Ende der 1960er Jahre wurde unter der Leitung von Rolf Brand im Deutschen Judobund die Sektion Aikido gegrundet, aus der in den 1970er Jahren der Deutsche Aikido Bund hervorging.

In Osterreich wurde Aikido 1972 von Juo Iwamoto in Wien und 1976 von Junichi Yoshida in Graz bekannt gemacht. Aus den parallel organisierten Schulen ging 1978 der Osterreichische Aikidoverband hervor.

Die Internationale Aikido-Foderation (I.A.F.) wurde 1975 gegrundet und umfasst sechs kontinentale Verbande und mehr als vierzig nationale Aikid?-Verbande . Daneben gibt es viele weitere Verbande und D?j? innerhalb und außerhalb des Aikikai.

Prinzip, Strategie und Technik

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Miyamoto Tsuruzo bezwingt seinen Schuler ohne Verletzung

Aikid? gilt als friedfertige Kampfkunst. Der Aikid?ka versucht in der Regel, den Angreifer nicht zu verletzen, sondern ihn in eine Situation zu fuhren, in der sich dieser beruhigen kann. Somit soll dem Angreifer die Chance gegeben werden, Einsicht zu erlangen und von einem weiteren Angriff abzusehen. Dennoch verfugt ein Aikidoka uber Moglichkeiten, einen Angreifer erheblich zu schadigen oder ihn zu toten. Ueshiba Morihei formulierte dies wie folgt:

?Wahres Bud? dient jedoch nicht einfach dazu, den Gegner zu zerstoren; es ist viel besser, einen Angreifer geistig zu besiegen, so dass er seinen Angriff gerne aufgibt.“

? Ueshiba Morihei : Bud? [6]

?Wenn du angegriffen wirst, schließe deinen Gegner ins Herz.“

?Das Geheimnis von Aikido liegt nicht darin, wie du deine Fuße bewegst, sondern wie du deinen Geist bewegst. Ich unterrichte euch nicht eine Kampfkunsttechnik, ich unterrichte euch Gewaltlosigkeit.“

Die Strategie im Aikid? bezieht sich auf die Anwendung zielgerichteter geeigneter Prinzipien und Mittel aus dem Handlungsrepertoire der Kampfkunst Aikido; vergleiche Kampfkunst in Gegensatz zu Kampfsport . Daneben existieren andere Betrachtungsweisen des Aikid?, wie Sport, Energiearbeit, Korper & Gesundheit usw., welche ebenfalls mit Handlungen und Bewegungsfolgen im Aikid? in Zusammenhang gebracht werden konnen. Diese Betrachtungen werden hingegen nicht naher behandelt.

Geistig-ethischer Hintergrund von Ueshiba Morihei

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Strategische und taktische Uberlegungen beinhalten immer auch moralisch-ethische Werte der kampfenden Parteien. Die meisten gesellschaftlichen und moralischen Werte sind Veranderungen unterworfen. Der grundlegendste Wert ist dem Leben inharent: Das Leben nicht zu zerstoren und damit die Entwicklung eines Lebewesens zu beenden, sondern Leben zu erhalten und die Entwicklung aller Lebewesen hin zur Vollendung ihrer naturgegebenen Aufgabe zu fordern.

Als Teilnehmer am Russisch-Japanischen Krieg erlebte der Begrunder des Aikid?, Ueshiba Morihei, Kriegsgrauel, Tod und Vernichtung. Er erkannte die Sinnlosigkeit kriegerischen Tuns. Durch seine Freundschaft zu Onisabur? Deguchi , dem Mitbegrunder der religiosen ?moto-ky?-Sekte, entwickelte sich Ueshiba personlich in geistiger und ethischer Hinsicht nach den Prinzipien und der Lehre dieser Sekte. Basierend auf seiner personlichen Entwicklung, definierte er die Strategie im Aikid?, dass diese immer und unter allen Umstanden der Gewaltfreiheit untergeordnet sei.

Der Konflikt ? Ausgangslage, ethische Einstellung und Losung

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Der Gedanke hinter jeder Auseinandersetzung ist die machtbezogene Uberlegenheit uber die Gegenpartei, bzw. die Angst vor Unterlegenheit. Eine Deeskalation hat zum Ziel, den Konflikt zu klaren und konstruktiv zu losen. Vielfach lassen sich Konflikte nicht deeskalieren, und es kommt unabwendbar, wegen fehlender funktionierender alternativer Mittel, zur Eskalation.

Die japanische Kultur, Religion, wie auch die Kriegskunst auf dem Schlachtfeld, sind wesentlich auch von Erkenntnissen chinesischer Kulturgelehrter und Kriegsherren beeinflusst. In der Uberlieferung wird der chinesische General Sunzi (?Meister Sun“) aus seinen Schriften zitiert: ?Der Sieg im Krieg liegt nicht im Vernichten des Feindes, sondern im Uberwinden des Feindes ohne Kampf“.

Wenn in einem Konflikt eine Deeskalation unmoglich geworden ist und andere Mittel zur Abwendung einer Auseinandersetzung ausgeschlossen sind, verbleiben im Ausschlussverfahren nur die Kapitulation oder der Schritt zum Angriff, falls genugend geeignete Mittel zur Verfugung stehen.

Vorteil durch Initiative
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Der Zweikampf beginnt mit der Offensive des Gegners. Die Kernidee der Aikido-Kampfkunst besteht nun darin, dass diese Angriffsbewegung unmittelbar nach ihrem Beginn und noch vor ihrer vollstandigen Ausfuhrung vereitelt wird. Hierzu bewegt sich der Aikido-Praktikant aktiv und fruhzeitig auf den Aggressor zu, um in dessen Handlungssphare zu gelangen und so die Angriffsbewegung bereits im Ansatz effektiv storen zu konnen. Auf diese Weise nimmt der Verteidiger eine aktive Position ein, bestimmt das weitere Kampfgeschehen und erlangt die Uberlegenheit, wahrend der uberraschte Angreifer nun gezwungen ist zu reagieren, wobei er sich in dieser Situation eher reflexiv als taktisch und uberlegt verhalten wird, was einen weiteren Vorteil fur den Aikidoka bedeutet.

Alle Bud?ka bedienen sich in dieser Hinsicht ahnlicher Vorgehensweisen.

Gnade im Zweikampf
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Das Streben im Kampf nach Uberlegenheit uber die Gegenpartei beinhaltet im Kern immer die Dualitat von Sieg und Unterlegenheit . Die vermeintliche Losung jedes Konflikts ergibt darum zwangslaufig die Einteilung in Sieger und Besiegte , egal ob gekampft wurde oder ob eine Kapitulation erfolgte. Die machtbezogene Uberlegenheit des Siegers bleibt erhalten. Die Unterlegenheit birgt in sich den Keim von Rache und Vergeltung.

Wichtiges strategisches Element im Aikid? bildet die Auflosung der Verliererrolle der unterlegenen Partei sowie der Gewahrleistung ihrer korperlichen Unversehrtheit. Ein Gedanke an Rache und Vergeltung wird dadurch hinfallig. Durch seine innere Einstellung und Bereitschaft, selbst einem Angreifer gegenuber Gnade walten zu lassen , lost der Aikid?ka diese Dualitat auf, damit eine Losung des Konflikts moglich wird, bei welcher der Aggressor zur Erkenntnis gelangen kann, dass ihm das Geschenk des Uberlebens zuteilgeworden ist und jeglicher Angriff nutzlos ist (vergleiche: Abschnitt Zen ? die Natur aller Dinge ).

Schwertkampf ? Strategie und Lehre aus der Uberlieferung

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Ueshiba Morihei studierte viele Kampfkunste (siehe: Ueshiba Morihei ? Literatur). Moralische Betrachtungen im Aikid? sind wesentlich beeinflusst von der Ethik Onisabur? Deguchis und der religiosen ?moto-ky?-Sekte sowie der Loyalitat und Hingabe der Samurai.

Die Bewegungsablaufe im Aikid? stammen hingegen aus dem Schwertkampf, wie auch aus dessen strategischen und taktischen Verfahren. Einer der geachtetsten Lehrer der Schwertkunste im japanischen Mittelalter war Yagy? Munenori (1571?1646).

Yagy? Munenori definierte das Ken-Tai : die Angriffs- und Lauerstellung.

Ken
bezeichnet den sofortigen und unmittelbaren Angriff, furchtlos und mit klarem Geist.
Tai
bezieht sich auf die Zuruckhaltung, die Lauerstellung; nicht notwendigerweise zuerst zuzuschlagen, sondern den Angriff des Gegners abzuwarten.

In einer Duellsituation den eigenen Korper in eine Ken-Stellung zu bringen hat zum Ziel, den Gegner zum ersten Streich zu verleiten. Dabei soll der eigene Geist furchtlos und klar in einer Tai-Stellung (Lauerstellung) verbleiben.

Wenn sich nun beide Dinge ? Ken und Tai ? gleichzeitig ergeben und das Prinzip korrekt angewandt wird, wird der Kontrahent zum Angriff verleitet, wodurch er Lucken fur Gegenmaßnahmen offnet. Wird hingegen der Korper zusammen mit dem Geist in Ken-Stellung versetzt, ist auch der Geist mit dem Angriff, mit Zerstorung und Tod verbunden. Der Geist wird gebunden.

Das strategische Vorteilsmoment der korrekten Umsetzung von Ken-Tai besteht nun im ungebundenen, unverhafteten Geist (Tai) und im Auslosen des Angriffs mittels Ken-Stellung (siehe Sunzi ? Angriff ist die beste Verteidigung), was den vollumfanglichen Uberblick und die volle Bewegungsfreiheit erhalt und es erlaubt, als zweiter den Schwertstreich in die Offnung der Deckung des Gegners zu fuhren.

Yagyu Munenori definierte in seiner Lehre verschiedene Ubungsformen zur Anwendung des Schwerts im Kampf. Diese konnen mit der erforderlichen Detailkenntnis als Ichi-no-tachi , Ni-no-tachi , San-no-tachi , Yon-no-tachi und Go-no-tachi identifiziert werden.

Diese duellartigen Ubungssequenzen sind noch immer in verschiedenen Aikido-Verbanden, u. a. Aikikai, Inhalt des Unterrichts im Aiki-Ken (Anwendung des Bokken im Aikido). Der didaktische Inhalt schult speziell das Ken-Tai; das bewusste Auslosen eines Angriffs mittels der eigenen Korperhaltung unter gleichzeitiger großtmoglicher Gelassenheit des Geistes. Dies fuhrt zur Erkenntnis der Lucken in der Deckung des angreifenden Kontrahenten.

Der Schluss jeder Duellsequenz besteht in einer Situation, in welcher der als zweiter den Streich fuhrende und das Ken-Tai beherrschende Schwertkampfer seinem Kontrahenten vor Augen fuhrt, dass seine Angriffe wirkungslos sind und er lediglich ein Spielball seiner offensiven Einstellung und seiner Aggression ist.

Ueshiba Morihei fugte diesen bewahrten Schulungsformen aus der Uberlieferung des Schwertkampfes aus personlicher Uberzeugung als sechste Ubungssequenz jene des Ki-musubi-no-tachi den vorangehenden hinzu. Inhalt dieser Sequenz besteht, gleich der jenen, darin, den Opponenten durch Ken-Tai zum Angriff zu verleiten, diesem jedoch schlussendlich, statt mit einem angedeuteten endgultigen Streich den Tod vor Augen zu fuhren, mittels Ki-musubi (Verschmelzung des eigenen mit dem Ki des Kontrahenten) unmissverstandlich zu verstehen zu geben, dass er keine weitere Angriffsbewegung mehr ausfuhren kann, ohne sich selbst zu toten. Dabei ist die Schlussposition diejenige einer an sich harmlos erscheinenden Blockade seiner schwertfuhrenden Arme (technisch: Osae) und wird derart ausgefuhrt, dass jegliche weitere Angriffsbewegung des Opponenten diesen in eine instabile Korperhaltung brachte und er sich damit unweigerlich selbst toten wurde.

Zen ? die Natur aller Dinge

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Als Element aus den Betrachtungen der Welt des Zen-Buddhismus ist der Gedanke ?Die Natur aller Dinge“ entlehnt. Will man die Natur aller Dinge erkennen, ist es erforderlich, auch allen Dingen ihre inharente Natur zu belassen, diese nicht zu beeinflussen, noch sie zu versuchen zu verandern. Der Geist strebt darin eine Ebene der Gelassenheit und Harmonie mit allen Dingen an.

In vielen Konflikten kann ein Angreifer nicht mehr friedfertig gestimmt werden. Sein Angriff lasst sich nicht aufhalten. Hat der Angriff begonnen, sollen Bewegungen des Angreifers frei bleiben und diese lediglich gelenkt, nicht jedoch verhindert oder geblockt werden. Verhindern bedeutet Konfrontation mit Gewalt und Kraft, wobei der Kraftigere obsiegt, der Schwachere unterliegt. Die Angriffsbewegung zu lenken bedeutet, ihr ihre Natur zu belassen und beim Kontrahenten lediglich aufmerksam (Tai-Geist) und gelassen die Deckung zu offnen und geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Harmonisierung bedeutet eine Synchronisation mit der Angriffsbewegung. Aikid? wird aufgrund des Fehlens opponenter Einwirkung auf die Angriffsbewegung oftmals verglichen mit ?Zen in Bewegung“.

Jede Betrachtung und Einteilung in gut und schlecht ist mit Gefuhlen verbunden. Ebenso leisten Angst, wie auch Aggression, einen Beitrag zu emotionaler Instabilitat, was das Reaktionsvermogen negativ beeinflusst. Aggressionslosigkeit, Mut und naturlich die sichere Verfugbarkeit der erforderlichen technischen Fahigkeiten im Kampf hingegen leisten einen großen Beitrag zur emotionalen Stabilitat, zu klarer Erkenntnis der allgemeinen und momentanen Situation und erhalten den erforderlichen Uberblick und das Aktions- und Reaktionsvermogen ? siehe: Ken-Tai.

Mit dieser Sichtweise lasst sich die Dualitat und die Einteilung in gut und schlecht auflosen. Damit entfallt ebenso eine emotionale Verhaftung mit der eigenen Angst und der Aggression dem Kontrahenten gegenuber. Das Aktions- und Reaktionsvermogen bleibt im Rahmen der eigenen Befahigung erhalten.

Initiative durch Auslosen des Angriffs mittels Ken-Stellung dient der Wahl des Zeitpunkts und des Ortes und der ruhige Uberblick uber die Gesamtsituation durch geistige Gelassenheit und Aufrechterhaltung der Lauerstellung (Tai-Einstellung) sowie durch sofortiges Erkennen der Offnungen der Deckung beim Kontrahenten (Ken-Tai) dienen dem taktischen Vorteil, wenn der Angriff beginnt.

Das, wenn notig, auch wiederholte Zulassen eines Angriffs und die Harmonisierung, Synchronisation mit und Lenkung der Angriffsbewegung und die Umsetzung durch das Ausuben der vollen Kontrolle uber die Bewegungen des Angreifers, ohne primares Interesse an dessen Schadigung und mit einer gutigen Geisteshaltung (Zen, Gnade), wirken deeskalierend, auch wahrend die Auseinandersetzung ihren Fortgang nimmt.

Das Verhindern des Gesichtsverlustes durch Applikation der Techniken in einer Weise, welche die korperliche Unversehrtheit und Integritat des Aggressors sicherstellt, ermoglicht schlussendlich die Erkenntnis beim Angreifer uber die Nutzlosigkeit seines gewaltsamen Tuns und zeigt ihm die einzige erstrebenswerte Losung des Konflikts: das sofortige Beenden der Auseinandersetzung und Einkehr geistigen Friedens.

Taktische Applikation

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Miyamoto Tsuruzo Sensei bei der Abwehr einer Bokkenattacke

Die Ausfuhrung der Techniken im Aikido basieren auf Bewegungen des Schwert- und Stockkampfes. In ihrer Ursprunglichkeit lassen sich alle Techniken des Aikid? auf Schneide-, Blockade- und Hebelbewegung mit dem Schwert (Bokken), bzw. dem Stock (J?) zuruckfuhren. Ferner gilt als ausfuhrendes Element bei der Anwendung die Widerstandslosigkeit einer Technik als erstrebenswert. Der Grund liegt darin, dass nur eine widerstandslos ausgefuhrte Aikido-Technik das großtmogliche Bewegungsmoment des Angreifers erhalt, ohne konfrontativ und damit energieverzehrend zu wirken und dies dem Aikid?ka (Aikid?-Ausubenden) ermoglicht, von sich aus nur lenkenden Einfluss ohne Gewaltanwendung auszuuben.

Unterschiede bei der Ausfuhrung in den verschiedenen Aikid?-Stilen, und selbst auf nationaler Ebene innerhalb eines Lehrstils, lassen sich darauf zuruckfuhren, dass deren Lehrbeauftragte aus didaktischen Grunden oder aus Selbsterfahrung und eigenem Verstandnis oftmals unterschiedliche Konzepte der Bewegungsablaufe eines Angreifers definierten:

Beispielsweise kann ein Angreifer einen beliebigen Initialangriff ausfuhren, welcher von einem Aikidoka durch Ausweichen oder anderweitig neutralisiert wird. Ob der Angreifer nun kurze Zeit zuwartet, ob er uberhaupt keine Bewegung ausfuhrt, ob er seinen Angriff ganz abbricht oder seinen Angriff durch weitere Bewegungsfolgen wieder aufnimmt, hangt nicht vom Aikid?ka ab, sondern vom Angreifer. Ausschließlich aufgrund dieser Taktiken appliziert der Aikid?-Ausubende weitere Gegenmaßnahmen.

Im Folgenden seien unterschiedliche taktische Applikationen einer Technik erlautert: Ein Angriff erfolgt mit Ch?dan-Tsuki ? ein Stich mit einem Messer oder Boxhieb gegen die Korpermitte des Aikid?ka. Dieser neutralisiert den Initialangriff durch eine Ausweichbewegung auf die außere Seite des Arms des Angreifers und beruhrt diese nur leicht mit seiner dem Angreifer naher liegenden Hand. Diese Kontaktaufnahme dient der Positionsbestimmung und der taktilen Wahrnehmung der Folgebewegung des Angreifers.

  • Zieht der Angreifer seinen ausgestreckten Arm ruckartig zuruck, hat der Aikid?ka die Moglichkeit, Gegenmaßnahmen in Reaktion darauf einzuleiten. Hier sei angenommen, es erfolgt die Technik Kote Gaeshi mit Wirkung in der der Initialbewegung 180 Grad entgegengesetzten Richtung.
  • Zieht der Angreifer den Arm nicht zuruck, sondern fuhrt einen Folgeangriff mit derselben Hand (beispielsweise bei einem Messerangriff) aus, steht dem Aikid?ka ebenfalls als Gegenmaßnahme die Technik Kote Gaeshi zur Verfugung ? in diesem Fall als Reaktion in der Weiterfuhrung der Angriffsbewegung und ausgefuhrt aus seiner weiterfuhrenden Drehbewegung.
  • Zieht der Angreifer den Arm nicht zuruck, sondern fuhrt einen Folgeangriff mit seiner zweiten Hand aus (beispielsweise im Boxkampf), steht dem Aikid?ka, neben vielen anderen Moglichkeiten, auch die Technik Kote Gaeshi als Maßnahme zur Verfugung; in diesem Fall ebenfalls reaktiv und aus seiner weiterfuhrenden Drehbewegung.
  • Zieht der Angreifer den Arm nicht zuruck, sondern bleibt beispielsweise aus Uberraschung einen kurzen Moment stehen, kann der Aikid?ka die Technik Kote Gaeshi auf die Hand, proaktiv in diese zeitliche Lucke hinein, ausfuhren mit Drehpunkt direkt auf der Faust des Angreifers.
  • Alternativ zur proaktiven Anwendung von Kote Gaeshi kann der Aikid?-Ausubende mit der Anwendung von Atemi-Waza (Schlag- bzw. Perkussionstechnik, wortlich: Korpertreffer) den Kontrahenten dazu bringen, eine Abwehr- oder Folgebewegung auszufuhren. Dabei liegt das Ziel von Atemi-Waza darin, den Kontrahenten lediglich zur reflexartigen Ausfuhrung einer Bewegung zu verleiten, durch deren Weiterfuhrung der Aikid?ka wiederum eine zweckdienliche Technik ansetzen kann.

Alle erwahnten Anwendungen dieser Technik sind in ihrem Wirkprinzip dieselben: Es erfolgt eine Handgelenkdrehung einwarts, was wuchtig ausgefuhrt den Angreifer zu einem Uberschlag mit Drehpunkt auf der Hohe seines Unterarms verleitet (siehe: Kote gaeshi ). Dieser Uberschlag entsteht nicht primar darum, weil ein Hebel auf das Handgelenk wirkt, sondern er stellt einen Reflex des Angreifers dar, der damit eine Schadigung seines Handgelenks verhindern will. Der Uberschlag entsteht somit vorteilhafterweise, bevor der Hebel seine Wirkung ins Handgelenk entfaltet. Diese potentielle Wirkung im Falle eines Zogerns kann nur taktil wahrgenommen werden. Fur eine vom Verstand kontrollierte Erfassung treten die Gegenmaßnahmen viel zu schnell ein.

Alle Anwendungen sind ohne eine korperliche Schadigung des Angreifers richtig und korrekt ausgefuhrt, weil sie die moralischen und strategischen Grundlagen des Aikid? berucksichtigen. Unterschiede liegen darin, dass im jeweiligen Aikid?-Verband seitens der technischen Lehrbeauftragten unterschiedliche didaktische Vorgehensweisen argumentiert und andere taktische Anwendungen favorisiert werden.

Zu den Techniken im Aikido soll Morihei Ueshiba gesagt haben, dass Techniken geboren wurden, sobald man sich im Aikido bewege, insofern konnte man uberhaupt keine Anzahl an moglichen Aikido-Techniken angeben [8] . In den meisten Stilrichtungen werden als grundlegende Verteidigungsformen funf Hebel- bzw. Haltetechniken und acht Wurftechniken geubt, mit denen auf 18 grundlegende Angriffsformen reagiert werden kann. Die Grundtechniken konnen jeweils in den Varianten ura (hinter uke bewegend) und omote (vor uke bewegend) ausgefuhrt werden sowie manche in einer uchi (innen) und soto (außen) Auspragung. Diese Grundtechniken kommen wiederum entweder in Tachi-waza oder Hanmi-handachi-waza oder Suwari-waza zur Anwendung. Daruber hinaus kommen Ubungsablaufe (Katas) mit Stock und Schwert vor.

?Beim Aikido gibt es keine Formen und keine Schemata. Die Bewegungen des Aikido sind naturliche Bewegungen. Seine Tiefe ist unerschopflich und unergrundlich.“

Die Technik des Aikido macht sich physikalische Prinzipien (wie z. B.: Achsen , Hebel , Kinetik ) zu Nutze, wobei die Bewegungsmuster von Schwerttechniken mit dem japanischen Katana abgeleitet sind (Ziehen, Schnitt einhandig, Schnitt zweihandig, u. a. m.). Mit fortschreitendem Training tritt Korperkraft immer mehr in den Hintergrund und wird durch Genauigkeit, Beweglichkeit und Konzentration ersetzt. Der Angriff wird im Gegensatz zu vielen anderen Kampfkunsten nicht geblockt, sondern so umgelenkt, dass der Verteidiger daraus einen Vorteil erlangt. Dabei werden im Wesentlichen zwei Prinzipien verwendet, irimi und tenkan . Irimi ist das Prinzip des ?in den Angriff Eintretens und mit ihm Harmonisierens“, wahrend man mit tenkan den Angriff mit einer Drehbewegung vorbeilasst und dabei mit ihm harmonisiert.

Im Aikid? soll das Koky? (呼吸), die Atemkraft, der Muskelkraft des korperlich Starkeren uberlegen sein. Genauer bezeichnet ist Koky? der Atem, Koky? d?sa (呼吸動作) heißt Atemkraftbewegung aus dem Seiza , und Koky?-H? ist eine Ubung zur Entwicklung der Atemkraft. Dabei ist mit Atemkraft nicht die Lungenleistung gemeint, sondern die Korperspannung ( Tonus ), welche in direkter Weise mit Hilfe der Atemkraft reguliert werden kann. Erstrebenswert ist ein mittleres Spannungsverhaltnis zwischen hohem Tonus (Harte), welcher zur Lenkung der Bewegung beim Partner erforderlich ist, und geringem Tonus (Weichheit), welcher zur Wahrnehmung der Angriffsdynamik und zum strategischen Nachgeben verwandt wird.

Beim Umsetzen der Techniken wird zum Lenken der Angriffsbewegung der taktilen Wahrnehmung hoher Stellenwert beigemessen. Dabei steht nicht primar die Muskelkraft im Vordergrund, sondern die Wahrnehmung der dynamischen Bewegungsrichtung des Angriffs.

Aikido kann von Menschen jeder Große und jeden Alters praktiziert werden, wobei die korperliche Beanspruchung nicht unterschatzt werden sollte. Da die meisten Techniken an den Gelenken angreifen, sind diese einer hoheren Belastung ausgesetzt. Ein gutes Aufwarmen und Dehnen ist zwingend notwendig. Das fur Europaer ungewohnte Uben auf den Knien belastet diese besonders. Doch der respektvolle Umgang mit dem Partner und die beim Uben festgelegten Rollen ermoglichen das Uben in jedem Alter und Leistungsstand.

Aikido ist eine der schwerer erlernbaren Kampfkunste. Ein Schuler benotigt mehrere Jahre Ubung, bis er in der Lage ist, sich wirksam zu verteidigen. Die Perfektionierung der Selbstverteidigung ist aber nicht das alleinige Ziel des Aikido-Trainings. Einige Aikidoka sehen in einer effizienten Verteidigung nur einen Nebeneffekt in der Entwicklung des Aiki. Daher lehnen die meisten Stilrichtungen Aikido als reine Technik zur Selbstverteidigung ab, glauben jedoch, dass Aikido geeignet ist, effektiv zur Verteidigung eingesetzt zu werden. Da Aikido die harmonische Auflosung einer Konfliktsituation anstrebt, kann einem Aikidoka der Kontrahent nicht egal sein, da seine Angriffsenergie fur eine effektive Verteidigung intuitiv erkannt und umgeleitet werden muss.

Da Ueshiba , der von den Aikidoka O-Sensei (翁先生, japanisch : Altehrwurdiger Lehrer , oft auch Großer Lehrer , 大先生) genannt wird, ein Experte in der Handhabung von Schwert ( Katana ), Speer und Stab /Stock ( B? / J? ) sowie auch im Jiu Jitsu und anderen Kampfkunsten war, beinhalten die Techniken des Aikido zahlreiche raumgreifende und fließende Bewegungen. Diese Bewegungen werden zum Teil auch mit den althergebrachten Namen aus diesen Kampfkunsten bezeichnet.

Ueshiba Morihei begann als Jugendlicher Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Studium einzelner Bud? -Disziplinen. Nachweislich studierte er Anfang des 20. Jahrhunderts Tenjin Shinyo ryu Jujutsu, Goto-ha Yagyu Shingan ryu Jujutsu, kurzzeitig Judo und vor allem ab 1915 Dait?-ry? Aiki-j?jutsu bei Takeda S?kaku . 1919 kam er mit der neo- shintoistischen Bewegung ?moto -kyo in Beruhrung, deren Lehren seine Interpretation von Bud? entscheidend mitbeeinflusst haben und daher fur die Entstehung des Aikido als wesentlich anzusehen sind. Bis zu seinem Tode entwickelte Ueshiba sein Aikido weiter, wobei seine Kunst immer weicher und harmonischer wurde. Da er im Laufe seines Lebens viele Schuler hatte und diese ihn zu verschiedenen Zeitpunkten (Entwicklungsphasen des Aikido) verließen, entwickelten sich daraus unterschiedliche Interpretationen des Aikido von Ueshiba Morihei. Diese sind unter anderem Grund der verschiedenen Stile im Aikido. Es gibt Stilrichtungen, welche einem einzigen Lehrer folgen, und Stilrichtungen, welche mehr einem Verbund von Lehrern folgen. Die folgende Tabelle stellt bekannte Stile und ihre Begrunder dar:

Stil/Organisation Begrunder Lebenszeit
Aikikai Ueshiba Morihei 1883?1969
Aikido Yuishinkai Koretoshi Maruyama * 1936
Aiki-?saka Hirokazu Kobayashi 1929?1998
Dynamic Aikido Nocquet John Emmerson
Takemusu Aikido (Iwama Ryu) Morihiro Sait? 1928?2002
Iwama Shinshin Aiki Hitohiro Sait? * 1957
K?rind? Hirai Minoru 1903?1998
Nishio Ryu Sh?ji Nishio 1927?2005
Shin-Shin-T?itsu-Aikid? T?hei K?ichi 1920?2011
Shinei Taido Noriaki Inoue 1902?1994
Sh?d?kan Tomiki Kenji 1900?1979
Tendoryu Kenji Shimizu * 1940
Yoseikan Mochizuki Minoru 1907?2003
Yoshinkan Shioda G?z? 1915?1994

Neben diesen Aikido-Stilen leiteten einige Schuler von Ueshiba Morihei aus dem Aikido neue Bewegungslehren ab, die teilweise den Bezug auf Aikido nicht mehr in der Bezeichnung benennen, wie beispielsweise das Kinomichi von Masamichi Noro , der jeden Kampfaspekt in der gemeinsamen Bewegung ablehnt.

Aikido wurde von dem Grunder Ueshiba Morihei nicht als Sport angesehen, sondern vielmehr als Misogi -Technik (?mi“ frei ubersetzt: Korper; ?Misogi“ frei ubersetzt: den Korper schalen, raspeln, schneiden). Wettkampfe sind im Aikido nicht vorgesehen. Die Partner arbeiten zusammen, damit jeder einzelne seine Technik perfektionieren kann. Neue Graduierungen werden durch Vorfuhrung diverser Techniken erreicht, ohne dass die Partner dabei als Gegner miteinander kampfen.

Die Ubungseinheiten bestehen zum uberwiegenden Teil aus Kata-Geiko : Die Rollen von Angreifer und Verteidiger sind festgelegt, so wie Angriff und Verteidigung meist vorgegeben werden. Erst als fortgeschrittener Aikidoka beginnt man, sich langsam von der Form zu losen; zunachst sind, z. B. im freien Uben, Angriff und Verteidigung nicht mehr streng vorgeschrieben, spater beginnt man, die Rollenaufteilung in Uke und Nage/Tori zu uberwinden.

Wahrend in einigen Stilen nur im Zusammenhang mit Bokken oder J? von Kata gesprochen wird, sind in den meisten Stilen des Aikido Kata mit Partnern, also Kata-Geiko die zentrale Ubungsform.

Der Aikidoka achtet darauf, in den eigenen Bewegungen frei zu werden und nicht mehr uber jeden einzelnen Schritt nachzudenken. Die Bewegungsablaufe sollen sich im Unterbewusstsein festigen. Regelmaßiges Uben verbessert die Beweglichkeit und fordert durch komplexe Bewegungsablaufe Konzentration, Koordination, Grob- und Feinmotorik sowie das korperliche und geistige Wohlbefinden.

Als Kleidung wird beim Uben der Ende des 19. Jahrhunderts von Kan? Jigor? , dem Begrunder des J?d? , eingefuhrte Keikogi getragen. Aikidoka in Ky?graden tragen in der Regel einen weißen Gurtel. Nur in einigen Stilrichtungen/Verbande erfolgt eine Unterscheidung der Graduierung durch Gurtelfarben angelehnt an das System anderer Kampfkunste. Die Graduierung von Mudansha ist somit nicht eindeutig anhand der Gurtelfarbe zu erkennen.

Daruber hinaus konnen Aikidoka uber dem Keikogi einen Hakama , eine Art Hosenrock, tragen. Die Farbe des Hakama ist dabei unerheblich, beim Aikido werden zumeist schwarze oder dunkelblaue Hakama getragen, lediglich weiße Hakama sind aufgrund japanischer Sitten nicht verbreitet. Bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs war es ublich, dass jeder Aikidoka von Anfang an einen Hakama trug. In vielen D?j? und Stilrichtungen ist es heutzutage ublich, dass die Schuler bis zum Erreichen des ersten Dan oder zumindest bis zu einem der hoheren Ky? ohne Hakama Aikido uben. Diese Praxis geht darauf zuruck, dass in der Kriegszeit die Stoffe fur viele Schuler Ueshiba Moriheis zu teuer waren und sie deshalb bei Ueshiba um Erlaubnis baten, ohne einen Hakama am Unterricht teilnehmen zu durfen.

Ein weiterer praktischer Grund fur den Verzicht auf das Tragen eines Hakama in den Anfangergraden liegt in der Verschleierung der Standposition. Wahrend in fruheren Zeiten der Hakama zweckmaßigerweise im Zweikampf die Fuß- und Standposition eines Kontrahenten verdeckte, soll der Verzicht heutzutage dem Lehrer ermoglichen, die Standposition besonders der Schuler im Anfangergrad besser zu erkennen und zu korrigieren.

Aikidotraining findet großtenteils ohne Ubungswaffen statt, doch die drei Waffen Bokut? , J? und Tant? , ublicherweise holzerne Trainingswaffen, spielen eine wichtige Rolle. Sie werden verwendet, da viele Bewegungen und Techniken im Aikido von Waffentechniken wie Schwert- oder Stocktechniken abgeleitet sind und dadurch die waffenlosen Bewegungsablaufe selbst besser verstanden und verinnerlicht werden konnen. Je nach Stilrichtung variiert die Bedeutung des Waffentrainings.

Aikidoka mit Hakama in Seiza sitzend.
Sitzordnung im Aikido D?j?

Im D?j? sitzen die Schuler aufmerksam im Seiza auf den ?niederen Sitzen“ (?shimoza“), wahrend sich der Lehrer ( Sensei ) auf dem mittig gegenuberliegenden Kamiza befindet. Die Schuler behalten diese Position bei, wenn der Sensei die Ubungsformen prasentiert. In einigen D?j? sitzen aus der Sicht des Sensei die Aikidoka mit dem niedrigeren Grad auf der rechten bzw. ?niederen“ Seite (? shimoseki “). Die Aikidoka mit dem hoheren Grad befinden sich aus der Sicht des Sensei auf der linken bzw. ?hoheren“ Seite (? j?seki “). Auf shimoseiki oder j?seki befinden sich zudem Sitze fur Besucher.

Im D?j? wird Wert auf die Etikette (?Reigi“) gelegt. Beim Betreten des Dojos erfolgt ein Ritsurei in Richtung des Kamiza. Beim Ritsurei handelt es sich um eine stehende Verbeugung im 30° Winkel, welche in Shizen Hontai (naturlicher Stand) ausgefuhrt wird. Zudem erfolgt beim Betreten der Matte ein Zarei . Dabei handelt es sich um eine 30°-Verbeugung im Seiza, bei der die Hande flach etwa 15 cm vor den Knien mit der Handflache nach unten auf die Matte gelegt werden und die Fingerspitzen der linken und rechten Hand aufeinander zeigen. Das Gesaß bleibt dabei auf den Fersen. Nach dem Betreten der Matte werden von den Studenten leichte Dehnungs- und Aufwarmubungen durchgefuhrt.

Begonnen wird die Lehrstunde mit einem Klatschen und dem Einnehmen der korrekten Sitzpositionen. Danach erfolgt eine Begrußung des Sensei. Die Begrußung wird dabei in manchen D?j?s vom ranghochsten Schuler mit den Worten ?Sensei“ oder ?sempei ni rei“ eingeleitet. Dabei erfolgt ein Ritsurei, sowie der gleichzeitigen Aussprache der traditionellen Begrußung ?O negai shimasu“ (お 願い します, wortlich auf Deutsch: ?Ich mache (shimasu) eine Bitte (O-negai)!“ ? im Sinne einer Aufforderung, vom nun folgenden Unterricht zu profitieren). Manchmal wird dieses Ritual erganzt mit einem Klatschen. Dabei werden die Sitzpositionen im Seiza eingenommen. Auf Aufforderung hin erfolgt eine Begrußung des Sensei mit einem Zarei. Dieser erwidert ebenfalls mit einem Zarei. Nach den Begrußungen kann eine kurze Meditation (? Mokus? “) folgen, woraufhin der Unterricht beginnt.

Danach uben meistens zwei Partner miteinander. Jede Ubung wird mit der Begrußung des Ubungspartners in Form eines Ritsurei und ?O negai shimasu“ eingeleitet. Im regelmaßigen Wechsel nimmt eine Person die Rolle des Angreifers ( Uke ) ein und die andere Person die Rolle des Angegriffenen bzw. Verteidigers ( Nage oder Tori ). Nage fuhrt eine Technik gegenuber Uke aus. Nach meist zwei oder vier Wiederholungen der jeweiligen Technik tauschen die Partner ihre Rollen als Uke und Nage.

Die Angriffe bestehen vorwiegend aus Schlagen, Halte- und Wurgegriffen. Die Technik selbst ist zumeist in drei Teile gegliedert. Dem Aufnehmen bzw. Vorbeileiten der Angriffsenergie (siehe auch Tai no henk? ), der Weiterfuhrung der Energie bis zum Verlust des Gleichgewichts (des Uke) und der Abschlusstechnik, die aus einem Wurf ? auch mit anschließender Haltetechnik ? oder nur einer Haltetechnik bestehen kann.

Dabei kann das Aufnehmen und Vorbeileiten des Angriffs auf mehrere Weisen erfolgen. Nage (der Verteidiger) kann durch eine Ausweichbewegung ( Tai Sabaki ? ?bewegen in unterschiedliche Richtungen“) und einen anschließenden Schritt nahe zum Angreifer hin ( omote oder ura ? ?eintreten in unterschiedliche Positionen zum Uke hin“) sich mit der Energie des Angriffs harmonisieren. Danach wird, durch die Weiterfuhrung der Angriffsenergie in eine durch Nage bestimmte Richtung, das Gleichgewicht von Uke gestort. Oft finden auch angedeutete Stoß- und Schlagtechniken ( atemi ) zur Storung des Gleichgewichts Verwendung. Sobald Uke die eigene Kontrolle uber seinen Korper verloren hat, ist es nicht mehr schwer, die Bewegung durch einen Wurf oder mit einem Haltegriff zu beenden.

Es gibt auch Ubungen, in denen Techniken gegen mehrere Partner gleichzeitig geubt werden ( randori ), und Ubungen, bei denen die Technik frei gewahlt werden kann ( jiyuwaza ).

Beim Ende der Ubung erfolgt eine Bedankung in Form eines stehenden Ritsurei mit den Worten ?Domo Arigato Gozaimas“ oder ?Arigato Gozaimashita“.

Am Ende der Klasse nehmen alle Schuler die korrekten Sitzpositionen ein. Auf Aufforderung des Sensei erfolgt ein Ritsurei mit den Worten ?Domo Arigato Gozaimas“ oder ?Arigato Gozaimashita“ in Richtung des Kamiza, welcher vom Sensei erwidert wird. Der Sensei geht zum Rand der Matte und macht einen Ritsurei in Richtung des Kamiza. Danach sind die Studenten entlassen und konnen ihre Sitzpositionen nach einem optionalen Ritsurei verlassen.

Die Ideen und Prinzipien des Aikido ubten und uben auch außerhalb des reinen Kampfsports großen Einfluss. So beispielsweise in der de-eskalierenden Konfliktforschung oder dem modernen Tanz (siehe Contact Improvisation , Akroyoga ).

Referenzen und Belege (Abschnitt Strategie)

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Geschichte
Weiterfuhrende Weblinks in englischer Sprache
  1. Kissh?maru Ueshiba, Der Geist des Aikid?, Werner Kristkeitz Verlag, Heidelberg, 1993, S. 113?114
  2. Randori. Washington Aiki Association, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 27. November 2015 ; abgerufen am 24. Juli 2015 (englisch).
  3. Kissh?maru Ueshiba, Der Geist des Aikid?, Werner Kristkeitz Verlag, Heidelberg, 1993, S. 133 u .S. 133?134
  4. Kissh?maru Ueshiba, Der Geist des Aikid?, Werner Kristkeitz Verlag, Heidelberg, 1993, S. 151
  5. Die Schriftzeichen werden auch schlichter als Einheit und Energie, Kraft sowie Weg, Methode ubersetzt.
  6. Morihei Ueshiba: Bud?. Das Lehrbuch des Grunders des Aikido. (Werner Kristkeitz Verlag) Heidelberg 1997 ISBN 978-3-921508-57-2 : Seite 40.
  7. Susan Perry (Hrsg.) 2008: Erinnerungen an O-Sensei. (Joy Verlag) Oy-Mittelberg ISBN 978-3-928554-66-4 : Seite 5.
  8. Morihei Ueshiba nach: Kissh?maru Ueshiba, Der Geist des Aikid?, Werner Kristkeitz Verlag, Heidelberg, 1993, S. 133. Vgl. auch Tada Hiroshi Sensei: Die Verkorperung der Einheit von Geist, Technik, Korper; in: Aikido; Hrsg. Aikikai Deutschland; Heft 2/2005; S. 40?42; Zitat auf Seite 41.
  9. Zitat nach: Kissh?maru Ueshiba, Der Geist des Aikid?, Werner Kristkeitz Verlag, Heidelberg, 1993, Seite 133.