Ernesto de Fiori war ein Sohn des aus
Gorz
stammenden osterreichischen Journalisten
Robert de Fiori
und der
Deutsch-Osterreicherin
Maria Unger. Er studierte von 1903 bis 1905 Malerei an der Akademie der Bildenden Kunste in Munchen bei
Gabriel von Hackl
. Nach seiner Ruckkehr nach Rom im Jahr 1905 ubte er seine Malerei und
Lithographie
, inspiriert vom Werk des deutschen Kunstlers
Otto Greiner
, aus. 1907 hatte er in der
Villa Strohl-Fern
ein Studio. Zu diesem Zeitpunkt malte er noch, erst im Sommer 1911 in Paris kam er zur Bildhauerei, fur die er bekannt wurde. Eine pragende und daher erwahnenswerte jahrelange Freundschaft entstand 1909 in Munchen zu
Carl
und
Thea Sternheim
.
In den Jahren von 1911 bis 1914 lebte und arbeitete de Fiori in
Paris
und verkehrte im Kreis der dort lebenden Schweizer und deutschen Kunstler und Intellektuellen. Er traf sich regelmaßig im
Cafe du Dome
mit
Hermann Haller
,
Karl Hofer
,
Wilhelm Lehmbruck
,
Heinrich Ehmsen
und anderen Kunstlern. In Paris entstanden auch seine ersten plastischen Arbeiten, welche er 1912 auf der ?Internationale Kunstausstellung des
Sonderbundes
“ in Koln zeigte.
[2]
Im Jahr 1914 nahm er teil am
Salon des Independants
und im April in Rom an der internationalen
Futuristenausstellung
in der Galleria Sprovieri.
Wahrend des
Ersten Weltkriegs
wurde er der Spionage fur Deutschland verdachtigt und 1915 in Frankreich kurzfristig inhaftiert. 1915 kehrte er nach Deutschland zuruck, nahm die deutsche Staatsangehorigkeit an und war bis 1917 Soldat.
De Fiori zog im Jahr 1917 nach
Zurich
und lebte dort bis 1921. Wahrend seiner Zeit in der Schweiz setzte er sich mit dem
Dadaismus
auseinander. Im Jahr 1921 zog er nach
Berlin
, hier wurde seine Kunst von der
Neuen Sachlichkeit
inspiriert; er schloss sich dort der ?Freien Secession“ an. Er betatigte sich als
Feuilletonschreiber
fur Tageszeitungen. Kunstlerisch hatte er Verbindungen nach Italien zum ?
Novecento
“.
In dieser Zeit, Mitte der 1920er bis Anfang der 1930er Jahre war Ernesto de Fiori in Berlin ein gefragter Portratist, leistete sich einen
Essex
.
[3]
Auf Vermittlung des Kunsthandlers
Alfred Flechtheim
, den er in Paris kennengelernt hatte, fuhrte er Auftrage fur Personlichkeiten des offentlichen Lebens aus Kultur, Sport und Politik aus. So waren seine Busten der Filmdiva
Marlene Dietrich
oder des Boxidols
Jack Dempsey
wegen ihrer ?spontanen Portratauffassung“ hochgeachtet. Aus dieser Zeit stammt auch die Bronzebuste von
Louise Dumont
, die 1955 in
Dusseldorf
ins Zentrum des Louise-Dumont-Gedenksteins gesetzt wurde.
[4]
Uber Flechtheim gelangte Fioris Selbstbildnis in Bronze von 1923 durch Ankauf von
Karl Koetschau
im Jahr 1924 in das
Museum Kunstpalast
.
[5]
Im Jahr 1936 reiste er aus familiaren Grunden nach Brasilien und ließ sich in
Sao Paulo
nieder, wo er Artikel fur italienische und deutsche Emigranten-Zeitschriften schrieb. 1937 wurde in der Nazi-Aktion ?
Entartete Kunst
“ mehrere Plastiken und Grafiken de Fioris aus der
Nationalgalerie Berlin
(
Kronprinzen-Palais
), der
Skulpturensammlung Dresden
, dem Museum fur Kunst und Heimatgeschichte
Erfurt
, der Stadtischen Kunstsammlung
Gelsenkirchen
, der
Kunsthalle Hamburg
und dem
Museum der bildenden Kunste Leipzig
und der Stadtischen
Kunsthalle Mannheim
beschlagnahmt, um sie anschließend, u.?a. uber den Kunsthandler
Bernhard A. Bohmer
, auf dem internationalen Kunstmarkt zu verwerten. Einige der Werke konnten nach dem Ende des Nazi-Regimes sichergestellt und an die Museen zuruckgegeben werden.
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Im Jahr 1938 realisierte de Fiori eine Reihe von Plastiken, die er teilweise im offentlichen Auftrag erstellte. In Brasilien malte er in erster Linie und schuf nur noch wenige Plastiken (vor allem Portrats), teilweise wiederholte er alte Motive. Er lebte und arbeitete in Sao Paulo bis zu seinem Tod am 24. April 1945.
Seine Werke sind international bekannt; sie wurden zum Beispiel postum auf der
documenta 1
im Jahr 1955 in
Kassel
gezeigt.
Zeichnungen und Aquarelle des Kunstlers wurden im Teilnachlass seiner zweiten Ehefrau, der Bildhauerin Marta Junghann
[7]
, mehr als 60 Jahre nach seinem Tod auf dem Dachboden eines bayerischen Gasthofes entdeckt. Werke daraus kamen im Dezember 2014 zur Auktion.
[8]