Abel Janszoon Tasman
(*
1603
in
Lutjegast
,
Republik der Vereinigten Niederlande
; †
10. Oktober
1659
in
Batavia
,
Java
) war ein
niederlandischer
Seefahrer
. Auf seinen Entdeckungsreisen umsegelte er den
australischen Kontinent
und erreichte am 13. Dezember 1642 als erster Europaer
Neuseeland
.
Nach ihm sind unter anderem die australische Insel
Tasmanien
(zuvor
Van Diemen’s Land
), die australische
Tasman-Halbinsel
, die
Tasmansee
zwischen Australien und Neuseeland, der
Tasman Lake
sowie der
Abel Tasman National Park
, der
Tasman-Gletscher
und die
Tasman Bay
in Neuseeland sowie der
Asteroid
(6594) Tasman
benannt.
Abel Janszoon Tasman wurde 1603 im Dorf Lutjegast (Gemeinde
Grootegast
) geboren. Uber seine Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Die erste uberlieferte Aufzeichnung ist die Hochzeit Abels mit Jannetje Tjaerts im Jahr 1632. Fruh verwitwet ging er eine zweite Ehe ein. Aus erster Ehe hatte er die Tochter Claesgen. Zu diesem Zeitpunkt lebte Tasman in der Amsterdamer Straße
Teerketelsteeg
als ein
vaerentgesel
(Matrose).
Ein Jahr spater heuerte Tasman bei der
Niederlandischen Ostindien-Kompanie
(
Vereenigde Oostindische Compagnie
,
VOC
) an. Er unterschrieb einen Vertrag uber drei Jahre und segelte sogleich ostwarts.
Beim Abschluss seines zweiten Vertrages 1638, diesmal auf zehn Jahre, war Tasman bereits mit dem Kommando uber das Schiff
Engel
betraut. Seine Frau begleitete ihn auf dieser Reise, die zum Handelsstutzpunkt
Batavia
(heute Jakarta), ging. 1639 fuhr er zusammen mit
Matthys Quast
nach
Japan
und von da an ostwarts, wobei wahrscheinlich zum ersten Mal die
Bonininseln
beruhrt wurden.
Im Jahre 1642 entschloss sich die Niederlandische Ostindien-Kompanie,
Australien
(siehe auch
Geschichte Australiens
) durch eine geplante Expedition zu erforschen. Tasmans erste Aufgabe war es, einen kurzen Seeweg in den Pazifik zu dem ?Goldland Chile“ zu suchen, des Weiteren das damals unter dem Namen
Neuholland
bekannte Australien zu erforschen, dessen Westkuste die Niederlander zuvor bereits entdeckt hatten, und um festzustellen, ob es Teil des vermuteten Kontinents
Terra Australis
sei. Die Niederlandische Ostindien-Kompanie erhoffte sich die Erschließung neuer Handelsgebiete.
Am 13. August 1642 brach Tasman von Batavia aus auf, um das Meer sudlich von
Indonesien
nach dem sagenumwobenen Kontinent namens Terra Australis Incognita zu erforschen. Die
Expedition
verfugte uber zwei Schiffe, ein kleines Kriegsschiff von 60 Tonnen namens ?Heemskerck“ mit 60 Mann Besatzung und einen schmalen Dreimaster von 100 Tonnen und 50 Mann Besatzung, namens ?Zeehaen“. An Bord war auch der beruhmte Steuermann und Kartograf
Frans (Franchoys) Jacobszoon Visscher
. (Die ?Heemskerck“ war benannt nach dem niederlandischen Ort
Heemskerk
, moglicherweise auch nach Kapitan
Jakob van Heemskerk
, der zusammen mit
Willem Barents
eine Arktis-Expedition 1596?1598 unternahm, die eine
Nordostpassage
nach China erkunden sollte.)
Zunachst segelte er von Batavia westwarts nach
Mauritius
, um Holz aufzunehmen, und am 8. Oktober von dort weiter sudlich als vorhergehende niederlandische Expeditionen nach Osten. Dadurch verfehlte er vollstandig Australien, erreichte jedoch am 24. November 1642 zum ersten Mal wieder Land mit
Tasmanien
, das er aber nicht als Insel erkannte. Er nannte das Land zunachst
Van-Diemens-Land
, nach
Antonio van Diemen
, dem damaligen
Generalgouverneur
von
Niederlandisch-Indien
. Die spateren
britischen Kolonialisten
benannten sie jedoch nach Tasman.
Von Tasmanien aus segelten sie weiter ostwarts und erblickten am 13. Dezember als erste Europaer
Neuseeland
an der Westkuste der Sudinsel, zwischen den heutigen Orten
Hokitika
und
?k?rito
. Er nannte das Land Staatenland. Tasman war sich zunachst nicht sicher, ob sie nicht auf die bereits entdeckte Westkuste des heutigen
Chile
gestoßen waren, was aber schon wenige Monate spater endgultig geklart wurde und die Neuentdeckung Neuseelands bestatigte.
Der Tagebucheintrag Tasmans an diesem Tag war:
?Diesem Land gaben wir den Namen Staaten Land, zu Ehre der Hohen Majestat dem Staats-General, denn es konnte durchaus sein, dass dieses Land an Staaten Land [das heutige Chile] anschließt, obgleich dies nicht sicher ist. Das Land scheint ein wunderschones Land zu sein und wir vertrauen darauf, dass dies die Festlandkuste des unbekannten Sudkontinents sei.“
Funf Tage nach dieser Entdeckung beschloss die Expedition, einen ersten Landgang zu unternehmen, auch weil ihre Wasservorrate zur Neige gingen. Dazu suchten sie nach einem geeigneten Ankerplatz, den sie in der heutigen
Golden Bay
/
Mohua
auch fanden. In der Nacht nach dem ersten Erkundungsgang mit zwei Kleinbooten hatte Tasman den ersten Kontakt zu den
M?ori
. Als erste Kommunikationsversuche fehlschlugen und auch am darauf folgenden Tag die Niederlander keine Moglichkeit fanden, mit den in Kanus herangefahrenen M?ori zu sprechen, griffen diese ein Beiboot an, das gerade Nachrichten zwischen den Expeditionsschiffen uberbrachte. Sie toteten 4 Matrosen und ruderten mit einer der Leichen an Land. Als Tasman sah, dass die Einheimischen, in großer Zahl am Ufer versammelt, einen Großangriff planten, zog er mit Kanonenfeuer aus der Bucht ab. Er nannte die Bucht ursprunglich
Moordenaers Baij
? ?Morderbucht“.
Von diesem Zwischenfall verschreckt, nahm die Expedition von weiteren Landgangen Abstand und segelte die Kuste entlang nach Norden. Tasman ankerte erst wieder an der nordlichsten Spitze der Nordinsel Neuseelands und benannte das Kap
Cape Marie van Diemen
nach der Ehefrau des damaligen Generalgouverneurs von Batavia. Die davor liegenden Inseln wurden als die
Drei-Konigs-Inseln
benannt, da Tasman sie an diesem Feiertag, dem 6. Januar, entdeckte.
Ohne den Fuß auf Neuseelands Hauptinseln zu setzen, segelte Tasman weiter nach Norden und entdeckte 1643 die
Tonga
- und
Fidschiinseln
. Am 1. April stieß er mit seiner Expedition auf den Nordostrand des
Bismarck-Archipels
und traf dann am 14. Juni 1643 wieder in Jakarta ein.
Tasmans Auftraggeber waren mit der Expedition nicht zufrieden. Als Kaufleute waren sie an Handelsgutern und Bodenschatzen (Gold und Silber) interessiert. Nach dem Desaster in der ?Morderbucht“ hatte Tasman kaum noch Erkundungen an Land angestellt. Außerdem hatte er nicht geklart, ob Neuguinea und Australien zusammenhangen oder ob dort eine Durchfahrt moglich ist.
1644 schickte ihn die Kompanie nochmals los ? zum einen, um die Frage der Durchfahrt zu klaren, und zum anderen, um die Nordwestkuste Australiens ? die heute
Tasmanland
genannte Region ? zu kartografieren und um Bodenschatze und Naturguter ausfindig zu machen. Tasman fuhr diesmal mit drei Schiffen und sandte eines gleich in den
Golf von Carpentaria
. Die der spanischen Seefahrt bereits seit 1606 bekannte, aber bis 1762 erfolgreich geheim gehaltene
Torres-Straße
wurde jedoch nicht entdeckt. Eine weitere Expedition nach Neuseeland war geplant, wurde aber aufgrund des Wiederausbruchs des Krieges mit
Portugal
gestrichen. Auch dieses Mal war die Ausbeute gering. Wertvolle Bodenschatze hatte Tasman nicht entdeckt. Er war zwar ein guter Seemann und Kartograf, aber Entdeckungsreisen an Land erschienen ihm offensichtlich zu gefahrlich. So blieb es bei der Vermessung der Kusten.
Ende 1644 bekam Tasman fur vier Jahre einen Ehrenposten als Mitglied des Gerichtshofes von Batavia. Er war dort fur die Begutachtung von Logbuchern zustandig. 1646 schickte man ihn nach Ceylon, um die Handelsrouten hollandischer Schiffe auszuwerten. 1647 fuhr er nach
Siam
(der alte Name
Thailands
), um Waren einzukaufen und um dem Konig Geschenke der Kompanie zu uberreichen. 1648 wurde er als Kommandeur von acht Kriegsschiffen zu den Philippinen geschickt, um den Handel der Spanier zu storen und deren Stutzpunkte anzugreifen. Die Aktion war zum Teil erfolgreich.
Ein Zwischenfall auf dieser Fahrt brachte ihn vor Gericht. Er verlor fur ein Jahr seinen Rang und sein Gehalt und musste Schmerzensgeld an einen jungen Matrosen zahlen, den er ?im Suff“ mit dem Tode bedroht hatte. Danach bekam er nur noch kleinere Auftrage. Aus Krankheitsgrunden zog er sich bald darauf zuruck.
Tasman starb 1659 im Alter von 56 Jahren. Sein Nachlass, von dem er einen Teil an die Armen seines Dorfes spendete, wurde hauptsachlich zwischen seiner Frau und seiner Tochter aus erster Ehe aufgeteilt.
Eine Wurdigung seiner Leistung als Entdecker erfuhr er noch zu Lebzeiten. Nach 1648 erschienen in Amsterdam neue Karten und ein Globus, in die seine Kartografien eingetragen waren. Auch wurde ein Konzertmarsch nach ihm benannt.
- Friedrich Ratzel
:
Tasman, Abel Janszon
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 404?407.
- Friedrich, Herbert:
Dorado oder unbekanntes Sudland.
Berlin, Verlag Neues Leben 1974. Ein spannender Roman um das Leben von Daniel Hillebrant, Ehemann von Tasmans Tochter Claesgen, welcher auch Tasmans Reisen umfasst.
- Andrew Sharp:
Voyages of Abel Janzoon Tasman.
Oxford University Press, Oxford 1968,
ISBN 978-0-19-821536-3
.
- Tasman, Abel Janszon:
Entdeckung Neuseelands, Tasmaniens und der Tonga- und der Fidschi-Inseln 1642?1644.
Tubingen, Edition Erdmanns Verlags GmbH, 1982. Spatere Lizenzen: Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft und K. Thienemanns Verlag, Stuttgart.