2. Buch der Makkabaer

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Geschichtsbucher des Alten Testaments

Namen nach dem OVBE
Eingeruckt: Deuterokanonisch (katholisch und orthodox) bzw. Apokryphen (evangelisch)

Das zweite Buch der Makkabaer (abgekurzt 2 Makk ) ist ein deuterokanonisches beziehungsweise apokryphes Buch des Alten Testaments , das in seiner heutigen Fassung in der zweiten Halfte des ersten Jahrhunderts vor Christus entstanden sein durfte. Namensgebend sind die Makkabaer , die Anfuhrer eines judischen Aufstandes gegen das Seleukidenreich .

Großtenteils handelt es sich bei dem zweiten Buch der Makkabaer nach eigener Angabe um eine griechisch verfasste, mit einer Einleitung versehene und geringfugig erganzte Epitome eines (nicht erhaltenen) funfbandigen Geschichtswerks des sonst nicht bekannten Autors Jason von Kyrene ( 2 Makk 2,23  EU ). Dieser Zusammenfassung wurden in einem spateren Stadium noch zwei ursprunglich hebraisch oder aramaisch verfasste Briefe vorangestellt. In diesem Zusammenhang hat wahrscheinlich auch der Hauptteil noch eine Uberarbeitung erfahren. Von seiner Form her handelt es sich um hellenistische, religios gedeutete Geschichtsschreibung .

Auch wenn der Autor der Zusammenfassung kaum als historisch zu wertende Lehrerzahlungen, etwa die vom Martyrium der sieben Bruder in Kapitel 7 EU , aufgenommen hat und der zweite einleitende Brief (1,10?2,18 EU ) wie auch der Brief des Antiochus 9,19?27 EU als Falschungen gelten, enthalt das zweite Buch der Makkabaer viel wertvolles historisches Material, das die Darstellung im ersten Buch der Makkabaer erganzt und teilweise auch korrigiert, darunter unter anderem der erste einleitende Brief und die Dokumente (11,16?38 EU ).

Das Buch wurde nicht in den judischen Kanon aufgenommen, ist aber Teil der Septuaginta und wird von Katholiken und orthodoxen Christen als Teil der Bibel angesehen, hingegen von Protestanten als apokryph abgelehnt. In diesem Buch ist beschrieben, dass fur die Toten gebetet und ein Opfer zur Suhne ihrer Sunden dargebracht wurde ( 2 Makk 12,43?45  EU ); das ist einer der Hauptgrunde fur die Ablehnung des Buchs durch die Protestanten. Bei den weiteren Lehren des Buches, die sonst im Alten Testament nicht oder zumindest nicht direkt erwahnt sind, handelt es sich um Verdienste der Martyrer , Furbitte der Heiligen und die Auferstehung der Toten . Im pharisaischen Judentum, und dadurch auch im Christentum, sind alle diese Lehren bedeutsam geworden.

Das 2. Makkabaerbuch enthalt eine der wenigen Stellen der Bibel, die explizit von einer ?Schopfung aus dem Nichts“ ( creatio ex nihilo ) spricht. Die Stelle lautet: ?Ich bitte dich mein Kind, schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts ( ex ouk ont?n , wortl. aus nicht Seiendem ) erschaffen und so entstehen auch die Menschen“ ( 2 Makk 7,28  EU ). Auch im Hebraerbrief wird eine Schopfung aus dem Nichts erwahnt: ?Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, sodass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist“ ( Hebr 11,3  EU ).

Das judische Fest Chanukka nimmt auf Ereignisse Bezug, die im ersten und zweiten Buch der Makkabaer geschildert sind: die Altarweihe und die Etablierung eines alljahrlichen Gedenkfestes (10,1?8 EU ).

Das zweite Buch der Makkabaer ist keine Fortsetzung des ersten , sondern ein davon unabhangiger, zeitlich fruher entstandener Text.

Es enthalt zunachst (Kap. 1 und 2) zwei Briefe der Juden in Palastina an ihre Volksgenossen in Agypten mit der Aufforderung zur Mitfeier des Festes der Tempelweihe. Im zweiten Kapitel wird mit Bezug auf nicht uberlieferte Schriften zudem beschrieben, dass der Prophet Jeremia vor der Plunderung des Jerusalemer Tempels durch Nebukadnezar II. die Bundeslade gemeinsam mit der Hutte des Stifts und dem Raucheraltar am Berg Nebo in einer Hohle vergraben habe ( 2 Makk 2,5  EU ). Es folgt eine Einleitung ( 2 Makk 2,19?32  EU ), in der der Verfasser seine Vorgehensweise und Intention bei der Abfassung seines Werkes, einer Zusammenfassung eines funfbandigen Geschichtswerkes eines Jason von Zyrene darlegt.

Kapitel 3 bis 7 sind der Vorgeschichte des Aufstands der Makkabaer gewidmet, sie erzahlen vom Tempelrauber Heliodor [1] (Kap. 3 EU ), uber schlechte Hohepriester (Kap. 4 EU ), die Grausamkeit des Antiochus (Kap. 5 EU ) und seiner Genossen (Kap. 6 EU ), besonders gegen den greisen Schriftgelehrten Eleasar ( 2 Makk 6,18?31  EU ) und gegen eine judische Mutter mit sieben Sohnen (Kap. 7 EU ). Im Rest des Buches werden ? parallel zu 1 Makk 2,42?7,50, jedoch ausfuhrlicher ? die Ereignisse des Makkabaeraufstands beginnend mit dem Eingreifen des Judas Makkabaus bis zum Tod des Nikanor dargestellt: die Siege des Judas (Kap. 8 EU ), der Tod des Antiochus (Kap. 9 EU ), die Tempelreinigung (Kap. 10 EU ), der Sieg uber den Reichsverweser Lysias und Friedensschluss (Kap. 11 EU ), Siege uber Nachbarvolker (Kap. 12 EU ), der erfolglose Angriff auf Jerusalem des Antiochus Eupator (Kap. 13 EU ) und Feldzug und Tod des Nikanor (Kap. 14 EU und 15 EU ).

Uberblicksdarstellungen

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  • Daniel R. Schwartz: 2 Maccabees (= Commentaries on Early Jewish Literature ). De Gruyter, Berlin/New York 2008. ISBN 978-3-11-019118-9 .
  • Stephanie von Dobbeler: Die Bucher 1, 2 Makkabaer (= Neuer Stuttgarter Kommentar. Altes Testament. Band 11). Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1997, ISBN 3-460-07111-7 .
  • Werner Dommershausen: 1 Makkabaer, 2 Makkabaer (= Die Neue Echter Bibel. Lieferung 12). 2. Auflage. Echter, Wurzburg 1995, ISBN 3-429-00955-3 .
  • Klaus Bringmann : Hellenistische Reform und Religionsverfolgung in Judaa. Eine Untersuchung zur judisch-hellenistischen Geschichte (175?163 v. Chr.). Vandenhoeck und Ruprecht, Gottingen 1983, ISBN 3-525-82413-0 .
  • Klaus Bringmann: Zur Kritik historischer Darstellung im Zweiten Makkabaerbuch. In: Klio . Band 96, 2014, S. 587?606, doi : 10.1515/klio-2014-0046 .
  • Elias Bickermann : Der Gott der Makkabaer. Untersuchungen uber Sinn und Ursprung der Makkabaischen Erhebung. Schocken, Berlin 1937, DNB 572392915 (Online-Ausgabe: DNB 1032739355 ).
  • Thomas Fischer : Seleukiden und Makkabaer. Beitrage zur Seleukidengeschichte und zu den politischen Ereignissen in Judaa wahrend der 1. Halfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Brockmeyer, Bochum 1980, ISBN 3-88339-138-7 .
  • Hermann Lichtenberger : Geschichtsschreibung und Geschichtserzahlung im 1. und 2. Makkabaerbuch . In: Eve-Marie Becker (Hrsg.): Die antike Historiographie und die Anfange der christlichen Geschichtsschreibung (= Beihefte zur Zeitschrift fur die neutestamentliche Wissenschaft . Band 129). De Gruyter, Berlin 2005, S. 197?212.

Forschungsgeschichte

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Commons : 2. Buch der Makkabaer  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Zur Beurteilung des Heliodor-Stoffes grundlegend ist die 2004 und 200 publizierten Fragmente eines in Marescha (Marisa, Tell Sandahannah) gefundenen Dossiers der seleukidischen Verwaltung: Ein Olympiodoros wurde demnach im Jahr 178 v. Chr. zum Aufseher (?Hohepriester“) der lokalen Heiligtumer in der Satrapie Koilesyrien und Phoinikien eingesetzt; er hatte insbesondere deren Finanzen zu kontrollieren. Vgl. 3511. Ordinance of Seleucus IV Philopator concerning Olympiodorus, 178 BC . In: Corpus Inscriptionum Iudaeae/Palaestinae , Band 4/2. De Gruyter, Berlin 2018.