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Martin Luthers Antisemitismus
    Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT  DAS=12.06.2005 Internet-Ausgabe, letzte Änderung : 01.03.15
    Impressum : Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in der Abteilung Metaphysik - von den letzten und großen Dingen jenseits der Wissenschaft, hinter der wahrnehmbaren Welt, Logik und Erfahrung, Bereich Luther und Protestantismus, hier speziell zum Thema:

    Martin Luthers Antisemitismus
    Von den Juden und ihren Lügen 1)
    War Luther "nur" reaktiv anti-jüdisch?

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    Zum Geleit : "Alle Menschen sind Lügner"  ( Psalm 116,11 )
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    Bild-Montage (Quellen)

    von Rudolf Sponsel, metaphysisch liberaler Freidenker aus Erlangen,
    weder Anti - noch Prosemit .
    Gleich zum zusammenfassenden Vergleich Luther - Nazis .

        Überblick




    Einführung: Von Luther gibt es verschiedene Stellungnahmen und Äußerungen über die Juden. Die religiös motivierte antisemitischste und schlimmste ist aber ohne Zweifel die vier Jahre (1542) vor seinem Tod (1546) verfaßte Schrift "Von den Juden und ihren Lügen", die man in manchen Teilen geradezu als Wegbahner und Vorreiter für Hitler s wahnwitzige Ausrottungsverbrechen lesen kann , wenngleich bei genauer Betrachtung Luthers Antisemitismus sich - trotz aller Pogromaufrufe - von dem Völkermordprogramm des Nationalsozialisten Hitler unterscheidet ( s.u .). Luther war ohne Zweifel eine ebenso produktive wie auch hochgradig gestörte Persönlichkeit und ein revolutionärer Reformator, nicht nur für den Glauben, auch für das Volk und die deutsche Sprache mit einer ungeheuren Wirkungsgeschichte bis auf den heutigen Tag. Allerdings wird seine offensichtliche Geistes- und Gemütsstörung wie auch seine paranoide Soziopathie [ 1 ,] - hier hat er viel mit Hitler gemeinsam - gewöhnlich verleugnet, unter den Teppich gekehrt, verschleiert oder umgedeutet.
    Was Luther am ordinären und kriminellen Ablaßhandel und Papst tum geißelte und anprangerte, war sicher echte Empörung, aus grundanständiger Motivation und wirklichem Gerechtigkeitsempfinden entstanden. Aber Luther war nicht nur ein Großer im Guten, es war auch ein ganz Großer im Schlechten: in der Glaubensfrage überhaupt, in der Frauenfrage , in der Bauernfrage , in der Herrschafts- und Obrigkeitsfrage und in der Judenfrage , und er litt auch an dem paranoiden Auserwählt-Syndrom , wie die meisten religiösen Führer. Seine haßerfüllten und vernichtenden Urteile gegenüber den Juden, Fremden und Andersdenkenden unterscheiden sich, obwohl "nur" religiös und nicht rassisch motiviert, wenig - aber doch in der Vernichtungsfrage - von denen der Nationalsozialisten , kein Wunder, daß diese sich gern auf ihn beriefen, im Einklang mit einigen evangelischen Bischöfen (z.B. Sasse , Lebensdaten ). Betrachtet man die Blutspuren, die die meisten Religionen hinterlassen haben, muß man zu dem zwingenden Urteil gelangen, daß die meisten nichts taugen, mit am wenigsten die der "drei Betrüger" (Moses, Jesus, Mohammed) , wobei man Luther hier ruhig als den vierten großen Betrüger dazu zählen darf; sie sind zum großen Teil Tarnkappen und Verkleidungen psychopathischer [ L1 ], psychopathologischer [ L2 ,]  soziopathischer [ L3 , L4 ] und krimineller Machenschaften [ L5 ]. Religionen und Sekten sind vielfach ein Hort und Schutzreservat für psychisch Gestörte, Verbrecher und Geschäftemacher. So sicher Luther kein lumpiger Geschäftemacher war, wie vielfach die Päpste, Bischöfe und ihre globale Ablaß-Mafia ( Tetzel ) seiner Zeit, so sicher liefert er - zumindest aus heutiger Sicht - dramatische Zeichen von Soziopathie und Verbrechertum. Seine Psychopathographie sei einer anderen Arbeit vorbehalten. Hier geht es um den Lutherischen Antisemitismus, von dem die evangelische Kirche sich längst hätte klar und deutlich - sozusagen "lutherisch" - distanzieren müssen.



    Historische Umrahmung und Zeitgeist um 1453-1500-1555 [Luther 1483-1546]
    Renaissance [ 1 , 2 , 3 ,] und Humanismus  [ 0 , 1 , 2 , 3 , 4 , 5 ,] gehen der Reformation [ 1 , 2 , 3 , 4 , 5 ,] voraus, die Aufklärung folgt ihr nach. Um Luther und seine Einstellung zu den Juden zu verstehen, muß man Luther und seine Zeit ein bißchen näher kennen. Geschichte ist eine schwierige Wissenschaft und Zurückversetzen in andere Zeiten ist grundsätzlich sehr schwierig, man muß es dennoch versuchen, weil es dazu keine Alternative gibt. Die folgenden Beispiele und Auswahlen sollen hierbei helfen:
    • Weltlage und Kolonialismus : 1453 erobert Mohammed II. Konstantinopel. 1491 Heinrich VIII. König von England (bis 1547). Iwan III. eint die russ. Fürstentümer. Araber verlieren 1492 mit Granada letzten Stützpunkt. Lorenzo Medici stirbt in Florenz. 1494 teilt Papst Alexander VI. die "Welt" zwischen Spanien und Portugal. 1509 Erdbeben in Konstantinopel. 1519-22 Cortez erobert das Aztekenreich in (Mexiko). 1531-34: Pizarro erobert das Inkareich (Peru), Monopol Negersklavenhandel für die span. Kolonien an die Flamen (Karl V.). Türken erobern 1541 mittl. Ungarn (bis 1699 türkisch). 1543: Philipp II. heiratet Maria v. Portugal (Mutter Don Carlos). Gustav I. Wasa macht Schweden 1523 unabhängig. 1529 Osmanen vor Wien. 1530 Kreml wird fertig. 1547 Iwan der Schreckliche wird Zar mit 17.
    • Deutsches Reich . 1486: Erzherzog Maximilian I . von Österreich zum dt. König gewählt (bis 1498, zum Kaiser 1493 bis 1519). 1489: Reichsreform, Neuordnung Reichstag, der aus drei Kurien (Kollegien) besteht: Kurfürsten, Fürsten u. a., Reichsstädte. Ständestaat mit König als Vorsteher. Erster Bundschuhaufstand 1493 im Elsaß. Wormser Reichstag 1495: Ewiger Landfriede, Fehdeverbot. Kaiser Karl V . 1519-1556 mit Hilfe des Geldes der Fugger. Aufständische Bundschuhbewegung ab 1502. Armer Konrad 1514. Wormser Edikt 1521. 1522-23 Aufstand der Reichsritter unter Franz v. Sickingen, 1524-25 Bauernkrieg (Luther auf der Seite der Obrigkeit, die ihn reformatorisch unterstützte), 1526 erster, 1529 zweiter Reichstag zu Speyer. 1530 Augsburger Bekenntnis. 1546-47 Schmalkaldischer Krieg (Kaiser gegen Protestanten),
    • Entdeckungen: 1470 Goldküste in Westafrika von den Portugiesen entdeckt, 1492 Kolumbus entdeckt Amerika; 1498 Vasco da Gama entdeckt den Seeweg nach Ostindien; 1513 Balboa entdeckt den Stillen Ozean; 1519-22: erste Erdumseglung Magellans.
    • Europa : Führende Mächte: Spanien, Portugal. Die Schweiz löst sich 1499 im 'Schwabenkrieg' vom dt. Reich.
    • Gesundheit, Krankheit, Seuchen, Pest (siehe auch extern: Luther und die Pest ): Pestepidemien ca. 1350-1650 in Europa. Mailand 1489: Lazarett für Verpestete (Isolierung). "Hochkonjunktur" der Pestheiligen Sebastian und Rochus. Die Pest überschattet auch die Reformation, sie wütet auch 1505 - im Februar in Erfurt - als Luther zum Magister artium promovierte. 1505 u. 1508 Pest in Nürnberg. Auf die Frage, was die Ursache der Pest sei, sagt der Nürnberger Prediger Osiander: "unsere sünden / als unglaub / ungehorsam und undanckbarkeit". Dieser Aberglaube nutzt der Reformation. Auch Luther wurde mehrfach mit der Pest konfrontiert (milder Verlauf 1527 in Wittenberg). "1511/12 und 1520/21 Pest in Augsburg. "Englischer Schweiß" erfaßt 1529 Europa. 1488 erste Apotheke in Berlin. 1500 erster Kaiserschnitt (Nufer). 1521  Fracastorius' Lehrgedicht über die Syphilis (Hutten stirbt 1523 daran). Jatromagie (Agrippa von Nettesheim). Paracelsus ("Die Dosis macht das Gift") 1527 Stadtarzt in Basel. Schwere Epidemien von Fleckfieber und Syphilis in Italien durch den Einfall des franz. Königs Karls VIII. ~1533 erste Irrenhäuser. Um 1540 erster klinischer Unterricht in Padua.  Fracastorius 1545: Seuchen werden durch lebendige Keime übertragen, fordert Isolierung.
    • Juden und Geschichte des Antisemitismus :

    • Mittelalter:  Im Gefolge der Kreuzzüge veränderte sich die Stellung der Juden, sie verloren das Recht Handel zu treiben, wurden auf fast "reinen" Geldhandel beschränkt. Die - Christen untersagte - Zinsnahmeerlaubnis geht auf päpstliche Erlasse zurück ( Alexander III ., 1179; Innozenz III , 1215). Hinzu kommen die mittelalterlichen Ausgrenzungen in den Zünften, Gilden und Korporationen. (Nach Mosse ). So gesehen ist es natürlich höchst ungerecht und unsinnig, den Juden vorzuwerfen, daß sie hohe Kompetenzen mit dem Medium Geld erworben haben, wo man sie doch weitgehend dazu " gezwungen " hat. Die Ausgrenzungen durch das Kanonische Kirchenrecht findet man in Hilberg, R. (1990) ,11-19, dokumentiert. 1290 Vertreibung der Juden aus England, danach in Frankreich. 1349 [z.B. Nürnberg ] Pogrome und Morde in Thüringen (Gotha, Eisenach, Frankenhausen, Erfurt): "Durchweg wurde, umwogt von der größten Pestepidemie Europas, als Grund 'Brunnenvergiftung' angegeben - aber, so fügt der unbekannte Chronist aufgeklärt hinzu - der eigentliche Grund wird wohl in der hohen Verschuldung der ganzen Bevölkerung zu suchen sein." ( Obermann , 1985, S. 138).
          Land- und Stadtvertreibungen im 15. Jhd . im Dt. Reich Vertreibung und Verfolgung der Juden aus Spanien 1492 löst europaweite Welle des Antisemitismus aus und markiert mit dem Toben der Inquisition einen neuen Höhepunkt. 1496 Vertreibung der Juden aus Österreich. 1504 Verbrennung führender Juden in Moskau. 1506 Massaker in Lissabon. Juden bis zum 18. Jahrhundert weitgehend rechtelos.
    • Kirche und Päpste : 1466 erste dt. Bibel (Straßburg). 1484: Hexenbulle von Papst Innozenz VIII., 1487  Veröffentlichung des "Hexenhammers", mit dem die Hexenverfolgungen und Hexenprozesse formalisiert werden. 1501 Päpstliche Bulle zur Verbrennung von Büchern gegen Kirchenautorität, Luther studiert in Erfurt. Eintritt ins Kloster ( warum? ). Hemmungslose, verwahrloste, soziopathische Päpste und Bischöfe, Geld- und Raffgier, entarteter Machtmißbrauch, extreme Auswüchse des Ablaßhandels (zur Finanzierung der gigantischen Ansprüche; z.B. durch den Papst für den Bau der Peterskirche). Ära der Borgia. 1521 Ignatius v. Loyola formuliert Prinzipien der Exerzitien. 1534 Gründung Jesuitenorden (Gegenreformation). 1542 Erneuerung der Inquisition. 1545 Konzil von Trient.
    • Kunst, Kultur, Literatur, Philosophie (kleine Auswahl):
      • Architektur : Alberti. Dom in Halberstadt (1235-1492). Gartenpalast Belvedere (Vatikan), Sixtinische Kapelle (Rom). Spätgotik in Deutschland. 1543 Mainbrücke in Würzburg fertig.
      • Bildende Kunst : Altdorfer, Baldung (Grien), Bellini, Bosch ( Garten der Lüste ~1500), Botticelli, Cranach (d. Ä. 1546 "Der Jungbrunnen", Porträt Luthers und seiner Eltern), Dürer (Apokalypse 1498), Grünewald, Holbein, Kraft, Leonardo (Mona Lisa 1503), (Abendmahl 1495-97), Memling, Michelangelo, Perugino, Raffael, Riemenschneider, Tizian, Vischer.
      • Literatur und Theater : Villon (Testament, 1461). 1515 Till Eulenspiegel.  Hans Sachs (Meistersinger), 1517 erstes Faßnachtsspiel. 1512 Murner (Gegner Luthers), Zeitsatiren: Narrenbeschwörung, Schelmenzunft. 1516 Ariosto: Der rasende Roland. Moralitätenstücke. 1518 Flugschriften in dt. Sprache (fördern die Reformation, Luther: Ein Sermon ...). 1519: der Begriff Hanswurst in Brants Narrenschiff taucht auf. Ital. Komödie. 1522, Pauli: Schwankensammlung.
      • Musik : Tinctoris: erstes Musiklexikon 1500. Kirchenlieder (Luther: Ein feste Burg ist unser Gott )
      • Philosophie : Humanismus. Erasmus. Agricola. Hutten 1517: Dunkelmännerbriefe.
      • Sitte und Brauch : Warenlotterie ("Glückstöpfe") 1494. Badestuben Höhepunkt sinkt wegen Syphilis. Von der Kirche bekämpftes Kartenspiel (seit ~1400) weit verbreitet. Schnupftuch kommt um 1503 auf. 1539 erster Weihnachtsbaum im Straßburgermünster. Zech- und Saufrecht. In Württemberg saufen sich 1540/41 ca. 400 Leute zu Tode (gutes Weinjahr).
    • Reformation :
       
      Vorreformatoren . Die drei großen Persönlichkeiten der Reformen: Luther (1483-1546); Zwingli (1484-1531); Calvin (1509-1564). 1517 Briefe Luthers mit den zunächst 93, dann 95 Thesen . 1519 Luthers Disputation mit Eck in Leipzig. Luthers drei programmatische Reformationsschriften (1520): An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung , Von der Freiheit eines Christenmenschen , Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche . Luthers Lehre (Kernpunkte): Bibel alleinige Glaubensquelle. Allein durch den Glauben und Gottes Gnade kann der Mensch zur Seligkeit gelangen. Priester als Diener Gottes durch Predigt und Seelsorge, nicht Abgesandte, Händler, Generale. Von den sieben Sakramenten nur zwei, Taufe und Abendmahl schriftgemäß. Deutsche Bibeln populär . 1529 Marburger Religionsgespräch. Buggenhagen, Rektor Universität Kopenhagen, führt 1537 die Reformation in Dänemark ein. 1541 Gottesstaat Calvins in Genf. 1549 Vereinigung der Zwinglianer und Calvinisten. 1540 Melanchthon schließt Kompromiß zwischen den Abendmahlslehren Luthers und Calvins. 
    • Staatslehre, Recht, Verwaltung : 1454 Vermögenssteuer in Sachsen. 1507 Bamberger Halsgerichtsordnung. Tengler 1509: Rechtshandbuch für Laien. 1513 Machiavellis Fürst erscheint. Maßlose Steuererhöhungen in Württemberg lösen Aufstand aus, Thomas Morus 1516: Über die beste Staatsform ..., Taxis gründet 1516 Post (1520 Generalpostmeister). Bergordnung 1517. 1521 Sächsische Feuerlöschordnung. 1529 Münzstreit. 1530 erste Reichspolizeiordnung (Gewerbe, Maße u. Gewichte, Apothekenaufsicht, Wucher, Bettelei, ...) 1532 Peinliche Halsgerichtsordnung (Carolina) Karls V. 1534 Fehdebrief Kohlhase. 1542 Getränke- später Verbrauchssteuer in Bayern eingeführt.
    • Technik : 1445 Buchdruck (Gutenberg, Mainz). Flaschenpost (Kolumbus); um 1500 über 1000 Buchdruckereien in Europa; 1489 Rechenbuch von J. Widmann, Spinnrad, Wasserräderantrieb, Glaskunst Venedig. 1501 Eisenguß für Öfen. Geschütze und Feldartillerie, gezogene Gewehrläufe (1480). Leonardo da Vincis Zeichnungen zu einer Flugmaschine. Taschenuhren (P. Henlein, 1502). Radierung (~1513), Brille für Kurzsichtige (~1518).
    • Wirtschaft : Seidenweberei in Tours (1470). Handelshaus Fugger tritt mit den Habsburgern in Geschäftsbeziehung und erhält 1473 Wappen. Fugger kontrollieren um 1500 europ. Kupfermarkt, Vermögen in 20 Jahren versechszehnfacht. Blütezeit der Zünfte geht um 1500 zu Ende. 1509 Fugger geadelt. Jakob Fugger übernimmt 1510 das Handelshaus in Augsburg und bringt 1514 den Ablaßhandel in seine Hände. Widerstand gegen Handelsmonopole scheitert 1512 an der Verschuldungsabhängigkeit des Kaisers an die Fugger. 1497 erhält Leipzig vom Kaiser das Recht auf drei Jahrmärkte. 1498 erstes dt. Leihhaus in Nürnberg,  Brauordnung in Bayern (Reinheitsgebot), Ananas und Kakao kommen nach Europa, 1546 gesetzlich organisierte Börse in Toulouse. Deutschland liefert bis 1600 ca. 80% der europ. Silberproduktion (Erzgebirge 30%). Um 1515 kommen in Frankreich Manufakturen auf. 1535 Wechselmesse zum Ausgleich internationaler Zahlungen. Anfänge Londoner Börse. 1540 Antwerpen führende Handelsstadt, Geld- und Wechselbörsen in Augsburg und Nürnberg.
    • Wissenschaft : Äther entdeckt. Nikolaus von Kues (Achsendrehung Erde). Regiomontanus (Dezimalbruchrechnung). Martin Behaim (Geographie, Globus).  Weltkarte (Fra Mauro, 1457). Gründung der Universität Wittenberg durch Friedrich den Weisen 1502. 1503 Sitz der Seele in den Gehirnkammern (Reisch). Kopernikus 1512: Die Erde dreht sich um die Sonne. 1514 Aderlaßstreit in der Medizin. Kopernikus in seinem Todesjahr: 1543 Über die Kreisbewegungen der Weltkörper; heliozentrisches System. Cardano 1545: negative Zahlen. 1560 erste Forschungsgemeinschaften. Mercator 1568: Weltkarte durch Zylinderprojektion.



    Luthers extrem antisemitische Schrift: Von den Juden und ihren Lügen (1543)

    Extern: GIF-Faksimile-Dokumentation Artikel-Nrn. 266-361 .

    Als ich den dritten extrem antisemitischen Teil von Luthers Schrift 'Von den Juden und ihren Lügen' zum ersten Mal las, wollte ich erst  nicht glauben, was ich las. Was man mir in der Schule und als Kind über Luther beigebracht hatte, war ein ganz anderes und wie ich reichlich spät erkennen mußte, ein ziemlich verklärt-verlogenes Bild. Mein erster Gedanke war: das ist genau das Programm, das Hitler und seine Verbrecher umgesetzt und realisiert haben. Hitler hat gemacht, was Luther gefordert hat. Aber das stimmt so nicht ganz. Obwohl Luther eine sehr brutale, primitive und im Grunde geistig minderbemittelte Sprache und "Argumentation" bevorzugt, so daß man sich fragt, wo dieser Mann jemals Philosophie oder Logik studiert haben will. Obwohl man zur Zeit Luthers mit Mordaufrufen gegen die Juden nicht zimperlich war und es auch zahlreiche Ermordungen und Massacker - wie schon ausgeführt - gegeben hat, und Luther selbst auch keineswegs zimperlich war, fällt in seinen Ausfällen und Entgleisungen doch auf, daß direkte Mordaufrufe in den Schriften, die ich eingesehen habe, fehlen. Wohl gibt es einige Stellen, aus denen m. E. klar und schlüssig hervorgeht ( s.u .), daß sich daraus die Ermordung der Juden ergibt. Mein augenblicklicher Stand der Deutung der antisemitischen Haltung Luthers ist, daß er vor der systematischen Vernichtung zurückschreckte, zwiespältig war, aber in der Tiefe seines Wesens mühsam zurückgehaltene Impulse der Judenvernichtung da waren. Im Äußersten deute ich ihn den Juden gegenüber zwiespältig und gehemmt. Das war er in der Bauernfrage keineswegs und muß daher Bedeutung haben. Die verschiedenen Stellen seien zunächst mitgeteilt:

    Zur Frage, ob Luther zur Ermordung der Juden aufrief
    Luthers Gewaltaufrufe und Entgleisungen sind gut und verdichtet dokumentiert in " www.Theologe.de ".

    Primärquellen bei Luther

    Von der unleidlichen teuflischen Last der Juden entladen werden
    " 314 . Summa, liebe Fürsten und Herren, so Juden unter sich haben, ist euch solcher mein Rath nicht eben, so trefft einen bessern, daß ihr und wir alle der unleidlichen teuflischen Last der Juden entladen werden, und nicht vor GOtt schuldig und theilhaftig werden alle der Lügen, des Lästerns, Speiens, Fluchens, so die rasenden Juden wider die Person unsers HErrn JEsu Christi, seiner lieben Mutter, aller Christen, aller Obrigkeit, und unser selbst so frei und muthwillig treiben, keinen Schutz noch Schirm, noch Geleit, noch Gemeinschaft sie haben lassen, auch nicht euer und eurer Unterthanen Geld und Güter durch den Wucher ihnen dazu dienen und helfen lassen. ..."

    Es sei erlaubt, Gotteslästerer zu töten (Tischrede)
    "Ein anderer erzählte viel von den Gotteslästerungen der Juden und fragte, ob es einem Privatmann erlaubt sei, einem gotteslästernden Juden einen Faustschlag zu versetzen. Er ( nämlich Luther d. V.) antwortete: Ganz gewiss! Ich wollte einem solchen eine Maulschelle geben. Wenn ich könnte, würde ich ihn zu Boden werfen und in meinem Zorn mit dem Schwert durchbohren. Da es nämlich nach menschlichem und göttlichem Recht erlaubt sei, einen Straßenräuber zu töten, viel mehr einen Gotteslästerer." (Tischrede vom Frühjahr 1543. Nr. 5576. WA TR 5.257,11-31. zit. bei Bienert S.172)

    Die Wucherer an den Galgen siebenmal höher als andere Diebe hängen
    "Sie sind voller Zauberei ... voll Neides und Stolzes, dazu eitel Diebe und Räuber, die täglich nicht einen Bissen essen, noch einen Faden am Leibe tragen, den sie uns nicht gestohlen oder geraubt haben durch ihren verdammten Wucher. Sie leben also täglich von eitel Diebstahl und Raub mit Weib und Kind als die Erzdiebe und Landräuber in aller unbußfertigen Sicherheit. Denn ein Wucherer ist ein Erzdieb und Landräuber, der am Galgen siebenmal höher als andere Diebe hängen sollte." (WA 53, S. 502).

    Wie Mose that in der Wüste und schlug 3000 todt ( fett-kursiv hervorgehoben von RS)
    In 359 bekräftigt Luther: "Unsere Oberherren, so Juden unter sich haben, wünsche ich und bitte, daß sie eine scharfe Barmherzigkeit wollten gegen diese elenden Leute üben, wie droben gesagt, ob's doch etwas (wiewohl es mißlich ist) helfen wollte, wie die treuen Aerzte thun, wenn das heilige Feuer in die Beine kommen ist, fahren sie mit Unbarmherzigkeit und schneiden, sägen, brennen Fleisch, Adern, Bein und Mark ab. Also thue man hie auch, verbrenne ihre Synagogen, verbiete alles, was ich droben erzählt habe, zwinge sie zur Arbeit, und gehe mit ihnen um nach aller Unbarmherzigkeit; wie Mose that in der Wüste und schlug 3000 todt, daß nicht der ganze Haufe verderben müßte . Sie wissen wahrlich nicht, was thun, wollen's dazu wie die besessenen Leute nicht wissen, hören, noch lernen. Darum kann man hie keine Barmherzigkeit üben, sie in ihrem Wesen zu stärken. Will das nicht helfen, so müssen wir sie wie die tollen Hunde ausjagen, damit wir nicht, ihrer greulichen Lästerung und aller Laster theilhaftig, mit ihnen GOttes Zorn verdienen und verdammt werden. Ich habe das Meine gethan; ein jeglicher sehe, wie er das Seine tue. Ich bin entschuldigt."

    Sekundärquellen zur Frage, ob Luther zur Ermordung der Juden aufrief

    "Drum immer weg mit ihnen" (Dülmen 1983, S. 281).
    Am Ende von 311 führt Luther aus: "Denn, wie gehört, GOttes Zorn ist so groß über sie, daß sie durch sanfte Barmherzigkeit nur ärger und ärger, durch Schärfe aber wenig besser werden. Drum immer weg mit ihnen." Dies "Drum immer weg mit ihnen" bedeutet in diesem Zusammenhang keine Forderung, die Juden zu ermorden, sondern aus dem Lande zu vertreiben.

    Totschlagen
    Ursula Homann schreibt: in "Martin Luther und die Juden" ( fett-kursiv von mir): "Ebnete Martin Luther den Weg nach Auschwitz? Ist es zulässig, die deutsche Kollektivschuld, wie es beispielsweise einst der ehemalige israelische Ministerpräsident Menachem Begin in einer offiziellen Rede am 19. Juni 1981 getan hat, mit Zitaten aus Luthers Spätwerk zu belegen? Bekannt ist auch der Ausspruch von Julius Streicher vor dem Nürnberger Gericht am 29. April 1946, mit dem er sich seinerzeit reinzuwaschen versuchte: "Wenn Martin Luther heute lebte", so sagte Streicher damals, "dann säße er hier an meiner Stelle als Angeklagter." Tatsächlich war Luthers Haltung gegenüber Juden zwiespältig und wankelmütig. "Brüderlich mit den Juden zu handeln", empfahl er als junger Mann, sie totzuschlagen , riet er im reifen Alter."


    Luthers Wandel in der Bewertung der Juden

    Luther stand nach Meinung vieler unabhängiger Kenner den Juden bis etwa Mitte der 1530er Jahre eher wohlwollend gegenüber und die Luther-Forschung rätselt im Grunde noch heute, wie der Wandel bei Luther verstanden und nachvollzogen werden kann. Möglicherweise gibt es hier verschiedene Gründe, die zusammenspielen, wie z.B. die Kundigen im Jüdischen Lexikon ausführen:

    Die Erklärung im Jüdischen Lexikon für Luthers Wandel
    "LUTHER, Stellung zu Juden und Judentum. Aus einer im Anfang seines Lebens entschieden freundlichen Stellung L.'s zu den J. wurde am Schluß eine ausgesprochen feindliche. In der ersten Epoche seines Wirkens, 1513/21, hatte L. kaum Gelegenheit, mit den J. in persönliche Berührung zu treten, seine Einstellung zu ihnen war die des christlichen Theologen. Er beschäftigte sich mit dem Gedanken ihrer Bekehrung, die er zunächst allerdings für völlig unmöglich hielt. Erst als die J. sich intensiv mit L. zu beschäftigen begannen, weil der Sturm in der Christenheit sie auf den Beginn des *messianischen Zeitalters hoffen ließ und sie daher L. mit gewissen Sympathien gegenübertraten, wuchs in ihm die Überzeugung, daß es Schuld der bisherigen Kirche sei, daß die J. noch nicht bekehrt werden konnten. Er glaubte sogar, daß die J. seiner Lehre zuströmen und daß mit seinem Namen sich das große Werk ihrer Bekehrung verbinden würde. Aus diesem Geist heraus entstand seine Schrift (1523): "daß Jesus Christus ein geborener J. sei." Naturgemäß trat in der Stellung L.'s zu den J. der Rückschlag ein, als der erhoffte Erfolg ausblieb. Dazu kam eine Reihe von [<1254] schlechten Erfahrungen, die L. mit einzelnen J. gemacht hatte, sowie das Auftreten *judaisierender Sekten unter seinen Anhängern. Auch brachte ihn der Widerspruch auf, den j. Gelehrte gegen Einzelheiten seiner Bibelübersetzung erhoben. Allmählich entwickelte sich L. zu einem Judenhasser, der sich in den derbsten Schimpfereien und aufpeitschenden Hetzreden gegen die J. erging. In zwei Schriften ("Von den Juden und ihren Lügen", 1542, und "Vom Schem Hamphoras") wiederholte er die Beschuldigungen gegen die J., die der Täufling Anton * Margaritha gegen sie erhoben hatte. Er verlangte, daß die Christen die Synagogen verbrannten, die Häuser der J. zerstörten, daß die Fürsten die J. zum Frondienst zwängen, daß man ihnen die heiligen Schriften fortnehme und ihnen das Beten verbiete. Er hetzte die Fürsten zur Landesverweisung der J., die Raubritter zu Überfällen auf. Keine Barmherzigkeit! Noch vier Tage vor seinem Tode, 1546 zu Eisleben, eiferte er in einer Predigt gegen die J. und forderte ihre Austreibung.
        Der Reformator und Kämpfer gegen religiöse Vorurteile war von religiöser Toleranz weit entfernt. Er war mitschuldig daran, daß die prote[<1255]stantischen Fürsten und Völker noch gehässiger mit den J. verfuhren als die Katholiken. Seine zwiespältige Natur, die die evangelische Freiheit forderte, aber im Kampf gegen die unterdrückten Bauern auf seiten der Fürsten stand, die Demut und Sanftheit predigte, aber die Zehngebote für aufgehoben erklärte, ließ auch dem Volk der Bibel keine Gerechtigkeit widerfahren. Für den versittlichenden Charakter der j. Religion hat er kein Verständnis gezeigt.
        Lit.: Reinhold Lewin, L.'s Stellung zu den J. (Neue Studien zur Geschichte der Theologie und Kirche hrsg. von N. Bonwetsch und R. Seeberg, 10. St.) Berlin 1911; dort auch die ältere Lit., die durch die Lewinsche Arbeit überholt ist; S. Krauß, L. und die Juden, in "Der Jude" II, 1917/18; Dubnow Vl, S. 199ff.   Wr.        W.C."

       Die meisten religiösen Juden sind auf einem Auge blind, nämlich genau dort, wo sie sich selbst faschistoid auserwählt gebärden. Das zeigt sich leider auch in dem sonst so hochkarätigen Jüdischen Lexikon . Sie erkennen nicht, daß Selbsterhöhung und Fremdenerniedrigung in vielen Fällen genau dieselbe Reaktion provoziert: Selbsterhöhung und Fremdenerniedrigung. Und damit schließt sich der - im wahrsten Sinne des Wortes - Teufelskreis. Der Antigojismus der Juden provoziert Antisemitismus und umgekehrt usw. usf.

    Ein einfaches Rachemotiv Luthers ?
    Bienert (1982, S.130) bringt folgendes Motiv Luthers ins Spiel:
        "Bisher hielt sich die oft gehässige Polemik herüber und hinüber im Rahmen eines Religionsstreits. Als aber im Frühjahr 1542 eine jüdische Schrift gegen Luthers Schrift 'Wider die Sabbather' (von 1538) erschien und zum Übertritt der Christen zur jüdischen Religion aufforderte, da sah Luther sein Lebenswerk gefährdet und das aus der Reformation hervorgegangene Kirchenwesen angegriffen.
        Das wurde für Luther zum Signal, jetzt aus den Privatgesprächen über die Juden und mit Juden an die Öffentlichkeit herauszutreten, um den für die lutherischen Christen befürchteten Schaden zu verhindern. Dies gibt er auch selbst im Vorwort ... als Motiv an"." Falls diese Hypothese tatsächlich zutreffen sollte, würde dies ein schlechtes Licht auf Luthers Charakter und Lauterkeit werfen (was in der Psychopathographie näher untersucht wird).

    War Luther ein reaktiver Antisemit auf das Antichristentum der Juden ?
    Liest man den Talmud   und seine auserwählt- faschistischen Passagen, könnte einem ähnlich schlecht werden, wie wenn man Luther liest. Dort geht es, was die Ungläubigen, die Gojim (Nichtjuden) betrifft, ähnlich zu wie bei Luther im Umgang mit den Juden. Luther ist aber offenbar so fanatisiert und vernagelt, daß er gar nicht bemerkt, daß er mit den Juden nichts anderes macht als das, was er ihnen - teilweise zu Recht - unterstellt. Das ist das Problem aller Auserwählten, mit dem sie die Welt in Krieg, Verbrechen und ins Unglück stürzen. Und das läßt auch daran denken, ob solche Auserwählte nicht als soziophathische Geistesgestörte angesehen werden müssen.

    In Mähren seien Christen zum Judentum verführt worden
    Bainton (1983, S. 401f): "In Luthers letzten Jahren, als er oft schwer gereizt war, kam die alarmierende Nachricht, in Mähren seien Christen zum Judentum verführt. Da fuhr er mit einem groben Ausbruch  heraus, worin er riet, alle Juden nach Palästina zu deportieren. Mißriete dies, so sollte ihnen das Wucherhandwerk gelegt und sie gezwungen werden, sich ihr Brot auf dem Acker zu verdienen, ihre Synagogen sollten verbrannt und ihre Bücher, einschließlich der Bibeln, weggenommen werden. Man könnte wünschen, Luther wäre gestorben, ehe diese Schrift geschrieben war. Doch man muß sich darüber klar sein, was er anriet und warum. Seine Stellung war ausschließlich religiös bedingt und in keiner Weise rassisch. Die höchste Sünde war für ihn die halsstarrige Verwerfung von Gottes Offenbarung in Christus."

    "Ich hab's selbst nicht gewußt"
    Was bedeutet Luthers Formulierung "ich hab's selbst nicht gewußt" ( 299 )? Mir fällt hierzu nur eine vernünftig erscheinende Erklärung ein: Luther hat zwischen 1532 und 1542 erfahren, wie die Juden zum Christentum stehen und wie sie sich Christen gegenüber verhalten, wenn sie können, wie sie es möchten, nämlich faschistoid und verbrecherisch, wie das allen Auserwählten innewohnt (auch Luther, der gar nicht bemerkt, daß er sich den Juden gegenüber so verhält, wie er es ihnen unterstellt). Der auserwählte Faschismus der orthodoxen Juden läßt sich in der Tat im Talmud massenhaft nachweisen. Dies legt als eine religionspsychologische Arbeitshypothese nahe, daß Luther durch den faschistoiden Antigojismus im Talmud - neben berichteten angeblichen Greueltaten der Juden - veranlaßt worden sein könnte, darauf entsprechend zu reagieren. Luther war womöglich zunächst kein Antisemit, wofür die frühe Schrift  Daß Jesus Christus ein geborener Jude sei (1523) u.a. sprechen, sondern er hat sich zu einem reaktiven Antisemiten entwickelt. Daß er den Juden - zu Recht - unterstellt, wie sie - im Talmud - den Gojim (Nichtjuden, Fremden, Anderen) sehe, ergibt sich u.a. aus 268: " ... , sich mit Lügen, Trügen, Stehlen, Rauben, Wuchern und allerlei Untugend unter den verfluchten Gojim nähren." Hier schlüpft Luther in die Rolle des Juden, der den Nichtjuden ( Gojim ) betrachtet.

    Andere Textbeispiele, die für reaktiv sprechen
    In 316 behauptet Luther, daß die Juden Sonnabends beten und fluchen würden, "... daß ich, mein Weib und Kind und alle Christen erstochen und aufs jämmerlichste untergegangen wären; ..."
     

    Kritik der primitiven Lutherischen Polemik und Sophistik
    Luther unterscheidet nicht zwischen Glaube , Wahrheit, Irrtum

    Bei vielen Schriften Luthers fragt man sich, ob dieser Mann wirklich Philosophie und Logik studiert haben kann. Davon ist nämlich bei seiner primitiv-plumpen und geistig minderbemittelt wirkenden "Argumentation" nichts, aber auch gar nichts zu bemerken.
        (1) Wie Luther dazu kommt, die Juden der Lüge zu bezichtigen, ist von einem sachlichen und logischen Standpunkt aus nicht nachzuvollziehen. Daß die Juden in Jesus nicht den Messias sehen, ist ja keine Lüge, sondern "nur" ein anderer Glaube. Vom Standpunkt des Christentums betrachtet, sind die Juden, jedenfalls was die Bedeutung von Jesus als Messias und Gottessohn betrifft, natürlich Ungläubige, wie umgekehrt, vom jüdischen Standpunkt aus, die Christen in dieser Frage Ungläubige sind. Genauso verhält es sich mit dem Islam und den Moslems.
     

    Wer anderes glaubt, ist kein Lügner, sondern ein Andersgläubiger. 

    Das scheint aber nicht in die Hirne dieser Verblendeten und Entrückten zu gehen. Wieso ist Luther zu dieser offensichtlichen einfachen Logik nicht fähig oder willens? Dies ist umso mehr verwunderlich als Luther ja gerade aus seinen Erfahrungen und Streitereien mit dem Papst und dessen Anhängern unmittelbar erlebte, daß man Unterschiedliches glauben kann.
        (2) Wieso wendet Luther sehr bösartig sophistisch auf die Juden an, was er selbst durch das Papsttum meint erfahren zu haben, nämlich auf die Personen abzuzielen. Er unterstellt völlig hirnverbrannt den Juden, daß sie mit Wissen und Absicht wider bessere Einsicht die Unwahrheit sagen. Denn nur das heißt lügen: mit Wissen und Absicht die Unwahrheit sagen. Ohne Wissen hieße es Irrtum. In 266 führt Luther eine List des Teufels aus, wenn der Teufel gegen die Lehre nichts machen könne, dann  wendet er sich gegen Personen wie es der Belzebub Papst mit ihm, Luther, getan habe. In 267 sagt er: "Schelte und lüge getrost auf die Person, so ist die Sache gewonnen." Und in 268 . "Also thun die Juden in diesem Fall auch."
        (3) Wieso erkennt er nicht, daß der Papst und die Papisten mit ihm das machen, war er mit den Juden treibt? Wieso erkennt er nicht, daß es überhaupt nur eine einzige vernünftige und gerechte Einstellung in Glaubensfragen gibt, nämlich: Freiheit und Toleranz, genau das, was er sich gegenüber dem Papst und Rom herausnimmt?
        (4) Wieso entgleist Luther dermaßen fanatisiert und rasend, daß er nicht erkennt, daß er mit den Juden genauso umspringt und verfährt, wie er es ihnen vorwirft? Auge um Auge, Zahn um Zahn? Oder einfach nur blind, voller leidenschaftlichem Haß, der ihm jeglichen differenzierten Verstand nimmt, den er zwar hat, aber offenbar, wenn Leidenschaft und Haß mit ihm durchgehen, nicht nutzen kann.
     

    Fazit: Auserwähltansprüche vertragen sich nicht mit der Freiheit des Glaubens und dem Toleranz gebot . Daher sollten allen Religionen und Kirchen, die Auserwähltansprüche aufstellen und Andersgläubige entwerten oder gar verhetzen, sämtliche Privilegien entzogen und sie sollten dem Verfassungsschutz zur strengen Beobachtung anheim gestellt werden. Für unverbesserliche Glaubenshetzer sollte der Aufenthalt in Umerziehungsstätten, in der Psychiatrie oder in Gefängnissen geprüft und dafür die entsprechenden Gesetze entwickelt werden. 

    Abstract - Zusammenfassung: Luthers Antisemitismus
    Luther hat sich im Laufe seines Lebens etwa zwischen 1530/40 zu einem rabiaten religiös motivierten Antisemiten entwickelt, der aber nicht mit dem rassisch begründeten Antisemitismus Hitlers und der Nazis gleichgesetzt werden sollte, denn man beachte die
    Unterschiede und Übereinstimmungen zwischen Luther und Hitler im Antisemitismus
     

    Antisemitismus Merkmal / Kriterium  Luther Hitler (Nazis)
    Ablehnung der jüdischen Religion  Ja Ja, aber nebensächlich
    Ablehnung der jüdischen Abstammung Nein  Ja, das Entscheidende
    Hetze und Ausgrenzung Ja Ja
    Existenzberechtigung zuerkannt Ja, eingeschränkt Nein
    Vernichtungsmotiv Ja, gehemmt Ja, radikal, total 
    Vernichtungshandlungen Nein Ja, einzigartig
    Hintergrund/ Motivation Religiösen-Wahn /
    Auserwählt-Syndrom
    Religiöses Pflichtgefühl
    Rassen-Wahn
    Geistige Verirrung
    Sündenbocksuche

    Die Hauptschuld für die Vernichtung der Juden durch Hitler und die Nationalsozialisten tragen eben diese. Obwohl sich Luther zu einem rabiat religiös motivierten Antisemiten entwickelte, kann und darf man ihm nicht vorwerfen, für die Ausrottung der Juden durch die Nazis mitverantwortlich zu sein. Aber er ist ein geistiger Wegbereiter. Er ist mitverantwortlich für religiös motivierten Antisemitismus in der evangelischen Kirche. Den beachtlichen und das Leben kostenden entscheidenden Schritt von der Ausgrenzung, Ausbeutung, Drangsalierung und Reglementierung zur physischen Vernichtung hat er nicht konsequent und klar gefordert, diese Schuld gehört ganz allein den Nazis und allen, die aktiv den Antisemitismus unterstützt haben, also auch allen evangelischen Theologen, Bischöfen und Pfarrern, die die Überschreitung der Todesgrenze unterstützt, gebilligt oder kampflos hingenommen haben, wie z.B. der thüringische Landesbischof Martin Sasse , Lebensdaten . Luther war ein rabiater religiös- motivierter Antisemit, aber kein rassistischer Mordrufer. Aber man kann natürlich denken, wer solche Haßfeuer entzündet, darf sich nicht wundern, daß welche darin umkommen.



    Literatur (Auswahl)
    • Anonymus (1895) . Geschichtslügen. > Majunke, Paul.
    • Bainton, Roland (dt. 1983, engl. 1950). Martin Luther. Rebell für den Glauben. München: Heyne.
    • Bienert, Walther (1982). Martin Luther und die Juden. Frankfurt a. M.: Evangelisches Verlagswerk.
    • Böhm, Hans-Jürgen (1994). Die Lehre M. Luthers - ein Mythos zerbricht. Erschienen und bislang kostenlos zu beziehen beim Autor, Mittelreinbach 30, D-92259. [viele Dokumente und Belege, Komprimierte Teil-Zusammenfassung hier ]
    • Boehmer, Heinrich (1925). Der junge Luther. Gotha: Flamberg.
    • Burg , Joseph (1909, 10. A.). Protestantische Geschichtslügen. Ein Nachschlagebuch. I. Historischer Teil. Essen-Ruhr: Fredebeul & Koenen.  [Der Autor hat einen katholischen Hintergrund]
    • Dülmen, Andrea von (1983). Luther-Chronik. Daten zu Leben und Werk. München: dtv.
    • Emme, Dietrich (1983). Martin Luther. Seine Jugend- und Studentenzeit 1483-1505. Eine dokumentarische Darstellung mit 10 Tafeln und 1 Faltkarte. Bonn: Emme.
    • Emme, Dietrich (1991). Martin Luthers Weg ins Kloster. Eine wissenschaftliche Untersuchung in Aufsätzen. Regensburg: Emme.
    • Erikson, Erik H. (dt. 1964, engl. 1958). Der junge Mann Luther. Eine psychoanalytische und historische Studie. München: Szczesny.
    • Haustein, Jörg (1990). Martin Luthers Stellung zum Zauber- und Hexenwesen. Stuttgart: Kohlhammer.
    • Herlitz, Georg & Kirschner, Bruno (1927, 1987 Nachdruck). Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens. 5 Bde. Frankfurt: Jüdischer Verlag bei athenäum.
    • Hirsch, Rudolf  & Schuder, Rosemarie (1987). Der gelbe Fleck. Wurzeln und Wirkungen des Judenhasses in der deutschen Geschichte. Berlin: Rütten und Loening.
    • Kremers, Heinz (1985, Hrsg.). Die Jueden und Martin Luther. Martin Luther und die Juden. Geschichte - Wirkungsgeschichte - Herausforderung.  Neukirchen-Vluyn: Neukirchener.
    • Läpple, Alfred (1982). Martin Luther. Leben. Bilder. Dokumente. München: Oldenbourg. [Hintergrund: katholischer Professor, Vorwort von Kardinal Ratzinger, jetziger Benedikt XVI., schöne Synopsis,  Zeittafelvergleich,  zwischen Luthers Leben und den geschichtlichen Ereignissen; mit 32 Dokumenten]
    • Lange-Eichbaum, W. & Kurth, W. & Ritter, W.  (1989). Luther . In: Genie, Irrsinn und Ruhm (11. Bde.) , Bd. 6 Die religiösen Führer (1989), 131-141. 7. völlig neu  bearbeitete Auflage von Wolfgang Ritter. München: Reinhardt. [mit 68 biographischen und pathographischen Quellen]
    • Luthers Schriften wider die Irrthümer ... der Juden und Türken > Walch Con.
      • Daß Jesus Christus ein geborener Jude sei (1523)
      • Brief des Justus Jonas an Andreas Rem, Bürger zu Augsburg (1523)
      • Luthers Schreiben an Bernhard, einen bekehrten Juden (1523)
      • Luthers Schreiben an den Juden Jesel zu Roßheim (10. Dezember 1537)
      • Luthers Brief wider die Sabbather an einen guten Freund (März 1538)
      • Von den Juden und ihren Lügen (verfaßt 1542, ausgegeben 4.1.1543)
      • Luthers Schrift vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi (März 1543)
    • Majunke, Paul. (1895, 12. u. 13. A.). Geschichtslügen. Eine Widerlegung landläufiger Entstellungen auf dem Gebiete der Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Kirchengeschichte. Aufs neue bearbeitet von Freunden der Wahrheit. Paderborn: Schöningh. [Darin Luther und die Reformation mit ca. 75 Seiten vertreten. Der Autor hat einen katholischen Hintergrund]
    • Obermann, Heiko A. (1985). Die Juden in Luthers Sicht. In: Kremers (1985), 136-162.
    • Osten-Sacken , Peter von der (2002). Martin Luther und die Juden. Neu untersucht anhand von Anton Margarithas 'Der gantz Jüdisch glaub' (1530/31). Stuttgart: Kohlhammer.
    • Prause, Gerhard (1966). Luthers Thesenanschlag ist eine Legende. In: Niemand hat Kolumbus ausgelacht - Fälschungen und Lügen der Geschichte richtig gestellt, 75-88. Düsseldorf: Econ
    • Reiter, P. J.  (1937, 1941). Martin Luthers Umwelt, Character und Psychose, sowie die Bedeutung dieser Faktoren für seine Entwicklung und Lehre.  I. Die Umwelt. II. Luthers Persoenlichkeit, Seelenleben und Krankheiten. Kopenhagen: Leven & Munksgaard
    • Sasse, Martin (1938, Hrsg.). Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen! Herausgegeben von Landesbischof Martin Sasse, Eisenach [ich habe eine Fernleihekopie von der Württembergischen Landesbibliothek; Kosten 1,50 Euro] ( Lebensdaten )
    • Walch, Joh. Georg (1890-1910, Nachdruck 1986). Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften, herausgegeben von Dr. Joh. Georg Walch, Zwanzigster Band. Reformations-Schriften. Zweite Abteilung. Dogmatische Polemische Schriften. B. Wider die Sacramentierer und andere Schwärmer sowie auch wider die Juden und Türken. St. Louis, Missouri, USA: Concordia Publishing. Nachdruck 1986:  Groß-Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms.
    • Walther, Wilhelm (1917, 8.A.). Luthers Charakter. Eine Jubiläumsausgabe der Allgemeinen-Evangelisch-Lutherischen Konferenz. Leipzig: Scholl. [nationalistisch gefärbte Hagiographie , interessant  im Schlußteil, in dem Luthers dümmlicher Chauvinismus und seine Vorurteile gegen andere Nationen völlig unverblümt ausgesprochen werden: Italiener, Franzosen, Spanier, Engländer - bei denen Luther schon an der Sprachakustik - "... da sie die Worte  läppisch und zischend aussprechen" - die Unwahrhaftigkeit des Charakters erkennen will.]
    • Wette, de (1825-1828; 1856). Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken. I-V. Berlin:  . Bd. VI. wurde 1856 von Seidemann herausgegeben.




    Links (Auswahl: beachte )  Quelle oder Sekundärquelle := [Q]
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    • Martin Luther: Unbarmherziger Verfolger der Juden [ Q ]

    wird im Laufe der Zeit überarbeitet, ergänzt, ausgebaut - Kritik und Anregungen an: sekretariat@sgipt.org


    Anmerkungen und Endnoten:
    ___
    Eigene Entwicklung zum Freidenker . Ich war bis zum 13. Lebensjahr evangelisch (Vater), dann bis zum 21. Lebensjahr katholisch (Mutter) und trat dann aus der Kirche aus. Ich erlebte von 14-20 selbst engagierte religiöse Phasen als jugendlicher / heranwachsender Christ und geriet über die Frage der Rolle der Kirche in Kriegen, des Militärs und des Unrechts in der Welt, in das die Kirchen vielfach verstrickt waren und sind, in eine tiefere metaphysische Krise, die mit meinem Kirchenaustritt und Abwendung von Gott endete. Ein verantwortlicher Gott war mit dem Geschehen dieser Welt für mich nicht in Einklang zu bringen. Also konnte es keinen geben. Ich stand dann dem Bund für Geistesfreiheit in Nürnberg nahe und vertiefte im Laufe der Zeit bis in die Gegenwart meinen Standpunkt als Freidenker und Freigeist. Ich anerkenne metaphysische Bedürfnisse bei den Menschen, auch in Kirchen und verstehe mich daher als metaphysisch liberaler Freigeist. Meine Toleranz hört da auf, wo auserwählte Ansprüche - die ich hasse und bekämpfe wie das Missionieren - anfangen. In aufgeklärten Staaten sollten Theologien weder Platz in Universitäten noch in der Steuergesetzgebung haben. Kirche und Staat sollten streng und strikt getrennt werden.
    ___
    1) Luther hat ein gigantisches Werk hinterlassen und es gibt  mehrere große Lutherausgaben. Ich folge der Ausgabe, mit der ich in der Universitätsbibliothek Erlangen fündig wurde: Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften, herausgegeben von Dr. Joh. Georg Walch, Zwanzigster Band. Reformations-Schriften. Zweite Abteilung. Dogmatische Polemische Schriften. B. Wider die Sacramentierer und andere Schwärmer sowie auch wider die Juden und Türken. Große-Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms. Sämtliche Quellenangaben und Zitate entstammen dieser Ausgabe.
    ___
    Von Luther gibt es verschiedene Stellungnahmen und Äußerungen über die Juden . In der oben zitierten Ausgabe von Walch finden sich folgende:
        Luthers Schriften wider die Irrthümer u.s.w. der Juden und Türken
    • Daß Jesus Christus ein geborener Jude sei (1523)
    • Brief des Justus Jonas an Andreas Rem, Bürger zu Augsburg (1523)
    • Luthers Schreiben an Bernhard, einen bekehrten Juden (1523)
    • Luthers Schreiben an den Juden Jesel zu Roßheim (10. Dezember 1537)
    • Luthers Brief wider die Sabbather an einen guten Freund (März 1538)
    • Von den Juden und ihren Lügen (verfaßt 1542, ausgegeben 1543)
    • Luthers Schrift vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi (März 1543)


    Anmerkung: In seiner letzten Predigt, vier Tage vor seinem Tod, also am 14.2.1546, und vorzeitig wegen Schwäche abgebrochen, befaßte sich Luther noch mit den Juden. Aus dieser Predigt wird in Sasse , Lebensdaten 1938, S. 15, zitiert. Wahrscheinlich gibt es auch noch viel mehr  Stellen in seinen Briefen und Tischreden. Dies könnte ein Gesamtregister der kritischen Weimarer Ausgabe leisten, die  2007 endlich abgeschlossen sein soll. Nach 500 Jahren Luther wäre das auch wohl kein übereilter Schritt zumal wir uns hier ja in Deutschland befinden und nicht im australischen Busch. Die mir zur Zeit (06/2005) zugänglichen ersten beiden Registerbände waren zwar bis zum Buchstaben K geplant, der 2. Bd. geht aber nur bis zum Wort "Häutung", so daß der dritte abgewartet werden muß, um einfacher suchen und finden zu können.

        Weitere bislang gefundene Stellen, in denen sich Luther zu den Juden äußert:

    • Es sei erlaubt, Gotteslästerer zu töten (Tischrede).
    • Die Wucherer an den Galgen siebenmal höher als andere Diebe hängen.
    • Aus Luthers letzter Predigt 14.2.1546 "Vermahnung wider die Juden!": In Sasse , ( Lebensdaten ) 1938, S. 15, zitiert [dort  g e s p e r r t  hier kursiv-fett ]: "Übers andere habt Ihr auch noch die Juden im Lande, die da großen Schaden tun. ... Nun ists mit den Juden also getan, daß sie unsern Herrn Jesus Christum nur täglich lästern und schänden. ... Darum sollt ihr Herrn sie nicht leiden, sondern wegtreiben . ... Sie sind unsere öffentlichen Feinde , hören nicht auf, unseren Herrn Christum zu lästern, heißen die Jungfrau Maria eine Hure, Christum ein Hurenkind; uns heißen sie Wechselbälge [RS: vertauschte Kinder] oder Malkälber [RS: mit einem Mal Gezeichnete]. Und wenn sie uns könnten alle töten, so täten sie es gerne und tuns auch oft, besonders die, die sich für Ärzte ausgeben. ... So können sie die Arznei auch handhaben, die man in Welschland [RS: Italien] kann, wo man einem ein Gift beibringt, davon er in einer Stunde, in einem Monat ... sterben muß."

    • Darum seid unverworren mit ihnen als mit denen, die da nichts anderes bei euch tun, als daß sie unserm Herrn Jesum Christum greulich lästern; stehen uns nach Leib, Leben, Ehre und Gut. ... Darum kann ich mit den verstockten Lästerern und Schändern dieses lieben Heilandes keine Gemeinschaft und Geduld haben. ...." (Erlanger Ausgabe, Bd. 65, S. 189).
    ___
    Bildmontage und Quellen : Montage von links nach rechts: (1) Buchcover von der Osten-Sacken (Kohlhammer-Verlag). (2) Lutherporträt von Lucas Cranach d.Ä., 1529. (3) Faksimile 1543er Wittenberger Ausgabe [ DHM (genehmigt)]. (4) "Schmutztitel" der Schrift des thüringischen Landesbischofs Martin Sasse ( Lebensdaten ) von 1938 [Kopie durch Fernleihe UB Erlangen]. (5) Hitler [ DHM (genehmigt)],
    ___
    1453-1500-1555 . Auswahl, zusammengestellt aus verschiedenen Chroniken, dem Kulturfahrplan und anderen Quellen.
    ___
    Glaubensfrage überhaupt. Luther gebärdet sich in der grundsätzlichen Glaubensfrage nicht als großer Geist, sondern eher als undifferenzierter geistig Verwirrter oder übler Agitator, wenn er wissen und glauben in seinen Vorhalten z.B. gegenüber den Juden durcheinanderbringt. Das ist ja gerade die berechtigte und notwendige Kritik des Rationalismus und der Aufklärung, daß glauben und wissen etwas ganz Verschiedenes sind, wenn auch dem psychologischen Glauben eine enorme Bedeutung zukommt. Luther ist vollkommen unfähig - oder zumindest unwillig -, die Relativität und Fragwürdigkeit allen Glaubens zu erkennen und daraus das notwendige Toleranz gebot, wie es die Menschenrechte verlangen, abzuleiten - was die heutige evangelische Kirche längst überwunden und akzeptiert hat, wenn sie auch in der Missionierungsfrage die Menschenrechte weiterhin mißachtet (missionieren heißt Ethnozid [ L2 ] betreiben). Siehe Kritik der Lutherschen Polemik.

    litt er auch ..: Diese Frage werde ich in Luthers Psychopathographie genauer untersuchen.
    ___
    Psychopathographie Luthers . Ich sammle seit einiger Zeit Material und arbeite an einer Psychopathographie Luthers. Angesichts seines gigantischen Werkes und Wirkens ist das aber ein sehr schwieriges Unterfangen. Schließlich ist er ein sehr widerspruchsvoller und gewaltiger Geist und Charakter.
    __
    distanzieren müssen . Die meisten Lutherbiographien sind hagiographisch -unkritisch und verstecken den schlechten Luther. Merkwürdig ist allerdings, daß selbst jüdische ForscherInnen Luther schützen, wie z.B. Hannelore Noack noch 1999 in ihrer Dissertation: Unbelehrbar? Antijüdische Agitation mit entstellten Talmudzitaten. Antisemitische Aufwiegelung durch Verteufelung der Juden - siehe .
    __
    Pest . [Zitat S. 117f aus] Vasold, Manfred (1991 ). Pest, Not und schwere Plagen. Seuchen und Epidemien vom Mittelalter bis heute. München: C.H. Beck
    __
    Warum tritt Luther ins Kloster ein ? Über diese Frage hat Emme viel gearbeitet und hierzu zwei interessante Bücher vorgelegt. Er vertritt - angeregt von - die Ansicht, daß Luther einen Kommilitonen im Duell getötet hat und vor Verurteilung fliehen mußte - wie weiland Moses . Er rettete sich quasi ins Kloster oder wurde 'zwangsverpflichtet'. Emme belegt (1991, S. 22) unter Berufung auf  de Wette (Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken, 6 Bde. 1825-1856, 2. Bd., S. 101), daß Luther nicht freiwillig ins Kloster ging mit Luthers eigenem Bekenntnis, daß er " ein gezwungen und gedrungen Gelübde " abgelegt habe. Dem Problem gehe ich in der Psychopathographie weiter auf den Grund.
    __
    Vorreformatoren , z.B.: John Wyclif (~1325-1384, 1 ), Jan Hus (1369-1415, 1 ), Waldus bzw. Valdus [danach Waldenser] (~1140-1206, 1 , 2 ) , Geert Grote (1340-1384, 1 ), Savonarola (1452-1498, 1 ,).
        Lit: Frank, Günter & Niewöhner, Georg (2004). Reformer als Ketzer. Heterodoxe Bewegungen von Vorreformatoren. Stuttgart-Bad Cannstadt: Frommann-Holzboog. Klappentext: "Herausgegeben von Günter Frank und Friedrich Niewöhner. Unter Mitarbeit von Sebastian Lalla. Die Vorstellung von einer Einheit und Einheitlichkeit der christlichen Religion (orbis christianus) in der Patristik und im Mittelalter erweist sich als eine Illusion. Tatsächlich gibt es seit dem Entstehen des Christentums eine Vielzahl von heterodoxen Bewegungen, die teilweise niemals von der christlichen Kirche absorbiert werden konnten. Bewegungen wie die frühchristliche Gnosis, Paulikianer, Bogumilen, Antitrinitarier, Katharer, Albigenser und Waldenser, markieren einen religionsgeschichtlichen Gürtel zwischen Armenien und der iberischen Halbinsel, dessen Lebendigkeit die Jahrhunderte überdauerte. Der vorliegende Band gibt einen exemplarischen Einblick in die Geschichte einiger dieser Bewegungen unter dem bis ins 19. Jahrhundert verwendeten Leitbegriff einer sogenannten Vorreformation."
        Hierzu die Rezensionen - Süddeutsche Zeitung vom 02.06.2004: "Die Ketzer- und Reformbewegungen des Mittelalters würden meist nur als Vorläufer der Reformation wahrgenommen, bedauert Friedemann Voigt, was seines Erachtens an der antihistorischen Strömung des Neuen Protestantismus im 19. Jahrhundert lag, die alle Vorläufer enthistorisierte, weil sie die einmalige Stellung Luthers und der Reformation gefährdeten. Damit wurde den Vorreformatoren doppelt Unrecht angetan, schlussfolgert Voigt: von der katholischen Kirche wurden sie zu Ketzern erklärt, von der Reformation vereinnahmt, später aktiv übergangen. Um so mehr begrüßt der Rezensent den vorliegenden Band, der den verschiedenen Ketzerbewegungen individuelles Profil verleiht. Das gibt es die Waldenser und die Wycliffiten, Reformatoren wie Joachim von Fiore und Tauler oder den "Catalogus testium veritatis" von Flacius, der eine Sammlung antipästlicher Schriften enthielt und bereits die "Umwertung der Werte" festschreibt, so Voigt: aus Ketzern wurden Heilige, aus dem Papst der Anti-Christ usw. Für ihn der Entwurf einer "politischen Theologie par excellence". Dieser Band läßt den verschiedenen Bewegungen Recht widerfahren, schließt Friedemann Voigt befriedigt." [ Q ]
    __
    Deutsche Bibeln populär . "Schon vor Martin Luther wurde die Bibel ins Deutsche übersetzt. So kennen wir 18 vorlutherische gedruckte Bibeln. Jedoch fanden diese Übertragungen noch keine weite Verbreitung. Erst die Reformation brachte die Idee zum Durchbruch, dass jeder Christ, also auch der ungebildete Laie sich unmittelbar mit dem Text der Bibel, sei es durch persönliche Lektüre, sei es durch die Lesung im Gottesdienst, vertraut machen soll. Also galt es Übersetzungen der Bibel ? möglichst aus den Urtexten ? in die verschiedenen Volkssprachen zu erarbeiten. Diese Übersetzungen konnten durch die neue Technik des Buchdrucks vervielfältigt werden und gewährten der Bibel eine noch niemals zuvor vorhandene Verbreitung. Luthers deutscher Bibelübersetzung kommt in diesem Zusammenhang als Vorbild eine besondere Bedeutung zu." [Quelle: UB-Leipzig URL geändert]
    __
    95 Thesen. Gerhard Prause (1966) faßt in seinem Buch "Niemand hat Kolumbus ausgelacht - Fälschungen und Lügen der Geschichte richtig gestellt" die Geschichte der 95 Thesen - es waren zunächst auch nur 93 - im Kapitel 3 zusammen. Demnach geht die Mythe vom Anschlag der 95 Thesen auf einen Lesefehler des einzigen Zeitzeugen Johann Schneiders aus Eisleben, genannt Agricola, zurück. Man las "me teste" (wie ich bezeugen kann) statt, wie sich später herausstellte "modeste" (in bescheidener Weise). Prause (S.76): "Jahrhunderte lang war die Forschung also einem ganz simplen Lesefehler erlegen. Die Stelle in jener Wittenberger Handschrift, die man so lange für einen Augenzeugenbericht gehalten hatte, heißt richtig: 'Im Jahre 1517 legte Luther in Wittenberg an der Elbe nach altem Universitätsbrauch gewisse Sätze zur Disputation vor, jedoch in bescheidener Weise und damit ohne jemand beschimpft oder beleidigt haben zu wollen.'".
    __
    reaktiver Antisemitismus. Ein Antisemitismus als Reaktion auf den Antigoyismus auserwählter Juden nach dem Motto, lehnst Du mich ab, lehne ich Dich auch ab, ein sowohl urprimitives als auch zutiefst menschliches Reaktionsverhalten.
    __
    Evangelische Kirche und Hitler . "Nr. 17  Kirchliches Amtsblatt für Mecklenburg Jahrgang 1938. I.    Bekanntmachungen. 249) G. Nr. /24/II 5 h  Ein Mahnwort zur Judenfrage. ... als besondere Zugabe von der evangelischen Landeskirche: "Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen ... In dieser Stunde muß die Stimme des Mannes gehört werden, der als der deutsche Prophet im 16. Jahrhundert einst aus Unkenntnis als Freund der Juden begann, der, getrieben von seinem Gewissen, getrieben von Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden. Martin Sasse , Ev. Landesbischof von Thüringen 1938". [ SQ ] Hier der ganze Text aus Martin Sasses ( Lebensdaten ) Vorwort zur Herausgabe (1938) seiner Schrift "Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!":

    Lebensdaten Sasse, Martin . Geboren 15. August 1890 in Großdrenzig/Guben, gestorben 28. August 1942 in Eisenach - Pfarrer, Landesbischof; 1911-1914 Studium der Theologie in Tübingen, Halle, Berlin und Jena, 1914-1918 Soldat, 1921 Ordination, 1921-1922 Pfarrer in Heber/Böhmen, 1923 Oberpfarrer in Rothenburg/Oberlausitz, 1930-1933 Pfarrer in Lauscha, 1930 Mitglied der NSDAP, Mitglied der SA, Mitglied der KDC (Kirche Deutscher Christen).
        Nach Dr. Thomas A. Seidel "Im Übergang der Diktaturen", erschienen im Kohlhammer-Verlag  (Danke an Online-Redaktion Landeskirche Thüringen).
    __
    Evangelische Kirche und Schuldfrage. Von der evangelischen Kirche wurden seit 1945 mehrere Erklärungen zur Schuldfrage im Nationalsozialismus abgegeben [ 1 , 2 ,3,], aber meines Wissens bislang mit Ausnahme der Bayerischen evangelischen Landeskirche 1998 keine, die Luthers Antisemitismus kritisch feststellt. Die verschiedenen Erklärungen sind:

    • 1945 Stuttgarter Schuldbekenntnis
    • 1948 Bruderrat der EKD im April 1948 "Ein Wort zur Judenfrage" [ 1 , 2 ,]
    • 1950 Erklärung von Berlin-Weißensee 1950 im Wortlaut
    • 1975 Studie »Christen und Juden« der Studienkommission »Kirche und Judentum«, die 1967 vom Rat der EKD einberufen worden war.
    • 1980 Synodalbeschluß der Rheinischen Synode »Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden« vom 11. Januar 1980.
    • 1998 Erklärung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Nov. 1998 u.a. " Luther und die Juden ".
    • 2005 Verlautbarungen evangelischer Landeskirchen seit 1980 zum Verhältnis von Christen und Juden im Wortlaut
    Stuttgarter Schuldbekenntnis (Wortlaut): Das Deutsche Historische Museum ( dhm ) dokumentiert (auch: EKD: Url geändert):
    "Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland gegenüber den Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen vom 19. Oktober 1945 (Stuttgarter Schuldbekenntnis)
    Der Rat der Evangelischen Kirche Deutschland begrüßt bei seiner Sitzung am 18. Und 19. Oktober 1945 in Stuttgart Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen. Wir sind für diesen Besuch um so dankbarer, als wir uns mit unserem Volk nicht nur in einer großen Gemeinschaft der Leiden wissen, sondern auch in einer Solidarität der Schuld. Mit großem Schmerz sagen wir: Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an, daß wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.
        Nun soll in unseren Kirchen ein neuer Anfang gemacht werden. Gegründet auf die Heilige Schrift, mit ganzem Ernst ausgerichtet auf den Heiligen Herrn der Kirche, gehen sie daran, sich von glaubensfremden Einflüssen zu reinigen und sich selber zu ordnen. Wir hoffen zu dem Gott der Gnade und Barmherzigkeit, daß Er unsere Kirchen als Sein Werkzeug brauchen und ihnen Vollmacht geben wird, Sein Wort zu verkündigen und Seinem Willen Gehorsam zu schaffen bei uns selbst und bei unserem ganzen Volk.
        Daß wir uns bei diesem neuen Anfang mit den anderen Kirchen der ökumenischen Gemeinschaft herzlich verbunden wissen dürfen, erfüllt uns mit tiefer Freude.
        Wir hoffen zu Gott, daß durch den gemeinsamen Dienst der Kirchen dem Geist der Gewalt und der Vergeltung, der heute von neuem mächtig werden will, in aller Welt gesteuert werde und der Geist des Friedens und der Liebe zur Herrschaft komme, in dem allein die gequälte Menschheit Genesung finden kann.
        So bitten wir in einer Stunde, in der die ganze Welt einen neuen Anfang braucht: Veni creator spiritus!
        Gez. Landesbischof D. Theophil Wurm, Landesbischof D. Hans Meiser, Bischof D. Dr. Otto Dibelius, Superintendent Hugo Hahn, Pastor Hans Asmussen D.D., Pastor Martin Niemöller D.D. , Landesoberkirchenrat Dr. Hanns Lilje, Superintendent Heinrich Held, Pastor Lic. Wilhelm Niesel, Dr. Dr. Gustav Heinemann."
        Quelle: H. Michaelis, E. Schrapler (Hg.): Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart, Bd. 23, Berlin o.J., S. 307f.
    Die Bundeszentrale für Politische Bildung ( bpb ) führt zum "Stuttgarter Schuldbekenntnis" aus:
    "Nachdem der deutsche Episkopat im Hirtenwort vom 23. August 1945 zur Schuldfrage Stellung genommen hatte [13] , blieb für die Protestanten eigentlich nur noch offen, wie sie sich äußern sollten. Was dann Mitte Oktober 1945 in Stuttgart auf der ersten Zusammenkunft des vorläufigen Rates der EKD in Anwesenheit ökumenischer Vertreter gesagt wurde ("Stuttgarter Schuldbekenntnis"), war den einen zu viel, den anderen zu wenig. Insofern sorgte die vor allem von Martin Niemöller und Otto Dibelius verantwortete Erklärung zwar für einen Neuanfang mit der Ökumene, bildete aber gleichzeitig neuen Konfliktstoff innerhalb der zerrissenen Evangelischen Kirche in Deutschland. Eine der gravierendsten Schwächen der Erklärung bestand darin, dass sie zum Verhältnis von Christen und Juden nach der Shoah schwieg. Erst 1950 verabschiedete die EKD ein Wort zur "Judenfrage".
        Die Wiederaufnahme der ökumenischen Beziehungen brachte den deutschen Protestantismus in den Genuss ökumenischer Aufbauhilfe, aber auch in ein konzeptionelles Abhängigkeitsverhältnis zum ÖRK [14] . Aufgrund dieser Konstellation war die Großkirche gehalten, wenigstens im Bereich zwischenkirchlicher Hilfe eine Ökumene mit den in Deutschland bis dahin marginalisierten Freikirchen zu entwickeln. Die neue innerprotestantische Ökumene blieb freilich spannungsvoll und ließ die Chancen der Verständigung ungenutzt [15] . Zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Landes- und Freikirchen wurde auf Anregung des ÖRK 1947 in Frankfurt am Main die Ökumenische Centrale, 1948 die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) gegründet. Zwei Jahre nach der Stuttgarter Schulderklärung griff der Bruderrat der EKD am 7./8. August 1947 in Darmstadt die Schuldfrage noch einmal auf. Der nur vom kleineren Teil des Gremiums verantwortete Text des so genannten "Darmstädter Wortes" nannte als Wurzeln für den Nationalsozialismus auch das Verhalten des Protestantismus im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Als Gründe für den deutschen Irrweg wurden der Nationalismus, das Bündnis von Thron und Altar, das Versagen in der Sozialen Frage und die Missachtung der Analysen des "ökonomischen Materialismus" genannt [16] . Auch der schärfer werdende Ost-West-Konflikt war im Blick. Vor allem die während der Sitzung nicht anwesenden östlichen Bruderratsmitglieder kritisierten angesichts der Entwicklung in der Sowjetischen Besatzungszone die zu unkritische Haltung des "Darmstädter Wortes" gegenüber dem Marxismus. Ein weiteres Problem - exemplarisch für viele andere kirchenleitende "Worte" - lag in der fehlenden Vermittlung der knappen, gedanklich vielfach schwierigen Thesen an die Gemeinden."
    Erich Zenger auf der Website Jüdisch-Christliche Beziehungen: " 3. Stellungnahmen der evangelischen Kirchen
    Im Raum der evangelischen Kirchen kündigte sich die Revision des theologischen und kirchlichen Denkens schon früher an. Die EKD-Synode in Berlin-Weißensee formulierte bereits 1950 wegweisend: »Wir glauben, dass Gottes Verheißung über dem von ihm erwählten Volk Israel auch nach der Kreuzigung Jesu Christi in Kraft geblieben ist.«7 Auf diesem Weg sind seither zahlreiche Gliedkirchen der EKD gefolgt. Und die EKD selbst hat zwei von ihrer Studienkommission »Kirche und Judentum« verfasste Studien »Christen und Juden I« (1975) sowie »Christen und Juden II« (1991) publiziert, die über den bislang erreichten Konsens hinaus den Fragehorizont abstecken, in dem künftig weiter gearbeitet werden muss.
        Der weite Weg, den die evangelischen Kirchen in Deutschland in ihrer theologischen Sicht des Judentums in den letzten fünfzig Jahren gegangen sind, wird besonders erkennbar, wenn man den beiden Studien »Christen und Juden« den überhaupt ersten theologischen Text zum Verhältnis von Christen und Juden gegenüberstellt, der je von einem kirchlichen Gremium in Deutschland veröffentlicht wurde. Dieses »Wort zur Judenfrage« wurde am 8. April 1948 vom sogenannten Bruderrat der evangelischen Kirche in Deutschland verabschiedet, einem Gremium, dem Theologen angehörten, die in der Bekennenden Kirche Widerstand gegen die Nazis geleistet hatten - und die vor dem Hintergrund der Jahrhunderte langen theologischen und kirchlichen Verachtung der Juden offensichtlich nicht anders sprechen konnten: »Indem Israel den Messias kreuzigte, hat es seine Erwählung und Bestimmung verworfen ... Die Erwählung Israels ist durch und seit Christus auf die Kirche aus allen Völkern, aus Juden und Heiden, übergegangen.«8 Unabhängig von der Frage, dass es historisch falsch ist, »die Juden« bzw. »Israel« für die Kreuzigung Jesu verantwortlich zu machen, wird hier dogmatisch behauptet, was der biblischen Grundbotschaft von der Unwiderrufbarkeit der Erwählung Israels widerspricht."
    Wort zur Judenfrage vom April 1950 Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.  [ Q ]
    "Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Berlin-Weißensee vom 23. bis 27. April 1950 stand unter dem Thema ?Was kann die Kirche für den Frieden tun?" in der Aussprache setzte sich ganz überraschend und gänzlich unprogrammgemäß die Überzeugung durch, die Synode müsse vor einem Wort zum Frieden ein Wort zur Judenfrage sagen. Nur dann sei sie berechtigt, auch zum Frieden zu reden. So wurde ... über Nacht das Wort erarbeitet, von dem gesagt werden muß, daß es mindestens schon seit 1945 seitens der Evangelischen Kirche Deutschlands hätte gesprochen werden müssen" (Johannes Beckmann in der Einleitung im Kirchlichen Jahrbuch 1950, 5). Das ?Wort zur Judenfrage" (häufig auch als ?Wort zur Schuld an Israel" zitiert) geht also darin über das Stuttgarter Schuldbekenntnis, (E.III.1) hinaus, dass es ausdrücklich bekennt, dass die Kirche mitschuldig geworden ist ?an dem Frevel, der durch Menschen unseres Volkes an den Juden begangen worden ist". Im Gegensatz zum Wort des Bruderrats der EKD (E. III.7) betont es außerdem, ?daß Gottes Verheißung über dem von ihm erwählten Volk Israel auch nach der Kreuzigung Jesu Christi in Kraft geblieben ist". Damit zeigt sich ein erster Ansatz eines neuen theologischen Nachdenkens über das Verhältnis der Kirche zum Judentum.
    Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf dass er sich aller erbarme. Röm. 11,32
    • Wir glauben an den Herrn und Heiland, der als Mensch aus dem Volk Israel stammt.
    • Wir bekennen uns zu der Kirche, die aus Judenchristen und Heidenchristen zu einem Leib zusammengefügt ist und deren Friede Jesus Christus ist.
    • Wir glauben, daß Gottes Verheißung über dem von ihm erwählten Volk Israel auch nach der Kreuzigung Jesu Christi in Kraft geblieben ist.
    • Wir sprechen es aus, daß wir durch Unterlassen und Schweigen vor dem Gott der Barmherzigkeit mitschuldig geworden sind an dem Frevel, der durch Menschen unseres Volkes an den Juden begangen worden ist.
    • Wir warnen alle Christen, das, was über uns Deutsche als Gericht Gottes gekommen ist, aufrechnen zu wollen gegen das, was wir an den Juden getan haben; denn im Gericht sucht Gottes Gnade den Bußfertigen.
    • Wir bitten alle Christen, sich von jedem Antisemitismus loszusagen und ihm, wo er sich neu regt, mit Ernst zu widerstehen und den Juden und Judenchristen in brüderlichem Geist zu begegnen.
    • Wir bitten die christlichen Gemeinden, jüdische Friedhöfe innerhalb ihres Bereiches, sofern sie unbetreut sind, in ihren Schutz zu nehmen.
    • Wir bitten den Gott der Barmherzigkeit, daß er den Tag der Vollendung heraufführe, an dem wir mit dem geretteten Israel den Sieg Jesu Christi rühmen werden. E.III.12
    Wortlaut in: Kirchliches Jahrbuch für die Evangelische Kirche in Deutschland 1950, Gütersloh 1951, 5f."
    Aus der Erklärung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zum Thema "Christen und Juden" vom November 1998 "... 3. Luther und die Juden: Es ist für eine evangelisch-lutherische Kirche, die sich dem Werk und Erbe Martin Luthers verpflichtet weiß, unerläßlich, auch seine antijüdischen Äußerungen wahrzunehmen, ihre theologische Funktion zu erkennen und ihre Wirkung zu bedenken9. Sie hat sich von jedem Antijudaismus in lutherischer Theologie zu distanzieren. Hierbei müssen nicht nur seine Kampfschriften gegen die Juden, sondern alle Stellen im Blick sein, an denen Luther den Glauben der Juden pauschalisierend als Religion der Werkgerechtigkeit dem Evangelium entgegensetzt. ... "
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    Antonius Margaritha, (1490-), Sohn eines Rabbiners aus Regensburg und Täufling , machte in seinem damals weit verbreiteten Buch "Der gantz Jüdisch glaub ..."  u.a. Anleihen bei den Täuflingen Pfefferkorn (Agent und Werkzeug der Dominikaner) und Victor von Karben. Joselmann von Rosheim, 1530 bei Karl V. in Augsburg, widerlegte Margaritha, der daraufhin gefangen genommen und aus Augsburg ausgewiesen wurde.
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    Täufling. Ein Jude, der sich taufen ließ.
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    Querverweise
    Standort: Martin Luthers Antisemitismus.
    Von den Juden und ihren Lügen. Gif-Faksimile Belege * Luthers Äußerungen über die Juden. Eine Synopsis * Luther und die Pest . * Geschichtslügen *
    Psychopathographie Luthers (in Arbeit) .
    Überblick 3. Reich, Faschismus, Diktatoren und Tyrannen. Geschichte, Aufarbeitung, Auseinandersetzung und Abgrenzung .
    FAQ Israel, Juden, Holocaust, Antisemitismus und Deutschland - Benennung und Darstellung tabuisierender Dogmen, Fragen und Probleme im deutsch-jüdischen Verhältnis .
      * Auserwählt im Namen Jahwes, Gottes und Allahs * Auserwählt Zitate aus des Talmud * Traktat über die drei Betrüger *
    Überblick und Kritik der Metaphysik, Religion, Sekten, Ideologie und Weltanschauung
      * Menschenrechte * Vorschläge für eine bessere Welt *
    Externe Querverweise:
      * https://www.netzgegenrechts.de * Linkliste Aktionen gegen rechts *
      * * Attac * Transparency * Greenpeace * Amnesty International * Human Right Watch * Vorbilder *
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von " google ": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Luther Juden site:www.sgipt.org
    *
    Dienstleistungs-Info .
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf ( DAS ). Martin Luthers Antisemitismus. Von den Juden und ihren Lügen. War Luther "nur" reaktiv antisemitisch? IP-GIPT  Erlangen: https://www.sgipt.org/sonstig/metaph/luther/judens.htm
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