Der
Franzosisch-Englische Krieg von 1294 bis 1298
(franzosisch:
Guerre de Guyenne
, englisch:
French War of 1294-1298
) war ein militarischer Konflikt zwischen
England
und
Frankreich
. Der Krieg, in dem es zu Kampfen und Feldzugen in der Gascogne und in Flandern kam, blieb militarisch unentschieden. Erst 1303 konnte schließlich ein Friedensvertrag geschlossen werden, in dem die Besitzstande zu Beginn des Krieges bestatigt wurden.
Ursache des Konflikts war der Streit um die sudwestfranzosische
Gascogne
, die als Teil des
Herzogtums Aquitanien
ein Rest des
angevinischen Reiches
im Besitz der englischen Konige war. Im
Vertrag von Paris von 1259
hatte der franzosische Konig
Ludwig IX.
den Besitz des englischen Konigs anerkannt, gleichzeitig erkannte der englische Konig
Heinrich III.
den franzosischen Konig als seinen Lehnsherrn an. Zwar kam es an den Grenzen der Region mehrmals zu kleinen Gefechten zwischen franzosischen und englischen Vasallen, die von den jeweiligen Oberherren unterschiedlich geahndet wurden, doch nach dem Vertrag von Paris kam es zunachst zu keinen großeren Streitigkeiten zwischen den englischen und franzosischen Konigen. Im
Vertrag von Amiens 1279
erhielt der englische Konig Eduard I. sogar das
Agenais
, wie es bereits im Vertrag von Paris vereinbart worden war. Letztlich konnten die franzosischen Konige ein englisches Gebiet in Frankreich nicht tolerieren, doch der Ausbruch des offenen Konfliktes geschah dennoch unerwartet.
[1]
Die eigentliche Ursache waren vermutlich Gewalttatigkeiten von Seeleuten aus den englischen
Cinque Ports
und von der Besatzung eines Schiffes aus dem aquitanischen
Bayonne
, als diese 1292 in der franzosischen
Normandie
an Land gingen. Als Vergeltung unternahmen Seeleute aus der Normandie einen Uberfall auf die Region an der Mundung des
Gironde
, dazu sollen englische und irische Schiffe auf See von franzosischen Schiffen angegriffen worden sein. Diese Angriffe storten den Handel zwischen England und Frankreich, so dass der franzosische Konig
Philipp IV.
1293 in
Bordeaux
erklaren ließ, dass er die Angriffe ausdrucklich verboten hatte. Dennoch gingen die Angriffe auf englische Schiffe weiter, und am 15. Mai 1293 wurde ein großer englischer Konvoi, der aus
Portsmouth
kam, bei Kap
Pointe de Saint-Mathieu
vor der
Bretagne
von Schiffen aus der Normandie angegriffen. Danach kam es zu einer weiteren Seeschlacht, die von beiden Seiten offenbar gezielt gesucht wurde. Unter großen Verlusten blieben dabei die englischen Seeleute siegreich.
[2]
Der franzosische Konig verlangte auf Druck seines Bruders,
Karl von Valois
, die umgehende Freilassung der gefangen genommenen franzosischen Seeleute, wahrend die englischen Behorden die Angelegenheit vor ihre Gerichte bringen wollten. Noch im Mai 1293 reiste eine hochrangige englische Gesandtschaft, gefuhrt von
Edmund of Lancaster
, dem Bruder des Konigs, und von
Henry de Lacy, 3. Earl of Lincoln
nach Paris, um einen Waffenstillstand zu vereinbaren. Ihnen folgte im Juli eine zweite Gesandtschaft, der mehrere erfahrene Juristen, darunter Bischof
Richard of Gravesend
von London,
Roger Brabanzon
und
William Greenfield
angehorten. Sie schlugen vor, dass der englische Konig die Franzosen, die durch englische Seeleute geschadigt worden waren, entschadigen wurde, alternativ sollte eine aus je zwei Franzosen und Englandern gebildete Kommission einen Kompromiss finden oder letztlich konnte der Streit dem Papst zur Schlichtung vorgelegt werden. Die Franzosen zeigten sich jedoch kompromisslos. Sie verlangten die Auslieferung der stadtischen Beamten der Gascogne sowie die Stellung von hundert Burgern aus Bayonne als Geiseln, was von den englischen Beamten in der Gascogne nicht befolgt wurde. Daraufhin bestellte der franzosische Konig im Oktober 1293 den englischen Konig Eduard I. als seinen Vasallen fur Januar 1294 an seinen Hof, wo er sich fur die Zwischenfalle verantworten sollte. Der englische Konig lehnte ein personliches Erscheinen in Paris ab, doch im Januar 1294 machte Edmund of Lancaster, unterstutzt von dem erfahrenen Beamten
John de Lacy
, in Paris einen neuen Vermittlungsversuch. In vertraulichen Verhandlungen schlug Edmund vor, dass sein verwitweter Bruder Eduard Philipps Schwester
Margarethe
heiraten solle. Als Zeichen seines guten Willens bot er an, dass Frankreich die Gascogne besetzen solle, um die offentliche Meinung in Frankreich zu beruhigen, doch das Gebiet nach kurzer Zeit wieder an England zuruckgeben solle. Der franzosische Konig widerrief dafur die Vorladung des englischen Konigs. Die Franzosen nahmen das Angebot an, und im Marz 1294 reiste John de Lacy in die Gascogne, um alle Stadte außer Bordeaux den Franzosen zu ubergeben. Dann erklarte der franzosische Konig jedoch vor seinem Rat, dass er die Gascogne nicht wieder herausgeben wurde und erneuerte die Vorladung des englischen Konigs vor das franzosische
Parlement
.
[3]
Das Parlement erklarte wegen des Nicht-Erscheines des englischen Konigs am 19. Mai dessen Besitzungen in Frankreich fur verwirkt. In einem auf den 20. Juni 1294 datierten Brief kundigte daraufhin Eduard I. seine Lehenstreue gegenuber dem franzosischen Konig auf. Doch erst Anfang August sandte er, da er Ubergriffe der Franzosen auf weltliche Gesandte furchtete, vier Monche als Uberbringer des Briefes nach Paris. Die Monche wurden tatsachlich eingekerkert, ehe sie als Gesandte anerkannt wurden.
Damit war ein offener Krieg zwischen England und Frankreich unvermeidbar geworden. Die englische Diplomatie hatte vollstandig versagt, doch offenbar waren die englischen Gesandten von Philipp IV. gezielt betrogen worden, der den offenen Krieg scheinbar nicht scheute.
[4]
Die Englander traf der Krieg unvorbereitet, und die Vorbereitungen fur einen Feldzug nach Sudwestfrankreich nahmen einige Zeit in Anspruch. Fur den 1. September berief Eduard I. sein Feudalheer nach Portsmouth, um von dort ein Heer nach Sudwestfrankreich zu schicken. Zugleich plante er aber, Frankreich auch von den Niederlanden aus anzugreifen, weshalb er wohl schon im Juni Gesandte zum romisch-deutschen Konig
Adolf von Nassau
sandte. Dazu versuchte er, zahlreiche westdeutsche Fursten, aber auch einige ostfranzosische Adlige fur ein gegen den franzosischen Konig gerichtetes Bundnis zu gewinnen. Stillschweigend musste Eduard I. aber akzeptieren, dass die meisten seiner englischen Vasallen sich weigerten, als unbezahltes Feudalheer in seinen franzosischen Besitzungen zu kampfen. Deshalb musste er Soldner anwerben, so dass erst um den 9. Oktober ein erstes englisches Heer von Portsmouth aus nach Sudwestfrankreich aufbrechen konnte. Diese Vorhut stand unter dem Kommando des jungen, unerfahrenen
Johann II. von der Bretagne
, einem Neffen des Konigs, dem jedoch der erfahrene Ritter
John de St John
zur Seite gestellt wurde. Diesem Kontingent sollte wenig spater ein großeres Heer unter dem Kommando von Edmund of Lancaster folgen, wahrend der Konig selbst ein weiteres Heer in die Niederlande fuhren wollte.
Die englische Vorhut unter Johann von der Bretagne und John de St John uberfiel auf der Seereise nach Sudwestfrankreich zunachst die Gegend um Kap Saint-Mathieu und die
Ile de Re
, ehe sie die Gironde-Mundung erreichte. Dort eroberten sie ohne große Gegenwehr
Castillon
,
Macau
,
Bourg
und
Blaye
. Ein Angriff auf das inzwischen ebenfalls von Frankreich besetzte Bordeaux wurde von den Verteidigern abgewiesen, worauf die englische Flotte weiter die
Garonne
hinaufsegelte.
Podensac
und
Rions
ergaben sich ohne Gegenwehr, und erst dort gingen die Truppen an Land. Wahrend Johann von der Bretagne mit
William Latimer
in Rioms blieb, zog St John mit einem Teil der Armee nach Suden, wo sich ihm am 1. Januar 1295 Bayonne ergab. Damit waren die raschen, hauptsachlich mit Hilfe der Flotte durchgefuhrten englischen Angriffe außerst erfolgreich gewesen. Die erwartete Ankunft der großeren Armee unter Edmund of Lancaster verzogerte sich jedoch, weil Eduard I. die Truppen erst zur Niederschlagung des im September 1294 begonnenen
Aufstands in Wales
benotigte.
Gegen diese englischen Angriffe fuhrte Karl von Valois im Marz 1295 einen Gegenangriff. Wahrend er Rioms belagerte, vereinbarte
John Giffard
, der Kommandant von Podensac, die Ubergabe der Stadt. Giffard handelte den Abzug der englischen Garnison aus, wahrend er die Einwohner der Stadt der Rache der Franzosen uberließ. Diese ließen 50 Burger durch Hangen hinrichten. Um die aufgebrachten Bewohner von Rioms zu beruhigen, ließ
Ralph Gorges
, der Marshall der englischen Armee, Giffard vor Gericht stellen. Dies fuhrte jedoch zu einer Revolte unter den englischen Truppen, vor der Johann von der Bretagne und zahlreiche Ritter auf die Schiffe der englischen Flotte fluchteten. Daraufhin konnten die Franzosen ohne große Gegenwehr Rioms erobern, wobei mehrere englische Ritter, darunter
Thomas de Turberville
, gefangen genommen wurden. Weiter sudlich musste
Hugh de Vere
nach tapferer Verteidigung
Saint-Sever
ubergeben, doch nachdem das franzosische Hauptheer weitergezogen war, konnten die Englander die Stadt rasch zuruckgewinnen. Im Sommer 1295 aber waren nur noch die Region um Bayonne sowie die belagerten Stadte Bourg und Blaye an der Gironde im Besitz der Englander.
Im Sommer 1295 heuerte der franzosische Konig Schiffsbauer aus Genua an, um eine Flotte aufzubauen und um damit einen Seekrieg gegen englische Hafen zu fuhren.
Dover
wurde angegriffen und ging teils in Flammen auf, wahrend ein Angriff auf
Winchelsea
dank einer Flotte aus
Yarmouth
abgewehrt werden konnte. Die angespannte Situation wurde durch die Aufdeckung des Verrats von Thomas Turberville verscharft. Dieser war angeblich aus franzosischer Gefangenschaft entkommen und nach England zuruckgekehrt. Dann wurde ein Brief von ihm abgefangen, in dem er Details uber die englische Verteidigung nach Frankreich senden wollte. Turberville, der als Ritter des koniglichen Haushalts das Vertrauen des Konigs besessen hatte, wurde hingerichtet. Konig Eduard I. hatte bereits Ende 1294 den Bau von 30 Galeeren zur Verteidigung der sudenglischen Kuste angeordnet. Nun verstarkte er die Truppen in Sudengland. Er war zwar zu einem Frieden bereit, da er gerade erst den Aufstand in Wales niedergeschlagen hatte und zudem ein
Konflikt mit Schottland
drohte. Er war jedoch nicht bereit, seine jungst gewonnene Vormacht uber die britischen Inseln durch den Verlust der Gascogne zu gefahrden.
Die angespannte Lage in England fuhrte dazu, dass nur im Juli 1295 ein kleines Kontingent unter
John Botetourt
zur Verstarkung nach Sudwestfrankreich aufbrechen konnte. Im August 1295 weigerte sich jedoch eine Gruppe von Magnaten, gefuhrt vom
Earl of Arundel
, Militardienst in der Gascogne zu leisten. Erst als der Konig ihnen hohe Strafgelder androhte, willigten sie ein. Ab Oktober wurde schließlich ein starkes englisches Heer aufgeboten und in Winchelsea und in Portsmouth wurde eine Transportflotte versammelt, doch wegen der Erkrankung von Edmund of Lancaster, des Kommandenten der Armee, brach diese erst im Januar 1296 in die Gascogne auf. Die Englander erreichten Bourgh und Blaye, doch ein erneuter Angriff auf Bordeaux scheiterte. Bei einem Ausfall der franzosischen Garnison zogen sich diese scheinbar zuruck, worauf ihnen einige Englander folgten, doch hinter ihnen wurden die Stadttore geschlossen, worauf sie sich ergeben mussten. Auch der Versuch der Englander, einige Burger von Bordeaux zu bestechen, damit sie ihnen die Tore offneten, wurde aufgedeckt. Als die Englander
Saint-Macaire
belagerten, verteidigte die franzosische Garnison erfolgreich, bis ein franzosisches Entsatzheer unter
Robert II. d’Artois
die Belagerung aufhob. Schließlich erkrankte Lancaster und starb Anfang Juni 1296 Bayonne. Der Earl of Lincoln ubernahm nun die Fuhrung der englischen Truppen, erreichte aber bis Ende des Jahres nur wenig. Die Englander konnten nur noch den sudlichen Teil der Gascogne mit
Dax
, Saint-Sever und Bayonne halten. Keine der beiden Seiten konnte einen Sieg erringen, und ihre Aktionen erschopften sich in planlosen Belagerungen und kleinen Gefechten. Als der Earl of Lincoln Verstarkungen und Nachschub nach
Bellegarde
bringen wollte, geriet die englische Armee am 2. Februar 1297 in einen Hinterhalt von Robert II. d’Artois. Wie damals ublich, marschierte das englische Heer in drei Kolonnen. Als die Vorhut unter St John einen Wald verlassen wollte, wurde sie uberraschend von den Franzosen angegriffen. Lincoln versuchte mit seiner mittleren Kolonne in die Schlacht einzugreifen, doch fluchtende Truppen blockierten den Weg. Der Kampf dauerte bis zur Dammerung, doch schließlich musste Lincoln zusammen mit Johann von der Bretagne fluchten, wahrend St John mit mehreren anderen Rittern in franzosische Gefangenschaft geriet. Er kam erst 1299 wieder frei und kehrte nicht nach Sudwestfrankreich zuruck.
[5]
Im Sommer 1297 unternahm Lincoln noch eine Chevauchee bis nach
Toulouse
, ehe im Herbst 1297 nach dem Scheitern des englischen Angriffs von Flandern aus ein Waffenstillstand geschlossen wurde.
Wie stark die englische Armee in der Gascogne war, ist unbekannt. Zur Armee des Earl of Lancaster, die sich 1294 zum Aufbruch in Portsmouth sammelte, gehorten 1537 Pferde. Alleine Lancaster soll dabei mindestens 278 Mann in seinem Gefolge gehabt haben.
[6]
Insgesamt zahlten die Englander an ihre Ritter und sonstigen Reiter £ 37.051, weitere £ 17.928 zahlten sie an englische und spanische Infanteristen. Dazu kamen aber betrachtliche Einheiten aus der Gascogne, die £ 137.595 Sold erhielten.
[7]
Stadte wie Bayonne, Bourg, Blaye und Saint-Sever unterstutzten entschlossen die Englander. Allein aus Bayonne erhielten die Englander £45.763 Kredit. Bordeaux dagegen blieb zunachst fest in franzosischer Hand.
Eduard I.
kann nie gehofft haben, den Krieg alleine mit Kampfen in Sudwestfrankreich gewinnen zu konnen. Bereits auf einer Ratsversammlung 1294 riet ihm Bischof
Antony Bek
von Durham, Verbundete in den Niederlanden zu suchen, um von dort Frankreich anzugreifen. Bek gehorte dann auch zusammen mit
John of Sandford
, dem Erzbischof von Dublin sowie mit
Hugh le Despenser
und
Nicholas Seagrave
zu den Gesandten, die versuchen sollten, ein Bundnis mit dem romisch-deutschen Konig Adolf von Nassau und mit dem Kolner Erzbischof
Siegfried von Westerburg
zu schließen. Die Gesandten versprachen Adolf von Nassau, ihm bis Weihnachten 1294 £40.000 zu zahlen, weitere £ 20.000 solle er erhalten, wenn der englische Konig in den Niederlanden landen wurde. Dem Kolner Erzbischof wurden 10.000 Mark und schließlich weitere £ 2000 versprochen, wofur er den englischen Konig mit 1000 Reitern unterstutzen wollte. Herzog
Johann von Brabant
, der ein Schwiegersohn des englischen Konigs war, wollte 2000 Reiter fur den Zeitraum von sechs Monaten stellen, wofur er 160.000
livres tournois
(umgerechnet etwa £ 40.000) erhalten sollte. Dem
Grafen von Geldern
wurden 100.000 livres tournois versprochen, Graf
Florens V. von Holland
80.000 livres. Auch der
Graf von Katzenelnbogen
und andere deutsche Fursten schlossen sich dem Bundnis gegen Frankreich an. Graf
Heinrich von Bar
war seit September 1293 mit einer Tochter des englischen Konigs verheiratet und versprach, gegen Zahlung von 30.000 Mark mindestens 1000 Reiter fur den Krieg gegen Frankreich zu stellen. Der mit Eduard I. verwandte Graf
Amadeus V. von Savoyen
unterstutzte ebenfalls die Allianz. Aufgrund der Lage seiner Grafschaft kam Graf
Guido von Flandern
eine entscheidende Rolle in dem antifranzosischen Bundnis zu. Graf Guido war ein Vasall des franzosischen Konigs, doch er griff den bereits seit 1292 diskutierten Plan auf schloss 1294 mit dem englischen Konig einen Heiratsvertrag fur eine seiner Tochter mit dem englischen Prinzen
Eduard
. Dazu versprach ihm der englische Konig 200.000 livres tournois. Der franzosische Konig verweigerte als Lehnsherr sein Einverstandnis fur diese Hochzeit, so dass die englisch-flamische Allianz nicht zustande kam. Graf Guido musste schließlich dem franzosischen Konig erneut sein Wohlverhalten versprechen und seine Tochter nach Paris uberstellen, wo sie im
Louvre
untergebracht wurde. Anfang 1296 konnte Konig Philipp IV. einen weiteren diplomatischen Erfolg erzielen, als er am 6. Januar gegen die Zahlung von 25.000 Livres und einer jahrlichen Pension von 4000 Livres ein Bundnis mit Graf Florens V. von Holland schloss.
Die gescheiterten Bundnisse mit Flandern und Holland verwehrtem dem englischen Konig nun, in den Niederlanden zu landen, um von dort mit Unterstutzung seiner Verbundeten Frankreich anzugreifen. Dazu kam der beginnende
Krieg mit Schottland
, dessen Konig
John Balliol
im Oktober 1295 mit dem franzosischen Konig ein
Defensivbundnis
geschlossen hatte. Das englische Heer zog im Fruhjahr 1296 darauf nach Schottland und konnte die Schotten im April in der
Schlacht bei Dunbar
entscheidend schlagen. Im Juli musste sich John Balliol ergeben. Die Englander verhangten nicht nur gegen Flandern, sondern auch gegen das vertragsbruchige Holland, dessen Graf im Konflikt mit dem Herzog von Brabant lag, ein
Handelsembargo
. Sie unterstutzten auch die Verschworung von
Johann von Cuyk
, einen Vasallen des Herzogs von Brabant, der Graf Florens V. gefangen nehmen ließ. Dabei wurde der hollandische Graf von Johann de Renesse und anderen Adligen ermordet.
[8]
Der neue Graf, Florens junger Sohn
Johann I.
, erneuerte, beeinflusst von englandfreundlichen Ratgebern, das Bundnis mit Eduard I. und wurde Anfang 1297 mit einer von dessen Tochtern verheiratet. In Brussel konnte der englische Gesandte
Walter Langton
von
Johann I. von Chalon-Arlay
und anderen Adligen aus der
Freigrafschaft Burgund
die Zusicherung erhalten, gegen Zahlung von 60.000 Livres im ersten Jahr und 30.000 Livres in jedem folgenden Jahr 500 Reiter fur den Krieg gegen Frankreich zu stellen.
In Flandern befand sich Graf Guido in einer schwierigen Lage, als sich die von reichen Kaufmannsfamilien gefuhrten Stadte
Lille
,
Brugge
,
Douai
und
Ypern
gegen ihn an das Parlement in Paris wandten. Ende 1296 schickte Konig Eduard I. nun erneut Gesandte, darunter Hugh le Despenser nach Flandern, um doch noch mit dem Grafen ein militarisches Bundnis auszuhandeln. Den englischen Unterhandlern gelang es, am 5. Februar 1297 eine Allianz mit Flandern zu schließen, indem Flandern von England 100.000 livres tournois sowie militarische Unterstutzung gegen den franzosischen Konig zugesagt wurde. Konig Philipp IV. von Frankreich reagierte prompt auf diese Bedrohung, da Flandern ein franzosisches Lehen war, und fiel im Juni 1297 in Flandern ein. Konig Eduard I. sah sich in England dagegen einer Revolte seiner kriegsmuden Magnaten gegenuber, die ihre Teilnahme an einem Feldzug in die Niederlande verweigerten. Er konnte schließlich erst am 22. August mit nur 895 Reitern und fast 8000 Mann Infanterie nach Flandern aufbrechen. Zu diesem Zeitpunkt war der Krieg dort aber militarisch fast entschieden. Die Franzosen hatten bis auf Gent, Ypern und Douai fast die gesamte Grafschaft erobert. Die englischen Verbundeten in Deutschland und in den Niederlanden hatten gezogert, ohne militarische Unterstutzung durch Eduard I. gegen Frankreich ins Feld zu ziehen. Nur Graf
Walram von Julich
hatte mit einigen Adligen aus Brabant und anderen Teilen Deutschlands ein kleines Heer aufgeboten und den Grafen von Flandern unterstutzt. Ihr Heer wurde aber zusammen mit den flamischen Truppen am 20. August von Robert II. von Artois in der
Schlacht von Veurne
geschlagen.
Die englische Flotte, die aus 273 Schiffen bestand, erreichte die Mundung des
Zwin
. Dort kam es jedoch zu Kampfen zwischen den Seeleuten aus Yarmouth, das 59 Schiffe stelle, und den Besatzungen der 73 Schiffe der Cinque Ports. Ehe der Konig diese Kampfe stoppen konnte, waren mindestens 17 Schiffe versenkt worden. Eduard I. musste nun befurchten, von einem uberlegenen franzosischen Heer gestellt zu werden, und zog nach Brugge, wo er Graf Guido traf. Da Brugge nur schwach befestigt war und es zudem Geruchte uber einen drohenden Aufstand der frankreich-freundlichen Burger gab, zogen die Englander und Graf Guido Anfang September weiter nach Gent. Auch dort drohte eine Revolte der Burger, zumal es zu Plunderungen durch die undisziplinierten walisischen Soldner in englischen Diensten kam. Die Franzosen bereiteten sich nun auf eine Belagerung von Gent vor. Die Nachricht vom schottischen Sieg in der Schlacht von Stirling Bridge verbesserte nicht die Situation des englischen Konigs. Als Mitte Oktober Johann von Cuyk von einem Besuch beim romisch-deutschen Konig Adolf von Nassau zuruckkehrte und berichtete, dass dieser kein Heer fur einen Krieg gegen Frankreich zusammengezogen hatte, war klar, dass Eduard I. den Krieg auch in Flandern nicht gewinnen konnte. Durch Vermittlung des neuen Erzbischofs von Dublin,
William Holtham
, der in Paris studiert hatte, konnte der franzosische Konig bewegt werden, Waffenstillstandsverhandlungen zuzustimmen. Nach funftagigen Verhandlungen wurde am 9. Oktober 1297 in
Vyve-Saint-Bavon
ein bis zum 7. Dezember befristeter Waffenstillstand geschlossen, in den der Graf von Flandern mit einbezogen wurde.
In dem Waffenstillstand war vereinbart worden, dass die Englander unverzuglich aus Flandern abziehen sollten. Dies war jedoch nicht einfach umzusetzen, denn zum einen erwarteten die Flamen weiterhin militarische Unterstutzung, zum anderen warteten die englischen Verbundeten auf die ihnen zugesagten Gelder. Trotz seiner militarischen Schwache konnte Eduard I. den Waffenstillstand jedoch im Dezember weiter verlangern. Anfang Februar 1298 versuchten Genter Burger, den englischen Konig in der Stadt zu uberrumpeln, ihn gefangen zunehmen und ihn dem franzosischen Konig auszuliefern. Mit der Abenddammerung wurden die Stadttore geschlossen, so dass die englische Infanterie, die in den Vororten untergebracht, den Konig nicht sofort unterstutzen konnte. Innerhalb der Stadtmauern kam es zu heftigen Kampfen, bei denen zahlreiche Englander getotet wurden. Dann konnte die englische Infanterie jedoch ein Stadttor aufbrechen und den Kampf entscheiden. Anschließend kam es jedoch zu grausamen Ausschreitungen und Plunderungen, fur die Eduard I. zahlreiche Soldaten hinrichten ließ. Angeblich musste ihn Bischof Antony Bek von weiteren Hinrichtungen abhalten. Am 5. Februar sandte der Konig Boten nach England, um dort Gelder aufzutreiben. Nachdem er diese erhalten hatte und damit Anfang Marz seine dringendsten Schulden bezahlen konnte, verließ der Konig Flandern und landete am 15. Marz in
Sandwich
.
Nach dem Abzug der englischen Truppen aus Flandern erwiesen sich die weiteren Verhandlungen uber Entschadigungsanspruche und die Lehnsverhaltnisse jedoch als schwierig, so dass schließlich beide Seiten einer Schlichtung durch Papst
Bonifatius VIII.
zustimmten. Der Papst erklarte am 27. Juni 1298 einen unbefristeten Frieden, durch den der Vorkriegszustand in der Gascogne wiederhergestellt werden sollte. Um den Frieden zu besiegeln, vermittelte der Papst die bereits 1294 vorgeschlagene Heirat von Konig Philipps Schwester Margarethe von Frankreich mit Konig Eduard I., dazu die von Eduards I. Sohn Eduard mit Philipps Tochter
Isabelle
. Die Hochzeit von Isabelle sollte allerdings erst stattfinden, sobald sie das heiratsfahige Alter von zwolf Jahren erreicht hatte. Von seiner Unterstutzung fur Flandern ruckte der englische Konig wieder ab, wahrend die Franzosen ihre Unterstutzung des Schottischen Unabhangigkeitskampfes einstellten. Die flamischen Unterhandler waren uber den Treuebruch des englischen Konigs, der sie scheinbar den Franzosen auslieferte, zutiefst verbittert.
[9]
Im Juni 1299 erreichten die franzosischen und englischen Unterhandler eine Einigung, die wenig spater von den beiden Konigen bestatigt wurden. Im September 1299 heiratete Eduard I. Margarethe von Frankreich. Trotz dieser Annaherungen konnten sich alle Seiten nicht auf einen formalen Friedensvertrag einigen, zumal der Papst den englischen Krieg mit Schottland zunehmend kritisch sah. Frankreich verzogerte dazu die Ruckgabe der besetzten Gebiete der Gascogne. Obwohl die Englander noch bis 1306 Gelder an ihre ehemaligen Verbundeten zahlten, wurden die versprochenen Summen nie vollstandig gezahlt. Fur die zwischen 1294 und 1298 stattgefundenen Kampfe und Verhandlungen hat Eduard I. vermutlich die immense Summe von etwa £ 750.000 aufgewendet, fur die er im Grunde nichts erreicht hatte. Die franzosischen Kriegskosten lagen vermutlich noch hoher.
[10]
Als der Waffenstillstand im Januar 1300 auslief, flammte der flandrische Krieg wieder auf, wahrend es in Aquitanien zu keinen neuen Kampfen kam. Der englische Konig war durch den schottischen Unabhangigkeitskrieg außerst belastet und hatte schon 1297 seinen Baronen Zugestandnisse machen mussen, um deren Unterstutzung fur diesen Krieg zu erhalten. Ein franzosisches Heer unter Karl von Valois besetzte nun ganz Flandern und nahm Graf Guido und dessen Sohn
Robert
in ritterliche Haft. Im Mai 1301 bereiste Konig Philipp IV. als Herrscher mit allem Pomp das Land. Die hohen Kosten fur die franzosische Besatzung fuhrte jedoch zu Spannungen in den Stadten, da die Belastungen der Burger ungleich verteilt wurden. In
Brugge
und Gent plunderten aufgebrachte Burger die Hauser der stadtischen Patrizier. Der franzosische Statthalter
Jacques de Chatillon
besetzte daraufhin beide Stadte. Im Morgengrauen des 18. Mai 1302 kam es zum Volksaufstand der sogenannten
Brugger Fruhmette
, bei der vermutlich mehrere Hundert franzosische Soldaten in ihren Quartieren von der Bevolkerung umgebracht wurden. Der folgende franzosische Straffeldzug endete am 11. Juli 1302 in der katastrophalen Niederlage der
Sporenschlacht
bei
Kortrijk
. Als die Burger von Bordeaux von der franzosischen Niederlage horten, vertrieben sie die franzosische Garnison und offneten den englischen Truppen die Tore. Um nun alle verfugbaren Krafte gegen Flandern einsetzen zu konnen, schloss Frankreich im Mai 1303 mit England den
Vertrag von Paris
, in dem es England gegen den Lehnseid des Thronfolgers Eduard den Besitz der Gascogne bestatigte.
Frankreich konnte die Flamen am 18. August 1304 in der
Schlacht von Mons-en-Pevele
schlagen. Im Juni 1305 musste es jedoch im
Vertrag von Athis-sur-Orge
akzeptieren, dass der noch in franzosischer Gefangenschaft befindliche Robert Nachfolger seines verstorbenen Vaters Guido als Graf von Flandern wurde.
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