Dorfkirche Stulpe
Erstmals urkundlich erwahnt wurde der Ort im Jahr 1221 als
stolp
.
[3]
In Stulpe befand sich allerdings vermutlich bereits seit dem 12.?Jahrhundert eine Burg (?festes Haus“), die als Sicherung eines Ubergang durch das sumpfige Urstromtal angelegt worden war.
Otto von Hessen
,
Erzbischof von Magdeburg
, verpfandete
sin hus(hos) tzu(tzo) der stulpe(stolpe)
im Jahr 1342 an die Bruder Krull (Krulle) mit der Maßgabe, dort jederzeit einkehren zu durfen. Otto konnte die Burg zwar wieder auslosen, doch einer seiner Nachfolger,
Peter Jelito
, musste sie 1376 erneut verpfanden, dieses Mal an Werne von Heinrichsdorf. Stulpe wurde erneut ausgelost, unter
Albrecht?IV. von Querfurt
im Jahr 1389 an Meinhard von Niesenheim verpfandet und gelangte von dort an den Amtshauptmann Johann
von Torgau
, Herr auf
Zossen
. Er verkaufte den Ort im Jahr 1446 an funf Bruder aus dem Hause derer von
Schlieben
. George von Schlieben gelang es im Jahr 1494, den Ort in seinen alleinigen Besitz zu bringen. Doch bereits 1537 waren es 13 Bruder aus dem Geschlecht derer von Schlieben, die das Dorf fur 13.000 Gulden an
Hans von Hake
verkauften. Er wurde durch die Geschichte vom ?
Uberfall in der Golmheide
“ bekannt. Nach seinem Tod ubernahm der Zweitgeborene Christoph nach Erreichen seiner Volljahrigkeit das Dorf. Sein alterer Bruder Joachim erhielt als Ausgleich das Stammgut
Bornim
bei
Potsdam
. In seiner Zeit wurde das Dorf vergroßert und ausgebaut. Die
Dorfkirche Stulpe
entstand, indem Christoph vermutlich die
Wallfahrtskapelle
auf dem Golmberg abbrechen ließ, um das dort verbaute Baumaterial zu nutzen. Er kaufte von der Familie Schlieben weiterhin die Guter in
Wahlsdorf
,
Riesdorf
und
Petkus
auf. Christoph hatte allerdings auch mit der
Pest
zu kampfen, die in seiner Wirkungszeit das Dorf heimsuchte und uber hundert Tote forderte. Christoph starb im Jahr 1598 und das Dorf ging an seinen Sohn Hans Friedrich.
Schloss Stulpe
Gut Stulpe zwischen 1859/60, Sammlung
Alexander Duncker
Gemeinsam mit der Witwe seines altesten Bruders Hans Friedrich verwalteten sie seit 1603 das Gut. In dieser Zeit kam es zu Grenzstreitigkeiten mit dem Amtshauptmann der
Standesherrschaft Baruth
. Frau von Hake warf dem Amtshauptmann vor, in ihren Landereien illegal Holz geschlagen zu haben und vertrieb die vermeintlichen Eindringlinge. Der Fall zog sich uber mehrere Jahre hin und konnte bis zum Schluss nicht vollstandig aufgeklart werden.
Im
Dreißigjahrigen Krieg
wurden Dorf und Gut mehrmals von plundernden Landsknechten heimgesucht. Das Gut geriet in finanzielle Schwierigkeiten und wurde vom letzten Vertreter der Familie, Gottfried von Hake, verkauft. Er tauschte 1648 die umfangreiche
Herrschaft Stulpe
gegen das Gut
Neuendorf
bei Storkow, das in dieser Zeit der Familie
von Rochow
gehorte. So gelangte Stulpe an
Hans von Rochow
, der das Gut um einige
Hufen
erweiterte. Er starb 1660 und sein dritter Sohn Friedrich Wilhelm ubernahm die Geschafte. Auf seine Initiative wurde auch die
Kirchenausstattung
der Dorfkirche erheblich erweitert; so schaffte er beispielsweise einen neuen
Kanzelaltar
und einen
Taufengel
an. Sein Enkel, Adam Ernst?II. von Rochow,
[4]
ubernahm nach dem fruhen Tod seines Vaters, des Landrats (
Commissarius
) Adam Ernst?I. erst im Jahr 1738 endgultig das Gut. Er setzte sich dafur ein, nach 1740 das mittlerweile baufallig gewordene Hake-Schloss aus dem 16.?Jahrhundert bis 1754 durch einen
barocken
Neubau zu ersetzen. Zur Vorbereitung der Arbeiten hatte er bereits 1738 eine Sagemuhle im benachbarten
Schmielickendorf
errichten lassen. Hiltrud und Carsten Preuß vermuten in
Die Guts- und Herrenhauser im Landkreis Teltow-Flaming
, dass der Vorgangerbau nicht ganzlich abgerissen wurde, und verweisen auf einige gewolbte Raume sowie eine Kuche mit einem sehr großen Kamin hin, die in Verbindung mit sehr unterschiedlichen Wandstarken auf einen alteren Bau hinweisen. Funf Jahre nach der Fertigstellung starb Adam Ernst?II. im Jahr 1759 und das Gut kam per Losentscheid ein Jahr spater an seinen dritten Sohn Adolf Friedrich von Rochow. Er widmete sich der Forstwirtschaft und ließ auf dem Golmberg ein Sommerhaus errichten. Der Gutspark wurde unter seiner Leitung in einen Landschaftspark umgewandelt und das Haus mit einer
Freitreppe
versehen, die zu einer Aussichtsterrasse fuhrte. Aus dem Jahr 1775 wird eine Wassermuhle erwahnt, 1801 ein Teerofen und 1837 eine Teerschwelerei. Zwei Besitzergenerationen spater folgte als Gutsbesitzer der wohl bedeutendste Vertreter der Familie auf Stulpe, Adolf (Friedrich August).
Adolf von Rochow
war bis 1869 insgesamt 50 Jahre Gutsbesitzer auf Schloss Stulpe und den dazugehorigen Landereien. Er war u.?a.
preußischer
Oberst, Landtagsmarschall, Hofmarschall und Kommendator Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterordens.
[5]
Nach seinem Tod ubernahm zunachst sein altester Sohn, der General
Wichard von Rochow
(bis 1886) zu Berlin,
[6]
und dann der jungste Sohn Adam Ernst?III. ganz kurz das Gut, fuhrten es aber beide nicht mit derselben Intensitat weiter. Adam Ernst?III. hielt sich die meiste Zeit in
Paris
auf, so dass 1887 der Cousin
Hans Wilhelm von Rochow
aus Plessow zum neuen Besitzer wurde. Ihm wiederum folgte sein zweiter Sohn Rochus von Rochow, der mit seiner Ehefrau im Park Stulpe beerdigt ist.
[7]
[8]
Im Jahr 1900 erhielt Stulpe einen Anschluss an die
Juterbog-Luckenwalder Kreiskleinbahnen
. Die Familie von Rochow-Plessow-Stulpe, zunachst eine Erbengemeinschaft, dann durch
Hans von Rochow-Stulpe
vertreten, blieb bis zum Ende des
Zweiten Weltkrieges
im Besitz des Gutes im Dorf und wurde dann enteignet. Das Gutshaus wurde zeitweise als Alten- und Pflegeheim genutzt. Stulpe wurde im Jahr 6. Dezember 1993 Teil der Gemeinde Nuthe-Urstromtal. Im Jahr 1999 kam es zu einem Brand im Gutshaus, bei dem das Dachgeschoss schwer beschadigt wurde. Nach aufwendigen Sanierungsarbeiten verkaufte der Landkreis das Gebaude im Jahr 2006 an eine Privatperson.
Villa in der Kastanienallee 16, (ehem. von Rochow’sches Rentamt)
- Die
Dorfkirche Stulpe
aus dem Jahr 1562, das Schloss aus dem Jahr 1754 mit Landschaftspark, das Forsthaus (jetzt Kindergarten), eine Villa im Kastanienweg und drei Wohnhauser (in der Baruther und in der Ließener Straße) sind
Baudenkmale
des Ortes (siehe
Liste der Baudenkmale in Nuthe-Urstromtal
).
- Das
Gutshaus Stulpe
(auch Schloss Stulpe) genannt ist ein rechteckiger Putzbau, der in den Jahren 1740 bis 1754 durch Adam Ernst?II. vom Rochow an Stelle einer Dreiflugelanlage aus der Mitte des 16.?Jahrhunderts errichtet wurde. Zweigeschossig, mit Mansarddach gedeckt, ist es mit seiner doppellaufigen Freitreppe und der durch Kolossalpilaster gegliederten Hoffront ein typisches barockes Herrenhaus geworden. Zum Schloss gehort ein ab 1820 angelegter Landschaftspark, in dem Linden, Eichen, Blutbuchen, Fichten, Ahorn, Weymouthskiefer, Robinie, Wacholder und Rhododendron wachsen. Das Schloss diente als Drehort in dem Film
Ein russischer Sommer
fur
Jasnaja Poljana
, den Wohnsitz der Tolstois.
[9]
2006 erwarb das Ehepaar Rupilius das Schloss und sanierte es. Heute befinden sich dort Ferienwohnungen; es wird auch fur Hochzeiten und Konzerte genutzt.
[10]
- Die Wohnhauser in der Baruther Straße 4, 6 und 36 stehen unter Denkmalschutz, ebenso eine Villa in der Kastanienallee 16.
- Eine Eiche in der Ortschaft mit einem Brusthohenumfang von 7,43?m (2016) ist ein eingetragenes Naturdenkmal.
[11]
- Der
Stulper Schloßweg
fuhrt als Teil des
FlamingWalks
auf 14,1?km durch Stulpe und den Nachbarort
Lynow
. Weiterhin fuhrt der 17,6?km lange
Flemmingwiesenweg
durch das Dorf.
- A.F.A. von Rochow:
Das Schloss Stulpe
. Verlag Schade, Berlin 1868, 137 S.;
kvk.bibliothek.kit.edu
- Andreas Kitzing:
Das Leben eines markischen Junkers ? Hans Wichard von Rochow-Stulpe (1898?1945)
. Verlag Thomas Marz, Wahlsdorf 1998,
ISBN 3-00-002916-8
.
- Hiltrud und
Carsten Preuß
:
Die Guts- und Herrenhauser im Landkreis Teltow-Flaming
. 1. Auflage. Lukas Verlag fur Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2011, S. 244.
ISBN 978-3-86732-100-6
.
- Gerhard Vinken
, Barbara Rimpel, u.?a.:
Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler ? Brandenburg.
Hrsg.
Georg Dehio
Nochfolge/Dehio-Vereinigung e.V.,
Deutscher Kunstverlag
, Munchen/Berlin 2012.
ISBN 978-3-422-03123-4
.
- Stulpe
.
Hrsg. Gemeinde Nuthe-Urstromtal; 18. Januar 2024.
- ↑
Gemeinde Nuthe-Urstromtal ? Ortsteil Stulpe.
In:
Gemeinde Nuthe-Urstromtal.
Abgerufen am 21.?Dezember 2023
.
- ↑
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):
Gemeinden 1994 und ihre Veranderungen seit 1. Januar 1948 in den neuen Landern
. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995,
ISBN 3-8246-0321-7
.
- ↑
Stulpe
.
Website des Fordervereins Naturpark ?Baruther Urstromtal“ e.?V.; abgerufen am 8. August 2020.
- ↑
Adam Ernst II. von Rochow
.
, in:
Moritz Maria von Weittenhiller
:
Genealogisches Taschenbuch der Ritter- und Adels-Geschlechter 1879
, Vierter Jahrgang, Buschak & Irrgang, Brunn, Wien 1878-12, S. 504 ff.
- ↑
Adolph von Rochow
aus
Stulpe, in:
Geschichte der Brandenburgischen Provinzial-Genossenschaft des Johanniterorden
, Hrsg. Brandenburgische Provinzialgenossenschaft des Johanniterorden, Eigenverlag, Berlin 2023, S. 1.
- ↑
Rochow
.
In:
Berliner Adreßbuch
, 1880, Teil 1, S.?789.
- ↑
Andreas Kitzing:
Rochus von Rochow
, Vita, Hrsg. Veikkos, Selbstverlag Veikkos, Eichwalde, Luckenwalde, Stulpe 2020, S. 1.
- ↑
Andreas Kitzing:
Margarethe von Rochow
, Vita, Hrsg. Veikkos, Selbstverlag Veikkos, Eichwalde, Luckenwalde, Stulpe 2020, S. 1.
- ↑
FILM: ?Ein russischer Sommer“/2010 zum Oskar nominiert
, Webseite des Schlosses Stulpe, abgerufen am 15. August 2020.
- ↑
Schloss Stulpe, ein edles Haus fur Hochzeiten, Konzerte und Urlaub
.
In:
Berliner Zeitung
, 22. Dezember 2016.
- ↑
Eintrag
im Verzeichnis
Monumentaler Eichen
.