Ants Piip studierte nach dem Abitur in
Kuressaare
am Lehrerseminar von
Kuld?ga
. 1903?1905 war er Lehrer in
Al?ksne
, anschließend an der
orthodoxen
Kirchspielschule
von Kuressaare auf der Insel
Saaremaa
. Von 1906 bis 1912 unterrichtete Piip an der Seeschifffahrtsschule von Kuressaare, dann von 1913 bis 1915 an einer Handelsschule in der russischen Hauptstadt
Sankt Petersburg
. 1906/07 war Piip außerdem als Redakteur bei der Zeitung
Haal
in Kuressaare beschaftigt.
Er studierte gleichzeitig von 1908 bis 1913
Rechtswissenschaft
an der
Universitat
von Sankt Petersburg und 1912 in
Berlin
. Von 1913 bis 1916 war er durch ein Wissenschaftsstipendium gefordert an der Universitat Sankt Petersburg beschaftigt. 1916 erwarb er den juristischen Magistergrad. 1917 war er
Privatdozent
an der Universitat von Sankt Petersburg fur
Volkerrecht
und Beamter des
russischen
Innen- und Justizministeriums. Zunehmend engagierte er sich politisch.
1917/18 war Piip Abgeordneter im
Provisorischen Landtag des Gouvernements Estland
. Der Landtag ernannte ihn am 29. November 1917 zum ersten Auslandsbeauftragten des Gouvernements.
Mit Ausrufung der estnischen Unabhangigkeit 1918 wurde Piip zum Gesandten in
Großbritannien
ernannt. Er hatte großen Anteil daran, die Regierung in London fur eine militarische Unterstutzung der burgerlichen estnischen Regierung im
Estnischen Freiheitskrieg
gegen
Sowjetrussland
zu gewinnen. Piip war am 2. Februar 1920 Mitunterzeichner des
Friedensvertrags von Tartu
zwischen der Republik Estland und Sowjetrussland.
Piip war 1919/20 Mitglied der estnischen Delegation bei der Pariser Friedenskonferenz und diente als personlicher Referent des estnischen Außenministers. Seine diplomatische Karriere fuhrte ihn von 1923 bis 1925 als estnischer Gesandter in die
Vereinigten Staaten
.
Ants Piip war fuhrendes Mitglied der sozialdemokratischen
Estnischen Arbeitspartei
(
Eesti Tooerakond
). 1923 war er kurzzeitig Chefredakteur der parteinahen Zeitung
Vaba Maa
.
Von 1930 bis 1940 war Piip Mitglied des Stadtrats von
Tartu
. Er fungierte von 1935 bis 1938 als dessen Vorsitzender.
Er gehorte 1919/20 der
verfassungsgebenden Versammlung
der Republik Estland (
Asutav Kogu
) an und war von 1920 bis 1923 Abgeordneter in der ersten Legislaturperiode des estnischen Parlaments (
Riigikogu
). Von 1938 bis 1940 war er erneut Mitglied des Parlaments (
Riigivolikogu
).
Von Oktober 1920 bis Januar 1921 war Piip estnischer Staats- und Regierungschef. Er war Mitglied in zahlreichen estnischen Kabinetten:
Kabinett
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Ressort
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Amtszeit
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Partei???
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Strandman I
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Außenminister
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09.10.1919 ? 18.11.1919???
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ETE
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Piip I
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Ministerprasident
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26.10.1920 ? 20.12.1920
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ETE
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Piip I
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Staatsaltester
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21.12.1920 ? 25.01.1921
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ETE
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Piip I
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Außenminister (geschaftsfuhrend)???
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14.01.1921 ? 25.01.1921
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ETE
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Piip I
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Kriegsminister (geschaftsfuhrend)
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14.01.1921 ? 25.01.1921
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ETE
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Pats I
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Außenminister
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25.01.1921 ? 20.10.1922
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ETE
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Teemant I
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Außenminister
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15.12.1925 ? 23.07.1926
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ETE
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Tonisson IV
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Außenminister
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18.05.1933 ? 21.10.1933
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RKE
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Uluots I
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Außenminister
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12.10.1939 ? 21.06.1940
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-
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Von 1914 bis 1940 war Ants Piip neben seiner politischen und diplomatischen Tatigkeit als Anwalt tatig. 1923 erhielt er seine Zulassung zum Gericht. 1919?1924 fungierte er als Lehrstuhlvertreter fur
Volkerrecht
an der
Universitat Tartu
, danach bis 1940 als ordentlicher Professor. Von 1930 bis 1939 war er Vorsitzender des akademischen Gerichts der Universitat.
[2]
Von 1932 bis 1940 war er Mitglied der Akademischen Rechtswissenschaftlichen Vereinigung und von 1929 bis 1940 Vorsitzender der estnischen
Paneuropa-Union
. Er war Mitglied der 1915 gegrundeten
Grotius Society
in London.
Ants Piip hat zahlreiche rechtswissenschaftliche Veroffentlichungen vorgelegt.
Ants Piip war mit Benita Piip verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn, Ants-Tonis Piip (1921?1942).
- Eesti elulood.
Tallinn: Eesti entsuklopeediakirjastus 2000 (= Eesti Entsuklopeedia 14)
ISBN 9985-70-064-3
, S. 371