Academie Julian

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Das Atelier von der Academie Julian-Studentin Marie Bashkirtseff , 1881

Die Academie Julian war eine angesehene, im Jahr 1868 von dem Maler Rodolphe Julian (1839?1907) in der Nummer 27 der Galerie Montmartre (heute Passage des Panoramas) im 2. Arrondissement von Paris gegrundete private Kunstakademie . Sie unterhielt im Laufe der Jahre mehrere Ateliers in Paris und bestand bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges . Von ihrem Grundungsjahr bis 1939 ermoglichte diese Kunstschule tausenden von Malern und Bildhauern  ? in teilweise nach Geschlechtern getrennten Klassen ? eine kunstlerische Ausbildung.

Ihre beiden 1890 in der rue du Dragon im 6. Arrondissement gegrundeten Werkstatten ubernahm 1959 das nach einem seiner Lehrer und Begrunder benannte Atelier Penninghen [1] , das seit 1968 die offizielle Bezeichnung Ecole superieure d’arts graphiques, kurz ESAG Penninghen tragt. Der Volksmund nennt die Schule jedoch weiterhin Academie Julian, die unter dieser Bezeichnung auch heute noch im Telefonbuch verzeichnet ist. Ebenso ziert der Name Julian, inzwischen zum Markennamen geworden, noch immer an der 31, rue du Dragon, in großen Buchstaben den Eingang der Schule.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Pedro Weingartner: Atelier Julian Museu de Arte do Rio Grande do Sul, Porto Alegre , Brasilien

Unter den zahlreichen privaten Kunstakademien im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die eine Konkurrenz fur die offizielle Ecole des Beaux-Arts darstellten, war die Academie Julian die bekannteste. Vor allem bei auslandischen Kunstlern hatte sie den hochsten Bekanntheitsgrad und galt deshalb vor allem außerhalb Frankreichs als Inbegriff fur eine private Pariser Kunstausbildung.

Exposition annuelle des eleves , Plakat von David Widhopff , 1897

Den massiven Zulauf, den diese und andere private Kunstschulen im 19. Jahrhundert in Paris erfuhren, verdankten sie unter anderem der Tatsache, dass die Ecole des Beaux-Arts einerseits auslandischen Studenten die Aufnahme durch eine sehr schwierige Franzosischprufung zu verwehren trachtete ? was mit dem Vorwand begrundet wurde, Fremde seien nicht durch die Vorzuge dieser durch franzosische Steuergelder finanzierten staatlichen Einrichtung zu begunstigen ? und andererseits bis zum Jahr 1897 keine Frauen zuließ. Abgesehen davon war das auf 30 Jahre festgelegte Hochstalter ein weiteres Hindernis fur die Aufnahme in die Ecole des Beaux-Arts.

Beliebt war die Akademie, die Kunststudenten unabhangig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht und ihrem Alter aufnahm, sowohl bei Franzosen als auch insbesondere bei auslandischen Studenten, zumal sie neben angehenden und erprobten Berufsmalern auch ambitionierten Amateurkunstlern offenstand. Besonders zahlreich waren die US-Amerikaner vertreten, ein großes Kontingent bildeten Englander, Ungarn, Polen, Russen, Skandinavier, Osterreicher, Schweizer und nicht zuletzt die Deutschen.

Frauenatelier der Academie Julian, 1889

An der ?Julian“ konnten Frauen in der Kunst dieselben Kurse belegen wie Manner und wurden ebenfalls in den Klassen der Aktmalerei nach dem lebenden Nacktmodell zugelassen, was in der damaligen Zeit ? insbesondere fur die Academie des Beaux-Arts ? einem unerhorten Affront gleichkam. Da vor allem auch das franzosische Publikum den gemischten Klassen eher reserviert gegenuberstand, eroffnete die Academie Julian in der rue Vivienne zusatzlich separate Damenklassen und stieß damit in eine Marktlucke.

So wurden in den Jahren von 1878 bis 1896 auf der Rive Gauche wie auf der Rive Droite weitere Ateliers eingerichtet, und die Kunstschule expandierte uber die ganze Stadt.

Ihren Ruhm verdankte die Akademie, die zwischen Tradition und Avantgarde vermittelte, allerdings nicht der Zahl ihrer Schuler oder Ateliers, sondern dem hohen Ansehen ihrer Lehrer, die zum großen Teil aus dem Establishment der Ecole des Beaux-Arts kamen und uber entsprechenden Einfluss im Pariser Kunstbetrieb verfugten. Beispielsweise konnten diese Lehrer ihre Schuler fur den Prix de Rome kandidieren lassen und sie durch ihre Anwesenheit in der Jury des Pariser Salons dabei unterstutzen, ihre Werke in dieser vielbesuchten Ausstellung zu zeigen. Zu den Lehrern der Academie Julian zahlten neben William Adolphe Bouguereau und Tony Robert-Fleury unter anderem auch die Bruder Laurens .

L’Academie Julian
Nr. 3, Jahrgang 1903

Ihre Marktfuhrerschaft brachte die Akademie mit einer eigenen Zeitschrift, L’Academie Julian , deutlich zum Ausdruck.

Der Schulerschaft, die ahnlich wie in der Ecole des Beaux-Arts nach Jahrgangen und Meriten hierarchisiert war, stand ein aus ihren Reihen gewahlter massier (Obmann), beziehungsweise in den Damenklassen eine massiere vor, deren Aufgabe darin bestand, zwischen Schulern, Verwaltung und Lehrpersonal zu vermitteln. Der massier nahm die unterschiedlichsten Aufgaben wahr, so auch die Auswahl der Modelle, die montags fur die ganze Woche getroffen wurde. Korrekturen fanden ein- bis zweimal wochentlich statt.

Hochschule Penninghen im Gebaude der ehemaligen Academie Julian in Paris

Um 1888/89 grundete sich die post-impressionistische Kunstlergruppe Nabis an der ?Julian“.

Nachdem die Academie Julian bei Beginn des Zweiten Weltkrieges geschlossen worden war, wurden 1946 die Ateliers der rue du Dragon verkauft. Im Jahr 1959 kamen sie in den Besitz des Malers und Keramikers Guillaume Met de Penninghen und seines Partners Jacques d’Andon, die bereits 1953 in der beim Montparnasse gelegenen rue Falguiere Ateliers zur Vorbereitung auf die Prufungen der renommierten Schulen der angewandten Kunste eingerichtet hatten. Seither nutzt diese 1968 in ESAG Penninghen umbenannte Einrichtung die ehemaligen Raumlichkeiten der Academie Julian.

Bekannte Studenten und Lehrer (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe auch die Liste der Lehrer und Schuler der Academie Julian im Abschnitt Weblinks .

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Peter Kropmanns, Carina Schafer: Private Akademien und Ateliers im Paris der Jahrhundertwende . In: Die große Inspiration. Deutsche Kunstler in der Academie Matisse, Bd. 3 . Kunst-Museum Ahlen/Westf., 2004, ISBN 3-89946-041-3 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, 27. Februar bis 1. Mai 2000).

Fußnoten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Guillaume Met de Penninghen (1912?1990).

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Academie Julian  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 52′ 16″  N , 2° 20′ 30″  O