KLK an PTX ? Die Rote Kapelle
ist ein 1970 entstandener Spielfilm der
DEFA
-Arbeitsgruppe ?Berlin“. Der Film behandelt die als
Rote Kapelle
bekannte
Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus
um
Harro Schulze-Boysen
und
Arvid Harnack
. Regie fuhrte
Horst E. Brandt
, das Drehbuch stammt von
Wera
und
Claus Kuchenmeister
. Die Premiere fand am 25. Marz 1971 im Berliner Urauffuhrungskino
Kosmos
statt.
Nach der
Machtubernahme
Adolf Hitlers
formiert sich in
Berlin
eine Widerstandsgruppe, deren Mitglieder aus sehr unterschiedlichen Klassen und sozialen Schichten stammen: Neben dem Juristen und Okonomen
Arvid Harnack
gehoren ihr der Offizier
Harro Schulze-Boysen
, der Schriftsteller
Adam Kuckhoff
, der Kommunist und Redakteur der
KPD
-Zeitung
Die Rote Fahne
,
John Sieg
, und der Arbeiter
Kurt ?Papa“ Schulze
an. Gemeinsam sammeln sie Informationen und ubermitteln sie nach
Frankreich
,
Großbritannien
und
Belgien
, an die
USA
und die
UdSSR
. Kurt Schulze bildet den jungen Dreher
Hans Coppi
als Funker der Gruppe aus.
Nach dem
Uberfall Deutschlands auf die Sowjetunion
intensiviert sich die Arbeit der Widerstandsgruppe. Die Spionageabwehr und die
Gestapo
kommen der Gruppe auf die Spur. Ende August 1942 wird zunachst Schulze-Boysen verhaftet; in den nachsten Tagen und Wochen folgen viele weitere Verhaftungen.
KLK an PTX
war die erste filmische Behandlung der Widerstandsaktivitaten der
Roten Kapelle
; ein Jahr spater folgte in der Bundesrepublik die ARD-Serie
Die rote Kapelle
, die sich auf den Widerstand in Belgien und Frankreich konzentrierte. Fur die filmische Auseinandersetzung der
DEFA
mit dem Widerstand im Dritten Reich, in der bis dato der kommunistische Widerstand im Vordergrund stand, war
KLK an PTX
ein Novum, da hier ein breites Bundnis von Widerstandskampfern unterschiedlicher Ideologien nachgezeichnet wurde.
Die Vorarbeiten fur den Film begannen Mitte 1966 mit mehreren Vorgesprachen zwischen den Drehbuchautoren
Wera
und
Claus Kuchenmeister
und der
Abteilung Agitation
des
Ministeriums fur Staatssicherheit
.
[1]
Die Kuchenmeisters hatten ursprunglich einen Dokumentarfilm geplant. Fur ihr Filmprojekt wurde ihnen weitestgehende staatliche Unterstutzung zugesichert; das MfS lieferte unter anderem umfangreiche dokumentarische Materialien (wie Verhor- und Exekutionsprotokolle) zur
Roten Kapelle
, die in der MfS-
Hauptabteilung IX/11
(Aufklarung von Nazi- und Kriegsverbrechen) gesammelt worden waren.
[2]
Erst im Laufe der Materialrecherche entwickelte sich die Idee, das Projekt als Spielfilm umzusetzen.
Den Autoren lag das Projekt auch aus personlichen Grunden am Herzen: Der im Film von
Harry Pietzsch
verkorperte Journalist und Widerstandskampfer
Walter Kuchenmeister
, Vater des Drehbuchautors Claus Kuchenmeister, war Mitglied der Roten Kapelle und wurde 1943 von den Nazis hingerichtet.
Der detailfreudige, dreistundige Spielfilm wurde auf
70 mm
(im Filmformat
DEFA-70
) zum Teil an Originalschauplatzen gedreht, die Produktionskosten betrugen 6,6 Millionen
Mark der DDR
.
Der Film erhielt das Pradikat ?Besonders wertvoll“.
Am 6. Juni 1971 erhielt das Filmkollektiv (Autoren Wera und Claus Kuchenmeister, Regisseur Horst E. Brandt, Kameramann Gunter Haubold, Dramaturgin
Anne Pfeuffer
und die Schauspieler Horst Drinda, Irma Munch, Klaus Piontek, Jutta Wachowiak, Horst Schulze, Barbara Adolph, Manfred Karge, Ursula Karusseit, Eberhard Esche, Harry Pietzsch und Gunther Simon) den
Kunstpreis des FDGB
.
Bei der Verleihung der
Nationalpreise der DDR
am 4. Oktober 1971 erhielt das Schopferkollektiv des Films (Regisseur Horst E. Brandt, Kameramann Gunter Haubold und die Drehbuchautoren Wera und Claus Kuchenmeister) den Nationalpreis I. Klasse. Das einzige andere in diesem Jahr mit dem Nationalpreis I. Klasse ausgezeichnete Filmkollektiv waren die Schopfer des Films
Goya ? oder der arge Weg der Erkenntnis
um Regisseur
Konrad Wolf
.
Ebenfalls am 4. Oktober 1971 erhielten die Darsteller Horst Drinda, Irma Munch und Klaus Piontek den
Kunstpreis der DDR
.
Der Film wurde im Oktober 1971 auf der
DDR-Filmwoche
in
Moskau
, im November 1971 auf dem
Festival des DEFA-Films
in
Kiew
und im April 1972 auf den
DDR-Filmtagen
in
Stockholm
gezeigt.
- Ralf Schenk
:
Morgen werdet Ihr Deutschland sein: KLK an PTX ? Die Rote Kapelle. Der Film und seine Geschichte.
In: Leuchtkraft ? Journal der DEFA-Stiftung, Onlineveroffentlichung 2020, abrufbar als
PDF
(S. 99?120) von
DEFA-Stiftung
, zuletzt abgerufen am 26. Dezember 2020.
- ↑
Johannes Tuchel
:
Der vergessene Widerstand: Zu Realgeschichte und Wahrnehmung des Kampfes gegen die NS-Diktatur
. Wallstein Verlag, Gottingen 2005,
ISBN 3-89244-943-0
, S. 263 f. (
GBS
)
- ↑
Ende 1966 wurden diese 28 Aktenbande dem
Institut fur Marxismus-Leninismus beim ZK der SED
ubergeben und standen danach auch breiteren Forscherkreisen zur Verfugung.