Adolf Arndt

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Adolf Arndt, Walter Kruttner und Jurgen Neven-du Mont (von links), 1964
Das Grab von Adolf Arndt und seiner Ehefrau Ruth, geborene Helbing, sowie Tochter Yvonne auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin.

Karl Otto Adolf Arndt (* 12. Marz 1904 in Konigsberg , Ostpreußen ; † 13. Februar 1974 in Kassel ) war ein deutscher Jurist , Politiker ( SPD ) und Architekturkritiker .

Leben und Beruf [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Adolf Arndt wurde als Sohn des Juraprofessors ( Staatsrecht und Bergrecht ) G. Adolf Arndt (1849?1926) und seiner Frau Louise Arndt geb. Zabeler in Konigsberg geboren. Als Kind zog er mit seinen Eltern nach Berlin und 1920 nach Marburg , wo er am Gymnasium Philippinum 1922 sein Abitur ablegte [1] . Anschließend studierte er an den Universitaten in Marburg und Berlin Rechtswissenschaften , Volkswirtschaftslehre und Philosophie . Nach seinem zweiten juristischen Staatsexamen und einer Promotion uber kartellrechtliche Verwaltungsakte war er zunachst in Berlin als Rechtsanwalt in der Kanzlei des renommierten Strafverteidigers Max Alsberg tatig. Anschließend war er Richter am Landgericht III in Berlin und in dieser Funktion auch 1930 Berichterstatter im Prozess gegen George Grosz wegen Gotteslasterung . Er legte das Richteramt 1933 nieder, da er ?nicht bei denen [gemeint waren die Nationalsozialisten ] mitmachen“ wollte. In der Kanzlei von Fritz Schonbeck in Berlin vertrat er abermals als Rechtsanwalt neben Wirtschaftsunternehmen auch politisch Verfolgte wie Wilhelm Leuschner und Theodor Leipart . Arndt war als ? Halbjude “ eingestuft und wurde 1943 zur Zwangsarbeit bei der Organisation Todt verpflichtet. Im Sommer 1944 wurde er inhaftiert, konnte sich aber Anfang 1945 inkognito zu seiner Familie nach Schlesien retten. Von dort fluchtete er im Februar 1945 gemeinsam mit seiner Familie nach Westfalen .

Im August 1945 wurde Arndt als Rechtsanwalt und Notar in Marburg zugelassen und wechselte im November in das Hessische Ministerium der Justiz . Er war Ministerialrat und Ober staatsanwalt , leitete spater die Strafrechtsabteilung. Von 1948 bis 1950 war er als Landesanwalt Mitglied des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen. [2] Nachdem er 1950 in den Deutschen Bundestag gewahlt worden war, legte er dieses Amt nieder. [3]

Mitte der 1950er Jahre zog er nach Bonn , wo er als Rechtsanwalt beim Landgericht zugelassen wurde.

Arndt war Bruder von Helmut Arndt . Er war mit Ruth Arndt, geb. Helbing, (1901?1989) verheiratet. Adolf Arndt und sein Sohn Claus Arndt gehorten im Zeitraum Juni 1968 bis Oktober 1969 gleichzeitig dem Deutschen Bundestag an.

Adolf Arndt starb im Alter von 69 Jahren. Er wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf an der Potsdamer Chaussee in Berlin beigesetzt. [4]

Partei [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1946 trat Arndt der SPD bei. Er gehorte von 1956 bis 1964 dem SPD-Bundesvorstand an und gestaltete das Godesberger Programm mit. Er setzte ein deutlicheres Bekenntnis zum Grundgesetz durch, als die Programmkommission unter der Leitung von Willi Eichler ursprunglich vorgesehen hatte.

Abgeordneter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1948/49 gehorte Arndt dem Wirtschaftsrat der Bizone an, als Vorsitzender des Rechtsausschusses und des Ausschusses fur Beamtenrecht sowie des Sonderausschusses fur Wertpapierbereinigung und des Sonderkomitees ?DM-Eroffnungsbilanz“. Vom 7. September 1949 bis zum 19. Oktober 1969 war er Mitglied des Deutschen Bundestages in dessen erster bis funfter Wahlperiode . Bei den Bundestagswahlen 1949 und 1953 errang er das Direktmandat im hessischen Wahlkreis Hersfeld , 1957 zog er uber die Landesliste der SPD Bayern , 1961 als eines der vom Abgeordnetenhaus von Berlin gewahlten Mitglieder und 1965 schließlich uber die Landesliste der SPD Nordrhein-Westfalen ins Parlament ein. 1949 bis 1961 wirkte er als Justitiar und Parlamentarischer Geschaftsfuhrer der SPD-Fraktion. Außerdem war er von 1949 bis 1957 stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses fur Rechtswesen und Verfassungsrecht und 1951/52 stellvertretender Vorsitzender des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Uberprufung von Missstanden in der Bundesverwaltung ( Platow -Ausschuss) . 1953 bis 1961 war er Vorsitzender des Arbeitskreises Rechtswesen der SPD-Fraktion.

Beruhmt geworden ist Arndts Bundestagsrede bei der Verjahrungsdebatte von 1965, bei der er ein sehr personliches Bekenntnis ablegte und eine moralische Mitschuld an den Verbrechen des nationalsozialistischen Terrorregimes bekannte.

Arndt galt als Kronjurist der SPD-Bundestagsfraktion, der die Fraktion und auch die Partei vielfach vor dem Bundesverfassungsgericht vertrat, zum Beispiel in den Verfahren uber das von Bundeskanzler Konrad Adenauer geplante ?Bundesfernsehen“ oder die Parteienfinanzierung . Der Nachlass von Adolf Arndt befindet sich im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung .

Offentliche Amter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vom 11. Marz 1963 bis zum 31. Marz 1964 nahm Adolf Arndt ? parallel zu seiner Mitgliedschaft im Bundestag ? das neu geschaffene Amt des Senators fur Wissenschaft und Kunst in Berlin wahr. Von 1964 bis 1969 fungierte Arndt als Vorsitzender des Deutschen Werkbundes .

Ehrungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen verlieh Arndt fur seine Verdienste 1969 den Titel eines Professors ehrenhalber. Außerdem erhielt er 1964 die Ehrenmitgliedschaft der Akademie der Kunste , 1965 den Kritikerpreis des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und 1973 die Hans-Dahs-Plakette des Deutschen Anwaltvereins .

Veroffentlichungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Grundfragen des Verfassungsrechts. In: SJZ 1946, S. 81 bis 85.
  2. Warum und wozu Wiedergutmachung? In: JZ 1956, S. 211 ff.
  3. Die Personlichkeit in der parlamentarischen Demokratie. Berlin 1958.
  4. Die Entmachtung des Bundestages. In: Die Neue Gesellschaft. 1959, Heft 6, S. 431 bis 438.
  5. Die Verfassungsbeschwerde wegen Verletzung des rechtlichen Gehors. In: NJW, 1959, S. 1297 bis 1301.
  6. Die Nichtigkeit verfassungswidriger Gesetze. In: DOV 1959, S. 81 bis 84.
  7. Der Jurist im Parlament. In: Juristen-Jahrbuch. 1960, S. 82 bis 89.
  8. Das nicht erfullte Grundgesetz. Tubingen 1960.
  9. Demokratie als Bauherr. Vortrag gehalten an der Akademie der Kunste Berlin 1960.
  10. Das zeitgerechte Parlamentsgebaude. In: Die Neue Gesellschaft. 1962, Heft 6, S. 429 bis 438.
  11. Gesetzesrecht und Richterrecht. In: NJW 1963, S. 1273 bis 1284.
  12. Reform der Parlamentarischen Untersuchungsausschusse. In: DRiZ 1964, S. 290 bis 292.
  13. Die Rolle der Massenmedien in der Demokratie, in: M. Loffler (Hrsg.), Die Rolle der Massenmedien in der Demokratie. Munchen/Berlin 1966.
  14. Opposition. In: Die Neue Sammlung. 1968, Heft 1, S. 1 bis 17.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Claus Arndt (Hrsg.): Adolf Arndt zum 90. Geburtstag ? Dokumentation der Festakademie in der Katholischen Akademie Hamburg. Kath. Akademie Hamburg und Friedrich-Ebert-Stiftung , 1995, ISBN 3-86077-367-4
  • Gerhard Beier : Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfunfzig Jahre (1834?1984). Insel, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14213-4 , S. 360?361.
  • Horst Ehmke , Carlo Schmid , Hans Scharoun (Hrsg.): Festschrift fur Adolf Arndt zum 65. Geburtstag. Frankfurt am Main 1969.
  • Horst Ehmke: Die Macht des Rechts. Jahrbuch fur offentliches Recht. Band 50. S. 159 ff.
  • Dieter Gosewinkel : Adolf Arndt ? Die Wiederbegrundung des Rechtsstaats aus dem Geist der Sozialdemokratie (1945?1961). Dietz, Bonn 1991, ISBN 3-8012-4021-5 .
  • Walter Henkels : 99 Bonner Kopfe , durchgesehene und erganzte Ausgabe, Fischer-Bucherei, Frankfurt am Main 1965, S. 20 f.
  • Werner Holtfort : Adolf Arndt (1904?1974), Kronjurist der SPD , In: Kritische Justiz (Hrsg.): Streitbare Juristen. Eine andere Tradition. Nomos, Baden-Baden 1988, ISBN 3-7890-1580-6 , S. 451 ff.
  • Maria Neumann: In zweifelhafter Gesellschaft? Adolf Arndt und August-Martin Euler ? Zwei vergangenheitspolitische Akteure der ersten documenta 1955. In: Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft . Bd. 72 (2024), Nr. 2, S. 139?160.
  • Otto Renkhoff : Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4 , S. 18?19, Nr. 97.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Adolf Arndt  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Chronika, Zeitschrift der ehemaligen Marburger Gymnasiasten, Nr. 13, April 1933
  2. Plenarprotokoll 1/49. 3. November 1948, S. 1746 , abgerufen am 17. Juni 2021 .
  3. Plenarprotokoll 1/76. Hessischer Landtag, 30. Marz 1950, S. 2680 , abgerufen am 12. Juni 2021 .
  4. knerger.de: Das Grab von Adolf Arndt