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Abrahamitische Religionen ? Wikipedia

Abrahamitische Religionen

Judentum, Christentum und Islam
(Weitergeleitet von Abrahamitische Religion )

Abrahamitische Religionen , abrahamische Religionen oder Abrahamsreligionen ist in manchen islamwissenschaftlichen Studien und im interreligiosen Dialog die Bezeichnung fur jene monotheistischen Religionen , die sich auf Abraham , den Stammvater der Israeliten nach der Tora ( Gen 12,1?3? EU ), bzw. auf den Ibrahim des Koran , und seinen Gott beziehen.

Symbole der drei bekanntesten abrahamitischen Religionen: Judentum (unten), Christentum (Mitte), Islam (oben)
Gebiete mit vorherrschend abrahamitischen (rosa) oder dharmischen (gelb) Religionen

Etymologie

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Die Bezeichnung dient als ?theologische Klammer“ in den Gesprachen zwischen den Religionsgemeinschaften. Sie will die gemeinsame Herkunft und die Zusammengehorigkeit von Juden, Christen und Muslimen ausdrucken. Abraham ist fur die drei großen Weltreligionen eine Vaterfigur und ein bedeutsamer Ausgangspunkt, wenn auch je auf eigene Weise: [1]

  • Das Judentum : Alle Juden sind ?Kinder Abrahams“, also eine Abstammungseinheit.
  • Das Christentum : Fur das Neue Testament hat Jesus Christus an denen, die an ihn glauben, Verheißungen Abrahams erfullt und sie in die Gotteskindschaft einbezogen, so dass sie Anteil an den Verheißungen fur das Volk Israel erhalten. Abrahams Glaube und Gehorsam sind ein großes Vorbild.
  • Der Islam : Ibrahim gilt als Stammvater der Ismaeliten , die noch vor dem Erben Isaak in der Bibel die Zusage Gottes auf Nachkommenschaft und Segen erhalten. Er gilt als bedeutender Prophet, der allen Menschen den einzigen wahren Gott verkundete und zugleich Vorbild fur Glaubenstreue und Gerechtigkeit ist.

Begriffsgeschichte

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Der Begriff tauchte um 1950 in islamwissenschaftlichen Studien auf. In den 1960er Jahren wurde er in religionsvergleichenden Studien christlicher Islamwissenschaftler gebrauchlich. Er breitete sich im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts weiter aus und wurde auch in offentlichen Diskursen gangig. Er wird von verschiedenen Seiten, vor allem auch christlich-konservativen Kreisen, als Konstrukt, als Tauschung oder als eine Form von Synkretismus kritisiert. [2]

Kennzeichen abrahamitischer Religionen

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Gottesvorstellung

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Abrahamitische Religionen sind monotheistisch, erkennen nur einen einzigen Gott an. Es ist ein personhafter Gott, der als jenseits der Welt gedacht wird; vgl. auch Transzendenz . Er hat den Kosmos erschaffen und kann in das Weltgeschehen eingreifen. Er wird als allwissend , allmachtig und allgegenwartig angesehen. Er hat Eigenschaften, die in der menschlichen Gesellschaft gemeinhin als positiv erachtet werden, jedoch in absoluter Form: unfehlbare Gerechtigkeit , allumfassende Liebe und Gute .

Er wird traditionell mit Anreden fur das mannliche Geschlecht adressiert, wie zum Beispiel mit Herr .

Abbildungen Gottes sind meistens verboten ( Bilderverbot ), weil die Gefahr besteht, dass der Mensch Dinge anbetet, die er selbst geschaffen hat ( Gotzendienst ). Daraus folgt, dass er seine Eigenschaften oder auch nur einige davon in das Gottesbild projiziert und sich anschließend diesem Gotzen unterwerfen muss, um seine projizierten Eigenschaften zuruckzuerlangen. Er wird also in seiner Freiheit eingeschrankt und kann nicht mehr ohne den Gotzen leben. Der Monotheismus zeichnet sich laut Erich Fromm dadurch aus, dass der Mensch nicht sein eigenes Werk anbetet, sondern einen unsichtbaren Gott. [3]

Die Menschen konnen im Gebet mit Gott in Verbindung treten.

Menschenbild

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Leib und Seele

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In den abrahamitischen Religionen besteht der Mensch aus einem physischen Korper (dem Leib ) und einer geistigen Seele (dem Geist ). Im Christentum wird teilweise noch einmal unterschieden zwischen Seele und Geist. Die Seele umfasst den Willen, den Verstand und die Gefuhle.

Tod und Sunde

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Die Vorstellung einer unsterblichen Seele des Menschen entstammt dem griechischen Weltbild und ist pragend erst im Hochmittelalter in die judische und die christliche Religion eingedrungen. Die Frage, wie der eine, gute Gott in seiner Schopfung das Bose , die Sunde und die Holle zulassen konnte, wird mehrheitlich mit der menschlichen Willensfreiheit beantwortet.

Das Individuum hat nur ein einziges Leben, das einen Anfang und ein Ende hat und nicht reinkarniert . Dem entspricht eine lineare Zeitvorstellung. Dieses teleologische Geschichtsverstandnis unterscheidet sich von dem anderer Religionen mit zyklischen oder statischen Vorstellungen . [4]

Weltbild und Offenbarung

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In der klassischen Vorstellung wurde die Welt durch den einen und einzigen Gott erschaffen (vgl. creatio ex nihilo und Naturliche Theologie ); sie endet mit dem Tag des Jungsten Gerichts .

Gott hat sich durch meist mannliche Propheten offenbart. Daher gibt es Heilige Schriften , die Wort Gottes sind (oder zumindest enthalten) und deshalb einen großen Stellenwert einnehmen.

  • Im Judentum ist der Tanach die wesentliche Heilige Schrift.
  • Das Christentum erkennt den Tanach an, der traditionellerweise Altes Testament genannt wird, und hat daneben das Neue Testament . Altes und Neues Testament bilden zusammen den Kanon der Bibel .
  • Im Islam ist es der Koran , in dem die Lehre Gottes endgultig und unverfalscht dargelegt sei. Die heiligen Schriften von Juden und Christen werden als ursprunglich von Gott geoffenbart anerkannt. Sie sollen jedoch von ihnen im Laufe der Zeit verfalscht worden sein (vgl. Suren 2 :75+79, 4 :46, 5 :23).

Jungere und kleinere Religionen, die sich auf Abraham beziehen

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Als jungste eigenstandige Religion, die sich auf den Bund Abrahams bezieht, wird in den vergleichenden Religionswissenschaften das Bahaitum genannt, das aber bisher nur vereinzelt als abrahamitische Religion aufgefuhrt wird. Nach Hutter greift Bah??ull?h in seinen Schriften die biblische Tradition des Bundes Gottes mit Abraham als Stammvater und Offenbarer Gottes auf, um zu betonen, dass sich dieser Bund kontinuierlich uber Judentum und Christentum zum Islam und Bahaitum fortsetzt. [5] Hutter weist aber auch darauf hin, dass das Konzept der fortschreitenden Offenbarung, wonach Bah??ull?h der ?aktuellste“ Gottesgesandte ist, aus der Perspektive muslimischer Theologen am schwierigsten zu akzeptieren ist. Dies wurde auch im Vorfeld der 2006 erfolgten Aufnahme des Bahaitums als vierte abrahamitische Religion in das Abrahamische Forum in Deutschland [6] deutlich, die erst nach intensiven theologischen Debatten gelang. [7]

Außerdem verstehen sich der Samaritanismus , der eine genuin israelitische Religion ist, [8] und der Zoroastrismus als abrahamitische Religionen. [9] Auch die Drusen , die Mandaer und die Rastafari beziehen sich auf die abrahamitische Uberlieferung.

Kritik am Begriff

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Der franzosische Philosoph Remi Brague bezeichnete 2006 Bezeichnungen wie ?Monotheismus“, ? Buchreligionen “ oder ?abrahamitische Religionen“ als ?irrefuhrend und gefahrlich“ (≪? trompeuses et dangereuses ?≫). Sie wurden an die historischen Religionen von außen herangetragen: [10] ?Falsch sind die Bezeichnungen, sofern sie der eigentlichen Natur der drei Religionen nicht gerecht werden, wenn man ohne weiteres davon ausgeht, sie alle auf einen Nenner bringen zu konnen. Brisant sind diese Begriffe, da sie eine intellektuelle Bequemlichkeit fordern, die sich nicht unbedingt um eine Auseinandersetzung mit der Realitat bemuht.“ [11]

Die Judaistin Edna Brocke lehnt den von Christen gebildeten Begriff als Konstrukt ab, weil er eine Gemeinsamkeit mit dem Judentum vortausche, die man zumindest in Bezug auf das Christentum nicht behaupten konne. [12] Fur den Theologen Rene Buchholz, Bonn, ist die Theoriebildung zum Begriff der ?abrahamitischen“ Religionen grundsatzlich problematisch: ?Eine Theologie der ?abrahamitischen‘ Religionen stellt nur ein weiteres problematisches Modell einer ubergreifenden Theologie der Religionen dar […] mit Abraham als konstruierter Identifikationsfigur.“ [13] Damit stimmt er der Kritik des Harvardprofessors Jon Douglas Levenson am Begriff bzw. der Konstruktion eines Abrahams hinter den biblischen Texten zu.

Der Theologe Wolf Krotke , Berlin, weist darauf hin, dass die Berufung auf Abraham im Neuen Testament kritisiert wird, am scharfsten im Johannesevangelium : ?Als ?Kinder Abrahams‘ werden nur die anerkannt, die sich zu Christus bekennen ( Joh 8,37?45? EU )“ und in Johannes 8,58 EU werde Christus dem Abraham vorgeordnet. [14]

Nicht zuletzt aufgrund der Kritik forderte Henning Wrogemann 2015 im Rahmen einer Theologie Interreligioser Beziehungen einen anderen Ansatz, der gegenuber theoretischen Konsensfiktionen die Bedeutung des Leiblich-Konkreten hervorhebt. [15]

Siehe auch

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Literatur

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  • Ulrike Bechmann : Chancen und Risiken der Berufung auf Abraham in den ?abrahamitischen Religionen“. In: Blatter Abrahams . Beitrage zum interreligiosen Dialog. 4/2005, S.?7?25.
  • Karl-Josef Kuschel : Streit um Abraham. Was Juden, Christen und Muslime trennt ? und was sie eint. Neuausgabe. Patmos, Dusseldorf 2001, ISBN 3-491-69030-7 .
  • Karl-Josef Kuschel, Jurgen Micksch : Abrahamische Okumene. Dialog und Kooperation. Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3874766326 .
  • Jonathan Magonet : Abraham ? Jesus ? Mohammed. Interreligioser Dialog aus judischer Perspektive (= Gutersloher Taschenbucher. Band?735). Gutersloher Verlags-Haus, Gutersloh 2000, ISBN 3-579-00735-1 .
  • Jurgen Micksch : Abrahamische und Interreligiose Teams (= Interkulturelle Beitrage. Band?21). Otto Lembeck, Frankfurt 2003, ISBN 3-87476-421-4 .
  • Reinhard Moller, Hans Christoph Goßmann (Hrsg.): Interreligioser Dialog. Chancen abrahamischer Initiativen (= Interreligiose Begegnungen. Band?2). Lit, Berlin [u.?a.] 2006, ISBN 3-8258-8418-X .
  • Reiner Nieswandt: Abrahams umkampftes Erbe. Eine kontextuelle Studie zum modernen Konflikt von Juden, Christen und Muslimen um Israel/Palastina (= Stuttgarter biblische Beitrage. Band?41). Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1998, ISBN 3-460-00411-8 .
  • Martin Stohr (Hrsg.): Abrahams Kinder. Juden ? Christen ? Moslems (= Arnoldshainer Texte. Band?17). Haag + Herchen, Frankfurt 1999, ISBN 3-88129-683-2 .
  • Henning Wrogemann : Theologie Interreligioser Beziehungen. Religionstheologische Denkwege, kulturwissenschaftliche Anfragen und ein methodischer Neuansatz. Gutersloh 2015, ISBN 978-3-579-08143-4 .
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Einzelnachweise

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  1. Adel Theodor Khoury : Abrahamitische Religionen. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG) 4 . Band 1. Tubingen 1998, S. 78, doi:10.1163/2405-8262_rgg4_SIM_00084 (Zugang kostenpflichtig).
  2. So etwa von Remi Brague : Schluss mit den ?Drei Monotheismen“! In: Communio , Jg. 36 (2007), S. 98?113.
  3. Thomas Hieke : Aspekte alttestamentlicher Gottesvorstellungen. S. 19?72 In: Karlheinz Ruhstorfer (Hrsg.): Gotteslehre Theologie studieren ? Modul 7. 1. Auflage, Brill Schoningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-8252-3896-4 , auf bibliographie.uni-tuebingen.de [1]
  4. Samuel P. Huntington : Der Kampf der Kulturen . Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. Buchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main/Wien 1997, ISBN 3-7632-4621-5 , S. 337.
  5. Manfred Hutter: Handbuch Bah?’?. Geschichte ? Theologie ? Gesellschaftsbezug. Kohlhammer, Stuttgart 2009, S. 199ff, ISBN 978-3-17-019421-2
  6. Abrahamisches Forum in Deutschland e.?V.
  7. Jurgen Micksch: [...]. In: Karl-Josef Kuschel, Jurgen Micksch (Hrsg.): Abrahamische Okumene ? Dialog und Kooperation. (Hrsg. Karl-Josef Kuschel und Jurgen Micksch) Verlag Otto Lembeck, Frankfurt a. M. 2011, ISBN 978-3-87476-632-6 , S. 38?40.
  8. Matthias Schulz: Gottes vergessene Kinder . In: Der Spiegel . Nr.  15 , 2012, S.  120?123 ( online ? 7.?April 2012 ).
  9. Angelika Tiefenbacher: Allgemeinbildung ? Das ultimative Wissen. Munchen 2009, S. 48.
  10. Remi Brague: Du Dieu des chretiens et d’un ou deux autres. Paris 2006, ISBN 978-2-0812-3255-6 , S. 15?17.
  11. Remi Brague: Schluss mit den ?Drei Monotheismen“! In: Communio , Jg. 36 (2007), S. 98?113, hier S. 98.
  12. Edna Brocke : Aus Abrahams Schoß? ? Oder weshalb es keine ?abrahamitischen Religionen“ gibt . In: Kirche und Israel . Nr.  2 , 2009, ISSN  0179-7239 ( compass-infodienst.de, Online-Extra, Nr. 124, 19. August 2010 ( Memento vom 4. Januar 2015 im Internet Archive )).
  13. Rene Buchholz: (De-) Constructing Abraham. Zu Jon D. Levensons Kritik der ?abrahamitische Okumene‘. S. 17, abgerufen am 22. April 2015 (PDF; Download nur nach Anmeldung).
  14. Wolf Krotke: Abraham und die drei Religionen. In: Die Kirche . 17/2010 ( wolf-kroetke.de [2. Januar 2014, abgerufen am 22. April 2015]).
  15. Henning Wrogemann : Theologie Interreligioser Beziehungen. Religionstheologische Denkwege, kulturwissenschaftliche Anfragen und ein methodischer Neuansatz. Gutersloh 2015, ISBN 978-3-579-08143-4 .
  16. Von 2001 bis 2013 ein Projekt der Groeben-Stiftung als Gesprachskreis beim Interkulturellen Rat. Abrahamisches Forum in Deutschland. Interkultureller Rat in Deutschland e.?V. , archiviert vom Original am 7.?Mai 2016 ; ( PDF; 59?kB ( Memento vom 3. Marz 2019 im Internet Archive ); Flyer, Februar 2009).