Karin Keller-Sutter wuchs in
Wil
im
Kanton St. Gallen
zusammen mit drei Brudern in einem landlichen
katholischen
Umfeld auf. Sie absolvierte ihre Schuljahre in Wil und
Neuenburg
. Anschliessend liess sie sich an der Dolmetscherschule Zurich (DOZ, heutige
ZHAW
) zur Ubersetzerin und
Konferenzdolmetscherin
ausbilden. Nach dem Diplom arbeitete sie als selbstandige Konferenzdolmetscherin. Zudem absolvierte sie einen einjahrigen Studienaufenthalt in
London
, studierte ein Semester Politikwissenschaft an der
Universitat Montreal
, absolvierte ein Nachdiplomstudium
Padagogik
an der
Universitat Freiburg
und war als
Berufsmittelschullehrerin
tatig.
Keller-Sutter war vor ihrer Wahl in den Bundesrat unter anderem Prasidentin im Verwaltungsrat der Pensimo Fondsleitung AG, Prasidentin der Anlagestiftung Pensimo, Vizeprasidentin der St. Galler Stiftung fur Internationale Studien des
St. Gallen Symposium
, ab Mai 2013 im Verwaltungsrat der Versicherungsgruppe Baloise und der ASGA Pensionkasse St. Gallen sowie Prasidentin des Detailhandelsverbandes Swiss Retail Federation und Vorstandsmitglied des
Schweizerischen Arbeitgeberverbands
. Von 2012 bis 2016 war sie zudem Mitglied im Verwaltungsrat der
NZZ-Mediengruppe
. Nach ihrer Wahl in den Bundesrat trat sie von allen anderen Amtern zuruck.
Sie ist mit dem Rechtsmediziner Morten Keller verheiratet und lebt in Wil im Kanton St. Gallen.
Karin Keller-Sutter begann ihre politische Karriere von 1992 bis 2000 als Gemeinderatin von Wil; 1997 prasidierte sie den Gemeinderat. Von 1996 bis 2000 war sie Mitglied des
Kantonsrats
von
St. Gallen
und zwischen 1997 und 2000 Prasidentin der
FDP
des Kantons St. Gallen. Seit ihrer Wahl am 12. Marz 2000 bis Ende Mai 2012 war sie
Regierungsratin
. Sie stand dem Sicherheits- und Justizdepartement vor und war Prasidentin der Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz (KKJPD). Im Jahr 2006/07 sowie 2011/12 prasidierte sie die Kantonsregierung. Sie engagierte sich fur das neue
Asyl-
und
Auslandergesetz
und einen konsequenten Vollzug im Kanton St. Gallen und fuhrte Integrationsvereinbarungen mit Auslandern ein. Sie fuhrte einen besonderen Schutz fur Opfer
hauslicher Gewalt
und einen polizeilichen Jugenddienst ein und erhohte die Polizeiprasenz im offentlichen Raum. Sie wurde fur ihre harten Massnahmen kritisiert, tritt jedoch fur ihre Anliegen dezidiert ein.
[2]
Am 19. August 2010 gab sie bekannt, fur den durch den Rucktritt von
Bundesrat
Hans-Rudolf Merz
frei werdenden Sitz zu kandidieren. Die
Bundesratsersatzwahlen 2010
fanden am 22. September statt, Keller-Sutter wurde jedoch nicht gewahlt. Bei den
Parlamentswahlen vom 23. Oktober 2011
wurde sie im ersten Wahlgang mit 64,56 Prozent der Stimmen in den
Standerat
[3]
und am 28. November 2017 einstimmig zu dessen Prasidentin gewahlt.
[4]
Von 2018 bis zu ihrer Wahl in den Bundesrat war sie auch Prasidentin der EU-EFTA-Delegation.
[5]
Am 5. Dezember 2018 wurde Keller-Sutter
im ersten Wahlgang
als Nachfolgerin von
Johann Schneider-Ammann
in den
Bundesrat
gewahlt.
[6]
Am 11. Dezember 2019 wurde ihr Sitz
bestatigt
. Am 10. Dezember 2018 gab der Bundesrat bekannt, dass Keller-Sutter ab dem 1. Januar 2019 dem
Eidgenossischen Justiz- und Polizeidepartement
(EJPD) vorstehen wird. Sie ist seit dem 1. Januar 2023 Vorsteherin des
Eidgenossischen Finanzdepartements
(EFD).
[7]
Gemass einer
Umfrage
der Sotomo aus dem Jahre 2019, welche im Auftrag der
SRG
durchgefuhrt wurde, wird Karin Keller-Sutter unter den Stimmberechtigten als einflussreichste Bundesratin wahrgenommen. 50 Prozent der Befragten zahlten sie ? mit
Alain Berset
an zweiter Stelle ? zu den zwei machtigsten Mitgliedern, 7?Prozent hingegen zu jenen zwei mit dem geringsten Einfluss. Ausserdem wurde sie in derselben Umfrage von gut 59 Prozent der Befragten?? nach Alain Berset und
Viola Amherd
?? als sympathisch wahrgenommen, von denen 25 Prozent sie als ≪sehr≫ und 34 Prozent als ≪eher sympathisch≫ empfanden.
[8]
Gemass einer Umfrage der
Tamedia-Zeitungen
aus dem Jahre 2019, an der 19'000 Personen teilnahmen, ist Keller-Sutter (von einer Skala von 1 bis 6) mit 4.56 Punkten die beliebteste Bundesratin.
[9]
Seit ihrem offiziellen Amtsantritt fallt Keller-Sutter aufgrund ihres, im Vergleich zu anderen Bundesratsmitgliedern, verhaltnismassig starken Engagements in
Abstimmungskampagnen
auf, wo sie jeweils die offizielle Haltung des Gesamtbundesrates vertritt. Allerdings nur bei Vorlagen, die ihr eigenes Departement betreffen. Dieses Engagement zeigt sich beispielsweise durch vergleichsweise haufig abgehaltene Interviews und verhaltnismassig viele Auftritte an Abstimmungspodien. So setzte sie sich beispielsweise leidenschaftlich fur die Ablehnung der
Begrenzungsinitiative
und der
Konzernverantwortungsinitiative
und fur die Annahme des
E-ID-Gesetzes
ein. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass sie bei der Meinungsbildung einen relativ grossen Einfluss hat, was sich schlussendlich auf den Ausgang der Abstimmungen auswirkt.
[10]
[11]
[12]
[13]
Im Jahr 2023 ubte auch die
Geschaftsprufungskommission
des
Nationalrats
Kritik an Sutters Kampagne gegen die Konzernverantwortungsinitiative.
[14]
Im
Abstimmungskampf um die E-ID
reichte das Referendumskomitee eine Beschwerde ein.
[15]
Hintergrund waren eine Medienkonferenz und zwei Interviews von Karin Keller-Sutter, in denen sie sagte, dass der
Kanton Schaffhausen
eine staatliche E-ID im ordentlichen Verfahren anerkennen lassen mochte, was ≪allgemein bekannt≫ sei. Sie stutzte sich dabei auf eine Aussage des Standerates
Hannes Germann
, um so zu belegen, dass nicht nur private Unternehmen eine elektronische ID ausstellen konnten. Regierungsrat
Walter Vogelsanger
ruderte aber zuruck und erklarte, dass die Regierung von Schaffhausen noch keinen Beschluss gefasst habe, sondern dass dies lediglich eine ≪Option≫ sei. Das Referendumskomitee warf daraufhin der Bundesratin und ihrem Team die gezielte Verbreitung von
Fake News
vor und reichte eine Abstimmungsbeschwerde ein. Spater sagte Vogelsanger jedoch, dass der Kanton weiterhin beabsichtige, sich als E-ID-Anbieter anerkennen zu lassen, und der Beschluss deshalb fehle, weil das Gesetz noch gar nicht in Kraft sei. Das EJPD verwies auf ein Schreiben des Kantons vom 6. Januar.
[16]
Das E-ID-Gesetz wurde abgelehnt.
[17]
Die Gegner des
Verhullungsverbotes
storten sich daran, dass Bundesratin Keller-Sutter sich im Abstimmungskampf bei dieser Vorlage weniger stark engagierte als beim E-ID-Gesetz.
[18]
Einige sahen einen Zusammenhang zwischen ihrem zuruckhaltenden Engagement und ihrer Zeit als Regierungsratin im Kanton St. Gallen, wo sie bei der Einfuhrung eines kantonalen Verhullungsverbotes eine wichtige Rolle spielte. Keller-Sutter wurde deshalb teilweise als Befurworterin dieser Initiative angesehen, obwohl der Gesamtbundesrat die Nein-Parole beschloss, und sie sich deshalb absichtlich zuruckgehalten habe.
[19]
Andere verteidigten aber die Bundesratin mit dem Hinweis, dass sie sich fur zwei Vorlagen einsetzen musste und sich deshalb auf eine vollstandig fokussierte.
[20]
Im April 2023 verteidigte Bundesratin Karin Keller-Sutter die
Ubernahme der Credit Suisse im Marz 2023 durch die UBS
und die dazu verwendeten Bundesgelder im Wert von fast 260 Milliarden Schweizer Franken. In einem Interview mit der
Financial Times
erklarte sie, dass diese Ubernahme ≪die finanzielle Sicherheit des Schweizer Finanzplatzes und der Schweizer Wirtschaft gewahrleistete sowie eine internationale Finanzkrise verhinderte≫. Sie bedauerte den Ausfall der AT1-Anleihen, welche jedoch von Anfang an als ≪risikoreiche Wertpapiere≫ mit uber 9 Prozent Zinsertrag an Kaufer angeboten worden seien.
[21]
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Karin Maria Keller-Sutter.
In:
Moneyhouse
.
Abgerufen am 13. April 2018.
- ↑
Daniel Ryser
, Andreas Fagetti:
Karin Keller-Sutter:
≪Das ware der Dschungel≫.
In:
WOZ Die Wochenzeitung
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22. April 2010.
- ↑
Ergebnisse der Standeratswahlen vom 23. Oktober 2011
(
Memento
vom 25. Oktober 2011 im
Internet Archive
). In: Website des Kantons St. Gallen, abgerufen am 25. Oktober 2011.
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De Buman und Keller-Sutter an der Spitze der eidgenossischen Rate.
In:
Neue Zurcher Zeitung.
27. November 2018.
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Schweizer Exporte legen stark zu, auch in die EU.
In: Website der FDP.DieLiberalen, 9. Februar 2018 (Medienmitteilung).
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Ersatzwahlen in den Bundesrat ? Die Resultate auf einen Blick.
5.?Dezember 2018,
abgerufen am 5.?Dezember 2018
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Neue Amter ? Uberraschend grosse Departements-Rochade im Bundesrat.
10.?Dezember 2018,
abgerufen am 10.?Dezember 2018
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SRG SSR Wahlbarometer 2019
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Umfrage: Wer im Bundesrat am beliebtesten ist.
In:
Tages-Anzeiger
vom 31. Mai 2019. Abgerufen am 7. Mai 2021.
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Keller-Sutter: ≪Wir alle kennen Falle, wo beispielsweise ein 55-jahriger Informatiker durch einen jungen Deutschen ersetzt wurde. Aber alle Untersuchungen zeigen, dass keine systematische Verdrangung stattfindet≫
Interview der
NZZ
vom 22. August 2020. Abgerufen am 7. Mai 2021.
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Konzerninitiative scheitert kurz vor dem Ziel: Die Wirtschaft kann sich bei Karin Keller-Sutter bedanken
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Die doppelte Klatsche beschadigt Keller-Sutters Winner-Image
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Anna Jikhareva, Kaspar Surber:
Ausser Rand und Band: Die BRKKS-Protokolle.
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Abstimmungsbeschwerde des Referendumskomitees gegen die E-ID
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≪Verbreitung von falschen Tatsachen≫: E-ID-Gegner kundigen Beschwerde an
In:
Aargauer Zeitung
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Volksabstimmung vom 07.03.2021
Website der Bundeskanzlei. Abgerufen am 7. Mai 2021
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Traue nicht den Wertepredigern
In:
WOZ Die Wochenzeitung
vom 28. Januar 2021. Abgerufen am 7. Mai 2021
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Die doppelte Klatsche beschadigt Keller-Sutters Winner-Image
In:
watson.ch
vom 8. Marz 2021. Abgerufen am 7. Mai 2021
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Ist Karin Keller-Sutter im Verborgenen eine Verbundete?
In:
Tages-Anzeiger
vom 10. Februar 2021. Abgerufen am 7. Mai 2021
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“Swiss finance minister sees no ‘stumbling blocks’ to UBS takeover of Credit Suisse”
(auf Englisch). In:
Reuters Finance
. 8. April 2023, abgerufen am 8. April 2023.