Okozone
ist ein vorwiegend
geowissenschaftlich
und
geookologisch
verwendeter Begriff fur einen
zonalen
Großraum der Erde. Das Modell der Okozonen ermoglicht eine Einteilung des Festlandes nach mehreren
okologischen
Merkmalen. Landschaften mit einer großen Ubereinstimmung der Merkmale Klima, Vegetation, Boden und agrare Nutzungsmoglichkeiten werden zu einer Okozone zusammengefasst. Wie bei allen
Landschaftszonen
-Modellen entspricht die Einteilung im Grundsatz den
Klimazonen
als bestimmendem Faktor, die von den Tropen bis zu den beiden polaren Zonen wie Gurtel um die Erde liegen.
Fur die Festlegung der Okozonen werden auf Grundlage von
Klimaklassifikationen
die sichtbaren
Landformen
, die vorhandenen
Okosysteme
, die
Bodentypen
, sowie die agraren und forstlichen Nutzungssysteme verwendet. Neben diesen einzelnen Merkmalen werden auch die typischen Beziehungen zueinander (wie die Stoff- und Energieflusse) bei der Abgrenzung der Okozonen berucksichtigt. Das Modell folgt vorrangig naturraumlichen Kriterien. Kulturraumliche Aspekte sind nur insoweit relevant, als Bezuge zur Natur bestehen. Solche Bezuge sind meist bei der Landnutzung vorhanden, sonst aber eher die Ausnahme oder von geringerer Bedeutung.
Die Betrachtungsweise der Okozonen leitet sich von Forschungszielen und -ansatzen der Geographie ab. Zu recht ahnlichen Ergebnissen kommt die
biookologische
Betrachtung, die mit den Begriffen
Biom
bzw. ?Zonobiom“ operiert. Die Biologen legen besonderen Wert auf das Beziehungsgefuge der Lebewesen untereinander, wahrend die Geographen den Schwerpunkt auf die abiotischen Faktoren legen.
[1]
Der Begriff
Okozone
in der hier beschriebenen Bedeutung wurde von
Jurgen Schultz
(1988) eingefuhrt.
[2]
Ahnliche (zumeist altere)
Landschaftszonen
-Modelle anderer Autoren heißen u. a.
Vegetationszonen
oder
Zonobiome
. Die Teilaspekte, auf die Wert gelegt wird, sind dabei jeweils andere; immer ist aber das Klima ein bestimmender Faktor, ebenso wie Boden und Vegetation. Den Pflanzen und hierbei besonders ihren typischen Formationen kommt vermehrt Aufmerksamkeit zu: einmal lassen sie sich relativ leicht erfassen und kartografieren, zum anderen nimmt man eine besondere Indexfunktion der Pflanzen an. Das heißt, dass aus einer Pflanzenformation recht sichere Schlusse auf andere Faktoren wie Klima und Boden, aber auch vorhandene Tiere gezogen werden konnen. Da sich die Vegetation raumlich aber zugleich mit den anderen Faktoren andert, werden die Begriffe manchmal synonym gebraucht.
Im englischsprachigen Raum wird die direkte Ubersetzung von Okozonen in
ecozones
in der Fachwelt weniger differenziert verwendet. Man verwendet ihn dort auch fur
nicht
geozonale
Okoregionen
(wie z. B. die
ecozones
im
National Ecological Framework for Canada
oder verschiedene ?biomes“) sowie fur
nicht
klimabezogene
biogeographische Regionen
(wie z. B. fur die
Florenreiche
). Im deutschsprachigen Raum sind insbesondere die entwicklungsgeschichtlich begrundeten Florenreiche und
zoogeographischen Reiche
keineswegs mit den Okozonen gleichzusetzen.
Der deutsche Begriff ?Okozone“ wird außerhalb der Fachliteratur haufig ebenfalls sehr undifferenziert verwendet. Wie im Englischen werden Vegetationszonen, Zonobiome, Florenreiche, Faunenreiche, regionale
Biome
, Naturschutzgebiete und selbst kleine
Biotope
damit bezeichnet. Das hat u. a. dazu gefuhrt, dass in diversen Foren im Internet daruber spekuliert wird, was denn nun genau eine Okozone sei.
- Fur die Entstehung und Abgrenzung des Begriffes in der
Wissenschaftsgeschichte siehe Geozone
Die ubergeordnete Einheit der Okozonen ist die gesamte
Biosphare
(Summe aller Lebensraume). Die Okozonen sind eine erste (mogliche), grobe und großraumige Unterteilung der Biosphare. Meist bezieht sie sich nur auf die Landmassen der Erde, da sich Okozonen in den Meeren nicht mit den gleichen Kriterien abgrenzen lassen.
Untergeordnet stehen je nach Autor verschieden benannte Teilraume (Sub-Okozonen,
Okoregionen
, -provinzen, -distrikte;
Biome
; Okosystemkomplexe). Die kleinsten Teilraume, die eine abgrenzbare Lebensgemeinschaft beinhalten, werden als Biogeozonosen bezeichnet, die wiederum einzelne Populationen und Individuen enthalten.
[3]
Bestimmte außere Einflusse setzen den Rahmen fur die Ausbildung eines Okosystems. Ihr regelhafter globaler Wandel fuhrt erst zur Ausbildung der Okozonen.
Das Klima nimmt Einfluss auf alle anderen Elemente eines Okosystems und steht in der Reihe der außeren Einflussfaktoren an erster Stelle.
Die
Sonneneinstrahlung
nimmt von den Polen zum Aquator aufgrund des steileren
Einfallswinkels
stetig zu, genauso die Gleichmaßigkeit der Einstrahlung im Jahresverlauf. Durch unterschiedlich starke Wolkenbildung ergeben sich fur die
Globalstrahlung
? also die tatsachlich am Erdboden eintreffende Strahlung ? bereits komplexere Muster. Zieht man
Reflexion
und
Abstrahlung
ab, erhalt man die
Strahlungsbilanz
eines Ortes, die wiederum bestimmt, wie viel Wasser verdunstet und wie der Temperaturverlauf aussieht.
Die Niederschlage sind ein weiterer wichtiger Faktor, sowohl die jahrliche Regenmenge als auch die Gleichmaßigkeit der Verteilung im Jahresverlauf. Uber Wolkenbildung, Verdunstung und Reflexion von schneebedecktem Boden nimmt der Niederschlag auch Einfluss auf Einstrahlung und Temperatur.
Neben der Abfolge von Nord nach Sud gibt es eine typische Abfolge vom Rand zur Mitte der Kontinente: In der Nahe der Ozeane ist das Klima ausgeglichener und feuchter (
Meeresklima
), da die Temperaturen von der Temperatur des Meerwassers beeinflusst werden. Im Innern der Kontinente ist es trockener und die Temperatur schwankt im Jahresverlauf viel starker (
kontinentales Klima
).
Aus den beiden klimatischen Einflussfaktoren Temperatur und Niederschlag lassen sich die wichtigsten Pflanzenformationen ableiten, die auch die Grundlagen fur die Modelle der
Vegetationszonen
und
Zonobiome
bilden. Das Modell der Okozonen baut auf diese Modelle weiter auf.
Pflanzen als ortsabhangige Lebewesen mit oft nur geringer Ausbreitungsgeschwindigkeit sind die augenfalligsten Anzeiger der unterschiedlichen Okosysteme auf der Erde. Dabei bestehen innerhalb einer Okozone große Abweichungen, was die Ausstattung mit einzelnen
Pflanzenarten
oder hoheren
Taxa
angeht. Deren Areale sind namlich neben ihren okologischen Anforderungen stark von der Erdgeschichte beeinflusst, was sich in der Abgrenzung der
Florenreiche
zeigt. Viel eher besteht ein Zusammenhang zwischen den Okozonen und Pflanzenformationen, das heißt, die Vegetation der verschiedenen Okozonen besitzt unterschiedliche
Lebens-
und
Wuchsformen
.
Die großeren, auffalligeren Tiere haben oft einen Aktionsradius, der es ihnen ermoglicht, verschiedene Okozonen zu erreichen. Bekanntes Beispiel sind Zugvogel, die wahrend eines Jahres alle Okozonen durchfliegen und sich auch fur langere Zeit in unterschiedlichen Zonen aufhalten. Die Masse der Arten ist allerdings durchaus geeignet, in ahnlicher Weise wie die Vegetation zur Differenzierung der Okozonen betrachtet zu werden.
Auch die
Biodiversitat
lasst sich regional differenzieren, vereinfachend gesagt steigt sie mit zunehmender Temperatur und Feuchtigkeit an. Daraus lassen sich fur einzelne Okozonen Vorhersagen zur relativen Mannigfaltigkeit der Arten ableiten, die in der feuchten tropischen Zone am hochsten, in Wusten und in den polaren Zonen am niedrigsten ist.
Innerhalb der großen Okozonen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Ausgangsgesteine fur die
Bodenbildung
, ebenso diverse
Reliefs
. Die Prozesse allerdings, die die Bodenbildung beeinflussen, hangen stark vom Klima ab, sowie von Vegetation und Tierwelt, und lassen sich deshalb genauso regelmaßig den einzelnen Großraumen zuordnen. Die Verwitterung von Gestein wird in den polnahen Zonen stark von Frostwechseln geleistet, abgestorbene Pflanzenreste werden von Tieren nur maßig in den Mineralboden eingearbeitet und nur langsam von Bakterien und Pilzen zersetzt. An der Bodenoberflache bildet sich daher eine wenig mit dem Mineralboden vermischte Streuauflage. In tropischen Klimaten verwittert das Ausgangsgestein durch chemische Vorgange rasch, abgestorbene Pflanzenreste werden von Tieren schnell in den Mineralboden eingearbeitet und von Bakterien und Pilzen rasch abgebaut, wobei sich ein Teil als Humus im Mineralboden anreichert. Herrschen humide Verhaltnisse vor, werden bestimmte Mineralien ausgewaschen (pedalfere Bodenentwicklung), es entstehen Boden mit niedrigem
pH-Wert
. In trockenen Zonen konnen sich losliche Salze anreichern (pedocale Bodenentwicklung), die entstehenden Boden sind tendenziell
alkalisch
. Ist die Pflanzendecke geschlossen, dann laufen Abtragungsvorgange durch Wind und Wasser nur langsam ab, es dominieren chemische uber mechanische Verwitterungsvorgange, und die Verwitterungsprodukte bilden, zusammen mit anfallendem organischen Material, einen machtigen
Oberboden
. Bei luckiger Pflanzendecke konnen mechanische Abtragungsvorgange stark einwirken. Die Bodenlebewesen haben in den unterschiedlichen Okozonen Einfluss auf die Zersetzung organischen Materials und dessen Durchmischung mit dem verwitterten Ausgangsgestein.
Uber die charakteristischen Boden, ihre Bearbeitbarkeit und Eignung zur Nutzung, bestimmt sich vielerorts auch die Landnutzung. Diese wiederum greift uber mechanische Bodenbearbeitung und Stoffeintrage in die naturliche Bodenentwicklung ein.
Eine Weltbodenkarte legte erstmals die
FAO
(1971?1981)
[4]
vor. Mit der zugehorigen Legende
[5]
wurde die FAO-Bodenklassifikation geschaffen, die weltweit anwendbar ist. Sie wurde 1998 von der
World Reference Base for Soil Resources
(WRB) abgelost. Derzeit findet die vierte Auflage der WRB (2022) Anwendung.
[6]
Damit ist ein weltweiter Vergleich der Boden der Okozonen moglich.
Der Stoffhaushalt eines Okosystems andert sich zwischen den Okozonen in typischer Weise: die Primarproduktion hangt wesentlich von Faktoren ab, die auch weiter oben schon zur Abgrenzung der Zonen herangezogen wurden (Große und Struktur der Vegetation, Wasserversorgung, Temperatur, Lange der Vegetationsperiode). Ebenso die Zersetzung der anfallenden organischen Masse: Temperatur und Feuchte bestimmen, ob die Bodenlebewesen eine Zersetzungsrate schaffen, die die Produktion erreicht oder ob sich organische Masse am Boden anreichert. Feuer spielen je nach Okozone eine mehr oder weniger große Rolle bei der Mineralisierung organischer Substanz.
Im Jahresverlauf ergeben sich fur den Stoffhaushalt charakteristische Zyklen. Dabei spielen Perioden mit niedrigen Temperaturen in den polnahen Okozonen eine große Rolle, in den aquatornahen eher Perioden mit Trockenheit. Auch
Sukzessionsprozesse
, die langere Zyklen besitzen, haben sich unterschiedlich herausgebildet, initialisiert etwa durch Feuer in trockenen Zonen oder durch Windbruch in bewaldeten.
Die
Landnutzung
des Menschen stellt inzwischen ein bestimmendes Element dar, da sie nahezu global flachendeckend den Stoffhaushalt der Okosysteme beeinflusst. Sofern diese Eingriffe an eine Okozone gebunden sind, etwa bei der Land- und Forstwirtschaft, sollten sie bei der Beschreibung der Okozonen berucksichtigt werden.
In diesem Zusammenhang entwickelten die beiden amerikanischen Geographen
Erle C. Ellis
und
Navin Ramankutty
das 2008 veroffentlichte Modell der ?
Anthrome
“.
[7]
Der Begriff Anthrom ist eine Abkurzung fur ?Anthropogenes
(= vom Menschen beeinflusstes)
Biom“. Die Autoren haben 18 verschiedene Anthrome ausgewiesen sowie die verbleibenden ungenutzten Wildnisgebiete in drei
Biome
unterteilt. Diese Einteilung ermoglicht erstmals eine globale Darstellung des okologischen Ist-Zustandes der Erde.
Jede Einteilung der gesamten Biosphare in wenige Großraume muss mit groben Verallgemeinerungen einhergehen. Die an jedem einzelnen Ort herrschenden Bedingungen mussen abstrahiert und gemittelt werden, so dass die tatsachliche Vielfalt nicht abgebildet werden kann. Aufgrund dieser Vielfalt an Faktoren, die ein bestimmtes
Okotop
ausmachen, gibt es auch selten einen Standort, der der Beschreibung einer Okozone vollstandig entspricht, uberall gibt es kleine Ausnahmen und Besonderheiten.
Viele Einflusse auf ein Okosystem entziehen sich einer Regelmaßigkeit, so etwa die Verteilung von Gesteinen, die Verteilung von Meer- und Landmassen oder das Relief. Dadurch entstehen zahlreiche Unregelmaßigkeiten, die sich nicht mit einer Okozone in Zusammenhang bringen lassen, sondern azonale Lebensgemeinschaften bedingen. Besonders die
Hohenzonierung
in Gebirgen uberlagert die Einteilung der Okozonen, so dass eine dreidimensionale Betrachtung notig ware.
Der Ubergang von einer Okozone zur anderen (
Okoton
) erfolgt nicht abrupt, sondern allmahlich mit mehr oder weniger breiten Ubergangszonen. Eine Kartografie, dazu noch im globalen Maßstab, suggeriert dagegen eine harte Trennlinie, deren genaue Lage aber willkurlich festgelegt werden muss und deshalb auch je nach Autor schwankt. Eine Okozone ist durch viele verschiedene Kriterien gekennzeichnet, die sich nicht unbedingt zugleich andern, die Grenzziehung fallt deshalb unterschiedlich aus, je nachdem auf welche Kriterien am meisten Gewicht gelegt wird.
Der Verlauf der Okozonen hat sich im Laufe der Zeit immer wieder geandert, wahrend der
Eiszeit
etwa waren sie weit nach Suden verschoben. Die heutigen Okosysteme an einem bestimmten Ort lassen sich deshalb nicht ausschließlich mit den heute herrschenden Umweltbedingungen erklaren, sondern die historische Entwicklung muss berucksichtigt werden.
Die derzeit stattfindende, vom Menschen verursachte
globale Erwarmung
wird zweifellos im Laufe der kommenden Jahrzehnte zu einer Verschiebung der Klimazonen und damit auch der Okozonen fuhren. In der Regel wird es sich um eine Nordverschiebung (bzw. Hohenverschiebung der
Hohenstufen
) handeln.
- Nahere Informationen siehe Abschnitt ?
Verschiebung der Landschaftszonen durch den Klimawandel
“
- bzw.
Okozonen der Erde nach Schultz
(weitgehend flachentreue
Eckert-VI-Kartenprojektion
)
HOHE BREITEN
Polare / Subpolare Zone
Eisschild
Tundren
Boreale Zone
| MITTELBREITEN
Feuchte Mittelbreiten
Trockene Mittelbreiten
Wusten und Halbwusten
Grassteppen
| SUBTROPEN und RANDTROPEN
Winterfeuchte Subtropen
Immerfeuchte Subtropen
Tropisch / subtropische Trockengebiete
Wusten und Halbwusten
Winterfeuchte Gras- u. Strauchsteppen
Sommerfeuchte Dornsavannen u. -steppen
| TROPEN
Sommerfeuchte Tropen
Trockensavannen
Feuchtsavannen
Immerfeuchte Tropen
Gebirgszuge = schwarz
|
Jurgen Schultz hat fur sein Modell der Okozonen im ersten Schritt die klassischen, weltumspannenden (solaren)
Klimazonen
(
Hohe Breiten
,
Mittelbreiten
,
Subtropen
und Randtropen,
Tropen
) verwendet und sie anschließend in neun getrennte
Raume
untergliedert
(man beachte den unterschiedlichen Inhalt des Begriffes ?
Zone
“ bei den Klima- und Okozonen)
. Auf der zweiten Ebene seiner Gliederung entsprechen die
Okozonen
? deren Grenzziehungen in Wesentlichen der
effektiven Klimaklassifikation nach Troll & Paffen
entsprechen
[8]
? noch reinen
Makroklimaten
. Erst die weitere Untergliederung bezieht sekundare okologische Merkmale mit ein. Teil seiner Zielsetzung war es, die Anzahl der Zonen auf ein Minimum zu reduzieren ? ohne die tatsachlichen Verhaltnisse zu verfalschen.
[9]
Andere Autoren orientieren sich nicht immer daran, so dass die Anzahl der Zonen und ihre Bezeichnungen anders sein konnen. (Das Modell der
FAO
[10]
verwendet z. B. eine Untergliederung in 20 Zonen und nahert sich damit mehr den klassischen Modellen der
Vegetationszonen
an. Siehe
Karte im Artikel ?Landschaftszone“
)
Die Verbreitung der Okozonen auf der Erde ist annahernd parallel zu den Breitenkreisen rund um die Erde (breitenzonal) angeordnet und vielfach raumlich voneinander isoliert (
disjunkt
) auf die
Kontinente
verteilt. Neben einer weiteren Unterteilung in Subzonen wird manchmal auch eine Staffelung nach
Hohenstufen
vorgenommen.
(Die im Folgenden genannten ungefahren Flachenanteile beziehen sich auf die gesamte Landflache der Erde.)
[11]
Einige Subzonenanteile wurden in Prozent umgerechnet. Die Anteile der mit einem * gekennzeichneten Subzonen wurden aus einer Tabelle der
FAO
angepasst und eingefugt.
[12]
Die im Folgenden verwendeten Bodennamen entsprechen dem internationalen Bodenklassifikationssystem
World Reference Base for Soil Resources
(WRB) von 2022
[6]
.
- Polare/Subpolare Zone
?
14,8 % (10,8 % eisbedeckte Flachen und Polare Wusten, sowie 4,0 % Tundren)
Die Polare und subpolare Zone, auch arktische und antarktische Zone genannt, besitzt ein arktisches bzw. antarktisches Klima. Subzonen sind die eisbedeckten Polarregionen, die polare Wuste sowie die Tundrenzone. Die baumlose
Tundra
wachst auf humusreichen
Permafrostboden
. Sind diese mineralisch, so gehoren sie zu den
Cryosolen
; sind sie organisch, so handelt es sich um
Histosole
. Die Biodiversitat ist gering, viele Tiere sind eng an die umgebenden Ozeane gebunden.
- Boreale Zone
?
13,1 % (2,6 % Waldtundren* inkl. Offene Flechtenwalder in Nordamerika und 10,5 % boreale Nadelwalder*)
Die boreale Zone kommt nur auf der nordlichen Halbkugel vor. In einem
kalt-gemaßigten Klima
, mit kuhlen Sommern und langen Wintern, kommen dort borealer Nadelwald und große Moorgebiete vor. Sie lasst sich in die drei Zonen der
Waldtundra
, des offenen Flechtenwaldes und des geschlossenen, borealen Nadelwaldes (Taiga) unterteilen. Die trockeneren kontinentalen Bereiche werden von
Cryosolen
dominiert, also mineralischen
Permafrostboden
. In den feuchteren ozeanischen Gebieten sind
Podsole
verbreitet. Außerdem sind organische Boden (
Histosole
) haufig, die mit oder ohne Permafrost auftreten konnen. Die Anzahl der Lebewesen und ihre Diversitat ist gering, wenn auch großer als in der polaren Zone.
- Feuchte Mittelbreiten
?
9,7 % (4,9 % Mischwalder* und 4,8 % sommergrune Laubwalder inkl. temperierter Regenwalder*)
Die nemorale Zone, auch temperate Zone, feuchte Mittelbreiten oder feucht-gemaßigte Zone genannt, kommt in mehreren Teilgebieten auf der Erde vor: Europa und nordwestliches Asien, Ostasien, ostliches Nordamerika, westliches Nordamerika; auf der Sudhalbkugel (dort australe Zone genannt) sehr kleine Teilgebiete in Chile und Neuseeland. Subzonen sind der temperierte Regenwald, der sommergrune Laubwald und der Mischwald am Sudrand der borealen Zone. Sie zeichnen sich durch ein Klima mit maßiger Frostbelastung und ganzjahrig ausreichendem Niederschlag aus. Hier wachsen Walder typischerweise auf
Cambisolen
oder auf Boden mit
Lessivierung
, wie z. B.
Luvisolen
oder
Alisolen
. Die Biodiversitat steigt gegenuber der borealen Zone nochmals an.
- Trockene Mittelbreiten
?
11,1 % (8,1 % Grassteppen und 3,0 % temperierte Halbwusten und Wusten)
Die kontinentale Zone oder trockenen Mittelbreiten besitzen ein Klima mit heißen, trockenen Sommern und kalten Wintern. Je nach Trockenheit findet ein Ubergang von der Waldsteppe uber verschieden hohe Grassteppen bis zur Wuste statt, entsprechende Boden sind
Chernozeme
,
Kastanozeme
und
Phaeozeme
. Sie findet sich in Nordamerika und in Asien im Innern der Kontinente, in Sudamerika und Neuseeland im Regenschatten von Gebirgen.
- Winterfeuchte Subtropen
?
1,7 % Hartlaubwalder
Die winterfeuchten Subtropen, auch mediterrane oder meridionale Zone genannt, sind im Sommer heiß und trocken, im Winter feucht mit geringer bis gar keiner Frostbelastung. Benannt nach dem großten Teilgebiet rund um das Mittelmeer erstrecken sich weitere Teilgebiete in Kalifornien, Mittelchile, Sudafrika (Kapprovinz) und dem sudwestlichen Australien. Die Boden sind basenreich, oft durch
Hamatit
rot gefarbt und gehoren vornehmlich zu den
Cambisolen
und
Luvisolen
. (Stark
tonige
, rote Cambisole heißen in der
Deutschen Bodensystematik
?
Terra rossa
“.) Auf ihnen wachsen Walder aus
Hartlaubgeholzen
(
Sklerophylle
), die gegen langeren Frost empfindlich sind. Bei zunehmender Trockenheit gehen sie in subtropische Strauch- und Grassteppen mit Winterregen uber, die auf
Calcisolen
verbreitet sind.
- Immerfeuchte Subtropen
?
4,0 % warmtemperierte Feucht- und Lorbeerwalder
Die immerfeuchten Subtropen oder laurale Okozone sind kaum durch Frost belastet, der Regen fallt ganzjahrig oder mit einem Maximum im Sommer, so dass kein Wassermangel herrscht. Verbreitet sind saure Boden mit
Lessivierung
, namlich
Alisole
und
Acrisole
. Sie tragen einen immergrunen Laubwald, der gegen Frost etwas empfindlich ist. Diese Verhaltnisse finden sich in kleinen Gebieten im Sudosten der Kontinente.
- Tropisch / subtropische Trockengebiete
?
20,8 % (2,3 % winterfeuchte Gras- und Strauchsteppen der Subtropen, 6,4 % tropische
Dornsavannen
und -steppen, sowie 12,1 % heiße Halbwusten und Wusten der Subtropen)
Tropische und subtropische Trockengebiete bilden die dauernd heißen Wusten. Niederschlag kann zu unterschiedlichen Jahreszeiten fallen, er reicht aber nur fur eine sparliche Wustenvegetation. In den Boden akkumulieren sich in geringer Tiefe Ionen, die bei hoheren Niederschlagen ausgewaschen wurden. Bei Dominanz von
Carbonaten
sind es
Calcisole
, bei
Gips
Gypsisole
, bei
Siliciumdioxid
Durisole
und bei leichtloslichen Salzen
Solonchake
. In der Felswuste kommen auch
Leptosole
vor und in der Sandwuste
Arenosole
. Die Biodiversitat ist hier gering. Eine Unterteilung ist moglich in winterfeuchte Gras- und Strauchsteppen, tropische Dornsavanne sowie heiße Wusten.
- Sommerfeuchte Tropen
?
16,4 % (4,4 % Trockensavannen*, 2,6 % tropische Trockenwalder* und 9,4 % Feuchtsavannen)
Weite Teile der Tropen haben ein wechselfeuchtes Klima mit ganzjahrig hohen Temperaturen und einer Einteilung in Regen- und Trockenzeiten. Hier wachsen tropischer laubabwerfender Wald oder
Savannen
. Die Boden sind oft schon stark verwittert, aber relativ basenreich, wie etwa die
Lixisole
. Die Diversitat und Komplexitat der Okosysteme steigt mit der verfugbaren Feuchtigkeit rasch an.
- Immerfeuchte Tropen
?
8,4 % tropische Regenwalder
In den immerfeuchten Tropen fehlt eine Einteilung in Jahreszeiten, es ist ganzjahrig warm und feucht. Hier wachsen immergrune
tropische Regenwalder
mit der hochsten Biodiversitat. Die
Verwitterung
ist wegen der hohen Temperaturen und des großen Wasserdargebots relativ rasch. In Regionen, die seit langerem kaum Gebirgsbildung und Erosion kannten, sind außerdem die Boden sehr alt. Dies trifft vor allem auf die aquatorialen Tieflander Afrikas und Sudamerikas zu, in denen
Ferralsole
verbreitet sind, also Boden, die vom Tonmineral
Kaolinit
dominiert werden, welcher kaum Nahrstoffe speichern kann. Ackernutzung ohne intensive Dungung fuhrt daher zu rascher Nahrstoffverarmung.
- Jurgen Schultz:
Die Okozonen der Erde.
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J. Schultz:
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