Georg nahm als Vierzehnjahriger auf Seiten der
Kalixtiner
an der Schlacht von Lipan teil, die den Untergang der radikaleren
Taboriten
zur Folge hatte. Als einer der Fuhrer der Utraquisten besiegte er 1438 bei
Tabor
in einem Scharmutzel
[4]
die osterreichischen Truppen des
Romisch-deutschen Konigs
Albrecht II.
, des Schwiegersohns und Erben des Kaisers Sigismund. Diesen hatte die katholische Seite zusammen mit den Prager Kalixtinern Ende 1437 als neuen bohmischen Konig durchgesetzt, nachdem der letzte Luxemburger, Kaiser Sigismund, verstorben war. Der ostbohmische Adel, traditionell streng kelchglaubig, versuchte gemeinsam mit den Taboriten den Bruder Kasimir des polnischen Konigs Vladislav an Albrechts Stelle zu setzen, doch vergebens.
[4]
Nach dem Tod Albrechts II. 1439 war Bohmen in zwei Parteien gespalten: die
Romische
oder
Osterreichische Partei
unter
Ulrich II. von Rosenberg
und die Kalixtinische Nationalpartei, die seit dem Tod von
Hynek Pta?ek von Pirkstein
von Georg von Podiebrad angefuhrt wurde. In der Folgezeit kam es immer wieder zu kleineren oder großeren militarischen Konflikten. Dessen ungeachtet brachte der 1440 geschlossene
Landfrieden
dem Land eine gewisse Beruhigung.
[5]
Zwischen den gegnerischen Lagern einigte man sich schließlich auf eine Art Burgfrieden, da keine der Seiten der anderen ihren Willen aufzwingen konnte. Als Pta?ek von Pirnstein 1444 starb, konnte sein Schutzling Georg dessen Platz und damit auf Seiten der Kelchanhanger eine fuhrende Rolle einnehmen.
[4]
Eine Zusammenkunft in
Kuttenberg
hatte am 27. August 1444 den 24-jahrigen Podiebrad zum obersten Hauptmann des Bundes der ostlichen Kreise und der bald nach ihm benannten Liga gewahlt.
[5]
In der Folgezeit behauptete sich Georg militarisch und politisch erfolgreich gegen die unter den
Rosenbergern
vereinte katholische Adelspartei Sud- und Westbohmens, aber auch gegen die radikalen Taboriten.
[4]
Auf einer Zusammenkunft in Kuttenberg wurde eine militarische Liga zum Schutz der
Kompaktaten
gebildet (24. Juni 1448).
[5]
[6]
1448 wurde Georg in das Amt des Landesverwalters gewahlt; die offizielle Bestatigung erfolgte im Fruhjahr 1452. Nach der Wahl besetzte die katholische
Grunberger Allianz
Prag. Nach mehreren erfolglosen Vermittlungsversuchen entschloss sich Georg, zu den Waffen zu greifen. Nach und nach hob er eine Streitmacht in Nordostbohmen aus, wo
seine Burg
stand und wo die Kalixtiner zahlreiche Anhanger hatten. Mit dieser Armee von etwa 900 Mann marschierte er Anfang September 1448 von Kuttenberg aus nach Prag, das er am 3. September
[7]
fast ohne Gegenwehr besetzen konnte. Der Oberstburggraf
Meinhard von Neuhaus
wurde gefangen genommen.
[5]
Am 20. September 1448 bat Meinhards Sohn Ulrich/Old?ich
von Neuhaus
(† 1453) um die Freilassung seines Vaters. Sie wurde von Georg verweigert, da Meinhard vor ein ordentliches Gericht gestellt werden sollte. Man brachte ihn auf das feste
Schloß Podiebrad
; auf dem nachsten Landtag, so wurde ihm bedeutet, werde uber seine Verwaltung Gericht gehalten werden. Vorerst war er Unterpfand des friedlichen Verhaltens seiner Partei.
[8]
Daraufhin brach ein
Burgerkrieg
zwischen den katholischen Adligen und Georgs Einheit aus. Der in Podiebrad inhaftierte Meinhard erkrankte schwer und wurde deshalb am 1.?Februar 1449 entlassen. Auf dem Weg nach
Neuhaus
starb er.
[9]
unterwegs in
?i?any
.
[8]
Mit der sogenannten
Strakonitzer
Liga
[10]
mit
Ulrich von Rosenberg
an der Spitze entstand am 8. Februar 1449 ein katholisches Gegengewicht.
[5]
Schließlich wurden auch die Adligen der
romischen Partei
besiegt.
Georg von Podiebrad wurde von
Wilhelm dem Tapferen
, Herzog von Sachsen, im Rahmen des
Sachsischen Bruderkriegs
(1445?1451) gegen Kurfurst
Friedrich II. den Sanftmutigen
zu Hilfe geholt, wobei der Krieg mit erheblichen Schaden und Verlusten der Zivilbevolkerung in der
Markgrafschaft Meißen
verbunden war.
[11]
Im Jahr 1451 ernannte der spatere Kaiser
Friedrich III.
, der Vormund des jungen Konigs
Ladislaus
, Georg von Podiebrad zum Landesmarschall von Bohmen; die Stande wahlten ihn zum
Landesverweser
. Die Einsetzung Podiebrads als Verweser Bohmens 1452, nach der er fur den minderjahrigen Konig Ladislaus Posthumus die Regierungsgeschafte fuhrte, bildete einen vorlaufigen Hohepunkt seines Aufstieges. Im Grunde war er damit bereits mit einer faktischen Machtfulle ausgestattet, die der eines Konigs kaum nachstand.
[12]
Mit der erfolgreichen Eroberung Prags durch Georg von Podiebrad im September 1448 hatte die utraquistische Partei im Lande ein derartiges Ubergewicht errungen, dass ihr Fuhrer im Laufe weiterer vier Jahre seine allgemeine Anerkennung als legitimer Landesverweser ?
Gubernator
? des Konigreiches Bohmens durchsetzen konnte.
[13]
Die bohmische Aristokratie drangte den Kaiser Ladislaus, der 1453 zum Konig gewahlt worden war, dieses Amt ausuben zu lassen. Da der Kaiser seine Zustimmung mit dem Hinweis verweigerte, dass Ladislaus nicht volljahrig sei, wollte der katholische Adel den jungen Konig mit Gewalt nach Prag holen.
Obwohl der bohmische Kampf gegen den katholischen Glauben weiterging, wurde die Position Georgs von Podiebrad geschwacht, nachdem Ladislaus am 28.?Oktober 1453 gekront worden war. Ladislaus zeigte Sympathien fur die Romische Kirche, obwohl er die
Prager Kompaktaten
und die althergebrachten
Standeprivilegien
des
bohmischen Adels
bestatigte. Die katholische Partei wurde einigermaßen durch die Hoffnung beschwichtigt, die sie in den akzeptierten bohmischen Konig Ladislaus Posthumus, den Sohn Albrechts II., setzte. Wahrend dessen Minderjahrigkeit suchten die katholischen Herren großtmogliche Gewinne zu machen, und zwar teilweise in einem Interessenverband mit der Kriegeraristokratie um den Landesverweser.
[13]
1457 starb Ladislaus unerwartet, und Georg von Podiebrad wurde verdachtigt, er habe Ladislaus vergiften lassen. Dieser Vorwurf wurde jedoch nie bewiesen.
Beim uberraschenden Tod des jungen Habsburgers im November 1457 befand sich Georg von Podiebrad in der idealen Ausgangslage fur den Griff nach der Krone. Als Verweser des nun konigslosen Landes hielt er die Faden fur das Spiel in der Hand, mit dem die verschiedenen Thronkandidaten um ihre Chancen gebracht werden sollten, vor allem die ihre Erbrechte reklamierenden Habsburger sowie Herzog Wilhelm III. von Sachsen und Konig Kasimir von Polen als Gatten der Tochter Konig Albrechts II. von Habsburg
[12]
Albrecht von Bayern
wurde vorgeschlagen, lehnte die Krone jedoch ab. Kandidiert hatten schließlich der polnische Konig
Kasimir
, der sachsische Herzog
Wilhelm
,
Friedrich von Brandenburg
und schließlich der junge Sohn des franzosischen Konigs Karls VII., der franzosische Prinz
Karl von Valois
.
[14]
[12]
Am 27. Februar 1458 wurde Georg von einer utraquistischen Standemehrheit zum Konig erhoben und gekront. Auch die Anhanger der osterreichischen Partei stimmten fur ihn, da sie sich der Stimmung, die nach einem national gesinnten Herrscher verlangte, nicht entgegenstellen wollten.
Am 27. Februar 1458 hatten die bohmischen
Stande
fur die Konigswahl den
Landtag
nach Prag in das
Altstadter Rathaus
einberufen. Auch die katholischen Stande nahmen teil, da auch sie eine rechtmaßige Konigswahl als Vorbedingung fur die Vergabe der
Wenzelskrone
betrachteten. Erst nach mehrtagigen Verhandlungen vor unter hinter den Kulissen kam es am 2. Marz zum Wahlakt, und Georg von Podiebrad wurde von allen Anwesenden einstimmig zum neuen bohmischen Konig gewahlt.
[4]
[15]
Podiebrad musste sich zwar die Kronung durch Geschenke, Versprechungen und Verpflichtungen gegenuber der heimischen katholischen Minderheit erkaufen, konnte aber als ?Konig der zweigeteilten Nation“ nicht anders vorgehen.
[16]
Den darin ubereinstimmenden Berichten zufolge ging die Initiative zur Ausrufung des Konigs von
Zdenko von Sternberg
aus, einem einflussreichen katholischen Hochadeligen, der zu dieser Zeit noch auf Seiten Podiebrads stand.
[12]
Die
Kronung zum bohmischen Konig
fand am 7. Mai 1458 im
Veitsdom
auf der
Prager Burg
statt.
[17]
Die Kronung wurde von ungarischen Bischofen aus
Vac (Waitzen)
und Porabja (
Raab
) vorgenommen, da der wegen seines Utraquismus zum Ketzer stigmatisierte Prager Bischof
Johannes Rokyzana
(um 1397?1471) von der romischen Kirche nicht anerkannt wurde.
[18]
Am Vorabend seines Kronungstages, dem 6. Mai 1458, leistete Georg von Bohmen den zwei ungarischen Bischofen
Agoston Salanki
und
Vince Szilassi
stellvertretend fur Papst
Calixt III.
einen feierlichen,
vorerst noch geheimen Eid
, zum Katholizismus uberzutreten und auch seine Untertanen zu diesem Schritt zu bewegen. Diese Abkehr von der hussitischen Lehre und den Prager Kompaktaten entfremdete den Konig langfristig nicht nur der ihn unterstutzenden Front der Utraquisten, sondern barg, angesichts der in den bohmischen Kronlandern in etwa gleich stark vertretenen beiden Konfessionsrichtungen, ein enormes Konfliktpotential fur die Zukunft des Konigreiches Bohmen.
[19]
[20]
[21]
[22]
Nicht uberall in Bohmen fand die Wahl Georgs Zustimmung. Darin spielten uberraschenderweise jedoch weder die konfessionelle Zwielichtigkeit Podiebrads als ≫Ketzerkonig≪?noch die angeblich gewaltsamen Umstande seiner Wahl eine vordergrundige Rolle. In Wilhelms von Sachsens Augen war es von erheblich großerem Gewicht, dass bei der Wahl die Gesetze
Karls IV.
missachtet und die Stande der katholischen Nebenlander der
Krone Bohmen
nicht beteiligt worden seien.
[23]
So hatte Podiebrad zunachst mit der Durchsetzung seines Konigtums zu tun.
[24]
Gleich in seinen ersten Regierungsjahren lassen sich gewisse Ansatze zu einer Konfrontation mit der katholischen Partei wahrnehmen, deren hochadelige Reprasentation die Zentralisierungstendenzen des Hofes durch Obstruktionen bei den Landtagen und beim Landesgericht zu unterlaufen suchte.
[16]
In
Iglau
kam es zum Widerstand. Georg zog mit seinem Heer, unterstutzt durch seine Getreuen wie
Johann II. von Rosenberg
, dorthin und belagerte die Stadt vier Monate lang, bevor am 15. November 1458 ein Friedensvertrag abgeschlossen wurde, in dem sich die Iglauer verpflichteten, dem Konig zu huldigen.
[14]
Auch
Breslau
weigerte sich zunachst, die Herrschaft des Konigs anzuerkennen. Nach langen, ergebnislosen Verhandlungen griff schließlich Papst
Pius II.
durch seinen Vermittler
Jost II. von Rosenberg
ein. Im Dezember 1459 erkannte auch die Stadt Breslau den neuen Konig an.
[9]
Aber noch im Januar 1460 Januar musste der Papst die Breslauer zum Frieden mahnen.
[25]
und beauftragte Erzbischof von Kreta Girolamo
Landi
[26]
und Francisco de Toledo
[27]
zur Vermittlung zwischen Breslau und Georg.
[28]
In intensiver Lobbypolitik an der Romischen Kurie hatte Breslau sich zur akut bedrohten Bastion der Rechtglaubigen stilisiert und erreichte, dass sie zwischen 1459 und 1480 beinahe durchgehend Residenz papstlicher
nuntii
oder
Legaten
war. Unter diesen ragt
Rudolf Hecker von Rudesheim
hervor, der zum Bischof von Breslau (1468?1482) ernannt wurde.
[29]
Zu seinen mahrischen Gegnern, die sich weigerten, Georg anzuerkennen, gehorte auch Hynek Bitovsky
von Lichtenburg
(
Hynek Bitovsky z Lichtenburka
). Diese Auseinandersetzung beruhte auf einer personlichen Feindschaft und gipfelte in der Belagerung der Burgen Hyneks. 1465 wurde die
Burg Zornstein
schließlich eingenommen.
[9]
Politik gegenuber den Nachbarlandern
Bearbeiten
Im
Vertrag von Eger
1459 legten Kurfurst
Friedrich
, Herzog
Wilhelm von Sachsen
und Georg von Podiebrad die Grenze zwischen Bohmen und Sachsen auf die Hohe des
Erzgebirges
und die Mitte der
Elbe
fest, was noch heute großtenteils gultig ist. Diese Grenze gehort somit zu den altesten noch bestehenden Europas.
Auf Grund der Verhandlungen mit dem ungarischen Kanzler
Johann Vitez
versprach der bohmische Landesverwalter Georg von Podiebrad im Dezember 1457
Matthias (Corvinus) Hunyadi
fur ein reichliches Losegeld aus dem Prager Gefangnis zu entlassen.
[30]
Im Juni 1459 erklarte sich Georg von Podiebrad bereit, den Kaiser gegen seinen gefahrlichsten Rivalen in Ostmitteleuropa, den ungarischen Konig Matthias Corvinus, zu unterstutzen. Erst fur diese Abkehr von seinem bisherigen Verbundeten und Schwiegersohn Matthias erlangte Podiebrad die vollstandige Anerkennung durch den Kaiser. Am 31. Juli 1459 belehnte Friedrich III. Georg von Podiebrad mit den
Regalien
des Konigreichs Bohmen.
[31]
Corvinus reagierte auf den Seitenwechsel Georgs verstimmt und veranlasste ihn spater nach der
Bannung
Georgs zum
Kreuzzug gegen Podiebrad
.
Mit der kaiserlichen Anerkennung Georgs von Podiebrad als Nachfolger Ladislaus im Jahre 1459, nachdem Georg und seine Sohne den Kaiser 1462 aus der von den aufstandischen Wienern belagerten Burg befreit hatten,
[32]
naherten sich Friedrich III. und Georg von Podiebrad einander an. Dies fand u.?a. seinen Ausdruck in der Ernennung Georgs zum kunftigen Vormund von Friedrichs Kindern, in der Erhebung der Sohne Georgs zu
Herzogen von Munsterberg
und
Grafen von Glatz
(siehe
Erhebung der Grafschaft Glatz
) sowie in weiteren Zugestandnissen.
[33]
Im
Bayerischen Krieg
unterstutzte Georg
Ludwig den Reichen
von
Bayern-Landshut
gegen
Albrecht Achilles
. Bohmische Truppen fielen in das angrenzende
Sechsamterland
von
Brandenburg-Kulmbach
ein und sorgten durch Zerstorungen und Plunderungen fur erheblichen Schaden. Nach mehreren gescheiterten Schiedstagen kam im Juli 1463 unter der Leitung von Georg Podiebrad in Prag ein Friedenskongress zusammen. Mit dieser Initiative hoffte der utraquistische Bohmenkonig den ihm vom Papst angedrohten Kirchenbann abwehren zu konnen. Nach komplizierten Verhandlungen kam am 22./23. August ein aus mehreren Einzelabkommen bestehender Friedensschluss, der
Prager Frieden (1463)
, zustande.
[34]
Im Juli 1465 kam dann unter Vermittlung Herzog Ludwigs von Bayern-Landshut und anderer der Vertrag uber die Anerkennung der Lehen durch Pfalzgraf
Otto II. von Pfalz-Mosbach
zustande, ihm wurden von Seiten Bohmens mehrere Stadte und Burgen, die bisher im bohmischen Besitz waren,
gnadiglich gelyhen
, so die Schlosser und Stadte
Tannesberg
,
Hohenfels
,
Hartenstein
,
Stierberg
,
Betzenstein
,
Thurndorf
,
Hollenberg
,
Strahlenfels
,
Auerbach
,
Eschenbach
,
Rothenberg
,
Barnau
, Heimburg,
Holnstein
und
Freystadt
[35]
im sogenannten
Neubohmen
.
Auseinandersetzungen mit der romischen Kurie
Bearbeiten
Ein Jahr nach dem Regierungsantritt Georgs von Podiebrad kam Papst Pius?II. an die Macht, dessen konsequente Feindschaft das ernsteste Hindernis fur Georgs Regierung bildete. Obwohl er das Ansinnen des Papstes zuruckwies, die
Kompaktaten
abzuschaffen, versuchte er doch, die Beziehungen zum
Heiligen Stuhl
durch die Unterdruckung radikaler Gegner des Papsttums zu verbessern. In offiziellen Gesprachen mit der romischen Kirche suchte Georg von Podiebrad eine offizielle Bestatigung der Kompaktaten zu erreichen
[5]
, die Georg fur das Fundament seiner Herrschaft hielt. Hiernach sollte zum Beispiel jedem nach Wunsch auch das kirchliche Abendmahl in zweierlei Gestalt, also mit Brot und Wein gereicht werden. Die Dokumente zu dieser Sonderregelung in Bohmen und Mahren, die mit der katholischen Kirche schon 1436 beim
Konzil von Basel
vereinbart worden waren,
[6]
Ungeachtet der diplomatischen Bemuhungen des neuen Konigs verkundete Pius II. 1461 die Aufhebung der Kompaktaten,
[36]
verwarf sie am 31. Marz 1462 ausdrucklich und bestand auf der kirchlichen Wiedervereinigung Bohmens.
[37]
In Prag aber bekannte der Konig nach Ruckkehr der Gesandtschaft aus Rom und deren Bericht vor dem Landtag sich demonstrativ zu seinem ererbten Glauben, unter dem Beifall der Utraquisten, unter Abseitsstehen der Katholiken. Die Standpunkte gegenuber Rom und innerhalb des Konigreiches waren damit prazisiert, der Kampf stand bevor, es ging um die Klarung der Fronten nach außen.
[15]
Am 14. August 1462 hatte Konig Georg von Bohmen den zum
bohmischen Landtag
nach Prag entsandten papstlichen Legaten Fantinus de Valle festsetzen lassen, nachdem dieser dort die Aufhebung der Iglauer Kompaktaten
[38]
durch Papst Pius II. verkundet und Gehorsam gefordert hatte,
[39]
[40]
Der Konflikt zwischen Papst und Konig wurde jedoch durch ein außenpolitisches Ereignis aufgeschoben. Im Herbst 1462 half Podiebrad bei der Befreiung des Kaisers Friedrich III., der in der Wiener Hofburg von dem Volk und abgefallenen Soldnern belagert wurde. Der Papst stellte deswegen das Verfahren fur sechs Monate ein, der Kaiser aber versprach Podiebrad, sich fur ihn in Rom einzusetzen.
[41]
Vor allem Georgs Verfolgung der gerade gegrundeten
Bohmischen Bruder
gilt als Makel seiner Regentschaft. Seine Anstrengungen, mit dem Papsttum Frieden zu schließen, scheiterten jedoch. Nach dem Tod des Papstes Pius II. kam dessen geplanter Kreuzzug gegen Bohmen nicht mehr zustande. Auch sein Nachfolger
Paul II.
war ein entschlossener Gegner der Hussiten.
Vor den bedeutendsten bohmischen Adelsfamilien, die am haufigsten in den Rechtsdokumenten des damaligen Konigshofs zu finden sind, war ein Großteil Katholiken, und gerade das war der Hauptgrund fur die Probleme, die Georg von Podiebrad nach 1465 in seinen Beziehungen zur papstlichen Kurie hatte. Papst Pius II. hatte sich bei Georgs Amtsantritt ausgemalt, in ihm einen horigen Herrscher vorzufinden, der gegen die Utraquisten hart vorgehen wurde. Dazu war es jedoch nicht gekommen.
[6]
Katholischer Widerstand
Bearbeiten
1464 erklarte der neu gewahlte Papst Paul II. Georg von Podiebrad zum Ketzer. Die Regierung Georgs war zwar die wirtschaftlich erfolgreichste seit
Karl IV.
, allerdings hatte der
calixtinische
Konig viele Feinde in der Romischen Partei des machtigen bohmischen Adels. Dies fuhrte zu Auseinandersetzungen unter den bohmischen Adeligen. Bedeutende katholisch orientierte Adelige versammelten sich am 28. November 1465 auf der
Burg Grunberg
(
Zelena Hora
) und grundeten die
Grunberger Allianz
(
Zelenohorska jednota
), die vom Heiligen Stuhl unterstutzt wurde. Die Allianz verfasste unter der Fuhrung von
Zdenko von Sternberg auf Konopischt
ein Dekret, in dem sie den Konig der Verletzung von Landesrechten bezichtigte und auch andere Beschuldigungen vorbrachte. Neben Sternberg schlossen sich der Allianz folgende Personlichkeiten an: der Breslauer Bischof
Jost II. von Rosenberg
, Johann
Zajic von Hasenburg
,
Ulrich von Hasenburg
,
Bohuslav von Schwanberg
,
Wilhelm von Ilburg
,
Heinrich der Altere von Plauen
, Diepolt
von Riesenburg
,
Jaroslav von Sternberg
, Johann
von Sternberg
,
Heinrich IV. von Neuhaus
, Burian von
Gut?tejn
,
Heinrich der Jungere von Plauen
,
Linhart von Guttenstein
,
Dobrohost von Ronsperg
und
Johann II. von Rosenberg
. Auf dem Landtag in Prag hatten die Vertreter einiger katholischer Herren eine Beschwerde uber die Regierungsweise Konig Georgs vorgetragen. Bei den meisten Forderungen handelte es sich um die Außerachtlassung der Beteiligung der Herren an der Regierung und die Verletzung der Standeprivilegien und des Landrechts.
[42]
An der Sitzung der Landesversammlung am 25.?September 1465 wurde dem Konig das Dekret ausgehandigt, worauf er mit einer entsprechenden scharfen Antwort reagierte.
[9]
Die Herren lehnten es auch ab, dass zu Georgs Lebzeiten einer seiner Sohne zum Konig gewahlt werde (Anwendung des Grundsatzes
vivente non rege
).
[42]
Konig Georg wies in seiner Antwort alle Vorwurfe zuruck, und seinen Standpunkt unterstutzten auch die auf dem Landtag versammelten Stande. Die Forderungen der katholischen Herren wurden als ?abseitig und unzulassig“ bezeichnet, da sie dem Konig ohne vorherige Verhandlung und ohne Zustimmung der ubrigen Stande vorgetragen worden waren.
[43]
Breslau trotzte an der Spitze einer rechtglaubigen Fronde dem Bohmenherrscher, schrieb die Huldigungsbedingungen vor und enthielt dem als ≫Girsik≪?(= Diminutiv von Georg /
Ji?i
) Verunglimpften eine Unterwerfung vor.
[44]
Gegen Fruhjahr 1466 bis 1468 wurde im Zuge der
Gorlitzer Pulververschworung
vergeblich ein Gewaltakt gegen den Gorlitzer Stadtrat geplant, um den vom Stadtrat geplanten Umsturz von Georg von Podiebrad zu verhindern. Ein sich den Planungen verweigerndes Mitglied des Stadtrates verriet die Verschworung, nachdem in der Stadt schon Geruchte uber mogliche Anschlage bzw. Angriffe entstanden, die auch Podiebrad selbst zugetraut wurden.
[45]
[46]
[47]
Wahrenddessen hatte Papst Paul II. Ende des Jahres 1466 den
Kirchenbann
gegen Georg von Podiebrad verhangt.
[48]
Kirchenbann und Absetzung
Bearbeiten
Alle Versuche Georgs, mit dem neuen Papst Paul zu verhandeln, scheiterten, als seine Abgesandten vom Pontifex brusk abgewiesen wurden. Am 23.?Dezember 1466 wurde Georg von Podiebrad von Paul II.
exkommuniziert
. Da vom Papst auch Georgs Absetzung als Konig von Bohmen verlangt wurde, war es den Vertretern der Romischen Partei verboten, mit ihm zusammenzuarbeiten. In diesem Moment mussten sich die katholischen Stande in Bohmen entscheiden, auf wessen Seite sie stehen wollten. 1465 schloss der Großteil von ihnen eine Allianz gegen den Konig.
[6]
Mit der Grundung der Grunberger Liga katholischer Magnaten und dem Kirchenbann gegen Georg von Podiebrad geriet der ohnehin bruchige konfessionelle Frieden in Bohmen weiter unter Druck. Militarische Konflikte mit dem ungarischen, stark in die bohmischen Angelegenheiten involvierten Konig Matthias Corvinus waren die Folge.
[36]
Der wurde zum Beispiel gleich im Jahr 1466 vom Breslauer Burgermeister
Lukas Eisenreich
mit einem gesandten 1.800 Mann starkem
Reiterheer
unterstutzt.
[49]
Nach der Bannung Georgs, unterstutzte Friedrich III. zunachst den ungarischen Konig
Matthias Corvinus
als bohmischen Pratendenten und forderte die schlesischen Adligen und Stadte zum Abfall von Georg auf.
[33]
Der Krieg in Bohmen begann im April 1467. Dem Bund der Herren gegenuber wurde die militarische Uberlegenheit des Konigs zunachst deutlich, wahrend er deren Burgen in Bohmen angriff, fiel auch die Lausitz ab, rebellierte man in Schlesien und entbrannten Kampfe in
Mahren
. Als erstes fielen 1467 die
Sechsstadte
in der Oberlausitz ab und Podiebrad musste in verheerenden Kriegszugen um Schlesien und Mahren kampfen.
[44]
Noch fehlte dem Herrenbund die Hilfe von außen. Doch Kaiser
Friedrich III.
und Georgs fruherer Verbundeter, der Ungarnkonig Matthias Corvinus schlossen sich dem Aufstand an.
Unter dem Druck der offentlichen Meinung und als Exponent des Kampfes gegen die Hussiten wurde Rudolf von Rudesheim am 20. Januar 1468 einstimmig vom Domkapitel zum Bischof von Breslau gewahlt, am 25. April 1468 vom Papst bestatigt und von Lavant nach Breslau transferiert.
[50]
1468 erklart der ungarische Konig Matthias Podiebrad den Krieg.
[51]
1468 zog Georg von Podiebrad mit einem großen Heer gegen den Kaiser und Wien ins Feld.
[5]
Georgs Mannen streiften selbst ins Osterreichische, vor allem nordlich der Donau. Konig Kasimir von Polen wie
Friedrich von Brandenburg
lehnten die angebotene Bohmenkrone ab.
[15]
Matthias eroberte den großten Teil
Mahrens
und wurde am 3. Mai 1469 in
Olmutz
zum Konig von Bohmen gekront. Im folgenden Jahr war Georg von Podiebrad zwar militarisch erfolgreicher, doch setzte sein plotzlicher Tod am 22.?Marz 1471 dem Vormarsch der Utraquisten ein Ende.
[51]
Noch am 11. April 1471 erließ Paul II. eine Grundonnerstagbulle gegen Georg.
[52]
Der Ausgangspunkt fur den Friedensplan von Podiebrad ist in einem Vorschlag seines Beraters, des franzosischen Polihistors Antonius Marini, zu suchen.
[53]
[54]
1462 hatte Georg von Podiebrad als bohmischer Konig den ersten europaischen
Foderations-Plan mit 21 Artikeln
und anderem von dem Staatswissenschaftler
Martin Mair
erstellen lassen,
[55]
einen Traktat uber einen Bund der europaischen Fursten zur dauerhaften Sicherung des Friedens,
[53]
wobei verschiedene gemeinsame europaische Einrichtungen vorgesehen waren, darunter Heer, Haushalt, Gericht, Volksvertretung, Asyle, Verwaltung und ein Wappen.
[56]
Ein Bundnissystem der Staaten der Christenheit sollte entstehen, gegen die Turkenbedrohung gerichtet, aber ohne wesentliche Fuhrerrolle des Papstes oder des Kaisers; die Entscheidungen sollten in einem gemeinsamen Organ des Bundes gefallt, Streitigkeiten in einem sogenannten Parlament geschlichtet werden. Frankreich ware in diesem System wohl die Vormacht zugefallen.
[15]
Georg von Podiebrad plante, die Kompetenzen der zwei Universalmachte Papst- und Kaisertum durch ein Gremium gleichberechtigter weltlichen Herrscher zu neutralisieren. Es fanden in diesem Konzept eines volkerrechtlichen Vertrags viele heute bekannte volkerrechtliche Prinzipien ihren Ausdruck wie die souverane Gleichheit der Staaten, die Streitbeilegung auf friedlichem Wege und damit die Zuruckweisung des Krieges, die Stellung eines Aggressors außerhalb des Gesetzes und das Prinzip der kollektiven Sicherheit. Die geplante Organisation sollte eine eigene Rechtspersonlichkeit haben, eigene Organe, einen Beamtenapparat und eine eigenstandige Finanzierung uber eine gemeinsame Kasse. Der Wunsch nach einer gemeinsamen ?Munze“ innerhalb dieses Bundes erinnert an die heutige Europaische Wahrungsunion.
[57]
Um sich die Unterstutzung der europaischen Fursten zu vergewissern, schickte Georg eine Delegation unter Leitung seines Schwagers
Low von Rozmital
1465?1467 an Furstenhofe in Deutschland, Flandern, England, Frankreich, Spanien, Portugal und Italien.
[58]
Uberall wurde die Delegation herzlich begrußt und mit den damals gangigen Kampftechniken (vor allem Ringen und Turnier)
getestet.
[59]
Die Regeln waren bereits europaisch vereinheitlicht, dass bei den Kampfen nur noch die
moralische
Frage zu beantworten war, ob man mit nacktem Oberkorper oder ganz bekleidet antreten solle.
[60]
Aber die von Georgs Seite vorgetragenen Verhandlungen stießen auf die diplomatischen Aktionen der Kurie, die in Venedig und Ungarn, Burgund und Frankreich gleicherweise um ein Bundnis gegen die Turken bemuht war.
[15]