Stockholms pendeltag
ist ein mit den
S-Bahnen
in
Frankfurt am Main
,
Stuttgart
und
Munchen
vergleichbares Vorortzugsystem in
Stockholm
in
Schweden
, wobei teilweise die Gleise des Fernverkehrs mitbenutzt werden. Die Zuge verkehren auf zwei Linien zum großten Teil in der Provinz
Stockholms lan
. Drei Endstationen,
Uppsala
,
Balsta
und
Gnesta
, liegen in den Provinzen
Uppsala lan
beziehungsweise
Sodermanlands lan
. Am Tag fahren die Zuge im Viertelstundentakt und abends im Halbstundentakt. Wahrend der wochentaglichen Hauptverkehrszeiten morgens und abends verkehren einige zusatzliche Zuge. Insgesamt liegen am gesamten Streckennetz 54 Stationen.
Der Verkehr lauft uber die Gleisanlagen von
Trafikverket
und wird von
AB Storstockholms Lokaltrafik
, kurz SL, betrieben. SL stellt die Fahrzeuge, der Betrieb wird an private Unternehmen ausgeschrieben. Von 2000 bis Juni 2006 war das Unternehmen
Citypendeln
der Betreiber, danach ubernahm
Stockholmstag
den Verkehr. Stockholmstag gewann 2005 die Neuausschreibung, nachdem der Betrieb durch Citypendeln nicht zufriedenstellend durchgefuhrt werden konnte. Stockholmstag ist eine Tochtergesellschaft der schwedischen Staatsbahn
Statens Jarnvagar
.
Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Stockholm schienengebundenen offentlichen Nahverkehr. Dieser wurde von
SJ
und anderen Eisenbahngesellschaften betrieben. In den 1960er-Jahren wollte SJ aus Kostengrunden den Nahverkehr abgeben. Die Stadt Stockholm und das
Stockholmer lan
(zu dem Stockholm zu dieser Zeit noch nicht gehorte) einigten sich darauf, dass SL in Zukunft samtlichen Schienennahverkehr in Stockholms lan ubernehmen solle. SL bestimmte nun Fahrpreise und Verkehrsangebot, wahrend SJ weiterhin fur SL die Gleisanlagen sowie Zuge und Personal bereitstellte. Der Verkehrsapparat sollte ausgebaut und ?U-Bahnmaßig“ betrieben werden. Die Bahnhofe wurden ausgebaut und neue Zugeinheiten angeschafft. Die ersten Zuge der Baureihe
X1
wurden im Mai 1968 offiziell eingesetzt und zunachst als ?SL forortstag“ (SL Vorortzug) und danach als ?SL lokaltag“ (SL Lokalzug) bezeichnet, bevor gegen Anfang der 1980er-Jahre die Bezeichnung Pendeltag zum ersten Male offiziell verwendet wurde.
Zunachst fuhren die Pendeltag-Zuge auf den gleichen Gleisen wie der restliche SJ-Guter- und Fernverkehr. Bald machten sich Kapazitatsengpasse bemerkbar und es wurde entschieden, auf den am meisten frequentierten Strecken eigene Gleise fur den Vorortverkehr zu bauen. An den Stellen, wo die Gleisanzahl von zwei auf vier verdoppelt wurde, sollten die Vorortzuge die inneren Gleise verwenden. Der restliche Verkehr sollte uber die außeren Gleise gefuhrt werden. Der erste viergleisige Abschnitt wurde 1972 zwischen
Arstabron
und
Alvsjo
in Betrieb genommen. Zwischen 1986 und 1996 wurden weitere vierspurige Abschnitte errichtet.
Die nachsten Erweiterungen des Vorortzugnetzes waren die Strecke
Kungsangen
?
Balsta
, die im August 2001, sowie der Haltepunkt
Arstaberg
, der im Januar 2006 in Betrieb genommen wurde. Außerdem wurden
die Streckenabschnitte Vasterhaninge ? Tungelsta sowie Sodertalje centrum ? Sodertalje hamn zweigleisig ausgebaut.
Im Dezember 2012 wurde eine neue Linie zwischen Alvsjo und
Uppsala
uber Upplands Vasby und dem Flughafen Stockholm/Arlanda in Betrieb aufgenommen. Sie ersetzt auf der Strecke zwischen Uppsala und Upplands-Vasby die entsprechende Linie des UL-Verkehrsverbundes (Upptaget) des benachbarten Uppsala lan.
Bis Mitte 2017 mussten sich im Zentrum Stockholms die Vorortzuge die Gleise mit dem Guter- und dem Fernverkehr teilen, was zu großer Verspatungsanfalligkeit fuhrte. Abhilfe brachte hier die
Citybana
, ein zweigleisiger Tunnel mit zwei neue Bahnhofen unter dem Stadtzentrum, der nur von den Vorortzugen benutzt wird. Dadurch hat der Vorortverkehr nun eigene Gleise zwischen
Jarna
bzw.
Nynashamn
und
Upplands Vasby
.
Auf dem Zweig nach
Balsta
werden seit Ende 2012 eigene Gleise bis
Kallhall
gebaut.
[1]
Die Teilstrecke Barkarby?Kallhall sowie zwei zusatzlich Brucken bei Tomteboda wurden Ende 2016 fertiggestellt, Spanga?Barkarby ist in Bau. Der verbleibende Abschnitt Tomteboda?Spanga wird erst 2028 fertiggestellt werden, weil in diesem Zusammenhang der Bahnhof Sundbyberg tiefgelegt werden soll.
Seit 10. Dezember 2017 gibt es neue Linien mit neuen Nummern. Eingefuhrt wurden die sogenannten
Snabbtag
(mit einem X in der Linienbezeichnung), die nicht an allen Stationen halten.
Die Expresslinien 42X und 43X halten nicht an Trangsund, Skogas, Vega und Jordbro.
Es gibt 54 Haltepunkte im Pendeltagnetz und die allermeisten dieser Haltepunkte sind mit einem Mittelbahnsteig und ein oder zwei Eingangen mit Fahrscheinkontrollen ausgestattet. Einige Umsteigebahnhofe haben mehrere Bahnsteige. Auf den Strecken Sodertalje?Gnesta und Krigslida?Nynashamn gibt es keine Fahrscheinkontrolle auf den Bahnhofen. Die Fahrscheine werden stattdessen in den Zugen verkauft und kontrolliert.
In Stockholm City, Flemingsberg, Sodertalje Syd, Gnesta, Sundbyberg, Balsta, Arlanda und Uppsala gibt es Umsteigemoglichkeiten zum Regional- und Fernverkehr sowie zum Regionalverkehr in Marsta und Knivsta. In Stockholm City, Stockholm Odenplan, Sundbyberg und Farsta Strand gibt es Ubergangsmoglichkeiten zum U-Bahn-Netz; in Arstaberg, Sundbyberg, Solna und (ab 2023) Helenelund zur
Tvarbanan
.
Gewohnlich ist die Bahnsteiglange fur Zuge mit maximal 214 Meter Lange ausgelegt. Am Bahnhof Handen befindet sich mit einer Lange von 320 Metern der langste Bahnsteig im ganzen Stockholmer Nahverkehr. Der lange Bahnsteig wurde gebaut, um die Entfernung zwischen den beiden Ausgangen zu uberbrucken.
[7]
Die beiden Bahnhofe Stockholm City und Odenplan im Innenstadttunnel haben
Bahnsteigturen
. Der Fahrer muss auf 75 cm genau an der vorgesehenen Stelle halten, damit sich Zugturen und Bahnsteigturen an derselben Stelle offnen konnen.
Jeden Tag werden rund 410.000 Reisen mit den Pendeltag unternommen. Insgesamt werden an einem normalen (Winter-)Werktag mehr als 7,3 Millionen Personenkilometer mit den Pendeltag zuruckgelegt. Die zehn meistbenutzten Bahnhofe
[8]
(Anzahl einsteigende Fahrgaste in die Pendeltag an einem Winterwerktag 2019):
Die Pendeltag werden mit 129 Elektrotriebwagen der Baureihe
X60
von
Alstom
betrieben. Maximal konnen die Zuge in einer 214 Meter langen
Doppeltraktion
verkehren. Ein solcher Zug kann 1800 Fahrgaste aufnehmen, davon 750 auf Sitzplatzen. Ihre Hochstgeschwindigkeit betragt 160 km/h, sie kann auf den Strecken nordlich von Kallhall und nordlich von Rotebro sowie sudlich von Jarna erreicht werden. Auf dem restlichen Netz liegt die Geschwindigkeit zwischen den Stationen in der Regel zwischen 80 und 140 km/h. Die Durchschnittsgeschwindigkeit inklusive der Bahnhofsaufenthalte betragt rund 60 km/h.
In Betrieb:
Nicht mehr in Betrieb:
- X10
(1982?2017)
- X20/X21/X22/X23, gemietet von TGOJ (Trafikaktiebolaget Grangesberg-Oxelosunds Jarnvagar, 2001?2002)
- Dansktag (28. November 2001? 13. Juni 2003, danischer Zug), bestehend aus zwei Garnituren mit sieben DSB-Bn-Wagen, die SL bei den danischen Staatsbahnen (DSB) zuerst gemietet und spater gekauft hat. Diese Garnituren wurden von je einer Rc2/Rc4 von GreenCargo an jedem Ende befordert. Die Wagen wurden anschließend an
Motala Verkstad
verkauft, um weiter verwendet zu werden. Nachdem keine Verwendung gefunden werden konnte, wurden sie in
Vislanda
verschrottet.
[9]
- X420
(2002?2005),
?tysktag“
(deutscher Zug)
- X1
(1967?2011)
Seit 1968 wurden die Zuge im Betriebswerk Alvsjo gewartet. 2006 wurde ein Betriebswerk in
Upplands-Bro
in Betrieb genommen und 2009 folgte ein weiteres in Sodertalje-Hamn
[10]
. Einige Zuge werden an den Stationen Kungsangen, Marsta, Vasterhaninge und Tumba abgestellt.