Die
deutschsprachige Emigration nach Danemark 1933?1945
war gering ausgepragt.
Danemark
war wegen seiner restriktiven Fremdenpolitik und seiner politischen Rucksichtnahmen gegenuber dem machtigen Nachbarland
[1]
kein bevorzugtes Exilland fur Fluchtlinge aus dem
nationalsozialistischen Deutschland
. Wichtiger war Danemark als Transitland.
1937 befanden sich 1.512 deutsche Emigranten in Danemark, zum Zeitpunkt des
deutschen Uberfalls auf Danemark am 9. April 1940
waren es 1.550 Fluchtlinge. Die Zahl derjenigen, die durch Danemark in Drittlander fluchteten, wird dagegen auf 20.000 bis 30.000 geschatzt.
[2]
Besondere Beachtung verdient die
Rettung der danischen Juden
, unter denen sich auch einige deutschsprachige Emigranten fanden.
Die staatlichen Repressionen Danemarks richteten sich insbesondere gegen Fluchtlinge
judischen Glaubens
und
kommunistischer
Uberzeugung. Bereits 1933 waren besondere ?Kommunistenbedingungen“ erlassen worden, die die Bewegungsfreiheit kommunistischer Fluchtlinge erheblich einschrankten und ihre politischen Betatigungsmoglichkeiten drastisch begrenzten. Im Oktober 1938 erfolgten Anweisungen an die Grenzstellen, judische Fluchtlinge abzuweisen, auch die danischen Auslandsvertretungen hatten die Auflage, entsprechende Asylgesuche zuruckzuweisen.
[3]
Sozialdemokratische
Emigranten hatten demgegenuber mit weniger Behinderungen zu rechnen; bereits im Juni 1933 konnte in
Kopenhagen
ein Sekretariat der
Sopade
aufgebaut werden, die ab 1936 eine danische Ausgabe der
Deutschland-Berichte der Sopade
herausgab.
Trotz aller Restriktionen war Kopenhagen bis 1938 das Zentrum kommunistischer Exilarbeit in Skandinavien.
Ernst Wollweber
leitete von der danischen Hauptstadt aus eine international verzweigte Sabotageorganisation.
[4]
Fluchtlinge durften dem danischen Staat nicht zur Last fallen und waren auf die materielle Unterstutzung von Hilfskomitees angewiesen. Die wichtigsten Hilfsorganisationen waren das von der Judischen Gemeinde gebildete Komitee und das sozialdemokratisch-gewerkschaftliche
Materotti-Komitee
, das laut Lorenz auch zur Disziplinierung der SPD-Emigration in Danemark genutzt wurde.
[5]
Erst ab 1936 kam es zur Erleichterung bei der Ausgabe von Arbeitsgenehmigungen, wobei Sozialdemokraten und Intellektuelle bevorzugt wurden. Einzelne Naturwissenschaftler erhielten gute Arbeitsplatze bei
Niels Bohr
,
Theodor Geiger
begrundete die
Soziologie
in Danemark,
Julius Hirsch
hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der
Wirtschaftswissenschaft
im Lande.
Philipp Scheidemann
lebte seit 1934 in Kopenhagen,
Bert Brecht
von 1933 bis 1939 in
Svendborg
und
Hans Henny Jahnn
lebte von 1934 bis zum Kriegsende auf
Bornholm
.
In Ostrupgaard auf Funen existierte von 1933 bis 1938 das von
Minna Specht
und
Gustav Heckmann
geleitete Schulheim Ostrupgaard als Fortfuhrung des 1933 ins Exil gezwungenen
Landschulheims Walkemuhle
.
- Einhart Lorenz:
Danemark.
In:
Claus-Dieter Krohn
u. a. (Hrsg.):
Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933?1945.
Sonderausgabe, 2., unveranderte Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008,
ISBN 978-3-534-21999-5
, S. 204?208.
- Willy Dahnhardt (Hrsg.):
Exil in Danemark. Deutschsprachige Wissenschaftler, Kunstler und Schriftsteller im danischen Exil nach 1933.
Westholsteinische Verlags-Anstalt Boyens, Heide 1993,
ISBN 3-8042-0569-0
.
- Hans Uwe Petersen (Hrsg.):
Hitlerfluchtlinge im Norden. Asyl und politisches Exil 1933?1945.
Neuer Malik-Verlag, Kiel 1991,
ISBN 3-89029-919-9
.
- ↑
Vgl. Einhart Lorenz:
Danemark.
In: Claus-Dieter Krohn (Hrsg.):
Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933?1945.
Sonderausgabe, 2., unveranderte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, S. 204?208, hier S. 204.
- ↑
Angaben nach Einhart Lorenz:
Danemark.
In: Claus-Dieter Krohn (Hrsg.):
Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933?1945.
Sonderausgabe, 2., unveranderte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, S. 204?208.
- ↑
Vgl. Einhart Lorenz:
Danemark.
In: Claus-Dieter Krohn (Hrsg.):
Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933?1945.
Sonderausgabe, 2., unveranderte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, S. 204?208.
- ↑
Vgl. Einhart Lorenz:
Danemark.
In: Claus-Dieter Krohn (Hrsg.):
Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933?1945.
Sonderausgabe, 2., unveranderte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, S. 204?208, hier S. 205 f.
- ↑
Vgl. Einhart Lorenz:
Danemark.
In: Claus-Dieter Krohn (Hrsg.):
Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933?1945.
Sonderausgabe, 2., unveranderte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, S. 204?208, hier S. 206.