470er Seitenriss
470er
Der
470er
ist eine olympische Zweimann-
Rennjolle
mit
Trapez
und
Spinnaker
, bezeichnet nach der Segelboot-Gesamtlange in Zentimetern.
Der 470er wurde 1963 in Frankreich von Andre Cornu entworfen, der seinen Entwurf nach der Bootslange (470 cm) benannte. Als eines der ersten Boote, die auch
am Wind
in
Gleitfahrt
kamen, erregte es auf der Pariser Bootsmesse 1963 große Aufmerksamkeit.
[1]
Vom Produktionsstart im Jahr 1964 weg erfreute sich die Klasse großer Beliebtheit und erreichte ? beginnend in Frankreich ? rasch eine große Verbreitung. Schon 1966 waren 1600 Boote gebaut worden
[2]
, und die erste Europameisterschaft wurde ausgetragen ? damals mit 64 Booten aus Belgien, Frankreich und der Schweiz.
[3]
Im Jahr 1969 wurde er internationale Klasse. In Deutschland stand der 470er lange im Schatten von
Korsar
und
Pirat
, wurde aber schließlich aufgrund seiner internationalen Verbreitung auch in Deutschland beliebter.
[4]
Die ersten Weltmeisterschaften fanden 1970 auf dem
Lac de Lacanau
nahe
Bordeaux
statt.
[5]
Seit den
Olympischen Spielen 1976
(Manner) bzw.
1988
(Frauen) ist der 470er olympische Klasse.
Der Rumpf besteht aus
glasfaserverstarktem Kunststoff
in Mehrkammerausfuhrung mit wasserdichten Seitentanks und wasserdichtem Vorschiff. In den Seitentanks befinden sich zusatzlich Festauftriebskorper, die fur
Unsinkbarkeit
der Jolle, auch bei leckgeschlagenen Seitentanks, garantieren. Die Rumpfkonstruktion ist ein
Rundspant
mit Gleiteigenschaften, so dass auch hohe Geschwindigkeiten erreicht werden konnen. Dadurch hat das Boot eine etwas geringere Stabilitat, die durch das Trapez ausgeglichen werden muss.
[6]
Der
Mast
besteht aus Aluminium. Er wird durch
Stahlwanten
und
Vorstag
sowie einen Mastcontroller stabilisiert. Eine
Trapezvorrichtung
fur den Vorschoter ist ebenfalls am Mast angebracht. Die
Jolle
hat neben einem
Großsegel
und einer
Fock
zusatzlich einen
Spinnaker
. Zahlreiche Trimmeinrichtungen an Mast und Segeln gewahrleisten optimale Trimmmoglichkeiten, um das hohe Geschwindigkeitspotenzial des Rumpfes voll ausschopfen zu konnen. Der 470er hat mit 120 kg ein im Verhaltnis zur Segelflache geringes Gewicht (vgl.
Segeltragzahl
).
Um den 470er zu segeln, ist eine gute Kondition, jedoch keine ubermaßige Kraft notig. Das optimale Crew-Gewicht betragt etwa 100 bis 145 kg, so dass er gut von Mannern und Frauen gesegelt werden kann. Auch Jugendmannschaften kommen gut mit dem Boot zurecht. Durch entsprechende
Trimmmoglichkeiten
ist das Boot bei 1 bis 6
Bft
gut segelbar, etwas daruber noch von geubten Mannschaften.
[6]
Auf Regatten gilt der 470er als taktisch sehr anspruchsvolle Klasse, da die Unterschiede in der Bootsgeschwindigkeit gering sind und das Boot in den Manovern nur wenig Geschwindigkeit verliert.
[7]
Eine gute Zusammenarbeit zwischen Steuermann und Vorschoter gilt als essentiell fur das erfolgreiche Regattasegeln.
In der 470er Klasse werden Regatten fur alle Leistungsklassen angeboten, von verbandoffenen Wettfahrten uber nationale Meisterschaften, kontinentale Meisterschaften bis hin zu Weltmeisterschaften und olympischen Regatten. Altersgetrennte Veranstaltungen sind gut eingefuhrt, wie zum Beispiel Juniorenmeisterschaften (U19, U22) oder auch Mastersveranstaltungen fur altere Mannschaften (U30, U35, U50). Ranglisten fur die Regattasegler werden sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene erstellt und veroffentlicht.
- Olympische Spiele
Seit den
Olympischen Spielen 1976
in
Montreal
ist der 470er olympische Klasse. Dort gewannen die Deutschen
Frank Hubner
als Steuermann und sein
Vorschoter
Harro Bode
uberraschend die Goldmedaille vor Spanien, Australien und den favorisierten Franzosen. Seit den
Olympischen Spielen 1988
in
Seoul
wird der 470er ebenfalls von Frauenteams olympisch gesegelt.
Im Jahr 2019 beschloss
World Sailing
, dass ab den
Olympischen Spielen 2024
der 470er als "Mixed Two Person Dinghy" gesegelt wird. Damit besteht die Besatzung aus einem Mann und einer Frau, und die separaten olympischen Regatten fur Mannerteams und Frauenteams entfallen.
[8]
Siehe auch die Liste der
Medaillengewinnerinnen
und
Medaillengewinner
.