Leopold Alexander Friedrich Arends
, als
Pseudonym
auch
Arend
,
[1]
(* 22. November
jul.
/
4. Dezember
1817
greg.
in Rakyzcy,
Gubernium Wilna
[2]
; †
22. Dezember
1882
in
Berlin
) war deutscher
Stenograf
und Systemerfinder.
Leopold Arends wurde am 1. Dezember 1817 in Rakyzcy,
Litauen
, geboren. Dort war sein Vater, der aus
Braunschweig
stammte, Gartner. Nach einer dreijahrigen Lehre als Apothekengehilfe machte er in
Riga
die Gehilfenprufung.
[3]
Mit 22 Jahren ging Arends an die Universitat
Dorpat
(heute Tartu) und studierte Philosophie, Geschichte sowie Natur- und Sprachwissenschaften. Im Jahr 1841 wurde er Hauslehrer einer
kurlandischen
Adelsfamilie. 1844 ging Arends nach
Berlin
. Dort betatigte er sich als Schriftsteller.
[4]
Als sich 1848 die Herzogtumer
Schleswig
und
Holstein
gegen
Danemark
erhoben, trat Arends einem studentischen Freikorps bei, der jedoch im Folgemonat bereits wieder aufgelost wurde. 1859 wurde er in den Lehrkorper des neu gegrundeten Berliner Handwerkervereins berufen. Leopold Arends verstarb am 22. Dezember 1882 in Berlin.
Im Jahr 1856 heiratete er in Berlin
Marie Auguste Emma Gaillard
, geborene
Hindenberg
(* 1820 † 1897). Die Ehe blieb ohne Kinder.
Arends beschaftigte sich erstmals Mitte der 1840er Jahre in Berlin mit der
Kurzschrift
. Nachdem er die Stenografiesysteme
Gabelsberger
und
Stolze
studiert hatte, kam er zu der Uberzeugung, ein eigenes Kurzschriftsystem zu entwickeln, das keine Verstarkungen von Zeichen durch Druck aufweist und die Selbstlaute als vollstandige eigene Zeichen wiedergibt.
Im Jahr 1850 veroffentlichte er die von ihm entwickelte Kurzschrift vorerst lediglich auf sechs
lithografierten
Vorlageblattern, den
Hempelschen Tafeln
(Bezeichnung nach dem Berliner Verleger Hempel). Sein vollstandiges Lehrbuch ?Vollstandiger Leitfaden einer rationellen, ebenso leicht erlernbaren, wie sicher auszufuhrenden Stenographie oder Kurzschrift, fur Schulen und zum Selbstunterricht.“ erschien jedoch erst im Jahre 1860. Schließlich veroffentlichte er 1876 ein vollstandiges Lehrbuch der Militarstenographie. Diese beiden Lehrbucher erreichten jeweils 21 Auflagen.
1859 grundete Arends einen
Stenografenverein
in Berlin, wo die Arendssche Stenographie unterrichtet wurde. Es folgten viele weitere Vereinsgrundungen an zahlreichen anderen Orten; bereits 1862 gab es 60 Arendssche Vereine mit etwa 1000 Mitgliedern.
[5]
Die Arendssche Stenographie gehort zu den sogenannten selbstlautschreibenden Kurzschriften, d. h., die Selbstlaute werden nicht symbolisch dargestellt, sondern ausgeschrieben.
Die Mitlaute werden großtenteils durch gerade auslaufende Abstriche dargestellt. Des Weiteren gibt es eine symbolische Darstellung einiger Mitlautfolgen. Eine Weiterentwicklung des Arendsschen Systems erfolgte durch
Heinrich Roller
.
Die Arendssche Kurzschrift wurde auf viele Fremdsprachen ubertragen, unter anderem auf die englische, die lateinische, die spanische und die schwedische Sprache.
unter dem Namen
Leopold Arend
:
[6]
- Libussens
Wahl. Ein dramatisches Gedicht in funf Akten.
Berlin 1844 (
Digitalisat
bei Google Books).
- Demosthenes
oder Hellas’ Untergang
. Trauerspiel in funf Akten. Louis Hirschfeld, Berlin 1848 (
Digitalisat
,
MDZ Bayern
).
- Die Stenographie in sechs Lektionen zu erlernen.
Berlin 1850.
unter dem Namen
Leopold A. F. Arends
:
- Vollstandiger Leitfaden einer rationellen, ebenso leicht erlernbaren, wie sicher auszufuhrenden Stenographie oder Kurzschrift, fur Schulen und zum Selbstunterricht.
Berlin 1860
- Vollstandiger Leitfaden einer rationellen, ebenso leicht erlernbaren, wie sicher auszufuhrenden Stenographie oder Kurzschrift, fur Schulen und zum Selbstunterricht, nebst einer in Briefen abgefaßten Darlegung der nothwendigsten Principien zur Erreichung eines Schrift-Ideals oder des eigentlichen schriftlichen Aequivalents der Sprache, auf Grund einer von
A. v. Humboldt
gewurdigten, diese Principien und die aus ihnen hervorgegangene Stenographie betreffenden Abhandlung.
Schulze, Berlin 1863.
- Ueber den Sprachgesang der Vorzeit und die Herstellbarkeit der althebraischen Vocalmusik.
Schulze, Berlin 1867 (
Digitalisat
, MDZ Bayern).
- Eine Festgabe fur Gemuth und Verstand
. Wallroth, Berlin 1878.
- Christian Johnen:
Arends, Leopold
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 27?33.
- Anton Hager:
Arends, Leopold.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953,
ISBN 3-428-00182-6
, S. 344 f. (
Digitalisat
).
- Henrich Grosse:
Leopold A. F. Arends, der Begrunder der rationellen Kurzschrift, der Wiederhersteller der alt-hebraischen Vokalmusik.
Eine biographische Skizze. Koebke, Berlin 1878.
- Heinrich Zeise
:
Erinnerungen aus den Jahren 1848?50 an den Stenographen Leopold Arends, an
Ludwig Lua
,
Edgar Bauer
u. a.
In:
Altonaer Nachrichten
Jg. 63, Nr. 334, 19. Juli 1912, Morgen-Ausgabe, Beilage (
Web-Ressource
).
- Franz Moser, Karl Erbach, Maria Erbach:
Lebendige Kurzschriftgeschichte. Ein Fuhrer durch Kurzschriftlehre und Kurzschriftgeschichte.
Winklers Verlag, Darmstadt 1990, 9. Auflage
- Laurenz Schneider, Georg Blauert:
Geschichte der deutschen Kurzschrift.
Heckner, Wolfenbuttel 1936.
- Baltische Historische Kommission
(Hrsg.):
Eintrag zu Arends, Leopold Alexander Friedrich.
In:
BBLD ? Baltisches biografisches Lexikon digital
- Carola L. Gottzmann
, Petra Horner:
Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs
. De Gruyter, Berlin 2007,
ISBN 978-3-11-019338-1
,
S.
147
f
.
- ↑
Hager, Anton: Deutsche Biographie
- ↑
Sterberegister Nr. 909/1882, StA Berlin II
- ↑
Moser/Erbach, S. 65
- ↑
Moser/Erbach, S. 65
- ↑
Hager, Anton: Deutsche Biographie
- ↑
Kein
Tippfehler
: Arends verwendete
Arend
als Pseudonym.