Als
Entry Draft
(
deutsch
etwa
Nachwuchsrekrutierung
) werden die vor allem in den nordamerikanischen Profisportligen wie der
NHL
(Eishockey), der
NBA
(Basketball), der
NFL
(American Football), der
CFL
(Canadian Football), der
MLS
(Fußball) und der
MLB
(Baseball) praktizierten Verfahren bezeichnet, mit denen sich die Clubs untereinander uber die Rechte an den vielversprechendsten Nachwuchsspielern einigen.
Wahrend der gesamten Saison beobachten
Talentsucher
Spieler in Amerika und Europa. Diese erstellen Listen, in denen die Spieler nach deren Einschatzung gereiht sind. Die Listen haben fur die wahlenden Teams nur den Charakter einer Empfehlung, die Teams mussen sich bei der Auswahl nicht zwingend an die Reihung halten. In der NFL gibt es ungefahr zwei Monate vor dem Draft die
NFL Combine
, in der alle angemeldeten Spieler ?auf Herz und Nieren gepruft“ werden.
Da es in diesen Ligen keine Ab- und Aufsteiger gibt, durfen die Teams, die sich nicht fur die Play-offs qualifizieren konnten, vor den anderen Teams wahlen und haben somit bessere Chancen auf gute Nachwuchsspieler. Um zu verhindern, dass schwache Mannschaften gegen Ende der Saison in Hinblick auf eine fruhere Auswahlmoglichkeit absichtlich schlecht spielen, fuhrten einige Ligen aber auch Zufallselemente ein. Die endgultige Reihenfolge wird dort durch eine
gewichtete
Auslosung in der sogenannten
Draft Lottery
(Rekrutierungslotterie) festgelegt. Oft werden
Draft Picks
(Rekrutierungspositionen) schon vor dem
Draft
, zum Beispiel im Zuge von Spielertransfers, an andere Teams abgetreten.
Ein Verein, der einen Spieler
gedraftet
(rekrutiert) hat, besitzt samtliche Rechte an diesem. Es ist dem Spieler nicht moglich, ohne Zustimmung seines Vereins fur ein anderes Team in der Liga zu spielen. Der Verein hingegen ist nicht verpflichtet, den jeweiligen Spieler auch tatsachlich in der Liga einzusetzen.
[1]
Oft spielen die jungen Talente vorerst in sogenannten
Farmteams
, wo sie ihre Fahigkeiten weiterentwickeln konnen und auf Abruf fur den Einsatz im Profi-Team bereitstehen.
[2]
Die Grundidee des
Drafts
hatte der spatere NFL-Prasident
Bert Bell
im Jahre 1934. Ein Jahr spater beschloss die NFL, das System aufzunehmen und fortan jedes Jahr im Fruhling anzuwenden.
[3]
Kritiker des
Drafts
bemangeln, dass das Verfahren das Recht auf freie Arbeitsplatzwahl beschranke. Dem stellen die Profiligen das Argument gegenuber, dass der Draft vor allem in Kombination mit der
Free Agency
Verhaltnisse verhindere, wie sie im europaischen
Fußball
auftraten, wo sich finanzstarke Vereine die besten Talente kaufen und sich dadurch immer mehr verstarken wurden, wohingegen die (finanziell) schwacheren Vereine mit den angebotenen Gehaltern der Top-Vereine nicht mithalten konnten und so noch schwacher wurden.
Das Draft-System kann sich jedoch in Europa selbst langfristig nicht durchsetzen, da es hier eine andere Vereins- und Ligenstruktur gibt: In den
USA
ist das Vereinssystem haufig an offentliche Bildungseinrichtungen gekoppelt, also an
High Schools
, Universitaten etc. Im Erwachsenenbereich gibt es außerhalb der Profiligen nur wenige und wenig bekannte Amateurligen. Diese Spaltung der Vereine in verschiedene Altersgruppen begunstigt das Draft-System genauso wie das umfangreiche System an Sportstipendien.
- ↑
NHL Has A Unified Draft, But The Rules Don't Treat Europeans The Same.
Abgerufen am 28. Mai 2019
.
- ↑
How does the NHL Entry Draft work?
Archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
28. Mai 2019
;
abgerufen am 28. Mai 2019
.
- ↑
Adrian Franke:
Der NFL-Draft erklart: Gleiches Recht auf Drama.
spox.com, 18. April 2016,
abgerufen am 26. April 2016
.