Erzherzog
Franz Ferdinand von Osterreich-Este
(1863?1914) heiratete am 1. Juli 1900 in
Reichstadt
(
Bohmen
) die
Grafin
Sophie Chotek von Chotkowa
(1868?1914). Die Nachkommen aus dieser Ehe waren wegen des
Kaiserlich osterreichischen Familienstatuts
, dem
Hausgesetz
der Dynastie
Habsburg-Lothringen
, nicht standesgemaß und damit nicht fur die osterreichisch-ungarische Thronfolge erbberechtigt.
Die strengen erbrechtlichen Vorschriften galten anfangs nur fur Osterreich. In Bohmen und Ungarn hingegen hatten Herzogin Sophie von Hohenberg Konigin und ihre Kinder Thronerben werden konnen. Im Hinblick auf die Einheit der Monarchie
Osterreich-Ungarn
erfolgte aber ein vertraglicher Verzicht auf diese Anspruche.
[1]
Am 8. August 1900 wurde Sophie Chotek samt ihren zukunftigen ehelichen Nachkommen durch
Kaiser Franz Joseph
mit dem Namen
Hohenberg
und der Anrede ?Furstliche Gnaden“ in den osterreichischen Furstenstand erhoben und erhielt als Frau des Thronfolgers ein personliches Wappen. Der Name
Hohenberg
wurde gewahlt nach dem im 15. Jahrhundert ausgestorbenen
schwabischen Adelsgeschlecht
der
Grafen von Hohenberg
.
Aus der 1900 geschlossenen Ehe gingen folgende Kinder hervor:
Sophie
(1901?1990),
Maximilian
(1902?1962) und
Ernst
(1904?1954). Ein viertes Kind wurde im Herbst 1908 tot geboren.
Am 8. Juni 1905 verlieh Kaiser Franz Joseph der Furstin von Hohenberg und ihren ehelichen Nachkommen das Pradikat ?Durchlaucht“. Am 4. Oktober 1909 erfolgte die Erhebung der Furstin von Hohenberg zur
Herzogin von Hohenberg
mit der Anrede ?Hoheit“, wobei sich dies nur auf Sophie personlich und nicht ihre Nachkommen erstreckte.
Nach dem
Attentat von Sarajevo
ging der Besitz des ermordeten Thronfolgerpaars auf seine Kinder uber. Als altester Nachkomme erbte der damals erst zwolfjahrige
Furst Maximilian
unter anderem das
Schloss Artstetten
in
Niederosterreich
,
[2]
wo das Thronfolgerpaar auch beigesetzt wurde. Die drei Kinder erbten außerdem das
Schloss Konopi?t?
sudlich von Prag, das Schloss
Chlumetz
in Sudbohmen nahe der Grenze zu Osterreich und das
Schloss Greifenberg
in
Radmer
in der Steiermark.
[1]
Nach dem Tod des Kaisers
Franz Joseph
1916 wurden aus seinem Nachlass 20.000 ha Hektar Waldbesitz in
Radmer
, Steiermark, die eigentlich als testamentarisches Erbteil fur Franz Ferdinand vorgesehen waren, an dessen Waisenkinder Max, Sophie und Ernst ubertragen.
Wahrend der Regierungszeit
Kaiser Karls I.
erhielten die Kinder des Thronfolgerpaars am 31. August 1917 ein erbliches Wappen und die in der
Primogenitur
erbliche Herzogswurde mit der Anrede ?Hoheit“, die ubrigen Nachkommen den Titel
Furst
bzw.
Furstin
mit der Anrede ?Durchlaucht“.
Aufgrund des
Adelsaufhebungsgesetzes
tragen die Angehorigen des Geschlechtes in der Republik Osterreich seit 1919 ausschließlich den Familiennamen
Hohenberg
. Ebenfalls 1919 wurden die Sohne des Thronfolgerpaars, Maximilian und Ernst, damals 17 bzw. 15 Jahre alt, in Konopi?t? und Chlumetz zu Gunsten der
Tschechoslowakischen Republik
in einer eigenen
Lex Hohenberg
entschadigungslos enteignet und als osterreichische Staatsburger nach
Osterreich
ausgewiesen. Diese Enteignung war spater Anlass eines jahrelangen rechtlichen Streits zwischen der Familie Hohenberg und der Republik Tschechien, der von Sophie Hohenberg vor die Europaischen Instanzen getragen wurde.
Nach dem
Anschluss Osterreichs
1938 wurden
Maximilian
und
Ernst Hohenberg
ins
Konzentrationslager Dachau
deportiert, weil sie sich fur die Selbststandigkeit
Osterreichs
und gegen den ?Anschluss“ an das
Deutsche Reich
ausgesprochen hatten. Schloss Artstetten wurde enteignet und die Forstwirtschaft in Radmer ging ebenfalls in den Besitz des Deutschen Reiches uber. Dies war eine der großten Enteignungen in Osterreich.
[3]
Die Inhaftierung der Bruder Hohenberg erregte im westlichen Ausland starke Aufmerksamkeit.
[4]
Maximilian wurde 1940 entlassen, wahrend Ernst in das
Konzentrationslager Buchenwald
verlegt wurde und erst 1943 heimkehren konnte. Der enteignete Familienbesitz gelangte nach der
Zeit des Nationalsozialismus
an die Republik Osterreich, die Ruckgabe an Maximilian Hohenberg erfolgte erst 1949. Dieser vererbte Artstetten mit Schloss, Forst- und Landwirtschaft 1962 an seinen altesten Sohn Franz Ferdinand Hohenberg. Nach seinem Tod 1977 uberschrieb dessen Witwe
Elisabeth
den Besitz an ihre alteste Tochter Anita, die den franzosischen Grafen Romee de
La Poeze d’Harambure
heiratete. Diese brachten den Besitz in die Ende 2003 gegrundete
Anita Hohenberg-Stiftung
ein.
[2]
Der Forstbesitz in Radmer wurde unter den Erben aufgeteilt.
Die Grablege der Familie Hohenberg befindet sich in Schloss Artstetten. 1909 erteilte Erzherzog Franz Ferdinand den Auftrag zur Errichtung der Familiengruft fur zwolf Sarge unter dem Vorplatz der Schloss- und Pfarrkirche
St. Jakobus der Altere
. 1955/56 wurde die Gruft nach dem Tod von
Ernst Hohenberg
unter dem Kirchturm und der Schloss-Sudterrasse erweitert. Heute sind neben den beiden Sohnen und ihren Frauen auch drei Enkel Erzherzog Franz Ferdinands hier beigesetzt.
[2]
Fur die Nachkommen der Anna Hohenberg und des Grafen Romee de La Poeze d’Harambure wurde die alte Gruft der Schlossherren reaktiviert.
Personliches Wappen der
Herzogin Sophie von Hohenberg
, 1909
Das 1917 verliehene Wappen der Herzoge und Fursten von Hohenberg ist von Silber und Rot dreimal geteilt. Zwei Helme mit rot-silbernen Decken: rechts ein naturfarbener Pfauenstoß (Helmzier von Osterreich), links zwei von Silber und Rot geteilte Buffelhorner mit verwechselten Beschlagen und Schnuren (Helmzier der erloschenen schwabischen Grafen von Hohenberg). Herzogskrone und -mantel.
[5]
(Der Wappenschild bezieht sich wie die beiden Helmzieren gleichermaßen auf Osterreich wie auf das erloschene Geschlecht der
Grafen von Hohenberg
: einerseits ist es eine Minderung des osterreichischen Balkenschildes: unter silbernem
Schildhaupt
, gleichzeitig aber auch eine Minderung des Hohenberger Stammwappens: eine Doppelung von dessen Teilung von Silber und Rot.)
Herzogin Sophie von Hohenberg
hatte als Gemahlin des kunftigen Kaisers ein personliches Wappen: Geviert, die Felder 1 und 2 des Hauptschildes belegt mit dem Schild des
Hauswappens Habsburg-Lothringen
(= zweimal gespalten; vorn in Gold ein blaugekronter, blaubewehrter und blaugezungter roter Lowe [= Habsburg], mittig auf rotem Grund ein silberner Balken [= Osterreich], hinten in Gold ein roter Schragbalken, der Richtung des Balkens nach belegt mit drei silbernen gestummelten Adlern [= Lothringen]), die Felder 3 und 4 des Hauptschildes belegt mit dem Schild des Stammwappens
Chotek
(= geteilt; oben von Silber und Rot gespalten, unten in Rot ein unterhalbes Wagenrad, das an die Teilungslinie anstoßt); in Feld 1 und 4 des Hauptschildes in Gold ein gekronter schwarzer Doppeladler (= aus dem reichsgraflichen Wappen Chotek), in Feld 2 und 3 des Hauptschildes in Blau einwarts gekehrt ein goldener Bar (= aus dem reichsgraflichen Wappen Chotek). Herzogskrone und -mantel.
[6]
Wappen der Reichsgrafen
Chotek von Chotkow
und Wognin
Das 1745 anlasslich der Erhebung der
Chotek von Chotkow
in den
Reichsgrafenstand
verliehene Wappen war: Geviert mit Herzschild; dieser geteilt, oben von Silber und Rot gespalten, unten in Rot ein unterhalbes Wagenrad, das an die Teilungslinie anstoßt (= Stammwappen
Chotek
);
[6]
im Hauptschild in Feld 1 und 4 in Gold ein schwarzer Doppeladler, jeder Kopf bekront (= kaiserliches Gnadenzeichen anlasslich der Erhebung in den Reichsgrafenstand), in Feld 2 und 3 in Blau einwarts gekehrt ein goldener Bar (= erloschenes Geschlecht der
Charwat von Barnstein
).
[6]
Eingeschobene
Grafenkrone
. Drei gekronte Turnierhelme: rechts ein schwarzer, auf jedem Kopf gekronter Doppeladler (= kaiserliches Gnadenzeichen), mittig drei Straußenfedern silbern-rot-silbern, links ein wachsender goldener Bar. Helmdecken: schwarz-golden, rot-silbern, blau-golden.
Schildhalter
: zwei goldene Baren.
- Osterreichischer Furstenstand (unbeschrankt fur alle ehelichen Nachkommen beiderlei Geschlechts) mit dem Namen ?Hohenberg“ und dem
Pradikat
?Furstliche Gnaden“ fur
Sophie Chotek von Chotkowa
, Diplom vom 8. August 1900
- Osterreichische Verleihung des Pradikats ?Durchlaucht“ (unbeschrankt fur alle ehelichen Nachkommen beiderlei Geschlechts) verliehen Wien 8. Juni 1905 fur
Ihre Furstliche Gnaden Furstin Sophie von Hohenberg, geb. Grafin Chotek von Chotkowa
- Osterreichische Herzogswurde als ?Herzogin von Hohenberg“ mit dem Pradikat ?Hoheit“ (personlich) verliehen Wien 4. Oktober 1909, Ministerialbestatigung Wien 17. Dezember 1909, fur
Ihre Durchlaucht, Furstin Sophie von Hohenberg, geb. Grafin Chotek von Chotkowa
- Osterreichische Herzogswurde als ?Herzog von Hohenberg“ mit dem Pradikat ?Hoheit“ (nach dem Rechte der mannlichen
Erstgeburt
) verliehen Reichenau 31. August 1917, Diplom vom 5. Oktober 1917
Das herzoglich-furstliche Geschlecht
Hohenberg
stellt
genealogisch
eine
agnatische
Nachkommenlinie des Hauses
Habsburg-Lothringen
dar, stammt jedoch aus der
morganatischen Ehe
des kaiserlich und koniglich osterreich-ungarischen Thronfolgers
Franz Ferdinand von Osterreich-Este
mit Grafin
Sophie Chotek von Chotkow
und gilt daher als ein eigenstandiges
Adelsgeschlecht
, das auch gemaß dem
Hofprotokoll
nie zu den offiziellen Mitgliedern des kaiserlich-koniglichen Hauses Habsburg-Lothringen zahlte, daher in Osterreich auch nicht thronfolgeberechtigt war und den regierenden und ehemals regierenden europaischen
Dynastien
als
unebenburtig
galt. Die strengen erbrechtlichen Vorschriften galten anfangs nur fur Osterreich. In Bohmen und Ungarn hingegen hatten Herzogin Sophie von Hohenberg Konigin und ihre Kinder Thronerben werden konnen. Im Hinblick auf die Einheit der Monarchie
Osterreich-Ungarn
erfolgte aber ein vertraglicher Verzicht auf diese Anspruche. Die drei Kinder des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand von Osterreich-Este waren aber 1914, nach der Ermordung ihrer Eltern in Sarajevo Erben von dessen Privatbesitz.
[1]
Mit dem Namen
Hohenberg
wurde ein Name gewahlt, der eine genealogische Verbindung zum Hause
Habsburg-Lothringen
nahelegt bzw. offenkundig macht, da er zuruckgeht auf die
Stammmutter
aller spateren
Habsburger
, auf
Gertrud von Hohenberg
(† 1281), die aus dem Geschlecht der spater erloschenen
Grafen von Hohenberg
, einer Seitenlinie der
Hohenzollern
, stammte und die Gemahlin des romisch-deutschen Konigs
Rudolf I. von Habsburg
war.
Erzherzog Franz Ferdinand von Osterreich-Este
(1863?1914) ?
Reichstadt
1900
Sophie Grafin Chotek von Chotkowa
(1868?1914)
- Sophie Hohenberg
(1901?1990) ? 1920 Friedrich Graf
Nostitz-Rieneck
(1893?1973)
- Maximilian Hohenberg
(1902?1962) ? Elisabeth Grafin
Waldburg-Wolfegg
(1904?1993), auf Artstetten
- Franz Ferdinand Hohenberg
(1927?1977) ? 1956
Elisabeth
von
Bourbon-Parma
, Prinzessin von Luxemburg und Nassau (1922?2011), auf Artstetten
- Anita Hohenberg (* 1958) ? Romee Comte de
La Poeze d’Harambure
(* 1949), auf Artstetten
- Sophie Felicitas Hohenberg (* 1960) ? Jean-Louis Baron de Potesta (* 1951)
- Georg Hohenberg
(1929?2019) ? 1960 Eleonore Prinzessin von
Auersperg
-Breunner (* 1928)
- Nikolaus Hohenberg
(* 1961) ? Elisabeth Grafin von
Westphalen
(* 1963)
- Henriette Hohenberg (* 1964)
- Maximilian Hohenberg (* 1970) ? Emilie Oliva
- Albrecht Hohenberg (1931?2021) ? 1962 Leontine Grafin von Cassis-Faraone (* 1933)
- Margarethe Hohenberg (* 1963) ? Karl Joseph
Habsburg-Lothringen
(* 1960)
- Leo Hohenberg (* 1964) ? Rosalind Roque Alcoforado (* 1964)
- Johanna Hohenberg (* 1966) ? Andreas Graf
Henckel von Donnersmarck
(* 1959)
- Katharina Hohenberg (* 1969) ? Carlos de Vigo
- Johannes Hohenberg (1933?2003) ? 1969 Elisabeth Meilinger-Rehrl (* 1944)
- Sophie Hohenberg (* 1970)
- Stephan Hohenberg (* 1972) ? Leonie von Kloss
- Georg Hohenberg (* 1975)
- Isabella Hohenberg (* 1976)
- Peter Hohenberg (1936?2017) ? 1970 Christine Meilinger-Rehrl (1945?2020)
- Marie-Christine Hohenberg (* 1970)
- Marie-Therese Hohenberg (* 1972)
- Gerhard Hohenberg (1941?2019)
- Ernst Hohenberg
(1904?1954) ? 1936 Marie-Therese Wood (1910?1985)
- Franz Ferdinand Hohenberg (1937?1978) ? 1964 Heide Zechling (1941?2015)
- Franz Hohenberg (* 1969) ? Christiane Pirker (* 1970)
- Ernst Hohenberg (* 1944) ? I 1973?1999 Patricia Caesar (* 1953), ? II 2007 Margareta Anna Ndisi (* 1959)
- (I) Eva Hohenberg (* 1974) ? 2005 Alessandro Geromella (* 1970) (annulliert)
- Totgeborener Sohn (1908)
- Genealogisches Handbuch des Adels
, Adelslexikon Bd. V, Bd. 84 d. Gesamtreihe, Limburg a. d. Lahn 1984.
- ebenda, Furstliche Hauser Bd. XV, Bd. 114 d. Gesamtreihe, Limburg a. d. Lahn 1997, S. 600?608.