Esztergom
[
??st?rgom
] (lateinisch
Solva
, deutsch
Gran
, slowakisch
Ostrihom
,
latinisiert
Strigonium
) ist eine
Stadt mit Komitatsrecht
im Norden von
Ungarn
, an der
Donau
im
Komitat Komarom-Esztergom
gelegen. Sie war vom 10. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts Hauptstadt des
Konigreichs Ungarn
. Die Donau bildet hier die Grenze zur
Slowakei
, wo die Schwesterstadt
?turovo
(ungarisch Parkany) liegt.
Esztergom ist eine der altesten Stadte Ungarns. Die ersten bekannten Siedler waren
Kelten
der spaten
Latenezeit
(150 v. Chr. ? 30/1 v. Chr.) auf dem markant aufragenden Burgberg.
[2]
Nach der Besetzung des Landes errichteten die Romer am selben Platz das
Kastell Esztergom
mit einer um den Berg liegenden Siedlung und nannten den Ort
Solva mansio
.
[3]
Nach der Volkerwanderungszeit siedelten sich in den Ruinen des Kastells
Slawen
an. Der nun unter anderem
Ostrihom
[4]
beziehungsweise
latinisiert
Strigonium
genannte Ort war eine der zentralen Burganlagen des
Neutraer Furstentums
und
Großmahrens
. Ihr deutscher Name
Gran
leitet sich von dem Flussnamen
Hron
(Gran) ab, der gegenuber von Esztergom in die Donau mundet.
Nach der Ankunft der
Magyaren
in diesem Gebiet, zu Anfang des 10. Jahrhunderts, wurde Esztergom gegen Ende desselben Jahrhunderts Sitz des Großfursten
Geza
und dann bis zum Ende des 12. Jahrhunderts einer der Hauptsitze ungarischer Herrscher. Nach dem großen
Slawenaufstand von 983
richtete
Kaiser Otto III.
(980?1002) 1001/
[5]
1002 das
Erzbistum Gran
zur Christianisierung des Landes ein, das gebietsmaßig bis ins 18. Jahrhundert weitgehend der heutigen
Slowakei
entsprach und als die kirchliche Hauptprovinz des
Konigreichs Ungarn
galt ? der Erzbischof von Gran trug den Titel
Primas
von Ungarn
. Fast zeitgleich mit der Schaffung des Bistums wurde
Stephan I.
1000/1001 zum ungarischen Konig gekront. Auf dem Burgberg entstand der erste Konigspalast, zu dem auch eine christliche
Basilika
gehorte.
[6]
Unter Stephan I. entstand auch das
Komitat Gran
.
Die Belagerung von Esztergom zu Weihnachten 1241 im
Mongolensturm
fuhrte dazu, dass die damalige Hauptstadt zerstort und
Buda
zur Hauptstadt wurde.
Als die Stadt von 1543 bis 1683 Bestandteil des
Osmanischen Reichs
war, war
Trnava
(Tyrnau) (faktisch jedoch
Pressburg
(Bratislava)) Sitz des Erzbischofs von Esztergom. Anfang des 18. Jahrhunderts kehrte der Erzbischof nach Esztergom zuruck. Nach der
Befreiung von den Turken
war die Stadt vollig verwustet und musste neu besiedelt werden. Die große Zahl dieser Siedler bestand aus Deutschen und Slowaken.
Erst 1708 wurde die Stadt zu einer
koniglichen Freistadt
erklart.
Das
Nibelungenlied
hat einen Bezug zur Stadt: Der Zug der Nibelungen bzw. Burgunden fuhrte von Worms nach Esztergom/Gran. Die Stadt wird deshalb auch
Nibelungenstadt
genannt.
Die Stadt wird beherrscht von der 1838 bis 1846 durch den Architekten
Jozsef Hild
errichteten und großten
klassizistischen
Basilika
des Landes, der
Kathedrale Maria Himmelfahrt und St. Adalbert
, einer der großten Kirchenbauten Europas, die weit sichtbar auf dem
Burgberg
steht. Sie ist die großte katholische Kathedrale Ungarns mit einer Renaissance-Kapelle, die an die Basilika angegliedert ist. Die Basilika wird als Sitz des
Primas
von Ungarn ? des
Erzbischofs von Esztergom-Budapest
? auch
caput, mater et magistra ecclesiarum hungariae
(Haupt, Mutter und Lehrerin der ungarischen Kirchen) genannt.
Sudlich grenzt der im 11. Jahrhundert angelegte und im 12. Jahrhundert erweiterte konigliche Burgpalast an die Basilika. 1256 wurde er die Residenz der Erzbischofe.
Die Stadt beherbergt zahlreiche wichtige Museen, Bibliotheken und Archive. Besonders bedeutsam sind das
Kereszteny Muzeum
(Christliches Museum) sowie die Schatzkammer der Kathedrale (
F?szekesegyhazi Kincstar
), die reichste derartige Sammlung des Landes. Die Kathedralbibliothek (
F?szekesegyhazi Konyvtar
oder
Bibliotheka
) stellt wiederum die alteste, reichste und großte kirchliche Bibliothek Ungarns dar.
Die Donaubrucke, die Esztergom mit ?turovo (
Slowakei
) verbindet, wurde im
Zweiten Weltkrieg
von deutschen Truppen gesprengt und war bis 2001 unpassierbar. Im Jahre 2000 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, der 2001 abgeschlossen worden ist. Seither verkehren zwischen den Nachbargemeinden keine Fahrschiffe mehr. Die
Maria-Valeria-Brucke
dient jetzt wieder als regionaler Grenzubergang in die Slowakei (siehe dazu
Liste der Donaubrucken
).
Die japanische
Suzuki
Motor Corporation grundete 1991 das ungarische Tochterunternehmen
Magyar Suzuki
Zrt. in Esztergom und errichtete hier ein Zweigwerk zur Produktion von Kleinwagen.
Die Stadt ist Sitz des
romisch-katholischen
Erzbistums Esztergom-Budapest
.
Kirchen in Esztergom:
- Kathedrale von Esztergom
- St. Stephan (
Szent Istvan-
, auch
Kertvarosi templom
)
- Franziskanerkirche (
Szent Anna,
auch
Belvarosi ferences templom
)
- St. Anna-Kirche (
Kerektemplom
)
- St. Peter-und-Paul (
Belvarosi templom
)
- St. Georg (
Szentgyorgymezei templom
)
- Kirche in der Wasserstadt mit dem christlichen Museum (
Kereszteny Muzeum
)
- Griechisch-orthodoxe Kirche
Esztergom besitzt einen kleinen, meist privat benutzten Flughafen und einen Hafen an der Donau.
In Esztergom verkehren zudem taglich 632 Busse. Der Zugverkehr ist in der Stadt ebenfalls von Bedeutung, da hier eine Regional-Linie aus Richtung
Budapest
endet.
Esztergom pflegt partnerschaftliche Beziehungen zu folgenden Stadten:
[7]
- Stephan I.
(969?1038), erster Konig von Ungarn und Nationalheiliger des Landes
- Eusebius von Esztergom
(1200?1270), Grunder der
Pauliner
-Ordens
- Jolenta Helena
(1235?1298), Tochter von Konig Bela IV. von Ungarn und Maria Laskaris von Nicaa
- Peter Karl Ott von Batorkez
(1738?1809), osterreichischer
Feldmarschallleutnant
- Jozsef Viber
(1795?1866), romisch-katholischer Geistlicher und Bischof
- Helene von Bolvary
(1889?1943), Schauspielerin
- Laszlo Szentgrothy
(1891??), Schwimmer
- Marta Kurtag
(1927?2019), klassische Pianistin
- Jozsef Kenyeres
(* 1955), Handballspieler und -trainer
- Gabor Tarkovi
(* 1969), Trompeter
- Reka Krempf
(* 1976), Boxerin
- Niki Voros
(* 1979), Jazzsangerin
- Tamas Hajnal
(* 1981), Fußballspieler in der deutschen
Bundesliga
- Dora Zeller
(* 1995), Fußballspielerin in der deutschen Bundesliga
- Johann Vitez
(1408?1472), kroatischer Bischof und Humanist, Erzbischof von Esztergom
- Tamas Bakocz
(1442?1521), ungarischer Kardinal und Politiker, Erzbischof von Esztergom
- Balint Balassi
(1554?1594), ungarischer Dichter, verstarb bei der Belagerung der Stadt
- Dezs? Dercsenyi:
Der konigliche Palast von Esztergom
. Corvina, Budapest 1975
- ↑
Helyi onkormanyzati valasztasok 2019 - Esztergom (Komarom-Esztergom megye).
Nemzeti Valasztasi Iroda, 13. Oktober 2019,
abgerufen am 8. Oktober 2022
(ungarisch).
- ↑
Zsolt Visy
:
Der pannonische Limes in Ungarn
. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988,
ISBN 3-8062-0488-8
, S. 68.
- ↑
Sandor Soproni
:
Der spatromische Limes zwischen Esztergom und Szentendre.
Akademiai Kiado, Budapest 1978. S. 16.
- ↑
Arved Grebert:
Die Slowaken und das großmahrische Reich. Beitrag zum ethnischen Charakter Großmahrens
. Munchen 1965. S. 15.
- ↑
Hermann Kellenbenz (Hrsg.):
Handbuch der europaischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 2.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1980.
ISBN 3-12-904740-9
. S. 511.
- ↑
Zsolt Visy:
Der pannonische Limes in Ungarn
. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988,
ISBN 3-8062-0488-8
, S. 67.
- ↑
Testvervarosok.
In:
Esztergom Megyei Jogu Varos hivatalos oldala.
Abgerufen am 8. Oktober 2022
(ungarisch).