Fritz Overbeck
(*
15. September
1869
in
Bremen
; †
8. Juni
1909
in Brocken bei
Vegesack
) war ein deutscher
Maler
und
Radierer
.
Fritz Overbeck (
Kunstlername
, burgerlicher Name: August Friedrich Overbeck) war der Sohn von Theodor Overbeck, einem Maschinenbauingenieur bei
Waltjen & Co.
in Bremen
[1]
und spater Technischer Direktor des
Norddeutschen Lloyds
,
[2]
und dessen Frau Bertha Overbeck. Er verlor bereits in jungen Jahren seinen Vater sowie seine drei Geschwister und entwickelte eine lebenslange enge Bindung zu seiner Mutter. Schon als Kind zeigte sich Fritz Overbecks Talent zum Zeichnen und ab einem Alter von vierzehn Jahren nahm er außerschulischen Mal- und Zeichenunterricht.
[3]
Nach dem Abitur am Bremer
Alten Gymnasium
studierte Fritz Overbeck von 1889 bis 1893 Landschaftsmalerei an der
Dusseldorfer Kunstakademie
. Seine Lehrer waren
Eugen Ducker
(1892/1893),
[4]
Peter Janssen d. A.
,
Olof Jernberg
und
Carl Ernst Forberg
.
[5]
Wahrend des Studiums lernte er unter anderem
Fritz Mackensen
,
Heinrich Vogeler
und
Otto Modersohn
kennen. Besonders mit letzterem verband ihn Zeit seines Lebens eine innige Freundschaft. Alle vier Kunstler waren Mitglieder der Studentenverbindung
Tartarus (Dusseldorf)
.
Nach dem Studium uberredete
Otto Modersohn
Fritz Overbeck 1894, sich der neuen
Kunstlerkolonie Worpswede
anzuschließen. Gemeinsam ließen sich die jungen Maler in Worpswede nieder und begrundeten damit den Ruhm des Kunstlerdorfes, der bis heute anhalt. Ihren ersten großen Ausstellungserfolg feierten sie 1895 im
Munchener Glaspalast
, was der Gruppe international Anerkennung brachte. Seitdem zahlten die Mitglieder der Worpsweder Kunstlervereinigung zu den bekanntesten Malern Deutschlands, und die Kunstlerkolonie im
Teufelsmoor
wurde zum Inbegriff naturalistischer Landschaftsmalerei.
[6]
Im Munchener Glaspalast 1896 wurde die angehende Kunstlerin
Hermine Rohte
durch das Gemalde ?Abend im Moor“ auf Fritz Overbeck aufmerksam und zog nach Worpswede, um bei ihm Unterricht zu nehmen. Nach nur drei Monaten verlobten sie sich und heirateten im Jahr 1897. Ihr Sohn, der spatere Botaniker
Fritz Theodor Overbeck
wurde 1898 geboren, die Tochter Gerda 1903.
Ebenfalls im Jahr 1897 wurde Overbeck mit der Großen goldenen Medaille der ?Internationalen Kunstausstellung“ in Munchen sowie einer kleinen goldenen Medaille der ?Ersten Internationalen Kunstausstellung“ in Dresden geehrt.
1899 kam es zu einem offenen Bruch der Worpsweder Maler, bei dem Fritz Overbeck,
Otto Modersohn
und
Heinrich Vogeler
aus der Kunstlervereinigung Worpswede austraten.
1903 unternahm Overbeck erste Reisen nach Sylt und ubernahm Motive von Brandung, Meer und Stranddunen in sein kunstlerisches Repertoire.
[3]
1905 zog Fritz Overbeck mit seiner Familie nach Brocken bei
Vegesack
. Obwohl man ihn als Kunstler heute vor allem mit dem Ort
Worpswede
in Verbindung bringt, bildete die Zeit in Vegesack, in der er auch die Reisen nach Sylt und Davos in den Schweizer Alpen malerisch verarbeitete, einen weiteren Hohepunkt seines Schaffens. Mehr als hundert Gemalde und uber vierhundert Olstudien entstanden in der letzten Phase seines Lebens.
Fritz Overbeck starb 1909 im Alter von nur 39 Jahren uberraschend an einem Hirnschlag. Sein Grab befindet sich auf dem
Waller Friedhof
in Bremen. Er war Mitglied im
Deutschen Kunstlerbund
.
[7]
Bereits in fruhen Skizzen aus seiner Jugend ist Fritz Overbecks Talent fur die Malerei von Landschaften mit weiten Feldern, Baumen, Felsen und Wolkenformationen am Himmel erkennbar. Wahrend des Studiums an der
Kunstakademie Dusseldorf
befasste er sich viel mit architektonischen Motiven und erlernte das akademische Zeichnen von Portrats, doch die Landschaft blieb sein favorisiertes Genre. Noch an der Akademie spezialisierte Overbeck sich in der Klasse der Professors
Eugen Ducker
schließlich vollkommen auf
Landschaftsmalerei
.
Zur Findung geeigneter Motive beeinflusste Overbeck stets seine direkte Umgebung. Eine Reise nach
Norwegen
1892 zeichnet sein Werk zwischen dem Studium und der Niederlassung in Worpswede. Hier entstanden Olgemalde, Aquarelle und Zeichnungen von Gebirgen und Fjorden, bevor es Fritz Overbeck wieder zuruck nach Norddeutschland zog.
Worpswede
gilt als Hauptschaffensphase Overbecks: Nach seinem Einzug in die
Kunstlerkolonie
fertigte er hunderte Olgemalde, Studien, Zeichnungen und circa sechzig Radierungen an. Typisch sind dabei menschenleere Moorlandschaften, Walder mit Birken, Graben, die von Torfstechern bearbeiteten Sumpfe bis hin zu Moorkaten und Dorfwegen. Stilistisch lasst er als
Freilichtmaler
der klassischen Moderne eine rein naturalistische Malweise zunehmend hinter sich: Einflusse des
Impressionismus
sind in Fritz Overbecks sichtbarem fluchtigem Pinselstrich deutlich erkennbar und dennoch entwickelte er seinen ganz eigenen Stil.
Als Fritz Overbeck 1905 nach Brocken bei
Vegesack
zog, beeinflusste seine neue Umgebung auch seine landschaftlichen Motive. Nun entfernt vom Moor sind es Felder, Baumgruppen, Dorfhauser und auch der eigene Garten, die den Kunstler zu einem weiteren Hohepunkt seines Schaffens inspirieren.
Ein Beiname Overbecks ist ?Wolkenmaler“, denn gerade seine Darstellungen von uppigen Wolkenformationen am blau getupften Himmel haben einen besonderen Wiedererkennungswert.
Nach einigen Reisen nach
Sylt
nimmt er Dunenlandschaften und Wellen in sein Repertoire auf. Wie auch bei Wolken ist das Einfangen einer Welle auf Leinwand fur jeden Freilichtmaler ein besonders kniffliges Unterfangen, da sich Wasser und Wolken in standiger Bewegung befinden.
Einen weiteren Schwerpunkt Fritz Overbecks kunstlerischen Schaffens bilden seine Worpsweder
Radierungen
. Obwohl sie aus der Gegenwart betrachtet einen eher unbekannteren Teil seines Werkes darstellen, tat sich Overbeck besonders unter den Mitgliedern der
Worpsweder Kunstlervereinigung
als talentierter Radierer hervor.
Mehr als 60 zum Teil großformatige Radierungen von der Hand Fritz Overbecks sind bis heute erhalten. Es handelt sich fast ausschließlich um Motive aus Worpswede. Sie zeigen die hohe Konnerschaft des Kunstlers, der immer wieder ungewohnliche Techniken ausprobierte, um die gewunschte Wirkung zu erzielen. Die Arbeiten zeichnen sich durch ihr Detailreichtum und ihre stimmungsvolle Dynamik aus.
[8]
Die Enkelin des Malerpaars, Gertrud Overbeck (1933?2019), engagierte sich fur den Erhalt des Lebenswerkes der Großeltern und grundete 1990 das
Overbeck-Museum
.
[9]
Sie wurde im Marz 2010 mit dem
Bundesverdienstkreuz
geehrt.
[10]
In der Nahe seines Hauses im heutigen Vegesacker Ortsteil
Schonebeck
wurden die Straßen
Overbecks Garten
und
Overbeckstraße
nach ihm benannt.
- Ein Brief aus Worpswede.
in:
Kunst fur Alle
XI (1895/96), S. 20?24.
- 2008:
Sommerfrische. Werke von Fritz und Hermine Overbeck.
,
Overbeck-Museum
,
Bremen
.
- 2009:
?Ich bin nicht sentimental“. Fritz Overbeck zum 100. Todestag.
, Overbeck-Museum, Bremen.
- 2012
: Unfertig. Vollkommen.
, Overbeck-Museum, Bremen.
[11]
- 2014:
Fritz Overbeck und Otto Modersohn. Eine Kunstlerfreundschaft.
, Overbeck-Museum, Bremen.
[12]
- 2015:
25 Jahre Overbeck-Museum.
, Overbeck-Museum, Bremen.
[13]
- 2016:
Zwischen uns hat die Kunst vermittelt.
, Overbeck-Museum, Bremen.
[14]
- 2018/19:
Auch das ist Overbeck! Kurioses und Highlights aus der Sammlung.
, Overbeck-Museum, Bremen.
[15]
- 2019:
Fritz Overbeck. Die Radierungen.
, Overbeck-Museum, Bremen.
[16]
- 2019:
Fritz und Hermine Overbeck. Stationen ihres Lebens.
, Overbeck-Museum, Bremen.
[17]
- 2019:
Fritz Overbeck. Das Fruhwerk.
, Overbeck-Museum, Bremen.
[18]
- 2022:
Fritz Overbeck. Die Aquarelle.
, Overbeck-Museum, Bremen.
[19]
- Katja Pourshirazi
(Hrsg.):
Fritz Overbeck und Hermine Overbeck-Rohte. Der Briefwechsel.
DCV, Esslingen 2020,
ISBN 978-3-969120-09-5
.
- Katja Pourshirazi, Antje Modersohn, Gertrud Overbeck (Hrsg.):
Otto Modersohn und Fritz Overbeck. Der Briefwechsel
, Wienand, Koln 2014,
ISBN 978-3-86832-198-2
.
- Rainer Maria Rilke
:
Worpswede. Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende, Heinrich Vogeler.
Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1902 (
Digitalisat
,
E-Text
); Neuausgabe: Insel Verlag, Frankfurt am Main 1987 und ofter,
ISBN 978-3-458-32711-0
- Sigrid Weltge-Wortmann:
Die ersten Maler in Worpswede. Eine Biographie des Kunstlerdorfes und der Maler Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende, Heinrich Vogeler und Paula Modersohn-Becker.
Erweiterte Ausgabe. Worpsweder Verlag, Bremen 2003,
ISBN 3-922516-00-9
.
- Hannelore Cyrus:
Hermine und Hermann oder ?… daß Herrn Overbecks Schulerin kein Atelier beansprucht“.
In: Hannelore Cyrus:
Die Liebe horet nimmer auf. Kunstlerpaare, die Liebe und die Liebe zur Kunst.
BoD, Norderstedt 2010,
ISBN 978-3-8391-5561-5
, S. 13?22. (online bei Google Bucher)
- Christine Heidemann, Harald Fiebig (Hrsg.):
Hermine Overbeck-Rohte und Fritz Overbeck. Ein Briefwechsel (1896?1909).
Donat Verlag, Bremen 2002,
ISBN 3-934836-53-4
. (Herausgegeben im Auftrag der
Freunde der Stiftung Fritz und Hermine Overbeck e. V.
)
- Oldenburger Stadtmuseum (Hrsg.):
Fritz und Hermine Overbeck: Ein Worpsweder Kunstlerpaar.
Isensee Verlag, Oldenburg 2002,
ISBN 3-89598-895-2
. (Ausstellungskatalog)
- Katja Pourshirazi:
Overbeck, Fritz
, in: Heike Schlichting (Hrsg.):
Lebenslaufe zwischen Elbe und Weser, Ein biographisches Lexikon
, Bd. 3, Stade 2018, S. 229?231.
- ↑
Waltjen & Co 1849 - 1872
- ↑
Sigrid Weltge-Wortmann:
Die ersten Maler in Worpswede.
Worpsweder Verlag 1979, S. 54.
- ↑
a
b
Renate Damsch-Wiehager:
Fritz Overbeck. Eine Monographie.
Hrsg.: Stiftung Fritz und Hermine Overbeck. Worpsweder Verlag, Bremen 1991,
ISBN 3-89299-153-7
.
- ↑
Rudolf Theilmann
:
Die Schulerlisten der Landschafterklassen von Schirmer bis Ducker
. In:
Wend von Kalnein
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Die Dusseldorfer Malerschule
. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979,
ISBN 3-8053-0409-9
, S. 147
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Sigrid Weltge-Wortmann:
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