Adaptive Control of Thought
(ACT), ursprunglich
Active
Control of Thought, ist eine
kognitionspsychologische
Theorie zur Erklarung der
kognitiven
Leistungen (u. a.
Denken
,
Sprache
und
Gedachtnis
) des Menschen. Sie wurde 1983 von
John R. Anderson
erstmals vorgestellt und seither fortlaufend weiterentwickelt. Zum einen will sie erklaren, wie Menschen ihr
Wissen
strukturieren und weshalb sie zu
intelligentem
Verhalten
in der Lage sind. Zum anderen will sie den
Kognitionswissenschaften
und der
Kunstliche-Intelligenz
-Forschung ein Modell bereitstellen, das
Computersimulationen
der geistigen Leistungen des Menschen ermoglicht.
ACT ist eine sogenannte
kognitive Architektur
. Kognitive Architekturen stellen eine Art ?Werkzeugkasten“ dar, mit dem bestimmte Phanomene der menschlichen Kognition modelliert werden konnen (bspw. das
Lesen
eines Satzes inkl. Bedeutungsextraktion). Solche kognitiven Architekturen stellen insofern einen Gegensatz zur sog. ?Modellierung from scratch“ (bei Null angefangen, ohne Vorbild) dar, als bestimmte ? experimentell fundierte ? Voraussetzungen schon
implementiert
sind. Dies konnen bspw. Verzogerungen beim Erkennen eines Wortes oder Ahnliches sein.
ACT gehort zur Klasse der ?Produktionssysteme“, ist also ein Modell, das auf der Entstehung, Speicherung und Ausfuhrung sogenannter
productions
beruht. Diese
productions
sind Regeln der Form ?Wenn Bedingung A erfullt ist, dann fuhre Aktion B aus“ (sogenannte materiale
Implikation
).
ACT liegt in zahlreichen Versionen vor. Meist bezeichnet das
Suffix
hinter ?ACT“ eine spezielle Erweiterung in eine bestimmte Richtung der Forschung. Das ?R“ steht hier fur ?Rational“, also ?
vernunftig
“. Es verweist darauf, dass sich dieses Denkmodell an normativen
Kosten-Nutzen-Analysen
orientiert, meist berechnet mit dem
Satz von Bayes
.
ACT umfasst drei Gedachtnis-
Module
. Reines Faktenwissen ist, vergleichbar mit dem menschlichen
deklarativen Gedachtnis
, im
Declarative Memory
abgelegt. Seine Elementar-Einheit sind die
Working Memory Elements
, kurz WMEs, oder
Wimees
. Sie benotigen nur einen Speicherplatz (siehe unten), weil sie eine sinnvolle Einheit bilden. TUV ware zum Beispiel ein
Wimee
, VUT in der Regel nicht. In anderen Modellen heißen diese Wissenselemente
?Chunks“
.
Fur die Speicherung der Produktions-Regeln gibt es in ACT ein eigenes
Langzeitgedachtnis
, das
Production Memory
(ahnlich, aber doch nicht zu verwechseln mit dem menschlichen
prozeduralen Gedachtnis
). Seine kleinste Einheit sind die
Productions
. Sie entstehen, indem deklaratives Wissen zu ausfuhrbaren Prozeduren
kompiliert
wird. Dieser Vorgang modelliert die
Lernfahigkeit
von ACT.
Das dritte Gedachtnismodul ist das sehr nah am menschlichen
Arbeitsgedachtnis
modellierte
Working Memory
. Wie jenes besitzt es eine begrenzte Zahl von Speicherstellen (
Slots
), die mit den jeweils aktuellen
Wimees
besetzt werden. Diese
Wimees
konnen (uber die Inputbuffer, siehe unten) aus der Außenwelt kommen, oder das Ergebnis einer
Production
sein (siehe Beispiel).
Ein weiterer wichtiger Bestandteil von ACT sind die Input- und Outputmodule, sogenannte ?Buffer“. Diese stellen die Schnittstellen zur Außenwelt dar, entsprechen also der
Sensorik
und
Motorik
. So werden bspw. im ?Visual-Buffer“
Wimees
erstellt, die die Sensorik (sozusagen das ?Auge“ von ACT) gerade aus der (virtuellen) Umgebung extrahiert hat. Mit Hilfe geeigneter Regeln konnen diese
Wimees
in das deklarative Gedachtnis uberfuhrt werden.
Das Zielmodul legt fest, welches Ziel im Produktionssystem verfolgt werden soll. Im Produktionengedachtnis sind Regeln gegeben, die bestimmen, welche Aktion ausgefuhrt wird, wenn ein ausgewahltes Ziel erreicht werden soll, und welche Inhalte im Arbeitsgedachtnis vorliegen mussen, damit die Aktion erfolgreich durchgefuhrt werden kann. Dieses ?
Patternmatching
“ fuhrt ggf. zur Auswahl einer Produktionsregel und bestimmt die Aktion des Outputmoduls.
Mein akustischer Inputbuffer hat das
Wimee
?der Wecker klingelt“ erstellt und ins
Working Memory
ubergeben. Daraufhin wird das
Production Memory
abgefragt, ob dieses
Wimee
der Bedingungsteil einer
Production
ist, zum Beispiel
Falls der Wecker klingelt, fuhre Aktion ?Schlummertaste drucken“ aus
. Ist dies der Fall, wird die Aktion vom Outputmodul ausgefuhrt, ihr Resultat ?Schlummertaste gedruckt“ wird zum
Wimee
, und erneut wird das
Production Memory
abgefragt, ob dieses der Bedingungsteil einer anderen
Production
ist.
In ACT ist auch die sog. ?Theory of Spreading Activation“ (s.
Aktivierungsausbreitung
) realisiert, die maßgeblich von John R. Anderson entwickelt wurde und die Begrundungsgrundlage fur die sog. ?
Priming
-Effekte“ darstellt.