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Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen ? Wikipedia

Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen

zentrale Universitatsbibliothek der Georg-August-Universitat Gottingen
(Weitergeleitet von SUB Gottingen )

Die Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen (kurz SUB Gottingen ) ist die zentrale Universitatsbibliothek der Georg-August-Universitat Gottingen und Bibliothek der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen . Sie ist eine der großten wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands. Aufgrund ihrer uberregionalen Aufgaben in der Literaturversorgung erhielt sie 1949 die zusatzliche Bezeichnung Staatsbibliothek . Bekanntestes Werk ihres Bestands ist ein Werk des UNESCO - Weltdokumentenerbes .

Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen

Zentralbibliothek der SUB Gottingen

Grundung 1734
Bestand etwa 9 Millionen Medieneinheiten
Bibliothekstyp Staats- und Universitatsbibliothek
Ort Gottingen
ISIL DE-7
Leitung Kathrin Brannemann (kommissarisch)
Website http://www.sub.uni-goettingen.de

Geschichte

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Bibliothekssaal im Kollegiengebaude, Kupferstich von 1747

Die Bibliothek wurde 1734 gegrundet und war ursprunglich untergebracht in dem 1735?1737 an der heutigen Prinzenstraße in der Gottinger Innenstadt erbauten ersten Kollegiengebaude , das auf Grundmauern eines vormaligen Dominikanerklosters (Paulinerklosters) entstand. Die Bibliotheksnutzung erfolgte dort zunachst im Obergeschoss des Mittelbaus um den inneren Hof herum. Ein 1747 von Georg Daniel Heumann geschaffener Kupferstich zeigt den großen Bibliothekssaal. In der Bildunterschrift wird die stutzenfreie Grundflache des Saals mit 40 auf 100 Fuß angegeben, was etwa 28,50 m auf 11,40 m, [1] d.?h. rund 325 m² Flache entspricht.

Der Kurator der 1737 eroffneten Universitat Gerlach Adolph Freiherr von Munchhausen konnte Johann Matthias Gesner als ersten Direktor gewinnen und die umfangreiche Privatbibliothek von Joachim Hinrich von Bulow (1650?1724) als Grundstock einwerben (unter der Bedingung, dass die Gottinger Universitatsbibliothek dauerhaft den Namen Bibliotheca Buloviana tragen solle, was heute nicht mehr der Fall ist). Insgesamt besaß die Bibliothek bereits im Jahre 1734 einen soliden Grundbestand von etwa 12.000 Banden aus allen Wissensgebieten. [1] Fruh begann die Bibliothek, einem fur die Bibliotheksgeschichte bedeutenden Konzept zu folgen: Die Bestande waren fur den wissenschaftlichen Gebrauch bestimmt, die einzelnen Titel wurden nicht nach dem Kriterium des Schauwertes erworben, sondern nach deren Inhalt, und es wurde ein regelmaßiger Erwerbungsetat festgeschrieben. Durch ihren planmaßigen Bestandsaufbau galt die Bibliothek schnell als eine der bedeutendsten Bibliotheken Deutschlands und Prototyp einer modernen Universitatsbibliothek. Die Bestande wurden durch ein umfangreiches Katalogsystem erschlossen.

 
Kollegien- und Bibliotheksgebaude, um 1800

Langjahriger Leiter (von 1763 bis 1812) war Christian Gottlob Heyne , zugleich Professor fur Klassische Philologie . Heyne machte die Bibliothek rasch zu einer uberregional wichtigen und beispielhaften Einrichtung. Er organisierte eine Fernleihe fur auswartige Gelehrte und beschaffte neben deutschen Neuerscheinungen auch uber Korrespondenzen mit anderen Gelehrten Literatur des Auslands, nicht nur franzosische, englische und amerikanische, sondern auch arabische und orientalische Literatur. Bei seinem Amtsantritt hatte die Bibliothek einen Bestand von 60.000 Banden. Bei seinem Tod hatte er sich auf 200.000 Bande vergroßert. Zum Vergleich: Der Bestand der Universitatsbibliothek Halle zahlte 1795 nur 20.000 Bande. [2] Seit dem 18. Jahrhundert wurde das ursprungliche Gottinger Bibliotheksgebaude durch An- und Ausbauten erweitert, so z.?B. 1812 durch den Einbezug des oberen Saals der Paulinerkirche .

 
Blick in den Historischen Saal ( Paulinerkirche ). Friedrich Besemann (1796?1854) zugeschriebene Federzeichnung (um 1820)
 
Heyne-Saal (2022)

Im 19. Jahrhundert stagnierte die Entwicklung der Bibliothek (nach Errichtung des Konigreichs Hannover nunmehr ?Konigliche Universitatsbibliothek“ genannt) aufgrund des unzureichenden Etats. Beruhmteste Bibliothekare dieser Epoche waren von 1830 bis 1837 die Bruder Jacob und Wilhelm Grimm .

1866 in die Tragerschaft Preußens ubergegangen, wurde die Bibliothek seit Ende des 19. Jahrhunderts in das sich entwickelnde System der uberregionalen Literaturversorgung (verteilter Bestandsaufbau, Preußischer, spater Deutscher, Gesamtkatalog, Fernleihe) aufgenommen. Damit die Bibliothek diesen Aufgaben gerecht werden konnte, wurde zwischen 1878 und 1882 an der Prinzenstraße ein großer Erweiterungsbau errichtet, in dem sich heute auch der nach Christian Gottlob Heyne benannte Heyne-Saal befindet. Der zeitgemaße Baustil dieses Baukorpers setzte sich in seiner historisierenden Architektur deutlich von den bisherigen klassizistischen Bauten ab und wies im Inneren auch preußische Kappendecken auf. Er steht bis heute auf dem großzugigen Vorhof des alten Kollegien- und Bibliotheksgebaudes in der Gottinger Altstadt. Der Gebaudekomplex wurde zuletzt 1916 erweitert durch einen Bau fur Magazinbestande. [3]

1992 wurde ein von dem Architekten Eckhard Gerber entworfener Neubau, die Zentralbibliothek, auf dem nordlich an Auditoriengebaude und Altstadt angrenzenden Campus der Universitat am Platz der Gottinger Sieben nach mehrjahriger Bauzeit eingeweiht. [4] Der Baukorper ist im Grundriss an eine sich in Richtung Altstadt offnende Hand angelehnt. Die Stockwerke fur das Magazin liegen unterhalb der Erdoberflache. Im Nordwesten bildet eine Rotunde den Eingangsbereich der Zentralbibliothek. Glasfassaden kennzeichnen die Sudseite des Bauwerks mit dem Lesesaal. Dort ist seither auch die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) untergebracht.

Der Historisches Gebaude genannte Gebaudekomplex am ursprunglichen Standort an der Prinzenstraße und am Papendiek beherbergt seit 1992 die Spezialsammlungen der Bibliothek. Zudem ist dort eine Werkstatt fur Restaurierungen von Buchern untergebracht. Die Paulinerkirche wird fur Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt.

Außerdem gibt es mehrere auf das Stadtgebiet verteile Fachbereichsbibliotheken .

Zwischen den 1920er Jahren und 2015 betreute die Bibliothek zahlreiche Sondersammelgebiete , [5] neben weiteren Fachern z.?B. auch den angloamerikanischen Kulturraum, in dessen Rahmen die Virtuelle Fachbibliothek Anglo-Amerikanischer Kulturraum entwickelt wurde. Ihr Exemplar der Gutenberg-Bibel , eine von vier weltweit bekannten vollstandigen Pergamentausgaben, wurde 2001 in das UNESCO- Weltdokumentenerbe aufgenommen. [6] 2002 wurde die SUB Gottingen als Bibliothek des Jahres ausgezeichnet. [7]

Direktoren

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Erweiterungsbau, errichtet 1878?1882, heute als Prinzenstraßengebaude bezeichnet

Die Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen verfugt derzeit uber einen Bestand von rund 9 Millionen [9] Medieneinheiten, darunter rund 5,9 Millionen Bande, 1,6 Millionen Mikroformen, 50.000 lizenzierte elektronische Zeitschriften sowie 126.000 weitere digitale Bestande, 327.000 Karten und Plane sowie mehr als 14.000 Handschriften, 3.100 Inkunabeln und 400 Nachlasse (Stand: Ende 2016). [10]

Standorte

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Bereichsbibliothek Kulturwissenschaften
 
Lern- und Studiengebaude
Grundungs- und Zentralstandorte
  • Zentralbibliothek (ZB) (am Platz der Gottinger Sieben)
  • Historisches Gebaude (HG), Kurzbezeichnung fur den Gebaudekomplex von Prinzenstraßengebaude, Kollegiengebaude und Paulinerkirche in der Gottinger Innenstadt (Prinzenstraße 1, Papendiek 14)
Bereichsbibliotheken
  • Bereichsbibliothek Forstwissenschaften (BBF) (am Nordcampus bei Weende)
  • Bereichsbibliothek Physik (BBP) (am Nordcampus bei Weende )
  • Bereichsbibliothek Kulturwissenschaften (BBK) (im Quartier ostlich der Zentralbibliothek)
  • Bereichsbibliothek Medizin (BBM) (im Klinikum der Universitatsmedizin Gottingen )
  • Bibliothek Waldweg (fur die Fachgebiete Fachdidaktik, Erziehungswissenschaft, Psychologie und Sport) (im Quartier ostlich der Zentralbibliothek)
  • Bereichsbibliothek Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (BBWiSo) (im Oeconomicum am Platz der Gottinger Sieben)
weiterer Standort (Betrieb durch die SUB Gottingen)
  • Lern- und Studiengebaude der Universitat Gottingen (am Platz der Gottinger Sieben)

Sammlungen im Historischen Gebaude

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Im Rahmen der Sammlung Deutscher Drucke sammelt die SUB Gottingen Publikationen des 18. Jahrhunderts.

Aktivitaten

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Seit 1997 unterhalt die SUB Gottingen das Gottinger Digitalisierungszentrum . Die SUB Gottingen betreibt zudem den hochschuleigenen Universitatsverlag Gottingen , der seit seiner Grundung im Jahre 2003 stetig expandiert und sich dem Open-Access -Prinzip verpflichtet fuhlt. 2004 wurde die Abteilung Forschung und Entwicklung gegrundet, die an der Entwicklung neuer Angebote wie dem Aufbau von virtuellen Forschungsumgebungen und Infrastrukturen fur wissenschaftliche Daten und Dienste maßgeblich beteiligt ist.

Sie betreut die Fachinformationsdienste Mathematik (seit 2015, mit der Technischen Informationsbibliothek Hannover), Anglo-American Culture (seit 2016, mit der Bibliothek des John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universitat Berlin), Geowissenschaften der festen Erde (seit 2016, mit dem Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam) und Finnisch-ugrische / uralische Sprachen, Literaturen und Kulturen (seit 2017). Sie koordiniert den Aufbau eines bundesweiten Kompetenzzentrums fur die Lizenzierung elektronischer Ressourcen, an dem neben der SUB Gottingen die Staatsbibliothek zu Berlin ? Preußischer Kulturbesitz und die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes beteiligt sind. Diese Verbundzentrale ubernahm 2020 auch BARTOC . [11]

Seit 2014 betreibt die SUB Gottingen gemeinsam mit der Gesellschaft fur wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Gottingen (GWDG) die Gottingen eResearch Alliance. Sie koordiniert das Verbundprojekt DARIAH-DE zum Aufbau geistes- und kulturwissenschaftlicher Forschungsinfrastrukturen in Deutschland und unterstutzt die konsortiale Etablierung von europa- und weltweit vernetzten Open-Access-Forschungsinfrastrukturen (OpenAIRE 2020, COAR e.?V.).

Schenkungen

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Die heutigen Bestande der Bibliothek sind teilweise auch Schenkungen von Forderern und Mazenen. Ebenso loste das bereits im 18. Jahrhundert erlangte Ansehen der Universitat Gottingen ein Mazenatentum ihrer Alumni aus. So errichtete der amerikanische Bankier John Pierpont Morgan 1912 mit 50.000 US-$ eine Stiftung, die bis 1967 den Ankauf angelsachsischer Literatur ermoglichte. [12] [13] Zudem werden zahlreiche ubergebene Wissenschaftler-Nachlasse verwaltet.

Literatur

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  • Margo Bargheer, Klaus Ceynowa (Hrsg.): Tradition und Zukunft ? die Niedersachsische Staats und Universitatsbibliothek Gottingen. Eine Leistungsbilanz zum 65. Geburtstag von Elmar Mittler . Universitatsverlag, Gottingen 2005, ISBN 3-938616-03-2 ( Volltext, PDF ).
  • Bernhard Fabian (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestande in Deutschland . Bd. 2, 1. Olms-Weidmann, Hildesheim 1998, ISBN 3-487-09575-0 , S. 140?266.
  • Jan-Jasper Fast, Tobias Moller (Red.): Zukunft mit Tradition. Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen, Bibliothek des Jahres 2002 . Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek, Gottingen 2003.
  • Christiane Kind-Doerne: Die Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen. Ihre Bestande und Einrichtungen in Geschichte und Gegenwart . Harrassowitz, Wiesbaden, 1986, ISBN 3-447-02590-5 .
  • Elmar Mittler : Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen . In: Bernd Hagenau (Hrsg.): Regionalbibliotheken in Deutschland . Klostermann, Frankfurt am Main 2000, S. 187?195, ISBN 3-465-03085-0 .
  • Werner Seidel: Baugeschichte der Niedersachsischen Staats- und Universitatsbibliothek in Gottingen 1734?1953 . Gottingen 1953. ( Digitalisat auf gdz.sub.uni-goettingen.de , abgerufen am 11. September 2023) ? Enthalt zahlreiche Abbildungen von Bau- und Projektplanen des 18. Jahrhunderts.
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Commons : Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen ?? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b HR: Der Grundstock im Jahre 1734. In: webdoc.sub.gwdg.de. Abgerufen am 3.?Februar 2023 .
  2. Erhardt Mauersberger: Universitats- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt . In: Handbuch der historischen Buchbestande in Deutschland . Online-Version .
  3. Werner Seidel: Baugeschichte Der Niedersachsischen Staats- und Universitatsbliothek in Gottingen 1734?1953, 1953, S. 36
  4. Gerber Architekten: Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek, Gottingen
  5. Liste der von der SUB Gottingen betreuten Sondersammelgebiete im Webis-Portal
  6. Deutsche Beitrage fur das Memory of the World. [1]
  7. Bibliothek des Jahres 2002: Niedersachsische Staats- und Universitatsbibliothek Gottingen. [2]
  8. Wolfram Horstmann wird neuer Geschaftsfuhrer und Direktor von FIZ Karlsruhe. In: nachrichten.idw-online.de. 11.?Oktober 2023, abgerufen am 8.?Januar 2024 .
  9. Portrait. In: sub.uni-goettingen.de. Abgerufen am 3.?Februar 2023 .
  10. Deutsche Bibliotheksstatistik 2016. [3] .
  11. Verbundzentrale des GBV ubernimmt BARTOC
  12. Unsere Forderinnen und Forderer. In: sub.uni-goettingen.de. Abgerufen am 3.?Februar 2023 (MIt einer Aufzahlung historischer Forderer und deren Verdienste um die Bibliothek).
  13. SG/HR: In Dankbarkeit verbunden ? Schenkungen Ehemaliger. In: webdoc.sub.gwdg.de. Abgerufen am 3.?Februar 2023 .

Koordinaten: 51°?32′?23″? N , 9°?56′?11″? O