Adolf Hurwitz
Adolf Hurwitz
(*
26. Marz
1859
in
Hildesheim
; †
18. November
1919
in
Zurich
) war ein deutscher
Mathematiker
.
Adolf Hurwitz stammte aus einer
judischen
Familie in Hildesheim. Sein Vater, Salomon Hurwitz (1813?1885), war Fabrikant, jedoch geschaftlich nicht sehr erfolgreich. Die Mutter, Elise Wertheimer (1822?1862), Tochter des Bankiers in Hannover Moses Heinemann Wertheimer, starb, als Adolf 3 Jahre und seine Bruder
Julius
5 Jahre und Max 13 Jahre alt waren. In Hildesheim besuchte Hurwitz den damaligen Realklassenzweig des
Andreanums
. Dort wurde seine mathematische Begabung durch seinen Lehrer
Hermann Schubert
erkannt und gefordert. Schon als 17-jahriger Schuler veroffentlichte Hurwitz mit seinem Lehrer erste wissenschaftliche Arbeiten.
Hurwitz begann 1877 das Studium der Mathematik an der
Koniglich Bayerischen Technischen Hochschule
, an der
Felix Klein
sein maßgeblicher Lehrer wurde. 1877?1878 studierte er an der
Friedrich-Wilhelms-Universitat zu Berlin
, wo er Vorlesungen bei
Ernst Eduard Kummer
,
Karl Weierstraß
und
Leopold Kronecker
besuchte. Nachdem Klein einen
Ruf
an die
Universitat Leipzig
angenommen hatte, folgte ihm 1880 Hurwitz dorthin und promovierte 1881 bei Klein uber das Thema
Grundlagen einer independenten Theorie der elliptischen
Modulfunktionen
und Theorie der Multiplikatorgleichungen 1. Stufe
. Danach wechselte er an die
Georg-August-Universitat Gottingen
, wo er sich
habilitierte
und zum
Privatdozenten
ernannt wurde.
1884 erhielt er auf Betreiben
Ferdinand von Lindemanns
ein
Extraordinariat
an der
Albertus-Universitat Konigsberg
, wo er
Hermann Minkowski
und
David Hilbert
kennenlernte, die dort promovierten. Mit Letzterem verband ihn eine lebenslange Freundschaft. 1892 wurde er der Nachfolger von
Ferdinand Georg Frobenius
an der
ETH Zurich
. 1900 lehnte er eine Bewerbung
Albert Einsteins
um eine Assistentenstelle ab.
[1]
Er beschaftigte sich vor allem mit
Zahlentheorie
, aber auch mit
Funktionentheorie
, wo er das
Geschlecht
von
Riemannschen Flachen
untersuchte.
Nach ihm sind die
Hurwitzquaternionen
, das
Hurwitzpolynom
, die
Hurwitzsche Zeta-Funktion
und das
Hurwitzkriterium
aus der
Stabilitatstheorie
dynamischer Systeme
sowie die
Riemann-Hurwitz-Formel
aus der
Funktionentheorie
benannt. Mehrere Satze tragen den Namen
Satz von Hurwitz
. So gibt es in der Funktionentheorie den
Satz von Hurwitz uber Folgen holomorpher Funktionen
und den
Satz von Hurwitz uber Automorphismengruppen
kompakter Riemannscher Flachen. In der Zahlentheorie ist ein Resultat uber
Approximation
reeller
Zahlen
durch rationale Zahlen ebenfalls als
Satz von Hurwitz
bekannt und ebenso ein Satz uber Quadratsummen (
Satz von Hurwitz uber Quadratsummen
).
1897 hielt Hurwitz einen Plenarvortrag auf dem ersten
Internationalen Mathematikerkongress
in
Zurich
(Uber die Entwicklung der allgemeinen Theorie der analytischen Funktionen in neuerer Zeit). 1913 wurde er Ehrenmitglied der
London Mathematical Society
.
[2]
Er heiratete 1892 Ida Samuel (1864?1951) aus Konigsberg und hatte mit ihr die Kinder Lisbeth (1894?1983), Eva (1896?1942) und Otto Adolf (1898?nach 1985).
1899 erkrankte er an einem schweren Nierenleiden und 1905 musste ihm eine Niere operativ entfernt werden. Das Versagen der zweiten Niere fuhrte dann in Zurich zu seinem Tod.
Im Eingangsbereich des seinerzeit von ihm besuchten
Gymnasium Andreanum
in Hildesheim ist eine Tafel mit Bild und den Lebensdaten zur Wurdigung von Adolf Hurwitz angebracht.
- Vorlesungen uber allgemeine Funktionentheorie und elliptische Funktionen
(=
Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen mit besonderer Berucksichtigung der Anwendungsgebiete.
Bd. 3,
ISSN
0072-7830
). Herausgegeben und erganzt durch einen Abschnitt uber Geometrische Funktionentheorie von
Richard Courant
. Springer, Berlin 1922 (4., vermehrte und verbesserte Auflage. Mit einem Anhang von
Helmut Rohrl
. ebenda 1964,
Digitalisat
).
- Mathematische Werke.
Herausgegeben von der Abteilung fur Mathematik und Physik der Eidgenossischen Technischen Hochschule in Zurich. 2 Bande. Birkhauser, Basel 1932?1933 (mit Gedachtnisrede auf Hurwitz von
Ernst Meissner
)
- Ubungen zur Zahlentheorie. 1891?1918
(=
Schriftenreihe der ETH-Bibliothek.
Bd. 32,
ZDB
-ID
504558-7
). Umschrift von Barbara Aquilino. Als vervielfaltigtes Manuskript herausgegeben von Herbert Funk und Beat Glaus. ETH-Bibliothek, Zurich 1993,
doi
:
10.3929/ethz-a-001313794
.
- Lectures on Number Theory.
Edited for publication by Nikolaos Kritikos. Translated with some additional material (from the German) by William C. Schulz. Springer, New York u. a. 1986,
ISBN 0-387-96236-0
.
- Karl Weierstraß
:
Einleitung in die Theorie der analytischen Funktionen. Vorlesung Berlin 1878
(=
Dokumente zur Geschichte der Mathematik.
Bd. 4). In einer Mitschrift von Adolf Hurwitz. Bearbeitet von Peter Ullrich. Vieweg, Braunschweig u. a. 1988,
ISBN 3-528-06334-3
.
- Adolf Hurwitz:
Ueber die Composition der quadratischen Formen von beliebig vielen Variabeln.
In:
Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen ? Mathematisch-Physikalische Klasse (1898), Heft 3.
9. Juli 1898,
S. 309?316
,
abgerufen am 23. Januar 2023
.
- Max-Albert Knus:
Hurwitz, Adolf.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
- David Hilbert
:
Adolf Hurwitz.
In:
Mathematische Annalen
.
Bd. 83, Nr. 3/4, 1921, S. 161?168,
doi
:
10.1007/BF01458380
, (Nachruf).
- Eberhard Knobloch
:
Hurwitz, Adolf.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974,
ISBN 3-428-00191-5
, S. 80 (
Digitalisat
).
- David E. Rowe
:
Felix Klein, Adolf Hurwitz and the ?Jewish Question“ in German Academia.
In:
The Mathematical Intelligencer.
Bd. 29, Nr. 2, 2007,
ISSN
0343-6993
, S. 18?30,
doi
:
10.1007/BF02986201
.
- ↑
The collected papers of Albert Einstein, Volume 1: The early years, 1879?1902
, Nr. 77 und 81,
online
.
- ↑
Honorary Members.
London Mathematical Society,
abgerufen am 16. Mai 2021
.