Die Marienkirche steht im Zentrum der Stadt und ist deren wichtigstes sakrales Baudenkmal. Gegenuber dem Hauptportal befinden sich die Priesterhauser, welche die vermutlich altesten erhaltenen stadtischen Wohnbauten Ostdeutschlands sind.
Das Gebaude entstand um 1180 ursprunglich als
romanische
Saalkirche
, wurde aber zwischen 1453 und 1563 zur dreischiffigen
Hallenkirche
im
spatgotischen
Stil umgebaut. Der das Stadtbild pragende
Kirchturm
(87?m) ist jedoch ein
barocker
Glockenturm aus dem Jahr 1672, der den durch Blitzschlag beschadigten ursprunglichen Turmaufsatz ersetzte.
Die Kirche war ab 1501 Wirkungsstatte
Hieronymus Dungersheims
. Im Jahr 1520/1521 predigte hier
Thomas Muntzer
und die Kirche wurde infolge der
Reformation
evangelisch.
Am Ende des
Zweiten Weltkrieges
, am 19. Marz 1945 wurde besonders die Sudseite der Marienkirche bei einem
Luftangriff
auf die Innenstadt beschadigt, als eine Luftmine im sudlichen Domhof explodierte. Die Wendeltreppe am Langhaus wurde zerstort, die Außenarchitektur der Sudseite erheblich beschadigt, besonders der Figurenschmuck am sudlichen Langhaus, die Dachhaut und Bleiglasfenster, im Inneren die Empore samt Brustung, sowie Epitaphien im Sudschiff. Die Ausbesserung des Kirchendachs und die Notverglasung erfolgten bereits 1945, von 1951 bis 1956 dann die Rekonstruktion der spatgotischen Architektur und des Treppenhauses, weitere Arbeiten in den Folgejahren.
[1]
Die
EKD
stellte zwischen 1973 und 1975 die Summe von 203.000 D-Mark bereit, damit uber ein
Kirchenbauprogramm in der DDR
dieselbe Summe in DDR-Mark fur Sanierungs-Bauleistungen dieses Sakralbaus verfugbar war.
[2]
Auch Anfang des 21. Jahrhunderts ist die historische Bausubstanz der Marienkirche bedroht: Der in der Außenfassade sichtbare
karbonische
Zwickauer
Sandstein
aus der Umgebung von
Cainsdorf
,
Planitz
und
Bockwa
diente in Form von Werkstucken auch zum Bau der Marienkirche. Er ist mit vielen organogenen, kohligen Restsubstanzen durchsetzt, stellenweise stark poros und durch
Luftverschmutzung
, besonders im 20. Jahrhundert, teilweise schichtparallel stark angegriffen. Ein Ersatz aus den alten regionalen Aufschlussen erscheint mit verhaltnismaßigem Aufwand nicht mehr moglich zu sein.
[3]
Durch den
Bergbau
im
Zwickauer Steinkohlenrevier
senkte sich die Marienkirche um mehr als 3,50 Meter in Richtung Hauptmarkt. Der Effekt entstand durch die Entwasserung der Gruben und Stollen des Steinkohle-Bergbaus. Die
rotliegenden
Gesteinsschichten
unter Zwickau sanken ab. Derselbe Effekt trat im ganzen Stadtgebiet von Zwickau auf. Das gesamte Stadtzentrum sank unter das Wasserstands-Niveau der
Zwickauer Mulde
.
Inzwischen kehrt sich dieser Effekt durch die Flutung der ehemaligen Schachte um, sodass sich die Marienkirche, unter standiger Zug- und Druckkraft aus dem Erdinneren, wieder hebt.
Zur Sicherung des Bauwerkes wurden machtige Zuganker zwischen den Pfeilern im Inneren der Kirche angebracht. Die Lage des Bauwerkes wird mittels eines
Laserlots
uberwacht.
Die barocke Turmhaube wurde nach Planen von Joachim Marquardt, Zimmermeister aus
Plauen
, erschaffen. Sein Bruder
Peter Marquard
schuf den barocken Turmaufbau von
St. Katharinen in Hamburg
. Ein baugleicher barocker Kirchturm der Werkstatt Marquardt befindet sich in
Riga
: die St.-Petri-Kirche. Die
Baugleichheit
war fur die Familie der in Riga aufgewachsenen Malerin
Tatjana Lietz
einer der Grunde, nach 1945 Zwickau als zukunftige Heimat anzunehmen.
Aussicht vom Turm auf Zwickau (April 2011)
Bearbeiten
360-Grad-Panorama vom April 2011 mit einem Uberblick auf die Zwickauer Innenstadt vom Turm des Domes aufgenommen. Eine ausfuhrliche Beschreibung des 360-Grad-Panoramas findet sich
hier
.
Von 1885 bis 1891 wurde die Marienkirche unter der Leitung des Leipziger
Baurates
Oskar Mothes
im Geist des
Historismus
restauriert. Der ursprunglich
gotischen
Kirche wurden zugehorige Stilelemente wieder ein- und angefugt. Beispielsweise wurde der barocke
Dachreiter
auf dem Dach des
Mittelschiffs
durch einen gotischen ersetzt. Auch eine weitere augenfallige Veranderung am Außeren der Kirche wurde vorgenommen, indem unter den
Fialen
der Strebepfeiler zahlreiche Skulpturen von Propheten (Chor), Aposteln (Sudseite) und Reformatoren (Nordseite) zugefugt wurden, die aus franzosischem Kalkstein gefertigt sind.
Nachdem bei neueren Untersuchungen der Zerfall der Sandsteinfundamente als Ursache fur den Schiefstand und das drohende Auseinanderbrechen der Kirche ermittelt wurde, begann im Herbst 2016 eine Fundamentsanierung. Dabei erfolgt eine Freilegung der Fundamente und der Ersatz der alten Grundung durch Stahlbeton. Wahrend der Arbeiten werden die Außenmauern durch zwei große Holzstutzen stabilisiert.
[4]
Die kunsthistorisch interessanten
Propheten
- und
Apostelstatuen
im Außenbereich entstammen der zwischen 1885 und 1891 vorgenommenen Renovierung durch
Oskar Mothes
, mit der eine fur das 19. Jahrhundert typische
Regotisierung
verbunden war. Dabei fugten die Ausfuhrenden Elemente von historisierendem
Maßwerk
und zahlreiche Personenplastiken hinzu. Die einzeln oder als Zweiergruppen eingebrachten Plastiken wurden von sachsischen Bildhauern ausgefuhrt, die ?klugen und torichten Jungfrauen“ am Portal der sudlichen Turmvorhalle von Leo Munch, einem Bildhauer aus der
Kolner Dombauhutte
. Sie alle sind aus einem franzosischen
Oolith
-Kalkstein (Phanotyp
Savonnieres
) gefertigt worden. Teilbereiche des Figurenprogramms folgen nach Einschatzung von
Heinrich Magirius
einem theologischen Konzept des fruheren Zwickauer Superintendenten Christian Friedrich Meyer.
[6]
[7]
Neben dem figurlichen Schmuck der Außenfassade birgt die Marienkirche auch in ihrem Inneren bedeutende Kunstschatze. Dazu zahlt insbesondere die seit 1502 hier ausgestellte
Pieta
(
Vesperbild
)
Peter Breuers
, die als dessen Hauptwerk gilt.
Das
Heilige Grab
ist eine Arbeit von
Michael Heuffner
von 1507.
Der sechsflugelige
Wandelaltar
(Schrein mit Martyrerfiguren und Madonna; Weihnachtszyklus; Passionszyklus) ist ein spatgotischer
Hochaltar
des Nurnberger Meisters
Michael Wolgemut
(Entstehung um 1479),
Kanzel
und
Taufstein
aus der Zeit um etwa 1538 stammen von
Paul Speck
.
Bemerkenswert ist insbesondere auch das
Netzrippengewolbe
(etwa 1536 bis 1565), der Doppelwendelstein, die barocken evangelischen
Beichtstuhle
aus der Zeit um 1632, sowie zahlreiche Bildwerke und
Epitaphien
aus verschiedenen Epochen, darunter im rechten Seitenschiff das Grabmal des Feldherrn
Carol Bose
(† 1657) und in der Romer-Kapelle links vom Portal der
Betstuhl
seiner Witwe Rosina Bose (von 1659) sowie die Graber des Schneeberger Silberbergwerksbesitzers
Martin Romer
(†?1483) und seines Bruders
Nicol Romer
(† 1493).
In der Marienkirche ist fur das Jahr 1383 erstmals eine
Orgel
bezeugt. Nikolaus Hamicke aus Merseburg baute 1480 ein neues Instrument, das 1543 durch
Blasius Lehmann
aus Bautzen und 1612 durch Joachim Zschugk aus Plauen ersetzt wurde.
Johann Ludwig Krebs
wirkte von 1737 bis 1744 an der Marienkirche und bemuhte sich um einen Neubau durch
Gottfried Silbermann
. Die Plane kamen aus finanziellen Grunden nicht zur Ausfuhrung.
Carl Gottlieb Jehmlich
baute 1842 eine neue zweimanualige Orgel mit 40
Registern
, die 1876 von
Richard Kreutzbach
auf drei
Manuale
und 52 Register und 1890/1891 von Carl Eduard Jehmlich auf drei Manuale und 75 Register erweitert wurde.
[8]
Ernst Seifert
lieferte Jehmlich hierfur die Anlagen fur die pneumatischen Trakturen zu.
[9]
Zwei Hochdruckregister lieferte die Firma Hill & Sons aus London. Bereits 1900 wurde die Orgel von
Gebruder Jehmlich
auf 83 Register vergroßert.
[10]
Nach der Vergroßerung 1929/1930 auf 97 Stimmen (plus 4 fur spateren Einbau vorbereitete Register) mit Elektrifizierung der Traktur unter Domorganist
Paul Gerhardt
war die Orgel die großte in Sachsen.
[11]
Das storanfallige Instrument verfiel nach dem Zweiten Weltkrieg.
[12]
Die heutige Haupt-Orgel auf der Empore wurde von 1966 bis 1969 von der Orgelbaufirma
Hermann Eule Bautzen
erbaut. Maßgeblicher Antreiber dieses Projekts war der damalige Organist
Gunter Metz
. Das Instrument hatte ursprunglich 77 Register (5400
Pfeifen
), verteilt auf vier
Manuale
und
Pedal
.
[13]
Es ist der großte, zu DDR-Zeiten in einer Kirche erstellte Orgelneubau. Ihre außere Gestaltung geht auf den hannoverschen Architekten Heinz Wolff zuruck und erinnert an eine Taube. Im Zuge einer Umintonierung erhielt der neobarocke Klang im Jahr 1994 mehr Grundtonigkeit. Im Jahr 2001 restaurierte Arno Voigt die Orgel und veranderte die
Disposition
leicht. Von 2008 bis 2012 fand eine technische Uberarbeitung und Erweiterung um einige Stimmen durch Christian Reinhold statt. Schimmel war zu beseitigen, und die aufgrund des Materialmangels verwendeten minderwertigen Werkstoffe (Preßspanplatten) fur die
Windladen
erzwangen den Neubau aller Laden.
[14]
Die Orgel wurde auch klanglich uberholt. Seitdem verfugt das Instrument uber 82 Register und zwei
Transmissionen
und hat folgende Disposition:
[15]
I Hauptwerk
C?g
3
|
0
1.
|
Gedackt Pommer
0
|
16′
|
0
2.
|
Prinzipal
|
0
8′
|
0
3.
|
Rohrflote
|
0
8′
|
0
4.
|
Konzertflote
|
0
8′
|
0
5.
|
Oktave
|
0
4′
|
0
6.
|
Hohlflote
|
0
4′
|
0
7.
|
Oktave
|
0
2′
|
0
8.
|
Doppelrohrflote
|
0
2′
|
0
9.
|
Mixtur V?VI
|
0
2′
|
10.
|
Scharf IV?V
|
0
1′
|
11.
|
Rauschpfeife III
|
0
2
2
?
3
′
|
12.
|
Großkornett I?III
|
0
3
1
?
5
′
|
13.
|
Trompete
|
16′
|
14.
|
Trompete
|
0
8′
|
|
II Oberwerk
C?g
3
|
15.
|
Quintaton
|
16′
|
16.
|
Prinzipal
|
0
8′
|
17.
|
Trichtergedackt
|
0
8′
|
18.
|
Offenflote
|
0
8′
|
19.
|
Oktave
|
0
4′
|
20.
|
Spitzflote
|
0
4′
|
21.
|
Quinte
|
0
2
2
?
3
′
|
22.
|
Oktave
|
0
2′
|
23.
|
Sifflote
|
0
1
1
?
3
′
|
24.
|
Scharf IV?VI
|
0
1
1
?
3
′
|
25.
|
Solokornett III?V
|
0
2
2
?
3
′
|
26.
|
Terzzimbel III
|
|
27.
|
Trompete
|
0
8′
|
28.
|
Spanische Trompete
0
|
0
8′
|
29.
|
Klarine
|
0
4′
|
|
Tremulant
|
|
|
III Schwellwerk
C?g
3
|
30.
|
Quintaton
(= Nr. 15)
|
16′
|
31.
|
Spitzprinzipal
|
0
8′
|
32.
|
Koppelflote
|
0
8′
|
33.
|
Unda maris
(ab c
0
)
|
0
8′
|
34.
|
Bordun
|
0
8′
|
35.
|
Schwebung II
|
0
8′
|
36.
|
Prinzipal
|
0
4′
|
37.
|
Holzprinzipal
|
0
4′
|
38.
|
Quintaton
|
0
4′
|
39.
|
Spitzoktave
|
0
2′
|
40.
|
Singend Nachthorn
|
0
2′
|
41.
|
Rohr-Gemsquinte
|
0
1
1
?
3
′
|
42.
|
Oktave
|
0
1
?
2
′
|
43.
|
Prinzipal-Mixtur III?V
0
|
0
2′
|
44.
|
Windharfe II?III
|
0
2′
|
45.
|
Sesquialter II
|
0
2
2
?
3
′
|
46.
|
Un-Tredezime II
|
0
8
?
11
′
|
47.
|
Dulcian
|
16′
|
48.
|
Hautbois
|
0
8′
|
49.
|
Rohrkrummhorn
|
0
8′
|
|
Tremulant
|
|
|
IV Brustwerk
(schwellbar)
C?g
3
|
50.
|
Musiziergedackt
|
0
8′
|
51.
|
Quintaton
|
0
8′
|
52.
|
Weidenflote
|
0
8′
|
53.
|
Prinzipal
|
0
4′
|
54.
|
Rohrflote
|
0
4′
|
55.
|
Weidenspiel
|
0
4′
|
56.
|
Nasat
|
0
2
2
?
3
′
|
57.
|
Waldflote
|
0
2′
|
58.
|
Oktave
|
0
1′
|
59.
|
Terz III
|
0
1
3
?
5
′
|
60.
|
Schellenzimbel II
0
|
0
2
?
3
′
|
61.
|
Sept-Non II
|
|
62.
|
Rankett
|
16′
|
63.
|
Vox humana
|
0
8′
|
|
Tremulant
|
|
|
Glockenspiel
|
|
|
Pedal
C?f
1
|
64.
|
Untersatz
|
32′
|
65.
|
Prinzipal
|
16′
|
66.
|
Subbaß
|
16′
|
67.
|
Echobass
(= Nr. 15)
|
16′
|
68.
|
Quintbaß
|
10
2
?
3
′
|
69.
|
Oktave
|
0
8′
|
70.
|
Rohrgedackt
|
0
8′
|
71.
|
Choralbaß
|
0
4′
|
72.
|
Gemshorn *
|
0
4′
|
73.
|
Dolkan *
|
0
2′
|
74.
|
Nachthorn *
|
0
1′
|
75.
|
Baßmixtur IV *
|
|
76.
|
Rauschpfeife IV *
|
|
77.
|
Zink IV *
|
|
78.
|
Hintersatz II
|
|
79.
|
Kontrafagott
|
32′
|
80.
|
Dulzian
|
16′
|
81.
|
Posaune
|
16′
|
82.
|
Trompete
|
0
8′
|
83.
|
Helle Trompete
|
0
4′
|
84.
|
Schalmei
|
0
2′
|
|
Tremulant * (Kleinpedal)
|
|
|
Die mit * gekennzeichneten Pedalregister gehoren zum Kleinpedal.
- Koppeln
:
II/I, III/I, IV/I, III/II, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P
- Spielhilfen
:
40 feste Kombinationen, 4000
Setzerkombinationen
, 16 Zungeneinzelabsteller, Crescendowalze
Weiterhin befindet sich in der Kirche eine Chororgel, die 1979 ebenfalls von der Firma Eule/Bautzen erbaut wurde. Das mechanische Schleifladeninstrument hat 4?Register (Gedackt 8′, Rohrflote 4′, Principal 2′, Zimbel III) auf einem Manual (C?g
3
).
[16]
Seit 1328 verfugte der Dom uber ein
Gelaut
. Es wurde beim Stadtbrand im Jahr 1403 zerstort. Mehr ist uber das erste Gelaut nicht bekannt, nicht einmal die Anzahl der Glocken.
Im Jahr 1424 wurde eine große
Glocke
gegossen, deren Gewicht 59 Zentner (2950 kg) betrug. 1475 wurde die
Romerglocke
gegossen. Der Zwickauer Patrizier
Martin Romer
stiftete sie, weshalb sie auch diesen Namen tragt. Die Romerglocke ist die alteste Glocke
Zwickaus
und eine der altesten in Sachsen. Sie uberstand alle Brande, weil sie bis 1985 im
Dachreiter
hing. Ebenfalls erhalten blieb die Glocke
St.?Osanna
von 1482. Sie hat einen Durchmesser von 1693?mm und ein Gewicht von 56 Zentner (2800?kg). Heute befindet sich die Osannaglocke in der Zwickauer
Katharinenkirche
.
Am 12. Juli 1512 zersprang die im Jahr 1424 gegossene große Glocke wahrend eines Gewitter-Lautens. Ursache dafur soll ein zu großer Kloppel des Schmiedes Hans Ficke aus Koln gewesen sein. Am 27.?September 1513 goss der Glockengießer
Oswald Hilliger
zusammen mit seinen Sohnen
Martin
und
Andreas
die gesprungene Glocke um, und goss eine zweite kleinere mit dem Namen
Anna
dazu. Weiterhin goss er im gleichen Jahre die Glocke
Salva
.
- Die neue große Glocke, deren Namen nicht bekannt ist, trug folgende Inschrift:
Est in honore piae fas hoc fusumque Mariae annus bis duo ecce vigintique mille vas Deus hoc signa plebs salva sit aura benigna Sit tempestatum per me genus omne fugatum.
(Zur Ehre Marias gegossen, das gottliche Versprechen fromm verkundend, dass bis ins Jahr zwei mal zwei zwanzigtausend Gott bezeugt, die durstende Schar der Erretteten zu segnen, auch wenn im Wind mein Klang verflieht.)
- Die Glocke mit Namen
Anna
trug folgende Inschrift:
Ad laudem gloriosissimae matris genitrieis Annae, ejusdem nomen datum est huic campanae.
(Zum Lobe Annas, der glorreichen Mutter des gottlichen Geschlechts, in derselben Namen rufe ich taglich vom Turm.)
- Die Glocke mit Namen
Salva
trug folgende Inschrift:
Vas Deus hoc signa plebs salva sit aura benigna Sit tempestatum per me genus omne fugatum.
(Gott bezeugt, die durstende Schar der Erretteten zu segnen, auch wenn im Wind mein Klang verfliegt.)
Am 17. April 1650 wurden der Turm der Marienkirche samt seiner Glocken durch einen Blitzeinschlag zerstort. Bereits im August wurden zwei neue Glocken gegossen. Sie konnten allerdings erst im August 1658 ihren Platz in der 25?m hohen Glockenstube uber dem Turmschaft beziehen. Diese beiden Glocken sind bis heute erhalten und gehoren zu den altesten Glocken der Stadt Zwickau und ganz Sachsens.
1683 wurde die heutige große Seigerglocke (Uhrschlagglocke) gegossen und aufgezogen. Sie ist in der zweiten
Laterne
starr gelagert und wird nur von einem
Schlagwerk
nach der Uhrzeit angeschlagen.
1890 wurde eine weitere Bronzeglocke von
G. A. Jauck
in Leipzig gegossen. Sie wog 1675?kg, hatte eine Hohe von 1,20?m, einen Durchmesser von 1,41?m und war mit einem Brustbild
Luthers
geschmuckt. Ihre Inschrift lautete:
Gottes Wort und Luthers Lehr vergehen nun und nimmermehr. Mich goss G.?A. Jauck im Jahre des Herrn 1890.
Diese Glocke musste 1943 im
Zweiten Weltkrieg
zum Einschmelzen abgeliefert werden.
G. A. Jauck goss 1900 eine weitere kleine Seigerglocke mit 600?kg Gewicht und 100?cm Durchmesser. Diese musste 1913 noch vor Beginn des
Ersten Weltkriegs
abgeliefert werden.
Im Jahr 1957 goss die Firma
Franz Schilling & Sohne
in
Apolda
die heutige drittgroßte Glocke des Domes.
Nr.
|
Name
|
Gussjahr
|
Gussort
|
Masse
(kg)
|
Hohe
(mm)
|
Ø
(mm)
|
Schlagton
|
Inschrift, Zier, Bemerkungen
|
1
|
|
1650
|
Zwickau
|
5750
|
1950
|
2040
|
a?
|
Johann Georg H.z.S.J.V.B. Churfurst Augustus Reficit Quas incinerabat Aprilis campanas. Resonent aeraque et ora Deo. L. Barthol. Stepnero Superint.
(Im Jahre als
Johann Georg
dem Kurfursten
August
nachfolgte wurde im April der Turm zu Asche. Der erzerne Wiederhall konnte Gott nicht rufen. Ich klinge zur Ehre Gottes, durch Feuer bin ich geflossen.)
D. David Plitzschio et Dav. Reihero Cosa. Bernh. Schmidt Praefecto. Fabian Weißenborn.
Soli Deo gloria. Durch Feuer bin ich geflossen, Georg Schessler, Hans Hendel, Simon Brock haben mich gegossen in Zwickav im Jahre MDCL.
Die Glocke ziert das Stadtwappen Zwickaus und das Kursachsische Wappen.
|
2
|
|
1650
|
Zwickau
|
2700
|
1600
|
1700
|
h?
|
Immanuel Gott mit uns. Das diese Glocke hangt allhier und wird gehort, hat hundert Thaler mild Herr
Karl Bos
verehrt. Mars weicht, der Augsmond dir, o Zwickav Friede bringt, da diese Glock man goss, die Gott zu ehren klingt. MDCL.
Die Glocke ziert das Bosesche Wappen.
|
3
|
Friedens-
Glocke
|
1957
|
Apolda
|
1606
|
1140
|
1360
|
cis¹
|
Verleih uns Frieden gnadiglich. In schwarzer Zeit dem Herrn geweiht. Mich goß anno domini 1957 Franz Schilling Sohne, Apolda.
|
4
|
Romer-
Glocke
|
1475
|
Zwickau
|
0
160
|
0
600
|
0
620
|
f²
|
Ave Maria gratia plena, Domus tecum b.
Die Glocke ziert ein Fries.
|
5
|
Seiger-
Glocke
|
1683
|
Zwickau
|
1075
|
750
|
1300
|
cis¹
|
Mich goss
Andreas Herold
a.D. MDCLXXXIII.
Die Glocke ziert ein doppeltes Brustbild des Kurfursten und Luthers sowie das Wappen des Gießers. Nur Schlagglocke.
|
Der Dom hat eines der altesten und wertvollsten Gelaute Sachsens.
?Klangwelt der Orgel“ (Registervorstellung und Klangbeispiele der Zwickauer Domorgel),
Eterna
-LP 8 26 804, Aufnahme mit Gunter Metz von 1974, bei
Berlin Classics
auch auf CD erhaltlich
- Informationshefte Dom St. Marien
. Forderverein zur Erhaltung des Domes St. Marien zu Zwickau e.?V. (Hrsg.), Zwickau 2003.
- Michael Kirsten
:
Der Dom St. Marien zu Zwickau
. Schnell + Steiner, Regensburg 1998,
ISBN 3-7954-1144-0
.
- Festschrift zur Einweihung der erneuerten Marienkirche zu Zwickau
, Zwickau 1891, (u.?a. enthalten: Schilderung der
Einfuhrung der Reformation in Zwickau
,
Baugeschichte der Marienkirche
,
Idee des Statuenplanes
mit
Grundriß und Statuenplan
) (PDF).
- Die Marienkirche in Zwickau
, Buchkapitel in
Saxonia
; 3(1837), 8, 1837.
- ↑
Heinrich Magirius in
Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg.
Hrsg. Gotz Eckardt, Henschel-Verlag Berlin 1978. Band 2, S.?465?466.
- ↑
Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR (Hrsg.):
Sonderbauprogramm ? Zwischenbericht
. Berlin 1976 (mit Kurz-Portrat dieses Bauwerks).
- ↑
Angela Ehling, Heiner Siedel u. a.:
Bausandsteine in Deutschland
. Band 2.
BGR
, Hannover 2011,
ISBN 978-3-510-95985-3
, S. 166?176.
- ↑
Zwickauer Dom steht schief: Fundamente sind das Problem
in
Freie Presse
, 10. Marz 2017.
- ↑
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Informationen zur Hauptorgel
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Informationen zur Chororgel
50.717916666667
12.495175
Koordinaten:
50°?43′?4,5″?
N
,
12°?29′?42,6″?
O