Adelsmatrikeln
(auch
Adelsbucher
genannt) waren unter anderem in
Bayern
,
Finnland
,
Kurland
,
Osterreich
,
Russland
,
Schweden
und
Wurttemberg
amtliche, von besonderen Behorden gefuhrte
Verzeichnisse
, in die sich samtliche Adelsgeschlechter des Landes eintragen lassen mussten, um anerkannt zu werden. Die Adelsmatrikeln sollten die Adelsusurpierung wie
Adelsanmaßung
oder
Selbstadelung
verhindern.
In Finnland und Schweden wurden (und werden immer noch) diese Matrikeln vom
Ritterhaus
des jeweiligen Landes gefuhrt, in Osterreich dem
k.u.k.
Adelsarchiv im Innenministerium, in
Ungarn
dem Ungarischen Ministerium in
Wien
. Im
Russischen Kaiserreich
gab es in jedem
Gouvernement
ein besonderes Amt, die ?
Landschaft
“ (
Semstwo
), das die Verzeichnisse der adligen Geschlechter (genannt:
Adelsstammbucher
) fuhrte. In
Preußen
(wo mehrere Anlaufe einer Matrikulierung des Adels letztlich scheiterten) war das
Heroldsamt
fur Adelsfragen zustandig.
Nach der Aufhebung des Adels und der Abschaffung der Heroldsamter 1918?1920 gab es in Deutschland mehrere private Initiativen, Adelsmatrikeln fortzufuhren oder zu erstellen. Fuhrend war dabei die
Deutsche Adelsgenossenschaft
, die seit 1920 neben der adeligen Abstammung auch den Nachweis nichtjudischer Vorfahren verlangte. Nach mehreren Anlaufen entstand dort zunachst das
Eiserne Buch Deutschen Adels Deutscher Art
; weitere Vorarbeiten zu einer eigenen ?Allgemeinen Adelsmatrikel“ blieben unveroffentlicht. 1924 gab die Adelsgenossenschaft den Plan der Allgemeinen Adelsmatrikel auf; stattdessen vereinbarte sie mit dem Verlag
C. A. Starke
, dass dessen
Gothaisches Taschenbuch
als Matrikel der Genossenschaft dienen sollte.
[1]
Dieses Arrangement wurde auch nach Auflosung der Adelsgenossenschaft beibehalten; der
Deutsche Adelsrechtsausschuß
betrachtet das
Gothaische Genealogische Handbuch
als Matrikel des deutschsprachigen Adels.
Ahnliche Bestrebungen gibt es nach 1990 in
Polen
,
Tschechien
und
Ungarn
nach der Neubildung der Adelsverbande dieser Lander.
- Andrea Schwarz:
Das Koniglich Bayerische Reichsheroldenamt und die Adelsmatrikel
. In:
Herold-Jahrbuch
.
Band
3
, 1998,
ISSN
1432-2773
,
S.
159?182
.
- ↑
Walter von Hueck:
Organisationen des Deutschen Adels Seit der Reichsgrundung und das Deutsche Adelsarchiv
. In: Kurt Adamy, Kristina Hubener (Hrsg.):
Adel und Staatsverwaltung in Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert
. de Gruyter, Berlin 1996,
ISBN 3-05-002825-4
,
S.
19?38
,
hier S. 27
,
doi
:
10.1515/9783050071633.19
.