Nicolaas Witsen
, auch
Nicolaes Witsen
(*
1641
; †
1717
) war ein niederlandischer Diplomat,
Burgermeister und Regent
von
Amsterdam
dem Geschlecht der
Witsen
entstammend. Fur die Stadt war er
Ambachtsherr
von
Amstelveen
und
Nieuwer-Amstel
. Als Diplomat, Politiker, Sammler, Publizist und wissenschaftlich gebildeter Burger war Witsen Mentor von Zar
Peter I.
Siehe auch:
Regent von Amsterdam
Als Sohn des Amsterdamer Regenten, Diplomaten und Kaufmanns
Cornelis Jan Witsen
und der Catharina Claesdr Gaeff, alias Lambertsdr Opsy wurde er am 8. Mai 1641 geboren.
[1]
In seiner Jugend wurde er von
Johann Amos Comenius
unterrichtet.
[2]
An der
Universitat Leiden
studierte er Jura und promovierte 1664. Nach Russland gelangte er als Mitglied der Gesandtschaft von
Jacob Boreel
1664/1665. Dabei sammelte er Informationen, die er mit der ersten in Westeuropa
Kaart van Tartarije
von
Sibirien
1687 publizierte.
Nach weiteren Reisen nach
Paris
,
Rom
,
Oxford
? wo er einige Tage als Gast von
Oliver Cromwell
verbrachte ? und in die
Schweiz
kam er im Jahre 1667 nach Amsterdam zuruck. Nach dem Tod seines Vaters gelangte er durch die Forderung von
Gillis Valckenier
im Jahre 1670 in die Amsterdamer
Vroedschap
.
[3]
Eine Benennung seitens der Valckenier feindlich gesinnten
De-Graeff
-Fraktion im Folgejahr zum
Schepen
lehnte er mit der Begrundung ab gerade eine intensive wissenschaftliche Publikation zu verfassen.
Im Jahre 1671 erschien sein bedeutendes Werk uber den Schiffbau in den Niederlanden und er erfullte ein Jahr spater die Funktion des
Kommissars fur Seesachen
.
Im
Rampjaar
(Schreckensjahr) war er Mitglied im
Rat der Verteidigung Amsterdams
. Zum Mitglied im
Rat der Bevollmachtigten
wurde er 1674. Bei den Konflikten in Skandinavien und mit England war er als Diplomat unterwegs. 1682 wurde er das erste Mal
Burgermeister
und erfullte diese Funktion bis zu seinem Tod noch 13 weitere Male.
[4]
In dieser Funktion wurde er, gegen seinen Willen, 1689 Gesandter der Stadt in England. Da er kaum die neuen diplomatischen Sprachen Franzosisch und Englisch beherrschte, wurde er oft Ziel des Spottes. Auch uber den abzuschließenden Handelsvertrag zwischen England und Amsterdam war er unglucklich.
[5]
Als Zar
Peter I.
auf seiner großen Europareise, der
Großen Gesandtschaft
, im August 1697 nach Amsterdam kam und hier sogar inkognito beim Werftmeister
Gerrit Claesz Pool
eine
Zimmermannslehre
in der Werft der
Ostindischen Kompanie
in Krummendijk machte und am Bau der Fregatte
Peter und Paul
arbeitete, war Witsen sein Begleiter, Mentor und nach dessen Abreise auch Unterstutzer beim Aufbau der russischen Marine. Er half beim Anmustern niederlandischer Seeleute fur die russischen Schiffe und beim Kauf von Schiffbaumaterialien. Sein Buch uber den Schiffbau diente als Vorlage fur die Ubertragung niederlandischer Fachbegriffe in die russische Sprache.
[6]
Nach dem Tod seines Burgermeisterkollegen
Johann van Waveren Hudde
(1704) und dem Aufkommen von
Joan Corver
war Witsens Rolle in der Regierung ausgespielt. Im darauffolgenden Jahr legte er bis auf zwei kleine Aufgaben alle politischen Amter nieder.
Die Hochzeit mit Catharina
de Hochepied
1674 brachte zwei Familien zusammen, die sich mit dem
Moscovischen Handel
und dem Handel im Ostseeraum befassten. Als
Bewindhebber
(Direktor) der
Niederlandischen Ostindien-Kompanie
seit 1693 forderte er
Entdeckungsreisen
nach
Australien
. Eine andere Richtung der geographischen Entdeckungen beschrieb er in
Noord en Oost Tartarije
1692. Diese Ausgabe ist in einer sehr kleinen Auflage erschienen und wohl nur als ?Probeversion“ vorgesehen gewesen. 1705 erschien dieses Werk mit mehreren hundert Seiten mehr in einer großen Auflage im Handel. Das Werk ist illustriert mit zahlreichen Kupferstichen, die auch heute noch von
ethnologischem
Interesse sind. Ebenfalls in einer zweiten veranderten Auflage ließ er 1690 sein Buch uber den Schiffbaubuch drucken. Von dieser sehr kleinen Auflage sind heute vier Exemplare vorhanden.
[7]
Als Sammler war er ein typischer Reprasentant des gebildeten Burgertums des 17. Jahrhunderts und legte ein
Raritatenkabinett
an. Hier war es von Vorteil, Mitglied der VOC zu sein, um Objekte aus Fernostasien zu erhalten. Er pflegte internationale Kontakte und hatte ein weit gespanntes Interesse. Ein besonderes Feld waren
mythische Tiere
, zum Beispiel das
Einhorn
.
Maria Sibylla Merian
studierte Insekten unter anderem auch in Witsens Kabinett.
[8]
1689 wurde er zum Mitglied der
Royal Society
gewahlt.
[9]
- Moscovische Reyse 1664?1665. Journaal en aantekeningen.
Handschrift
- Moscovische reyse 1664-1665. Journaal en aentekeningen.
Herausgegeben von
Th. J. G. Locher
und P. de Buck. 's-Gravenhage, Nijhoff, 1966?1967 (
Linschoten-Vereeniging
66, 67, 68) - Mit 6 Karten, einem Portrat und 3 Bildern. Komplett in 3 Teilen: Teil 1: Tagebuch. Erster Teil, Teil 2: Tagebuch. Zweiter Teil. Besuch bei Patriarch
Nikon
, Teil 3: Notizen.
- Aeloude en hedendaegsche scheeps-bouw en bestier.
Conradus, Amsterdam 1671 (
Digitalisat
) sowie Commelijn, Amsterdam 1671 (
Digitalisat
)
- Architectura navalis et regimen nauticum. Ofte Aaloude en hedendaagsche scheeps-bouw en bestier.
Amsterdam 1690 (
Digitalisat
)
- Noord en oost Tartarye
. Amsterdam 1692 (
Digitalisat
)
- Noord en oost Tartarye. Tweede Druk.
Amsterdam 1705 (
Digitalisat
)
- Kort verhael van mijn levensloop tot den jaere 1711 en die van seventig mijns ouderdoms.
Manuskript, Stadsarchief Amsterdam, 5059-172 ? hrsg. in Pieter Scheltema: ?Nicolaes Witsen, eene autobiographie met verklarende aanteekeningen“.
Aemstel's oudheid
6. Amsterdam 1872 (
Digitalisat
)
Karten:
- Nieuwe lantkaarte van het noorder en ooster deel van Asia en Europa strekkende van Nova Zemla tot China.
1687 (
Digitalisat
)
- Tartaria, sive magni Chami imperium ex credendis amplissimi viri d[omi]ni Nicolai Witsen ... aliorumq[ue] probandorum, et hodie vigentium geographorum archetypis congestum, auctum, et in lucem editum a Carolo Allard.
Amsterdam [ca. 1708] (
Digitalisat
)
- Jan van Beylen:
Schepen van de Nederlanden. Van de late middeleeuwen tot het einde van de 17e eeuw.
Amsterdam 1970.
- J.F. Gebhard (jr.):
Het leven van Mr. Nicolaes Cornelisz. Witsen (1641?1717)
. Utrecht 1881?1882.
- Ab J. Hoving:
Nicolaes Witsens Scheeps-bouw-konst open gestelt.
Franeker 1994.
- Mikhail Kizilov: “
Noord en Oost Tartarye
by Nicolaes Witsen: The first crestomathy on the Crimean Khanate and its sources”. In: Denise Klein (Hg.):
The Crimean Khanate between East and West (15th?18th century)
, Wiesbaden: Harrassowitz, 2012, S. 169?187.
- Th.J.G. Locher, P. de Buck (Hrsg.):
Nicolaes Witsen: ?Moscovische Reyse 1664?1665. Journaal en aantekeningen.“
(Werken
Linschoten Vereeniging
LXVI-LXVIII) Den Haag 1966?1967.
- Marion Peters:
De wijze koopman. Het wereldwijde onderzoek van Nicolaes Witsen (1641-1717), burgemeester en VOC-bewindhebber van Amsterdam
, Amsterdam 2010.
- ↑
Biografie im
Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek
(NNBW), Teil 4, Seiten 1473/1474
- ↑
Google Buchsuche: Johann Jakob Redinger: 1619?1688, S. 329
- ↑
J.E. Elias:
Die vroedschap van Amsterdam.
Haarlem 1904, Bd. I, S. 544?545
- ↑
Diese Amtszeiten fielen in die Jahre 1685, 1688, 1690, 1693, 1695, 1696, 1697, 1698, 1699, 1701, 1702, 1704 und 1705
- ↑
Wouter Nijhoff: ?De Anglofobie van Nic. Witsen en de verschillende redactien van zijn Scheepsbouw“, in
Het Boek
, 1925. S. 88?96
- ↑
R. van der Meulen:
De Hollandsche zee- en scheepstermen in het Russisch.
Amsterdam 1909, S. 7
- ↑
G.J.D. Wildeman: ?De twee edities van Witsens Scheepsbouw nader bekeken“, in Ab J. Hoving:
Nicolaes Witsens Scheeps-bouw-konst open gestelt.
, S. 401?402
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Eric Jorink:
Wetenschap en wereldbeeld in de Gouden Eeuw.
Hilversum 1999, S. 88, 90
- ↑
Eintrag zu
Witsen, Nicolaus (1641 - 1717) Traveller and Diplomat
im Archiv der
Royal Society
, London