Der
Konstruktionismus
ist eine
Lerntheorie
, welche die Bedeutung des aktiven Handelns fur den Lernprozess betont. Sie ist von den Ideen des
Konstruktivismus
inspiriert. Wie der Konstruktivismus geht auch der Konstruktionismus davon aus, dass Wissen durch die Lernenden selbst aufgebaut (re-konstruiert) werden muss und nicht einfach vermittelt werden kann. Daruber hinaus betrachtet der Konstruktionismus besonders das Herstellen (Konstruieren) von Artefakten, sei es die Gestaltung eines Produkts, der Bau einer Sandburg oder das Schreiben eines Computerprogramms als sehr lernforderlich. Einerseits wird damit sichergestellt, dass die Lernenden aktiv sind und es ist wahrscheinlich, dass sie parallel zum hergestellten Objekt auch ihre Wissensstrukturen ausgebaut haben. Andererseits geht der Konstruktionismus davon aus, dass Lernende besonders gut lernen, wenn sie Objekte herstellen, an denen sie ein personliches Interesse haben. Je nach Thema bieten die konstruierten Objekte auch die Moglichkeit, abstrakte theoretische Uberlegungen und Modelle konkret fassbar (?begreifbar“) und damit verstandlicher zu machen.
Begrundet wurde der Konstruktionismus von
Seymour Papert
, einem Schuler von
Jean Piaget
. Papert definierte den Begriff 1987 in einem Antrag an die National Science Foundation unter dem Titel
Constructionism: A New Opportunity for Elementary Science Education
[1]
folgendermaßen:
?The word constructionism is a mnemonic for two aspects of the theory of science education underlying this project. From constructivist theories of psychology we take a view of learning as a reconstruction rather than as a transmission of knowledge. Then we extend the idea of manipulative materials to the idea that learning is most effective when part of an activity the learner experiences as constructing a meaningful product.“
Allgemein bekannt wurde die Idee des Konstruktionismus durch Paperts Buch
Mindstorms: Children, Computers, and Powerful Ideas
(Basic Books, 1980, deutsch:
Mindstorms: Kinder, Computer und neues Lernen
) Darin beschreibt Papert unter anderem, wie Kinder mit der Programmiersprache
Logo
eigene Programme erstellen. Mit solchen Erfahrungen wurden Kinder in einer Art Matheland aufwachsen, in dem es so einfach sei, Mathematik zu lernen, wie es fur Kinder in Frankreich ist, franzosisch zu lernen.
Die Firma
Lego
begann 1980, Forschungsprojekte in Paperts Forschungsgruppe am
MIT
zu unterstutzen. Unter anderem entstand daraus
Lego Mindstorms
(siehe auch Programmiersprachen), die Robotiklinie von LEGO sowie
Lego Serious Play
, bei dem Geschaftsleute in Workshops mit Hilfe von Legosteinen Probleme analysieren und Strategien entwickeln.
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Das
100-Dollar-Laptop
-Projekt, hinter dem neben
Nicholas Negroponte
und
Alan Kay
auch Seymour Papert steht, verfolgt das Ziel, konstruktionistisches Lernen in Entwicklungslandern zu fordern, indem jedes Kind einen personlichen Laptop erhalten soll.
Einige
Programmiersprachen
wurden ganz oder teilweise fur den
padagogischen
Gebrauch entwickelt, um den Konstruktionismus-Lern-Ansatz zu unterstutzen. Diese Sprachen sind dynamisch
typisiert
und ermoglichen
Reflexion
.
Die Sprachen umfassen:
- Logo
ist eine
Multiparadigmen-Programmiersprache
und eine einfacher lesbare Adaption bzw. ein Dialekt von
Lisp
, jedoch ohne die
Parenthesen
. Logo ist fur die Einfuhrung von
Turtle-Grafik
in den Grundschulen der 1980er bekannt. Ihre Erfinder sind
Francisco Esquembre
und Seymour Papert.
- Smalltalk
ist eine
objekt-orientierte
Sprache und wurde bei
Xerox PARC
von einem von
Alan Kay
geleiteten Team entworfen und entwickelt.
- EToys
wird seit den 1990ern unter der Leitung von
Alan Kay
entwickelt, zuletzt vom Viewpoints Research Institute . Die Entwicklung basiert auf
Morphic
. Etoys zielte ursprunglich auf Mathe- und Wissenschafts-Erziehung in den Grundschulen ab.
- Physical Etoys ist eine Erweiterung von Etoys und erlaubt es, unterschiedliche Gerate anzusteuern, z. B. unter anderem Lego NXT, Arduino Board, Sphero, Kinect, Duinobot und Wiimote.
- Scratch
wurde im fruhen 21. Jahrhundert am
MIT Media Lab
Lifelong Kindergarden Group entwickelt. Die Entwicklung wird von Paperts Schuler
Mitchel Resnick
geleitet. Scratch wurde ursprunglich dafur entworfen, um die Anwendung von Technologie in Kinderhorten okonomisch benachteiligter Gemeinden zu fordern.
[2]
- StarLogo TNG
wurde vom
MIT Scheller Teacher Education Program
unter
Eric Klopfer
entwickelt. Es verbindet ein Block-Programmier-Interface mit 3D-Grafik. Es zielt auf das Programmieren von Spielen und spielartigen Simulationen in Mittel- und Oberschulen ab.
- NetLogo
wurde von
Uri Wilensky
entwickelt. Die Sprache wurde entwickelt, um Kindern das Denken und Argumentieren mit einem Fokus auf Rechnen und Programmierlogik beizubringen. Net Logo erweitert die
Logo
-Sprache, indem sie sehr viele Schildkroten zur gleichen Zeit zur Verfugung stellt. NetLogo wird verbreitet genutzt, nicht nur in der Umgebung von
K-12
. Auch Forscher interessieren sich fur das Konzept
Agentenbasierender Modellierung
.
- Easy Java Simulations (auch EjS oder EJS) wurde von
Open Source Physics
unter
Francisco Esquembre
fur die Programmierung von Physik-Simulationen in Oberschulen und Universitaten entwickelt. Der Nutzer arbeitet auf einem hoheren konzeptuellen Level, deklariert und organisiert Gleichungen und andere mathematische Ausdrucke, die die Simulation ausfuhren.
- Lego WeDo
ist eine grafische Programmiersprache fur Kinder ab 7 Jahren. Sie wird mit dem LEO WeDo power function hub verwendet.
- Lego Mindstorms EV3
ist eine grafische Datenfluss-Programmiersprache fur Kinder ab 10 Jahren.
- ↑
National Science Foundation:
Constructionism: A New Opportunity for Elementary Science Education
- ↑
NSF's grant A Networked, Media-Rich Programming Environment to Enhance Informal Learning and Technological Fluency at Community Technology Centers
,
National Science Foundation
, Sep 2003.