Eine
Strickmaschine
dient dem
maschinellen
und
automatisierten
Stricken
.
Unterschieden werden
Flachstrickmaschinen
und
Rundstrickmaschinen.
Moderne Flachstrickmaschine
Die erste handbetriebene
Flachstrickmaschine
wurde
1863
von
Isaac William Lamb
in Amerika eingesetzt.
[1]
[2]
Dadurch wurde eine schnelle Fertigung von Schlauch- und rechts/rechts-Strickwaren moglich. Durch die große Querelastizitat lasst sich rechts/rechts-Ware bis zu 100 % dehnen. 1864 wurde die Maschine von
Henry J. Griswold
weiterentwickelt und zur Herstellung von Herrensocken und Kinderstrumpfen eingesetzt. Eine weitere Verbesserung ermoglichte das
Mindern
der Strumpfe sowie die Herstellung
gerippter
Strukturen und rundgestrickter Strumpfe. 1867 erwarb
Henri Edouard Dubied
das Patent und begann mit dem Bau von Strickmaschinen. Zeitgleich begann man auch in Deutschland und Frankreich damit (
Laue und Timaeus
). Mit der
Doppelzungennadel
von Armand Durand war es ab 1881 moglich, links/links-Ware zu produzieren. Durch die Erfindung des Schlauchschlosses (Verfahren zur Fersenbildung) 1888 durch
G. F. Grosser
,
Chemnitz-Markersdorf
(1871?1948), konnten fortan vollstandige Strumpfe und Socken auf einer Maschine hergestellt werden.
Mit der Einfuhrung des Elektromotors wurde es auch kleineren Betrieben moglich, rationell arbeitende Maschinen einzusetzen.
Motorflachstrickmaschinen haben Anfang 1880 Bedeutung erlangt. Zunachst waren diese Maschinen
halbautomatisch
. Arbeitsschritte wie Erweitern oder Mindern mussten von Hand durchgefuhrt werden. Erst 1910 losten automatische Langen-Maschinen die handbetriebenen Flachstrickmaschinen ab. Allerdings musste der Strumpffuß zunachst auf Anfußmaschinen erzeugt und dann im Rundstrickverfahren an die vorgefertigten Strumpflangen angestrickt werden. Zum Teil blieb dieses Herstellungsverfahren der ?Standard-Strumpfe“, das heißt flachgestrickter Strumpflangen mit separat angestrickten Fußen, noch bis in die 1970er Jahre bestehen.
Kleine Rundstrickmaschine
Bei
Rundstrickmaschinen
sind die maschenbildenden Elemente (Nadeln und Platinen) kreisrund angeordnet. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist die Anzahl der Fonturen (Nadelbetten, Spuren, auf denen sich die Nadeln bewegen), man unterscheidet einfonturige (
single
jersey
) und doppelfonturige (
double jersey
) Maschinen. Single Jersey ist rechts/links gestrickt, Double Jersey links/links oder rechts/rechts. Daneben spielen aber auch Durchmesser (in der Regel in
Zoll
angegeben) und Feinheit (in der Regel Nadeln pro Zoll, auch in ?E“ angegeben [1E=eine Nadel pro Zoll]) der Maschinen eine wichtige Rolle.
Zungennadeln in verschiedenen Strickpositionen
Beim maschinellen Rundstricken wird ein Strickgarn in die
Zungennadeln
eingelegt, die Nadel geschlossen und der Faden durch die Masche gezogen, die bereits auf der Nadel war. Jetzt wird die Nadel wieder geoffnet und nach oben gestoßen, ausgetrieben. Die Platinen, die zwischen den Nadeln angeordnet sind, muss man sich als liegende Us vorstellen. Ihre Aufgabe ist es, die fertig gestrickten Maschen horizontal auf gleicher Hohe zu halten. Das Gestrick kommt im Inneren eines Us zu liegen und wird kuliert (Masche auf gewunschte Große gebracht), bevor es im unteren Teil der Rundstrickmaschine abgezogen und aufgewickelt wird. Die Nadeln wandern beim Stricken senkrecht stehend im Kreis.
Anders als beim Rundstricken von Hand konnen beim maschinellen Rundstricken mehrere Faden gleichzeitig verstrickt werden. Der oben beschriebene Vorgang der Maschenbildung wird mit mehreren Faden auf dem Nadelkreis mehrfach wiederholt, sodass pro Umdrehung der Nadel mehrere Zeilen gebildet werden. Dadurch erreichen heutige Rundstrickmaschinen Leistungen von mehreren 10 kg/h.
Dieses Gestrick wird Schlauchware genannt, da die produzierte Ware die Maschine als langer Schlauch verlasst. T-Shirts und Pullover werden aus Schlauchware gefertigt, deren Produktion durch den Wegfall der Seitennahte gunstiger wird. Entsprechend sind aus Schlauchware gefertigte Produkte an der fehlenden Seitennaht erkennbar.
Wichtig ist beim maschinellen Stricken eine moglichst konstante Spannung des Garns. Die Funktion des linken kleinen Fingers beim Stricken von Hand muss beim maschinellen Stricken durch eine raffinierte Einrichtung ersetzt werden, genannt Fournisseur (frz.
Lieferant, Zulieferer
). Die Fournisseure sind kurz vor den Stricksystemen der Strickmaschine angebracht.
Sie werden bei Flachstrickmaschinen, Rundstrickmaschinen, Strumpfautomaten und auch bei Webmaschinen (nur fur die Schussfaden) eingesetzt.
Historische Strumpfstrickmaschine
Traditionell spielten englische Erfinder und Hersteller eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der ersten Rundstrickmaschinen.
Die technische Perfektionierung der Maschinen und die industrielle Reifung wurde im Wesentlichen durch franzosische und deutsche Ingenieure und Unternehmer geleistet. Fuhrend im Textilmaschinenbau wurde ab 1880
Chemnitz
, das sachsische Manchester, da in der Region Westsachsen/
Erzgebirge
bedeutende Unternehmer (wie
Theodor Esche
, Louis und
Wilhelm Bahner
) und Entwickler (wie G.F. Grosser) eine Symbiose eingingen. So kamen 63 % aller in Deutschland hergestellten Wirk- und Strickwaren 1928 aus Sachsen
[3]
. Heute beherrschen die deutschen Maschinenhersteller Mayer & Cie und Terrot den Weltmarkt fur Rundstrickmaschine. Sie werden aber zunehmend von Konkurrenten und Nachahmern aus Fernost, speziell
Taiwan
,
Volksrepublik China
und z. T. auch
Korea
kopiert.
Der Markt fur die Kernstucke der Rundstrickmaschinen, vor allem die
Zungennadeln
und entsprechende Platinen, wird von deutschen Firmen dominiert. Es gibt Filme aus der DDR, die zeigen, dass
Heinrich Mauersberger
der Erfinder von neuen Rundstrickverfahren in der DDR war (siehe auch
Malimo
).
Einfacher Heimstricker
Fur Heim- und Hobbystricker gab es seit den 1950er Jahren eine Anzahl kleiner mechanischer Strickmaschinen, seit den 1970er Jahren wurden elektrische, spater auch computergesteuerte Heimstrickmaschinen angeboten. Diese bieten gegenuber dem Handstricken den Vorteil, große, einfach gemusterte Teile in kurzerer Zeit fertigen zu konnen. Fur die gewerbliche Nutzung sind Heimstricker dennoch nur bedingt geeignet, da die Handhabung nicht ganz einfach zu erlernen ist, und die ubrige Arbeit an einem Strickstuck, Anpassen, Zusammennahen, Vernahen der Faden, anders als bei industrieller Fertigung, weiterhin per Hand gemacht werden muss.
Je nach Dicke der Garne unterscheidet man Grob-, Mittel-, Fein- und Superfeinstricker mit einer Nadelanzahl von 180 bis 240. Zum Musterstricken besitzen einige der Modelle eine mechanische Lochkartensteuerung; neuere Modelle werden elektronisch gesteuert. Ein Einbettstricker erzeugt nur Rechte Maschen bzw. Muster auf Basis Rechter Maschen, mit einem Doppelbett lassen sich auch Linke Maschen oder Rechts-Links-Muster erzeugen. Weiterhin ermoglicht das Doppelbett auch Rundstricken, z. B. fur Socken.
- ↑
Patent
US39934A
:
Improvement in Knitting-Machines.
Veroffentlicht am
15. September 1863
, Erfinder: Isaac W. Lamb.
- ↑
Patent
US50369A
:
Improvement in Knitting-Machines.
Veroffentlicht am
10. Oktober 1865
, Erfinder: Isaac W. Lamb.
- ↑
Boom, S. 118, Sandsteinverlag, Pirna, 2020;
ISBN 978-3-95498-544-9