Scandinavia
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Island Escape
.
Skandinavien
(
norwegisch
Skandinavia,
danisch
und
schwedisch
Skandinavien
) ist ein Teil
Nordeuropas
. Je nach Definitionsweise umfasst er unterschiedliche Lander, darunter in jedem Fall
Norwegen
und
Schweden
auf der
Skandinavischen Halbinsel
, daneben im Regelfall auch
Danemark
und bisweilen auch
Finnland
.
Im
geographischen
Sinn entspricht Skandinavien der
Skandinavischen Halbinsel
, auf der sich die Staaten
Norwegen
und
Schweden
sowie der Nordwesten
Finnlands
befinden. Aus geschichtlicher Sicht und in sprachlich-kultureller Hinsicht setzt sich Skandinavien im engeren Sinne aus Schweden, Norwegen und
Danemark
zusammen. In diesem Gebiet ist der
nordgermanische Sprachzweig
entstanden. Im weiteren Sinn werden aber auch ganz Finnland (
Fennoskandien
) und seltener
Island
und die
Faroer
zu Skandinavien gezahlt,
[1]
d. h. die
Nordischen Lander
als Ganzes.
Aus geologischer Sicht ist die Skandinavische Halbinsel ein Teil
Fennoskandinaviens
, zusammen mit der
Halbinsel Kola
sowie den Landmassen von
Karelien
und dem restlichen Finnland.
Die skandinavische Halbinsel war wahrend der letzten Eiszeit von Eis bedeckt. Der Druck und die Bewegung der Eismassen hat die Landschaft in vielen Teilen wesentlich mitgestaltet. Ein auch heute noch wichtiger Faktor ist die
postglaziale Landhebung
. Das Abschmelzen der Eismassen, die die Erdkruste niedergedruckt hatten, hat seit der letzten Eiszeit (ungefahr 10.000 v. Chr.) zu einer Landhebung von 800 m gefuhrt. Heutzutage betragt die Landhebung, die von der geographischen Breite abhangt, in Nordskandinavien 10 bis 11 mm jahrlich. Auf der Hohe von Stockholm liegt sie bei 4 mm, in
Schonen
bei null.
[2]
An den
Flachkusten
macht sich das Auftauchen ehemaligen Meeresbodens besonders deutlich bemerkbar: Altere Strand- oder Fischerhutten, Bootsstege usw. liegen manchmal schon weit landeinwarts. Auch Fragen der Besitzverhaltnisse sind damit verbunden.
In der
Geodasie
haben diese und andere ozeanografische Phanomene viel zur Entwicklung der
Erdmessung
beigetragen. So geht die Lehre der
Isostasie
auf fennoskandische Geodaten und Geophysiker zuruck, die Besonderheiten der Ostsee haben die Kooperation mehrerer
Geowissenschaften
angeregt, und der
Ostseering
stellt das erste wirklich internationale
Vermessungsnetz
dar.
Der
mittellateinische
Name
Scandinavia,
der sich in den modernen Sprachen durchgesetzt hat, ist nicht ursprunglich, sondern wahrscheinlich eine Mischung aus den alteren Namen
Scadinavia
einerseits und
Scandia
andrerseits.
[3]
Scadinavia
oder
Scatinavia
findet sich zuerst in den Schriften von
Plinius dem Alteren
(um 50 n. Chr.). Eine altgermanische, von der lateinischen unabhangige Entsprechung ist
Sceden?g
im
altenglischen
Beowulf
-Epos (um 700). Auf der Grundlage dieser beiden Uberlieferungen kann man ein urgermanisches
*Skaðinauj?
erschließen. Es handelt sich dabei um eine Zusammensetzung, in deren Zweitglied germanisch
*aw? / *auj?
?Land am Wasser, Halbinsel, Insel‘ (vgl.
Aue
) steckt. Uber die Bedeutung des Erstglieds besteht keine Einigkeit. Vorgeschlagen wurden unter anderem ein Zusammenhang mit dem Gottinnennamen
Skaði
(als schadigendes, damonisches Wesen, mit Bezug auf den Nordwestwind), mit dem Gattungswort
skaði
?Schaden‘ (mit Bezug auf fur die Schifffahrt gefahrliche Meeresverhaltnisse), mit dem gotischen Gattungswort
skadus
?Schatten‘ (im Sinne von nordwarts gelegene Insel oder Insel des Dunkels, des Nebels) sowie mit germanisch
*skað-
?Hering‘ (im Sinne von Heringsaue).
[3]
Scandia
findet sich ebenfalls schon bei Plinius und bezeichnet dort eine nicht naher eruierbare Insel jenseits Britanniens. Bei
Ptolemaus
(um 150) sind die
Scandiai
vier Inseln, bei
Jordanes
(um 550) steht
Scandza
schon deutlich fur Skandinavien. Das sprachliche Verhaltnis zwischen den Namen
Scadinavia
und
Scandia
ist ungeklart.
[3]
Der Name der zuerst danischen und dann schwedischen Landschaft
Schonen
(Skane)
wird auf die gleiche Wurzel wie lateinisch
Scadinavia
bzw. altenglisch
Sceden?g
zuruckgefuhrt, wobei die lautlichen Verhaltnisse, die zur heutigen Form gefuhrt haben, im Einzelnen unsicher sind. Uberliefert ist er erstmals als
de Sconaowe
im Jahr 811.
[3]
Ursprunglich durfte sich
Scadinavia
jedenfalls auf den sudlichsten Teil der skandinavischen Halbinsel bezogen haben.
[3]
Die altere Geschichte Skandinaviens ist durch die Einwanderung zweier mesolithischer Jager- und Sammlerpopulationen gepragt. Die erste Gruppe stammt aus der
Ahrensburger Kultur
und uberquerte Jutland und die danischen Inseln. Um 9.600 v. Chr. ist die erste Siedlung in Schonen nachweisbar. Man hat jedoch verschiedene altere saisonale Lagerplatze gefunden, die zeigen, dass Sammler und Jager schon kurz nach dem Ende der Eiszeit begannen, auf danischen Inseln zu jagen. Zu diesem Zeitpunkt durfte es noch eine Landbrucke zwischen Jutland und Schonen gegeben haben, da das glaziale Schmelzwasser weiter nordlich uber den Vanersee in die Nordsee floss. Diskutiert wird, ob die Besiedlung per Boot erfolgte. Nachweisbar ist eine Besiedlung der schwedischen Kuste in Schonen, bis schließlich auch die norwegische Kuste eine Besiedlung zuließ.
Die zweite große Einwanderung kam uber
Estland
, Karelien und Finnland etwa 1000 Jahre spater und wird auf ca. 8000 v. Chr. datiert. Zu dieser Zeit wandelte sich der Baltische Eisstausee in das
Yoldia-Meer
, und es entstand nach und nach der Finnische Meerbusen. Rund 4000 Jahre lebte diese skandinavische Urpopulation, die recht schnell auch den Norden erreichte, isoliert vom Rest Europas. Wahrenddessen verwandelte sich die Ostsee zum
Ancylussee
und schließlich zum
Littorinameer
. Es ist unklar, inwieweit diese massiven Umweltveranderungen Einfluss auf die Besiedlung Skandinaviens hatten.
Erst um etwa 3500 v. Chr. erreichte mit den
Trichterbechern
auch die Landwirtschaft Skandinavien, deren nordlichste Position auf der Insel Aland gefunden wurde. Damit einher geht der Fund einer Pestinfektion, die dem Urstamm der Pest bisher am nachsten steht und eine Folge der Einwanderung war. Kurz darauf folgten ihnen
Schnurkeramiker
und schließlich auch
Glockenbecher
, die auf das sudliche Skandinavien und den außersten Westen Finnlands beschrankt blieben. Ein Ostsee-Handelsnetz zwischen Estland, Karelien, Finnland und Schweden entstand ebenfalls zu dieser Zeit und zeigt, dass auch in der ostlichen See ahnliche Handelsnetze wuchsen, die mit dem westlichen Handelsnetz der Schnurkeramiker in Kontakt stand.
Kujawien
durfte hier als Kontakt-Gruppe eine wichtige Rolle gespielt haben.
[4]
Lamnidis et al. (2018) weisen auf eine weitere Einwanderungswelle um 2000?1500 v. Chr. aus dem Gebiet der
Taimyrhalbinsel
, die eng mit den
Samen (Volk)
verbunden ist. Die
Nganasanen
weisen hierzu die engsten Verbindungen auf und sind mit der
Asbestos-Ware
in Finnland und Karelien assoziiert. Sie zeigen auch, dass die Samen einst viel weiter sudlich lebten und stimmen mit dem Auftreten der Rentierzucht uberein. Rund 50 % der Finnen weisen genetische Spuren dieser Einwanderung auf und belegen eine gewisse Kontinuitat im ostlichen Skandinavien.
[5]
Die jungere historische Geschichte Skandinaviens ist vielfaltig und durch verschiedene Phasen des Mit- und Gegeneinanders gepragt. Die starke Tradition der
nationalen Geschichtsschreibung
des 19. und 20. Jahrhunderts wurde zunehmend durch alternative Betrachtungsweisen erganzt. Trotzdem dominiert die nationalstaatliche Perspektive.
Uber 500 Jahre bestand quasi eine Gemeinsamkeit im außenpolitischen Bereich, als vom Uberfall des danischen Kleinkonigs
Chlochilaicus
auf Gallien (517) bis zum unglucklichen Zug
Harald Hardrades
gegen England 1066 die
Wikinger
ihre Raub- und Kriegszuge auf alle europaischen Kustengebiete, aber auch bis tief nach
Russland
ausdehnten. Eine andere Gemeinsamkeit stellt lange Zeit die Ablehnung des
Christentums
dar in Zeiten, als es im westlichen Europa schon Jahrhunderte verbreitet war. In Skandinavien setzte sich das Christentum in der Mitte und am Ende des 10. Jahrhunderts durch. Außerdem ist die große Bedeutung der
Jarle
, die zunachst nur Anfuhrer von Beutezugen waren, als solche aber sehr reich und machtig wurden, fur diese Zeit charakteristisch. Deshalb entwickelte sich das
Lehnswesen
in Skandinavien deutlich langsamer als in Kerneuropa, und die
Leibeigenschaft
setzte sich nicht vollstandig durch.
Neben diesen allgemeinen Gemeinsamkeiten gab es aber auch Zeiten, in denen mehrere der skandinavischen Lander unter einer Herrschaft vereinigt waren, so waren schon unter
Knut dem Großen
von 1028 bis 1035 Danemark, Norwegen und (lockerer) Schweden sowie auch England in einem
Nordseereich
vereinigt.
Danemark und Norwegen standen bald darauf von 1042 bis 1046 unter der gemeinsamen Herrschaft
Magnus des Guten
. Doch die Hauptzeit der gemeinsamen politischen Entwicklung liegt in der
Kalmarer Union
, der die Lander Danemark, Norwegen und Schweden von 1397 bis 1523 in
Personalunion
verbunden waren. In dieser Zeit verlor Norwegen deutlich an politischer Selbstandigkeit, so dass nach dem Ausscheiden Schwedens aus der Kalmarer Union mit der
danisch-norwegischen Personalunion
bis 1814 praktisch eine danische Vorherrschaft bestand, die 1814 von der schwedisch-norwegischen Union abgelost wurde, die bis 1905 andauerte.
Finnland
gehorte seit der schwedischen Eroberung durch Konig
Erik IX.
1154 bis zum Verlust an Russland im
Vertrag von Fredrikshamn
1809 zu Schweden.
Mit dem Beitritt Finnlands und Schwedens zur
NATO
in den Jahren 2023 und 2024 sind alle Skandinavischen Lander erstmals seit dem 16. Jahrhundert wieder Teil eines (und desselben) Militarbundnisses.
[6]
[7]
Skandinavien wird vor allem als kulturelle und sprachliche Einheit beschrieben und zeichnet sich durch das
nordgermanische
Dialektkontinuum
aus. In den drei nahe verwandten Standardsprachen,
Danisch
,
Norwegisch
und
Schwedisch
ist eine gegenseitige Verstandigung zwischen geubten Sprechern moglich. Zu den nordgermanischen Sprachen gehoren daneben auch
Faroisch
und
Islandisch
, die aber von den drei erstgenannten bereits so stark abweichen, dass eine Verstandigung nicht mehr leicht moglich ist. Das
Finnische
sowie die
samischen Sprachen
gehoren zur bereits erwahnten uralischen Sprachfamilie.
Bekannt fur die skandinavischen Lander sind die an den
Dannebrog
angelehnten
Kreuzflaggen
, die jeder heutige Staat Skandinaviens fuhrt. Auch skandinavische Provinzen und andere Regionen haben Kreuzflaggen (zum Beispiel
Schonen
,
Smaland
und
Aland
).
- Island
Island
·
Norwegen
Norwegen
·
Danemark
Danemark
·
Schweden
Schweden
·
Finnland
Finnland
- Jarosław Suchoples (Hrsg.):
Skandinavien, Polen und die Lander der ostlichen Ostsee: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.
Wydawn. Uniw. Wrocławskiego, Breslau 2005,
ISBN 83-229-2637-5
.
- Nordis
(Das Nordeuropa-Magazin) ist eine deutsche Zeitschrift mit Berichten uber skandinavische Lander.
- Harm G. Schroter:
Geschichte Skandinaviens.
Beck Verlag Munchen 2007,
ISBN 978-3-406-53622-9
.
- Fritz Petrick:
Norwegen, Geschichte der Lander Skandinaviens.
Pustet, Regensburg 2002,
ISBN 3-7917-1784-7
.
- ↑
Wissen.de:
Eintrag
Skandinavien
, abgerufen am 12. September 2015.
- ↑
Leif Wastenson, Curt Freden:
Sveriges nationalatlas. Berg och jord.
3. Auflage, S. 101. Hrsg. Sveriges nationalatlas (SNA), Vallingby,
ISBN 91-87760-50-9
.
- ↑
a
b
c
d
e
E. Nyman:
Skandinavien.
In:
Reallexikon der Germanischen Altertumskunde
.
Hrsg. von
Heinrich Beck
,
Dieter Geuenich
und
Heiko Steuer
. Band 28. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2005, S. 582?587.
- ↑
Thomas Terberger und Joachim Burger, Migration im Palaolithikum und Mesolithikum Mitteleuropas ? Archaologie trifft Palaogenetik. Oktober 2016,
ISBN 978-3-94450-761-3
.
- ↑
Lamnidis et all 2018, Ancient Fennoscandian genomes reveal origin and spread of Siberian ancestry in Europe,
DOI:10.1038/s41467-018-07483-5
- ↑
Ronald D. Gerste:
Unabhangigkeit von Schweden: Ein blutiger Weg zum eigenen Land
. In:
Die Zeit
. 30. Mai 2023,
ISSN
0044-2070
(
zeit.de
[abgerufen am 28. Februar 2024]).
- ↑
Linda Koponen:
Schweden tritt der Nato bei: was die Erweiterung fur die Ostsee bedeutet
. In:
Neue Zurcher Zeitung
. 28. Februar 2024,
ISSN
0376-6829
(
nzz.ch
[abgerufen am 28. Februar 2024]).