Paul Heinrich Schneiss
(*
15. Marz
1933
in
Changsha
; †
10. Februar
2022
) war ein deutscher
evangelischer
Pfarrer
und
Missionar
.
Paul Schneiss wurde am 15. Marz 1933 als Sohn eines Missionars in der chinesischen Stadt Changsha geboren und kam 1937 nach
Muhlhausen an der Enz
. 1953 legte er das
Abitur
ab und ein Jahr darauf trat er dem Missionsseminar der
Liebenzeller Mission
bei. 1958 siedelte er als Missionar nach
Japan
uber und blieb dort bis 1962. Zuruck in Deutschland, begann er ab 1963 als
Pfarrdiakon
der
Evangelischen Landeskirche in Baden
mit Sitz in
Buhl
zu arbeiten, außerdem heiratete er im gleichen Jahr Kiyoko Sakurai, die er zuvor in Japan kennengelernt hatte. 1967 nahm er ein
Theologiestudium
in Heidelberg auf.
[1]
1966 wurde er Mitarbeiter bei der
DOAM
(Deutsche Ostasienmission) in
Mannheim
, wo er 1968 zum
Geschaftsfuhrer
aufstieg. 1970 reiste er nach Japan, 1972 wurde er der erste Ostasienreferent im neugegrundeten
Evangelischen Missionswerk in Sudwestdeutschland
mit Sitz in
Stuttgart
. 1975 reiste er abermals nach Japan, diesmal als Mitarbeiter der
Vereinigten Kirche Christi in Japan
.
[1]
Seit den 1970er Jahren wurde die kirchliche Demokratisierungsbewegung seitens der NCCK (National Council of Churches in Korea) vom
Okumenischen Rat der Kirchen
unterstutzt und in diesem Zusammenhang wohnte Schneiss als einziger Auslander mehreren sudkoreanischen Gerichtsprozessen bei, die meist gegen die Gegner des diktatorischen Yusin-Regimes von
Park Chung-hee
gefuhrt wurden. Fur den inhaftierten
Schriftsteller
Kim Chi-ha
flog er fast wochentlich von
Tokio
nach Seoul.
[2]
Zugleich half er dem koreanischen Professor
Ji Myung-gwan
an der Tokio-Frauenuniversitat (
T?ky? Joshi Daigaku
) bei der Herausgabe seiner Schriften uber die tatsachliche Lage und die Demokratisierungsbewegung in Sudkorea. Er solidarisierte sich mit der koreanischen Demokratiebewegung und fungierte als Bindeglied zwischen den verschiedenen internationalen Akteuren.
[3]
Aufgrund dessen wurde er 1977 von der sudkoreanischen Regierung als
Persona non grata
erklart, und dieser Status wurde erst nach dem offiziellen Ende der Militardiktatur in
Sudkorea
1988 aufgehoben.
Nach dem Tod von Park Chung-hee flog Schneiss' Frau zusammen mit einer US-amerikanischen Freundin am 17. Mai 1980 nach Seoul und beobachtete von ihrem Hotel aus eine große Truppenbewegung. Es stellte sich heraus, dass diese gen
Gwangju
in Marsch gesetzt wurden, was einige Tage spater in den
Gwangju-Aufstand
mundete. Schneiss erhielt einen Anruf von seiner Frau und informierte sofort die deutschen
Journalisten
in Japan von dieser ungewohnlichen Truppenverlegung.
Jurgen Hinzpeter
von
NDR
, damals ARD-
Korrespondent
in Tokio, gelangte daraufhin nach Gwangju und berichtete als einziger Journalist von diesem Massaker.
[4]
Paul Schneiss, der von Hinzpeter die Kopie der Aufnahmen aus Gwangju erhielt, schickte sie an
Amnesty International
und den Weltkirchenrat, so dass das Massaker international bekannt wurde.
[5]
Dafur wurden Paul Schneiss und seine Frau im Jahr 2011 mit dem Maimutterpreis (
Koreanisch
: 五月어머니像) geehrt.
[6]
1984 kehrte er nach Deutschland zuruck und arbeitete fortan ehrenamtlich fur DOAM, deren Vorsitzender er von 1991 bis 2011 war. Er starb am 10. Februar 2022 im Alter von 88 Jahren.
[7]
[8]
- ↑
a
b
Schneiss, Paul - Biographie.
DOAM, Deutsche Ostasienmission,
abgerufen am 8. Juni 2020
.
- ↑
Die Demokratisierungsbewegung in Korea und der Pfarrer Paul Schneiss.
Kyungin-Ilbo,
abgerufen am 8. Juni 2020
(koreanisch).
- ↑
Paul Schneiss, der Helfer des Journalisten Jurgen Hinzpeter.
Korea Video Journalist Association,
abgerufen am 8. Juni 2020
(koreanisch).
- ↑
Witness 4 'My walk with Korean friends'.
newspower,
abgerufen am 8. Juni 2020
(englisch).
- ↑
Die Demokratisierungsbewegung in Korea und der Pfarrer Paul Schneiss.
Kyungin-Ilbo,
abgerufen am 8. Juni 2020
(koreanisch).
- ↑
Der Maimutterpreistrager Paul Schneiss: "Man sollte sich an die Vergangenheit erinnern".
Yonhap News Agency,
abgerufen am 8. Juni 2020
(koreanisch).
- ↑
German pastor who backed S. Korean pro-democracy movement dies.
Yonhap News Agency, 11. Februar 2022,
abgerufen am 11. Februar 2022
(englisch).
- ↑
Die Deutsche Ostasienmission trauert um ihren Ehrenvorsitzenden Pfr. i.R. Paul Schneiss.
DOAM, Deutsche Ostasienmission, 13. Februar 2022,
abgerufen am 14. Februar 2022
.