Cranzahl

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Cranzahl
Gemeinde Sehmatal
Ortswappen
Koordinaten : 50° 31′  N , 13° 0′  O Koordinaten: 50° 30′ 57″  N , 12° 59′ 39″  O
Hohe : 650 m
Flache : 7,24 km²
Einwohner : 2033  (9. Mai 2011) [1]
Bevolkerungsdichte : 281 Einwohner/km²
Eingemeindung : 1. Januar 1999
Postleitzahl : 09465
Vorwahl : 037342

Cranzahl ist ein Ortsteil der sachsischen Gemeinde Sehmatal im Erzgebirgskreis .

Blick vom Barenstein (Erzgebirge) auf den Bahnhof und die Himmelfahrtskirche in Cranzahl

Cranzahl liegt etwa 7 Kilometer sudlich von Annaberg-Buchholz im Erzgebirge . Die Ortslage erstreckt sich uber etwa 3,5 Kilometer entlang der Sehma . Im Osten der Gemeinde liegt der 898  m u.  NN hohe Barenstein sowie die 1949?1952 erbaute Talsperre Cranzahl .

Durch den Ort fuhrt die Staatsstraße 266 Cunersdorf ? Hammerunterwiesenthal , uber die Kreisstraße 7131 besteht zudem Anschluss an die ostlich von Cranzahl verlaufende Bundesstraße 95 Chemnitz ? Oberwiesenthal .

Walthersdorf Sehma Konigswalde
Crottendorf Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Kuhberg
Neudorf Barenstein , Stahlberg
Bahnhof Cranzahl , Halt der Zschopautalbahn und Ausgangspunkt der Schmalspurbahn Cranzahl?Kurort Oberwiesenthal
Rathaus Sehmatal (ehemalige Mittelschule Cranzahl)

Die erste Erwahnung des Ortes als Crahenzal [2] datiert von 1367 in einer Urkunde, ausgestellt von Kaiser Karl IV. in Stollberg . Der Ort gehorte, nach der Abtretung des so genannten ?Prager Zipfels“ an das Erzbistum Prag , zu dem 1235 gegrundeten Kloster Grunhain . [3] Die Besiedelung soll um 1150 durch mainfrankische Bauern erfolgt sein. Als mogliche Grunde fur die Ansiedlung konnen der Bergbau und die Lage an der Salzstraße , die damals von Halle nach Bohmen fuhrte, angesehen werden. Im Jahr 1529 wurde im Gebiet des Klosters Grunhain, zu dem Cranzahl gehorte, die Reformation eingefuhrt. Bis 1556 mussten die Einwohner von Cranzahl nach Schlettau in die Kirche gehen. 1556 veranlassten drei Cranzahler Burger den Bau einer Kirche im Ort auf eigene Kosten. Dieses Gebaude wurde im Jahr 1910 durch das heutige Gotteshaus ersetzt. [4] August Schumann nennt 1818 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Cranzahl betreffend u. a.:

?Das Dorf hat uber 100 Hauser und gegen 650 Einwohner. An der Sehma liegen zwei Muhlen.“ [5]

Am 3. August 1872 erhielt Cranzahl mit der gleichnamigen Haltestelle Eisenbahnanschluss an der Zschopautalbahn . [6] Mit Baubeginn im April 1896 und Eroffnung der Schmalspurbahn Cranzahl?Kurort Oberwiesenthal am 20. Juli 1897, welche in Cranzahl ihren Ausgangspunkt hat, erfolgten umfangreiche Erweiterungen der Bahnanlagen sowie die Aufstufung zum Bahnhof. [7]

Neben der Land- und Forstwirtschaft war bis in das 16. Jahrhundert der Erzbergbau eine bedeutsame Erwerbsquelle. Danach erlangte das Posamentierhandwerk Bedeutung.

1876 erfolgte die Grundung des ?Dampfsage- und Hobelwerk / Bau- und Nutzholzhandlung“ in Cranzahl. 1896 beschaftigte dieses 20 Mitarbeiter. 1972 erfolgte die Verstaatlichung des Unternehmens, 1990 wurde es reprivatisiert. In der Folgezeit wurden die technischen Anlagen dem jeweiligen Stand der Technik angepasst und 1995 das Produktionsspektrum erweitert. Das Unternehmen firmierte als ?Sage- und Hobelwerk Cranzahl GmbH“. [8] Aufgrund einer Insolvenz wurde Anfang 2013 der Betrieb eingestellt. [9]

1895 wurde mit dem Bau eines spateren Hauptgebaudes und der Herstellung von Holzartikel der Grundstock fur die 1910 gegrundete ?Erzgebirgische Tullweberei mbH Cranzahl“ gelegt. In jenem Jahr erfolgte die Umstellung der Produktion von Holz- auf Textilindustrie, die Herstellung von Tull und Papiergarn . Das Unternehmen war zu dieser Zeit Heereslieferant der Kaiserlichen Armee ? aus Papiergarn wurden Sandsacke fur den Ersten Weltkrieg hergestellt. 1917 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, es erfolgte eine Erweiterung des Produktionsspektrums um Nah-, Stick- und Hakelgarne sowie Kettenwirkerei. 1921 wurde eine Farberei errichtet.

1953 wurde das Unternehmen in Volkseigentum uberfuhrt und 1957 die Textilwerke Cranzahl mit der Cunersdorfer Wirkwarenfabrik zum ?VEB Cunersdorfer Wirkwarenfabrik“ mit Sitz in Cranzahl sowie etwa 1000 Beschaftigten vereinigt. Von 1959 bis 1966 wurde auf Basis der Malimotechnik produziert. 1966 erfolgt die Umbenennung in ?VEB Eminett Cranzahl“, Produkte waren neben weiteren Nachtwasche, Traningskleidung, Trikotagen und T-Shirts/Sweatshirts.

1991 erfolgte die Grundung der ?Textilveredlung Erzgebirge GmbH & Co. KG“ als Schwesterbetrieb der ?Lindenfarb Textilveredlung Julius Probst GmbH & Co. KG“ mit seinerzeit 60 Beschaftigten. In der Folgezeit wurden Maschinen und Anlagen modernisiert sowie die Produktionskapazitaten erweitert, 2007 beschaftigte das Unternehmen etwa 185 Mitarbeiter. [10]

Am 1. Januar 1999 erfolgte der Zusammenschluss der bis dahin eigenstandigen Gemeinden Cranzahl, Neudorf und Sehma zur Gemeinde Sehmatal. [11]

Entwicklung der Einwohnerzahl

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Jahr Einwohnerzahl [2]
1548/51 31 besessene Mann , 13 Gartner , 23 Inwohner , 5 ⅜ Hufen
1764 32 besessene Mann, 5 Gartner, 32 Hausler , 5 ⅜ Hufen
1834 900
1871 1381
1890 1764
Jahr Einwohnerzahl
1910 2435
1925 2366
1939 2401
1946 2645
1950 3918
Jahr Einwohnerzahl
1964 2654
1990 2380
1998 2265

Himmelfahrtskirche Cranzahl

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Himmelfahrtskirche (Februar 2001)

Vor 1556 gehorte Cranzahl zur Parochie Schlettau. Die Beschwernisse beim Kirchgang nach Schlettau ? vor allem im Winter ? veranlasste eben im Jahre 1556 die Cranzahler Burger Jacobus Reppel, Kohler und Gerichtsschoffe Georg Fodisch sowie den namentlich nicht bekannten Besitzer der Roten Muhle , den Bau einer eigenen Kirche auf ihre Kosten durchzufuhren.

Wegen Baufalligkeit wurde der Dachreiter aus Anlass des 300-jahrigen Jubilaums 1856 abgebrochen und an der Sudseite der Kirche ein massiver Turm errichtet, der es ermoglichte, das Gelaut ab 1859 wieder ohne Gefahr erklingen zu lassen. Nachdem 1906 die mittlere Glocke zersprang, wurde in der Folge ein komplett neues Gelaut angeschafft. Als dieses am 6. Mai 1907 ankam, stellte sich heraus, dass der Turm dieses nicht ohne großere Umbauten aufnehmen konnte. Daraufhin wurde der Turm bis zur Glockenstube abgebrochen, ein neuer Glockenstuhl und eine neue Turmhaube aufgesetzt. Ende 1907 erhielt der seine heutige Gestalt.

1910 entschloss sich der Kirchenvorstand zu einem Abriss des Kirchengebaudes und anschließendem Neubau. Die Plane stammen von Architekt Woldemar Kandler , die Ausfuhrung ubernahm das Baugeschaft Gotze aus Annaberg. Am 17. Mai 1910 begann der Abriss, am 3. Juli war Grundsteinlegung und bereits am 19. Dezember Kirchweih .

Die Orgel von 1911 wurde von Jehmlich Orgelbau Dresden geschaffen, 1954 erneuert und umdisponiert . Nachdem die Glocken zu Rustungszwecken im Zweiten Weltkrieg abgenommen wurden, erhielt die Kirche 1949 vier neue Stahlglocken.

1987/88 wurde die Originalbemalung von 1910 wiederhergestellt, seit 2002 fanden und finden diverse Erneuerungsmaßnahmen statt. So wurde im Jahr 2006 der Glockenstuhl saniert. In diesem Zuge wurden die vier vorhandenen Eisenhartgussglocken durch Bronzeglocken ersetzt. Der Glockenguss fand in der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer statt. [3]

  • Gedenktafel von 1977 am Haus Dorfstraße 8 fur einen namentlich bekannten polnischen Zwangsarbeiter , der wahrend des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt wurde und ums Leben kam. Im Beisein seiner Leidensgenossen wurde er im Waldstuck Sorge von der Gestapo ermordet.

Personlichkeiten

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  • Fritz Voigt (1910?1993), Verkehrswissenschaftler und Okonom
  • Joachim Korner (1925?2012), Jurist, Politiker (SPD) und Verwaltungsbeamter
  • Kranzahl, *Cranzahl, Kranzahl, Krauenzahl . In: August Schumann : Vollstandiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 137.
  • Cranzahl . In: August Schumann : Vollstandiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band. Schumann, Zwickau 1830, S. 562 f.
  • Fritz Nickerl, Heinz Rothig: Verzeichnis der Berggebaude von Cranzahl 1500-1900. Streifzuge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Bergbaunachrichten, 2000 ( PDF 113 kB )
  • Richard Steche : Cranzahl. In:  Beschreibende Darstellung der alteren Bau- und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen. 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 62.
Commons : Cranzahl  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kleinraumiges Gemeindeblatt fur Sehmatal. (PDF; 0,23 MB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen , September 2014, abgerufen am 31. Januar 2015 .
  2. a b vgl. Cranzahl im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. a b Geschichte der Cranzahler Himmelfahrtskirche ( Memento vom 18. April 2017 im Internet Archive ), abgerufen am 20. Marz 2011.
  4. Webseite der Kirche Cranzahl
  5. vgl. Kranzahl, *Cranzahl, Kranzahl, Krauenzahl . In: August Schumann : Vollstandiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 137.
  6. Eisenbahnstationen in Sachsen , abgerufen am 3. Januar 2013.
  7. Eisenbahnstrecken in Sachsen , abgerufen am 3. Januar 2013.
  8. Geschichtlicher Abriss der Sage- und Hobelwerk Cranzahl GmbH , abgerufen am 20. Marz 2011.
  9. http://www.euwid-holz.de/news/sonstiges/einzelansicht/archive/2013/june/Artikel/saegewerk-cranzahl-wird-zerschlagen.html
  10. Chronik der Textilveredelung Erzgebirge GmbH & Co KG , abgerufen am 20. Marz 2011.
  11. Gebietsanderungen ab 1. Januar 1999 bis 31. Dezember 1999 auf der Internetprasenz des Statistischen Landesamts des Freistaats Sachsen , S. 2 (PDF; 39 kB), abgerufen am 17. Marz 2011.