In ihrem vielbeachteten Buch "Klassenbeste. Wie Herkunft unsere Gesellschaft spaltet" hat die Leipziger Journalistin und Literaturkritikerin das Thema Herkunft auf sehr personliche und eindrucksvolle Weise verhandelt. Nun widmet sie sich in einem schmalen aber sehr informativen Band dem Begriff, der aus Herkunft ein Stigma macht: Klassismus.
Marlen Hobrack
fragt, warum die Herkunft gerade in Deutschland noch immer so entscheidend fur den Lebenslauf ist, warum es uns so schwer fallt, uber Klassenzugehorigkeit zu sprechen und woran man eigentlich die Mittelklasse erkennt. Ein erhellender und kluger Essay, der ein großes Thema mit leichter Hand erklart.
Angaben zum Buch
Marlen Hobrack: "Klassismus"
Reclam 2024
100 Seiten
12 Euro
ISBN: 978-3-15-020714-7
Vor 75 Jahren, am 21. Mai 1949, nahm sich der Schriftsteller und Journalist Klaus Mann das Leben. Geboren 1906, fuhrte er das ausschweifende und bewegte Leben eines hochbegabten Dandys, der sich immer wieder gegenuber seines (Uber)vaters Thomas Mann behaupten musste.
Wahrend seine Jugend in Munchen noch wohlbehutet war und die Weimarer Republik ihm erste berufliche Chancen bot, begann mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten eine ruhelose Odyssee, die den Exilanten nach Frankreich, in die Niederlande und spater in die USA fuhrte und zugleich große Romane wie "Mephisto" hervorbrachte. Thomas Medicus beschreibt vor allem die zerrissene Personlichkeit Klaus Manns, die zu Extremen neigte und einen scharfen Verstand mit tiefer Verzweiflung vereinen musste. Ein eindrucksvolles Portrat.
Angaben zum Buch
Thomas Medicus: "Klaus Mann. Ein Leben"
Rowohlt Berlin 2024
544 Seiten
28 Euro
ISBN: 978-3-7371-0154-7
Auf vielen Fotos von Bertolt Brecht sieht man den Dichter und Dramatiker mit einer Zigarre im Mund. Es ist nicht der einzige Hinweis auf die Lebensart eines Mannes, der es sich gern gut gehen ließ. Ob im Exil in Danemark und den USA in den 30er-Jahren, ob in Ostberlin, wo er 1949 das Berliner Ensemble grundete: Eine gute Wohnung musste sein und ein ordentliches Auto auch.
Dass fur die Einrichtung des bequemen Zuhauses und die Versorgung mit allen Annehmlichkeiten vor allem Bertolt Brechts Frauen und Geliebte sorgten, auch davon handelt das Buch von Ursula Muscheler. Sie zeigt einmal mehr, dass ein großer Schriftsteller seinen Erfolg auch seinen Partnerinnen verdankt, die ihm den Rucken freihalten und, im Falle Brechts, die Zigarren besorgen.
Angaben zum Buch
Ursula Muscheler: "Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto. Bertolt Brechts Lebensstil"
Berenberg 2024
160 Seiten
26 Euro
ISBN: 978-3-949203-78-7
Das Thema Europa lasst Robert Menasse nicht los. Das bewies er schon in seinem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman "Die Hauptstadt", der die Brusseler Burokratie parodiert. Auch "Die Erweiterung" widmet sich der Europaischen Union, diesmal aus der Perspektive Polens. Nun hat der Wiener Schriftsteller eine "Streitschrift fur das Friedensprojekt Europa" geschrieben.
Inspiriert ist sie von "Die Welt von Gestern", einem Buch, in dem Stefan Zweig sich an das kosmopolitische Europa im Jahr 1914 erinnert, von dem nur ein Jahr spater nichts mehr ubrigblieb. In "Die Welt von morgen" schaut Robert Menasse nun in die Zukunft Europas, die fur ihn trotz aller Widerstande und Herausforderungen in Kooperation und gemeinsamen demokratischen Ideen liegt. Das große Pladoyer eines Schriftstellers, der auch in schwierigen Zeiten seine europaische Identitat unbedingt verteidigt sehen will.