Ein
Knochenpanzer
ist eine besondere Form des Aufbaus der außeren Haut, wie sie heute bei
Schildkroten
und
Krokodilen
zu finden ist. Bei diesen Tieren ist die Haut durch flache Knochenplatten verstarkt, den
Osteodermen
. Diese konnen, wie bei den Krokodilen, in die Haut eingelagert und von ihr uberwachsen sein oder, wie bei den meisten Schildkroten, direkt die außere Umhullung darstellen.
Fossile Osteodermata des ausgestorbenen Krokodils
Deinosuchus
Die Krokodile besitzen vor allem auf dem Rucken Knochenplatten. Dabei besteht die oberste Hautschicht der Tiere, die
Hornhaut
(Stratum corneum) aus einer wechselnden Anzahl von Schichten aus
Kollagenfasern
. Hautungen gibt es bei den Krokodilen nicht, die oberste Schicht wird durch einfachen Abrieb erneuert.
Mississippi-Alligator
(
Alligator mississippiensis
)
Die hornigen Ruckenschuppen bestehen aus gekielten Hornplatten, die als Ruckenschilde bezeichnet werden. Unterhalb dieser Schilde liegen verknocherte Platten. Dabei handelt es sich artabhangig um vier bis zehn nebeneinander liegende Platten, die in mehreren Langsreihen angeordnet sind, jede Langsreihe entspricht einem
Wirbel
der
Wirbelsaule
. Auch die Schilde im Nacken der Tiere, die Nuchalplatten, sind mit Osteodermen unterlegt und bilden arttypische Muster. Die Bauchschilde der meisten Arten sind flach und viereckig und bei fast allen Arten existieren hier keine knochernen Platten. Am Schwanz bilden die Bauchschilde und die Ruckenschilde Ringe, die im vorderen Bereich beidseitig einen Schuppenkamm tragen, der zur Schwanzspitze hin in einen einzelnen Schuppenkamm ubergeht. Auch alle anderen Korperteile tragen Hornschilde, bei einigen Arten konnen sich dabei auch an den Extremitaten, am Hals und sogar an den
Augenlidern
Knochenverstarkungen bilden. Besonders die sehr stark verknocherten Arten sind meist eher klein und verhaltnismaßig unbeweglich, dazu gehoren etwa die
Glattstirnkaimane
(Gattung
Paleosuchus
), das
Stumpfkrokodil
(
Osteolaemus tetraspis
). Der
Schwarze Kaiman
(
Melanosuchus niger
) allerdings gehort, trotz ebenfalls starker Panzerung, zu den großen Krokodilarten. Andere großere Arten wie das
Leistenkrokodil
(
Crocodylus porosus
) schutzen sich vor allem durch ihre Große und haben entsprechend weniger stark ausgebildete Knochenpanzer.
Seychellen-Riesenschildkrote
Das
Praparat
zeigt die Innenseiten des Panzers einer
Maurischen Landschildkrote
(
Testudo graeca
)
Bei den Schildkroten bildet der Knochenpanzer die typische ?Schale“ bestehend aus einem Ruckenpanzer (
Carapax
) und einem Brustpanzer (
Plastron
). Diese sind durch die ?Brucke“ miteinander verbunden. Der Panzer besteht in der untersten Schicht aus massiven Knochen, die sich
entwicklungsgeschichtlich
aus der Wirbelsaule, den Rippen und dem Becken gebildet haben. Uber den Knochen befindet sich eine Hautschicht. Bei den
Weichschildkroten
ist diese Haut lederartig, wogegen die ubrigen Arten auf der Haut die typischen Panzerschilde aus
Hornsubstanz
haben.
Das Aussehen des gesamten Panzers kann sich je nach Art sehr unterscheiden. So weist der Ruckenpanzer bei vielen Arten einen oder drei Langskiele auf. Insbesondere bei den
Hockerschildkroten
ist dieser Kiel sehr prominent. Verschiedene Gattungen (beispielsweise die
Dosen-
und
Scharnierschildkroten
) konnen ihren Bauchpanzer mit Hilfe eines Scharniers hochklappen und somit den gesamten Panzer schließen. Eine ahnliche Funktion bietet ein Scharnier im Carapax der
Gelenkschildkroten
.
Typische Erkrankungen des Schildkrotenpanzers sind die
Panzernekrose
und die
Panzerfraktur
.
- P. Lemell:
Allgemeine Anatomie der Schildkroten (Chelonia)
. In:
Stapfia
.
Band
69
, 2000,
S.
1?12
(
zobodat.at
[PDF;
1,4
MB
]).