Cranzahl
ist ein Ortsteil der
sachsischen
Gemeinde
Sehmatal
im
Erzgebirgskreis
.
Cranzahl liegt etwa 7 Kilometer sudlich von
Annaberg-Buchholz
im
Erzgebirge
. Die Ortslage erstreckt sich uber etwa 3,5 Kilometer entlang der
Sehma
. Im Osten der Gemeinde liegt der
898
m u.
NN
hohe
Barenstein
sowie die 1949?1952 erbaute
Talsperre Cranzahl
.
Durch den Ort fuhrt die
Staatsstraße 266
Cunersdorf
?
Hammerunterwiesenthal
, uber die
Kreisstraße 7131
besteht zudem Anschluss an die ostlich von Cranzahl verlaufende
Bundesstraße 95
Chemnitz
?
Oberwiesenthal
.
Die erste Erwahnung des Ortes als
Crahenzal
[2]
datiert von 1367 in einer Urkunde, ausgestellt von
Kaiser Karl IV.
in
Stollberg
. Der Ort gehorte, nach der Abtretung des so genannten ?Prager Zipfels“ an das
Erzbistum Prag
, zu dem 1235 gegrundeten
Kloster Grunhain
.
[3]
Die Besiedelung soll um 1150 durch
mainfrankische
Bauern erfolgt sein. Als mogliche Grunde fur die Ansiedlung konnen der
Bergbau
und die Lage an der
Salzstraße
, die damals von
Halle
nach
Bohmen
fuhrte, angesehen werden. Im Jahr 1529 wurde im Gebiet des Klosters Grunhain, zu dem Cranzahl gehorte, die
Reformation
eingefuhrt. Bis 1556 mussten die Einwohner von Cranzahl nach Schlettau in die Kirche gehen. 1556 veranlassten drei Cranzahler Burger den Bau einer Kirche im Ort auf eigene Kosten. Dieses Gebaude wurde im Jahr 1910 durch das heutige Gotteshaus ersetzt.
[4]
August Schumann
nennt 1818 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Cranzahl betreffend u. a.:
?Das Dorf hat uber 100 Hauser und gegen 650 Einwohner. An der Sehma liegen zwei Muhlen.“
[5]
Am 3. August 1872 erhielt Cranzahl mit der gleichnamigen Haltestelle Eisenbahnanschluss an der
Zschopautalbahn
.
[6]
Mit Baubeginn im April 1896 und Eroffnung der
Schmalspurbahn Cranzahl?Kurort Oberwiesenthal
am 20. Juli 1897, welche in Cranzahl ihren Ausgangspunkt hat, erfolgten umfangreiche Erweiterungen der Bahnanlagen sowie die Aufstufung zum Bahnhof.
[7]
Neben der Land- und Forstwirtschaft war bis in das 16. Jahrhundert der Erzbergbau eine bedeutsame Erwerbsquelle. Danach erlangte das
Posamentierhandwerk
Bedeutung.
1876 erfolgte die Grundung des ?Dampfsage- und Hobelwerk / Bau- und Nutzholzhandlung“ in Cranzahl. 1896 beschaftigte dieses 20 Mitarbeiter. 1972 erfolgte die Verstaatlichung des Unternehmens, 1990 wurde es reprivatisiert. In der Folgezeit wurden die technischen Anlagen dem jeweiligen Stand der Technik angepasst und 1995 das Produktionsspektrum erweitert. Das Unternehmen firmierte als ?Sage- und Hobelwerk Cranzahl GmbH“.
[8]
Aufgrund einer Insolvenz wurde Anfang 2013 der Betrieb eingestellt.
[9]
1895 wurde mit dem Bau eines spateren Hauptgebaudes und der Herstellung von Holzartikel der Grundstock fur die 1910 gegrundete ?Erzgebirgische Tullweberei mbH Cranzahl“ gelegt. In jenem Jahr erfolgte die Umstellung der Produktion von Holz- auf Textilindustrie, die Herstellung von
Tull
und
Papiergarn
. Das Unternehmen war zu dieser Zeit Heereslieferant der Kaiserlichen Armee ? aus Papiergarn wurden Sandsacke fur den
Ersten Weltkrieg
hergestellt. 1917 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, es erfolgte eine Erweiterung des Produktionsspektrums um Nah-, Stick- und Hakelgarne sowie Kettenwirkerei. 1921 wurde eine Farberei errichtet.
1953 wurde das Unternehmen in
Volkseigentum
uberfuhrt und 1957 die Textilwerke Cranzahl mit der Cunersdorfer Wirkwarenfabrik zum ?VEB Cunersdorfer Wirkwarenfabrik“ mit Sitz in Cranzahl sowie etwa 1000 Beschaftigten vereinigt. Von 1959 bis 1966 wurde auf Basis der
Malimotechnik
produziert. 1966 erfolgt die Umbenennung in ?VEB Eminett Cranzahl“, Produkte waren neben weiteren Nachtwasche, Traningskleidung, Trikotagen und T-Shirts/Sweatshirts.
1991 erfolgte die Grundung der ?Textilveredlung Erzgebirge GmbH & Co. KG“ als Schwesterbetrieb der ?Lindenfarb Textilveredlung Julius Probst GmbH & Co. KG“ mit seinerzeit 60 Beschaftigten. In der Folgezeit wurden Maschinen und Anlagen modernisiert sowie die Produktionskapazitaten erweitert, 2007 beschaftigte das Unternehmen etwa 185 Mitarbeiter.
[10]
Am 1. Januar 1999 erfolgte der Zusammenschluss der bis dahin eigenstandigen Gemeinden Cranzahl, Neudorf und Sehma zur Gemeinde Sehmatal.
[11]
|
Jahr
|
Einwohnerzahl
|
1910
|
2435
|
1925
|
2366
|
1939
|
2401
|
1946
|
2645
|
1950
|
3918
|
|
Jahr
|
Einwohnerzahl
|
1964
|
2654
|
1990
|
2380
|
1998
|
2265
|
|
Vor 1556 gehorte Cranzahl zur
Parochie
Schlettau. Die Beschwernisse beim Kirchgang nach Schlettau ? vor allem im Winter ? veranlasste eben im Jahre 1556 die Cranzahler Burger Jacobus Reppel, Kohler und Gerichtsschoffe Georg Fodisch sowie den namentlich nicht bekannten Besitzer der
Roten Muhle
, den Bau einer eigenen Kirche auf ihre Kosten durchzufuhren.
Wegen Baufalligkeit wurde der Dachreiter aus Anlass des 300-jahrigen Jubilaums 1856 abgebrochen und an der Sudseite der Kirche ein massiver Turm errichtet, der es ermoglichte, das Gelaut ab 1859 wieder ohne Gefahr erklingen zu lassen. Nachdem 1906 die mittlere Glocke zersprang, wurde in der Folge ein komplett neues Gelaut angeschafft. Als dieses am 6. Mai 1907 ankam, stellte sich heraus, dass der Turm dieses nicht ohne großere Umbauten aufnehmen konnte. Daraufhin wurde der Turm bis zur Glockenstube abgebrochen, ein neuer Glockenstuhl und eine neue Turmhaube aufgesetzt. Ende 1907 erhielt der seine heutige Gestalt.
1910 entschloss sich der Kirchenvorstand zu einem Abriss des Kirchengebaudes und anschließendem Neubau. Die Plane stammen von Architekt
Woldemar Kandler
, die Ausfuhrung ubernahm das Baugeschaft Gotze aus Annaberg. Am 17. Mai 1910 begann der Abriss, am 3. Juli war Grundsteinlegung und bereits am 19. Dezember
Kirchweih
.
Die Orgel von 1911 wurde von
Jehmlich Orgelbau Dresden
geschaffen, 1954 erneuert und
umdisponiert
. Nachdem die Glocken zu Rustungszwecken im
Zweiten Weltkrieg
abgenommen wurden, erhielt die Kirche 1949 vier neue Stahlglocken.
1987/88 wurde die Originalbemalung von 1910 wiederhergestellt, seit 2002 fanden und finden diverse Erneuerungsmaßnahmen statt. So wurde im Jahr 2006 der Glockenstuhl saniert. In diesem Zuge wurden die vier vorhandenen Eisenhartgussglocken durch Bronzeglocken ersetzt. Der Glockenguss fand in der
Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer
statt.
[3]
- Gedenktafel von 1977 am
Haus Dorfstraße 8
fur einen namentlich bekannten polnischen
Zwangsarbeiter
, der wahrend des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt wurde und ums Leben kam. Im Beisein seiner Leidensgenossen wurde er im Waldstuck
Sorge
von der
Gestapo
ermordet.
- Fritz Voigt
(1910?1993), Verkehrswissenschaftler und Okonom
- Joachim Korner
(1925?2012), Jurist, Politiker (SPD) und Verwaltungsbeamter
- Kranzahl, *Cranzahl, Kranzahl, Krauenzahl
. In:
August Schumann
:
Vollstandiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen.
5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 137.
- Cranzahl
. In:
August Schumann
:
Vollstandiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen.
17. Band. Schumann, Zwickau 1830, S. 562 f.
- Fritz Nickerl, Heinz Rothig:
Verzeichnis der Berggebaude von Cranzahl 1500-1900.
Streifzuge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Bergbaunachrichten, 2000 (
PDF 113 kB
)
- Richard Steche
:
Cranzahl.
In:
Beschreibende Darstellung der alteren Bau- und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen.
4. Heft:
Amtshauptmannschaft Annaberg.
C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 62.
- ↑
Kleinraumiges Gemeindeblatt fur Sehmatal.
(PDF; 0,23 MB)
Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen
, September 2014,
abgerufen am 31. Januar 2015
.
- ↑
a
b
vgl.
Cranzahl
im
Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- ↑
a
b
Geschichte der Cranzahler Himmelfahrtskirche
(
Memento
vom 18. April 2017 im
Internet Archive
), abgerufen am 20. Marz 2011.
- ↑
Webseite der Kirche Cranzahl
- ↑
vgl.
Kranzahl, *Cranzahl, Kranzahl, Krauenzahl
. In:
August Schumann
:
Vollstandiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen.
5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 137.
- ↑
Eisenbahnstationen in Sachsen
, abgerufen am 3. Januar 2013.
- ↑
Eisenbahnstrecken in Sachsen
, abgerufen am 3. Januar 2013.
- ↑
Geschichtlicher Abriss der Sage- und Hobelwerk Cranzahl GmbH
, abgerufen am 20. Marz 2011.
- ↑
http://www.euwid-holz.de/news/sonstiges/einzelansicht/archive/2013/june/Artikel/saegewerk-cranzahl-wird-zerschlagen.html
- ↑
Chronik der Textilveredelung Erzgebirge GmbH & Co KG
, abgerufen am 20. Marz 2011.
- ↑
Gebietsanderungen ab 1. Januar 1999 bis 31. Dezember 1999
auf der Internetprasenz des
Statistischen Landesamts des Freistaats Sachsen
, S. 2
(PDF; 39 kB), abgerufen am 17. Marz 2011.