Arthur William ?Art“ Blakey
(auch:
Abdullah Ibn Buhaina
[1]
; *
11. Oktober
1919
in
Pittsburgh
,
Pennsylvania
; †
16. Oktober
1990
in
New York
) war ein
US-amerikanischer
Jazz
-
Schlagzeuger
und
Bandleader
. Mit seinem unvergleichlichen Stil gehort er zu den wichtigsten Wegbereitern des modernen Schlagzeugspiels unserer Tage.
[2]
Art Blakey arbeitete zunachst im Bergbau. Musikalisch begann er als autodidaktischer Pianist, bis er in seiner eigenen Band von
Erroll Garner
abgelost wurde. Daraufhin wandte er sich dem Schlagzeug zu. In den 1940er Jahren war Art Blakey Schlagzeuger in den Bands von
Mary Lou Williams
und
Fletcher Henderson
.
Im Jahr 1944 schloss sich Art Blakey der neugegrundeten Bigband von
Billy Eckstine
an. Im Sommer 1944 spielten
Billy Eckstine and His Orchestra
in
East St. Louis
, Illinois, wo sie in der Besetzung
Charlie ?Yardbird“ Parker
,
Dizzy Gillespie
,
Buddy Anderson
,
Gene Ammons
,
Lucky Thompson
und Art Blakey auftraten. Ihr Zusammenspiel begeisterte den gerade erst 18-jahrigen
Miles Davis
so sehr, dass er fortan nichts anderes mehr horen wollte.
[3]
Wahrend seiner Zeit bei Billy Eckstine herrschte ein
Aufnahmeboykott
seitens der Musikergewerkschaften, weshalb fruhe Aufnahmen aus dieser Zeit rar sind. Das gilt fur alle
Bopper
.
Als Billy Eckstine seine Band 1947 aufloste, reiste Art Blakey nach Afrika, wo er die nachsten zwei Jahre verbrachte. Wahrend seiner Afrikareise konvertierte er zum Islam, wurde Anhanger der
Ahmadiyya Muslim Gemeinde
und nahm fur einige Zeit den muslimischen Namen
Abdullah Ibn Buhaina
an. Art Blakeys musikalische Erfahrungen in Afrika schlugen sich spater in Stucken wie
Message from Kenya
,
Abdallah's Delight
,
Africaine
,
Afrique
und seinen polyrhythmischen Schlagzeugsoli nieder. Weitere Beispiele sind die Alben
Holiday for Skins Vol. 1
und
Holiday for Skins Vol. 2
.
Nach seiner Ruckkehr in die USA spielte Art Blakey in vielen Bands und als
Begleiter
herausragender Solisten, zum Beispiel von
Fats Navarro
,
Thelonious Monk
und Miles Davis. Zusammen mit
Sonny Rollins
,
Kenny Drew
,
Percy Heath
und
Jackie McLean
spielte Art Blakey 1951 im
Birdland
in der Band von Miles Davis, wovon die Plattenaufnahme
Miles Davis At Birdland 1951
zeugt.
[4]
Ebenfalls fur Miles Davis entstand das
Blue Note
-Album
Miles Davis Volume 2
(BLP 5022), fur das Art Blakey wahrend einer Session 1953 einen jungen und unbekannten Pianisten hinzuzog:
Horace Silver
.
Ab 1949 gehorte Blakey zur sogenannten
Sugar-Hill-Harlem-Clique
, die sich um den Tenorsaxophonisten Sonny Rollins gebildet hatte. In diesem Umfeld und unter dem Eindruck von Charlie Parker,
Fats Navarro
und
Freddie Webster
wurde Art Blakey
heroinabhangig
. Miles Davis dazu in seiner Autobiographie: ?Ein paar von den jungeren Typen wie
Dexter Gordon
,
Tadd Dameron
, Art Blakey,
J. J. Johnson
,
Sonny Rollins
,
Jackie McLean
und ich selbst fingen ungefahr zur selben Zeit an, schwer auf Heroin abzufahren.“
[5]
1955 grundete Blakey zusammen mit Horace Silver eine eigene Combo, die
Hard-Bop
-Band
The Jazz Messengers
. Blakey und Silver blieben aber auch weiterhin als Begleitmusiker aktiv und spielten beispielsweise auf
Kenny Dorhams
Album
Afro-Cuban
und dem Debutalbum des Trompeters
Clark Terry
. Silver stieg bereits 1956 wieder aus und uberließ Blakey den Bandnamen, so dass aus ?Horace Silver & the Jazz Messengers“ nun ?Art Blakey & the Jazz Messengers“ wurden.
Art Blakey erwartete von seinen jeweiligen Bandmitgliedern, dass sie ihren Beitrag zum Repertoire der Gruppe leisteten. So stammen die bekanntesten Messengers-Stucke
Moanin'
und
Dat Dere
aus der Feder des Pianisten
Bobby Timmons
.
1959 spielte Blakey mit den Jazz-Messengers (Bobby Timmons, Jymie Merritt, Barney Wilen, Lee Morgan) die Musik zu dem Film
Les Liaisons dangereuses
von
Roger Vadim
ein.
Einen Großteil seiner Alben als Einzelkunstler oder mit den Jazz Messengers veroffentlichte Art Blakey auf Blue Note Records. Um die Alben zu promoten brachte Blue Note gangige Titel gern in zwei Teile gesplittet als 45er-Singles heraus. Diese wurden zwar selten im Radio gespielt, aber fanden durch die
Jukebox
landesweit Verbreitung. So gelangten einige Jazz-Nummern in die R&B-Charts. Art Blakey gehorte neben dem Organisten
Jimmy Smith
, dem Trompeter
Donald Byrd
und dem Saxophonisten
Lou Donaldson
dank der Singles zu den eintraglichsten Kunstlern des Plattenlabels. Art Blakey: ?Die allererste 45er-
Single
, die
Alfred
herausbrachte, war eine von meinen Aufnahmen (
Nothing But Soul/Message From Kenya
). Sie veroffentlichten auch so einiges von den Jazz Messengers. Beinahe alles vom
Big Beat
-Album kam als Single raus (...)
Dat Dere
ist sicherlich die Nummer, an die sich die meisten erinnern werden. So kam ich rum in der Welt... Paris... Tokio... Berlin.“
[6]
Die geschlossensten Formationen aus dieser Zeit (spate 50er / fruhe 60er) waren diejenigen mit den Trompetern
Lee Morgan
und
Freddie Hubbard
, den Tenorsaxophonisten
Benny Golson
(
Blues March
) und
Wayne Shorter
, den Pianisten
Horace Silver
,
Bobby Timmons
(
Moanin
) und Cedar Walton. Zu Beginn der 1960er Jahre wurden die Messengers außerdem durch die Hinzunahme des Posaunisten
Curtis Fuller
gelegentlich zum Sextett erweitert.
In den 1970ern gab es die innovative Kombination mit
Valery Ponomarev
,
Bobby Watson
und
Walter Davis Jr.
, die nicht gut dokumentiert ist (
Jodi
) (Roulette). Die 1980er brachten die letzte Phase der Band, mit auch spater sehr umtriebigen Mitgliedern. Das sind
Wynton Marsalis
,
Terence Blanchard
,
Jean Toussaint
,
Bill Pierce
,
Donald Harrison
,
James Williams
,
Geoff Keezer
,
Mulgrew Miller
,
Lonnie Plaxico
.
Blakey starb 1990 an
Lungenkrebs
.
Blakeys Stil wurde gepragt durch
Kenny Clarke
, der in der
Bebop
-Ara den
Grundrhythmus
von der
Basstrommel
auf die Becken verlegte und die tiefe Trommel fur Akzente benutzte. Diese Art der Rhythmisierung wurde soweit getrieben, dass im Schlagzeugspiel teilweise gar kein Grundrhythmus mehr auszumachen war. Blakey benutzte aber weiterhin die Basstrommel in einer erdigen Betonung, die aus dem
Swing
stammte, als noch der Grundrhythmus, oft schlicht als vier
Viertel
, auf der Basstrommel gespielt wurde, hat sich aber von den Beschrankungen im Swingstil vollig befreit. Nach Aussage von
Max Roach
besaß Blakey eine Unabhangigkeit aller vier Gliedmaßen am Schlagzeug, die den Klang seiner
polyrhythmischen
Spielweise immer erkennbar macht. Oft hort man von ihm Presswirbel zu Beginn eines neuen
Chorus
und als Anfeuerung des jeweiligen Solisten, den er energisch begleitet. Er spielte oft polyrhythmische Schlagzeugeinleitungen zu seinen Stucken.
Art Blakey erhielt die
Jazz Masters Fellowship
fur das Jahr 1988. Die mit 25 000 US-Dollar dotierte Anerkennung der staatlichen
NEA-Stiftung
ist die hochste Auszeichnung fur Jazzmusiker in den USA.
Chartplatzierungen
Erklarung der Daten
|
Alben
[7]
|
Just Coolin’
(mit The Jazz Messengers)
|
| DE
| 74
| 24.07.2020
| (1 Wo.)
| |
| CH
| 62
| 26.07.2020
| (1 Wo.)
| |
Art Blakey and the Jazz Messengers
(mit The Jazz Messengers)
|
| DE
| 77
| 16.04.2021
| (1 Wo.)
| |
Moanin’
(mit The Jazz Messengers)
|
| CH
| 56
| 18.04.2021
| (1 Wo.)
| |
The Witch Doctor
(mit The Jazz Messengers)
|
| DE
| 58
| 11.06.2021
| (1 Wo.)
| |
First Flight to Tokyo: The Lost 1961 Recordings
|
| DE
| 40
| 17.12.2021
| (1 Wo.)
| |
| CH
| 67
| 19.12.2021
| (1 Wo.)
| |
|
- 1946?47:
Goin' to
Minton's
(
Savoy
), mit
Fats Navarro
,
Sonny Stitt
,
Tadd Dameron
,
Bud Powell
und
Kenny Clarke
.
- 1946/47:
Nostalgia
(Savoy), mit Fats Navarro,
Eddie Lockjaw Davis
,
Dexter Gordon
,
Al Haig
- 1954:
A Night at Birdland
(
Blue Note Records
), mit
Clifford Brown
(tp),
Lou Donaldson
(as),
Horace Silver
(p),
Curley Russell
(b)
- 1955:
At the Cafe Bohemia
, Vol. 1 & 2 (BLP 1507), mit
Kenny Dorham
(tp),
Hank Mobley
(ts), Horace Silver (p),
Doug Watkins
(b)
- 1956?1957:
The Drum Suite
(
Columbia
), mit Ray Bryant (p),
Oscar Pettiford
(b),
Jo Jones
(d),
Specs Wright
(tymp),
Candido
(cga),
Sabu Martinez
(bgo) bzw. Hardman, McLean, Dockery, DeBrest
- 1957:
Ritual
(Blue Note), mit
Bill Hardman
(tp),
Jackie McLean
(as),
Sam Dockery
(p),
Spanky DeBrest
(b)
- 1957:
Orgy in Rhythm
, Vol. 1 & 2 (Blue Note), mit
Ray Bryant
(p), Jo Jones (dr, perc),
Herbie Mann
(fl),
Wendell Marshall
(b), Sabu Martinez (perc, voc),
Ubaldo Nieto
(perc), Evilio Quintero (perc),
Arthur Taylor
(dr),
Carlos ?Patato“ Valdes
(perc), Specs Wright (dr, perc)
- 1957:
Art Blakey’s Jazz Messengers with Thelonious Monk
(
Atlantic
), mit Bill Hardman (tp),
Johnny Griffin
,
Spanky DeBrest
- 1958:
Moanin’
(BST 84003) mit
Lee Morgan
(tp),
Benny Golson
(ts),
Bobby Timmons
(p),
Jymie Merritt
(b).
- 1958:
A Message from Blakey: Holiday for Skins
, Vol. 1 & 2 (BLP 4004/4005).
- 1959:
Les Liaisons Dangereuses 1960
(Original Soundtrack mit
Barney Wilen
)
- 1959:
Just Coolin’
(Blue Note, ed. 2020)
- 1960:
The Big Beat
(BST 84029), mit Lee Morgan (tp),
Wayne Shorter
(ts), Bobby Timmons (p), Jymie Merritt (b).
- 1960:
A Night in Tunisia
(BST 84049), mit Lee Morgan (tp), Wayne Shorter (ts), Bobby Timmons (p), Jymie Merritt (b).
- 1961 (1970):
Roots & Herbs
(BST 84347)
- 1961 (1968):
The Witch Doctor
(BST 84258)
- 1961:
Art Blakey!!!!! Jazz Messengers!!!!!
(
Impulse!
) mit Wayne Shorter (ts), Lee Morgan (tp), Curtis Fuller (pos), Bobby Timmons (p), Jymie Merritt (b).
- 1961:
Mosaic
(BST 84090) mit
Freddie Hubbard
,
Curtis Fuller
, Wayne Shorter,
Cedar Walton
, Jymie Merritt.
- 1962:
Caravan
(RLP 438) mit Freddie Hubbard, Curtis Fuller, Wayne Shorter, Cedar Walton, Reggie Workman.
- 1963:
A Jazz Message
(Impulse!), mit
Sonny Stitt
(as),
McCoy Tyner
(p),
Art Davis
(b).
- 1964:
Free for All
(BST 84170), mit Freddie Hubbard, Curtis Fuller, Wayne Shorter, Cedar Walton,
Reggie Workman
.
- 1966:
Buttercorn Lady
, Livealbum vom
The Lighthouse Jazz Club
1966, mit Keith Jarrett
- 1965
Live in ’65
(DVD)
- 1983
Jazz at the Smithsonian
- 1986
At Ronnie Scott’s London
(Video, DVD als
Live from Ronnie Scott’s
2003)
- 1995
The Jazz Messenger
(Video/DVD)
- 1998
Art Blakey's Jazz Messengers
- 2001
Jazz Life, Vol. 2
- 2003
Modern Jazz at the Village Vanguard
- 2004
Live at Village Vanguard
- ↑
Miles Davis, Autobiographie, S. 184.
- ↑
BU-isms | Art Blakey (Schlagzeugstil).
The Estate of Art Blakey, Weehawken, NJ,
abgerufen am 3. Februar 2024
(amerikanisches Englisch).
- ↑
Miles Davis, Autobiographie, S. 5.
- ↑
Miles Davis, Autobiographie, S. 192?195.
- ↑
Miles Davis, Autobiographie, S. 171?177.
- ↑
Roy Carr:
A Century of Jazz
, Sleevenotes fur die CD-Zusammenstellung
Blue 45s ? The Ultimate Jukebox
, Blue Note Records, 1998.
- ↑
Chartquellen:
Deutschland
Schweiz
- ↑
Art Blakey | Album Discography | AllMusic.
Abgerufen am 19. Juni 2018
.